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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mayenne (Ort) - Mayfair

zucht; auch die Bienenzucht ist allgemein verbreitet. Der Bergbau auf Eisen, Stein- und Braunkohlen sowie die Benutzung der Marmor-, Schiefer-, Granit- und anderer Steinbrüche ist von Wichtigkeit. Von den Gewerben ist die Baumwollspinnerei und -Weberei zu erwähnen. Eisenbahnen bestehen 288,5 km, Nationalstraßen 484 km. Das Departement besitzt 1 Lyceum und 3 Collèges. - Vgl. Joanne, Géographie du département M. (Par. 1881).

Mayenne (spr. maiénn), Hauptort des franz. Arrondissements M. am gleichnamigen Flusse und an den Linien Laval-M.-Caen und Pré en Pail-Fougères der Westbahn, hat (1891) 7386, als Gemeinde 10428 E., in Garnison das 130. Infanterieregiment, eine schöne Kirche Notre-Dame, Denkmal des Erzbischofs Cheverus (1768-1836), ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Handelsgerichts, eines Seminars, einer Handelskammer und hat Baumwoll- und Wollspinnerei, Leinwand-, Kaliko- und Taschentuchfabrikation, Gerberei, Hemden- und Hosenfabrikation. Auch die Umgegend nimmt an dieser Industrie starken Anteil. Am rechten Flußufer erhebt sich das alte Felsenschloß (jetzt Gefängnis) der ehemaligen Herren von M. Den Titel eines Herzogs von M. führte der Guise (s. d.) Charles von Lothringen, der 1611 starb.

Mayen-Reuß, s. Meienreuß.

Mayer, Adolf Eduard, Agrikulturchemiker, geb. 9. Aug. 1843 in Oldenburg, studierte in Heidelberg, Gent und Halle, habilitierte sich 1868 in Heidelberg für Agrikulturchemie, wurde dort 1875 außerord. Professor, 1876 nach Wageningen in Holland an die dortige höhere landwirtschaftliche Schule und Versuchsstation berufen und wurde 1889 Präsident des Kollegiums der holländ. Versuchsstationsvorstände. Er schrieb u. a.: «Lehrbuch der Agrikulturchemie» (2 Tle., Heidelb. 1870; 3. Aufl. 1886), «Lehrbuch der Gärungschemie» (ebd. 1873; 3. Aufl. 1879), «Die Lehre von den chem. Fermenten» (ebd. 1882).

Mayer, Jul. Robert von, Naturforscher, geb. 25. Nov. 1814 zu Heilbronn, studierte in Tübingen Medizin und begab sich dann zu seiner weitern praktischen Ausbildung nach München und Paris. Im Febr. 1840 ging er von Rotterdam aus auf einem ostind. Kauffahrer als Schiffsarzt in See, blieb von Mitte Mai bis Ende September auf der Insel Java und studierte dort namentlich den wichtigen Einfluß, den das heiße Klima auf den menschlichen Organismus ausübt, wozu auch besonders die Wahrnehmung gehörte, daß das Venenblut bei Aderlässen eine dem arteriellen Blute ähnliche hellrote Färbung zeigt. Die Erkenntnis, daß wegen des in heißen Klimaten verminderten Bedürfnisses der organischen Wärmeerzeugung sich das arterielle Blut in den Kapillaren weniger desoxydiere als in kälterer Umgebung, führte ihn zu der Theorie, daß nicht nur die animalische Wärme, sondern auch die vom Organismus hervorgebrachte Bewegung oder Arbeit auf Kosten eines Verbrennungsprozesses erfolge. Im Frühjahr 1841 nach Württemberg zurückgekehrt, erhielt er die Stellung eines Oberamtswundarztes zu Heilbronn, die er jedoch nach einigen Jahren wieder niederlegte. 1876 wurde er in den persönlichen Adelsstand erhoben; er starb 20. März 1878 zu Heilbronn.

Auf dem Gebiete der mechan. Wärmetheorie hatte sich M. die Aufgabe gestellt, die konstante Beziehung zwischen Arbeit und Wärme oder das Mechanische Äquivalent der Wärme (s. d.) zu bestimmen; er löste dieselbe durch die Berechnung der Wärmemenge, die durch Gaskompression erzeugt wird, und legte das Ergebnis seiner Forschungen in Wöhler und Liebigs «Annalen der Chemie und Pharmacie» (Maiheft 1842: «Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur»), sodann in der Schrift «Die organische Bewegung in ihrem Zusammenhange mit dem Stoffwechsel» (Heilbr. 1845) nieder. Den außerordentlich großen thermischen Effekt kosmisch bewegter Körper behandelte er in den «Beiträgen zur Dynamik des Himmels» (Heilbr. 1848), darauf folgten «Bemerkungen über das mechan. Äquivalent der Wärme» (ebd. 1851). Eine Gesamtausgabe seiner Schriften erschien als «Die Mechanik der Wärme» (Stuttg. 1867; 3. Aufl. 1893, hg. von Weyrauch); der 1. Auflage derselben folgten «Naturwissenschaftliche Vorträge» (ebd. 1871), und nach der 2. Auflage kamen zwei Abhandlungen u. d. T. «Die Torricellische Leere und über Auslösung» (ebd. 1876); «Kleinere Schriften und Briefe», hg. von Weyrauch, erschienen 1893 ebd.; M. sprach zuerst den früher nur vorgeahnten Grundsatz bestimmt und klar aus und bewies, daß nicht nur der Materie, sondern auch der lebendigen Kraft in ihren verschiedenen Formen, also der Bewegung, der Wärme, dem Licht und der Elektricität, die Eigenschaft quantitativer Unzerstörbarkeit zukomme; hierauf beruht der Satz von der «Erhaltung der lebendigen Kraft» oder Energie. (S. Energie und Wärme.) Ein Denkmal, eine Marmorbüste von Kop, wurde ihm 1889 vor dem Polytechnikum in Stuttgart errichtet; auch in Heilbronn befindet sich seit 1892 ein Denkmal von ihm. - Vgl. Dühring, Robert M., der Galilei des 19. Jahrh. (Chemn. 1880; 2. Tl., Lpz. 1895); Robert von M. über die Erhaltung der Energie. Briefe an W. Griesinger, hg. von Preyer (Berl. 1889); Weyrauch, Robert M. (Stuttg. 1890).

Mayer, Karl Friedr. Hartmann, Dichter, geb. 22. März 1786 zu Neckarbischofsheim, studierte seit 1803 die Rechte zu Tübingen, wo er sich mit Uhland, Justinus Kerner und Schwab befreundete, wurde 1809 Advokat zu Heilbronn, 1818 Assessor am Gerichtshofe zu Ulm, dann zu Eßlingen, 1824 Oberamtsrichter in Waiblingen. 1833 wurde er zum Abgeordneten in die Kammer gewählt, wo er zur liberalen Opposition gehörte. Im April 1843 siedelte er als Oberjustizrat bei dem Gerichtshofe für den Schwarzwaldkreis nach Tübingen über und trat 1857 in den Ruhestand. Er starb 25. Febr. 1870. Seinen litterar. Ruf begründete M. durch lyrische Gedichte, von denen er selbst eine Sammlung («Lieder», Stuttg. 1833; in 3. Aufl. [1864] u. d. T. «Gedichte») veranstaltete. Es sind liebevoll ausgeführte Naturbilder, voll treuer Detailmalerei und inniger Stimmung, dabei sauberster Form, aber freilich eine Poesie der Kleinigkeiten. Außerdem veröffentlichte er: «Lenaus Briefe an einen Freund» (Stuttg. 1853), «Ludwig Uhland, seine Freunde und Zeitgenossen» (2 Bde., ebd. 1867) u. a.

Mayerling, zur Gemeinde Alland gehöriges Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Baden in Niederösterreich, in dem lieblichen Thale der Schwechat im Wiener Wald, hat (1890) 114 E. und ein Greisenasylhaus für Forstleute und Holzhauer. Das Jagdhaus, in dem Kronprinz Rudolf von Österreich 30. Jan. 1889 starb, ist jetzt Kloster der Karmeliterinnen.

Mayfair (spr. mehfähr), vornehmer Stadtteil Londons, östlich vom Hydepark.