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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mazanderan - Mazeppa

nette und der Linie Montauban-Castres-Montpellier der Südbahn, hat (1891) 10378, als Gemeinde 14361 E., Ruinen des Schlosses Hautpoul, ein prot. Konsistorium, ein Denkmal von Houlès; sehr bedeutende Wollspinnerei, Fabrikation von Flanell und Papier, Färberei.

Mazanderan, pers. Provinz, s. Masenderan.

Mazarin (spr. -săräng), Jules, eigentlich Mazarini, Kardinal und franz. Staatsmann, geb. 14. Juli 1602 zu Rom oder Piscina als der Sohn eines sicil. Edelmanns, studierte in Rom, dann auf span. Universitäten die Rechte, trat aber 1622 in päpstl. Militärdienste und stand 1625 als Hauptmann im Veltlin. Im Mantuanischen Erbfolgestreite fungierte er als päpstl. Internuntius. In dieser Stellung lernte ihn in Lyon 1630 Richelieu kennen, der sich M.s fortan zur Aufrechterhaltung des franz. Interesses in Italien bediente. Nachdem er 1632 zu Rom in den geistlichen Stand getreten war, schickte ihn der Papst 1634 als außerordentlichen Nuntius an den franz. Hof. 1636 kehrte M. nach Rom zurück und wirkte nun offen für die franz. Politik. 1639 trat er völlig in die Dienste Ludwigs XIII. und erhielt auf Verwenden Richelieus 16. Dez. 1641 den Kardinalshut. Richelieu empfahl ihn sterbend dem König als seinen Nachfolger; Ludwig XIII. ernannte ihn hierauf zum Staatsrat und erhob ihn auch zum Mitgliede des Regentschaftsrats, der unter der Präsidentschaft des Herzogs Gaston von Orléans das Reich während der Minderjährigkeit Ludwigs XIV. verwalten sollte. Nach dem Tode des Königs (Mai 1643) drängten alle Elemente ständischer Opposition sich an die Königin-Mutter, Anna von Österreich, heran; doch gelang es M. in kurzem, sich ihr unentbehrlich zu machen. Die durch den Westfälischen Frieden gekrönte Politik Frankreichs während der letzten Jahre des Dreißigjährigen Krieges war vor allem M.s Werk. Aber währenddessen erhob sich im eigenen Reiche neue Gärung. M. versuchte sie zu ersticken, indem er 26. Aug. 1648 die Häupter der Opposition verhaften ließ. Schon am folgenden Tage erhob sich die Hauptstadt, womit die sog. Unruhen der Fronde (s. d.) ihren Anfang nahmen. Obgleich M. bei Réthel 15. Dez. 1650 gesiegt hatte, mußte er vor den vereinigten Gegnern im Febr. 1651 aus Paris weichen und flüchtete nach den Niederlanden. Während ihn das Parlament ächtete und die Presse mit zahllosen Schmähschriften (Mazarinades) verfolgte, ging er von Lüttich nach Brühl bei Köln, von wo aus er die Schritte der Königin brieflich leitete. Es gelang, die Fronde zu spalten; M. kehrte zurück, traf im Dez. 1651 zu Poitiers ein und verband sich mit der Streitmacht des Hofs. Weil jedoch die Stadt Paris ihre Unterwerfung von der Entfernung des geächteten Ministers abhängig machte, so entfernte er sich 19. Aug. 1652 noch einmal. Erst nachdem die Parteien Frieden geschlossen hatten und Condé nach Spanien entwichen war, zog er 3. Febr. 1653 in die Hauptstadt ein. In kurzer Zeit hatte M. sich seine frühere polit. Gewalt wieder erworben; auf das geschickteste sicherte er sich, Ordnung schaffend, die Neigung des Bürgertums und löste in den übrigen Ständen alle Gegnerschaft durch Feinheit und Zähigkeit auf. Im Innern nicht eigentlich schöpferisch, gewann der große Diplomat im Äußern die reichsten Erfolge; Spanien ward aufs neue gedemütigt, mit Cromwell ein enges Verhältnis hergestellt und schließlich durch den Pyrenäischen Frieden (7. Nov. 1659) der Triumph über Spanien besiegelt. So vollendete M.s Gewandtheit, was Richelieus Genie begonnen hatte. M. starb 9. März 1661 zu Vincennes, noch bevor sich Ludwig XIV. seiner Leitung entzogen hatte. Sein ungeheures Vermögen erbte der Marquis de la Meilleraie, der eine von M.s Nichten, Hortensia Mancini, heiratete und den Titel eines Herzogs von M. erhielt. Von M. erschienen: «Lettres du cardinal Mazarin où l'on voit le secret de la négociation de la paix des Pyrénées» (2 Bde., Amsterd. 1693 u. ö.), «Lettres du cardinal M. à la reine, à la princesse palatine, etc.», (Par. 1836), «Lettres relatives à la Fronde» (ebd. 1861), und die Hauptsammlung: «Lettres de cardinal M. pendant son ministère» von Chéruel, bisher 7 Bände (Par. 1872-93). Moreau gab eine Bibliographie (3 Bde., Par. 1850-51) und eine Auswahl (2 Bde., ebd. 1853) der Mazarinaden heraus. - Vgl. Ranke, Franz. Geschichte, Bd. 3 (4. Aufl., Lpz. 1876); A. Chéruel, Histoire de France sous le ministère de M. (3 Bde., ebd. 1882-83); de Cosnac, M. et Colbert (2 Bde., ebd. 1892).

Mazarron oder Almazarron, Stadt in der span. Provinz Murcia, 28 km westlich von Cartagena, 4 km von der Meeresküste, wo sie auch einen Hafen hat, zählt (1887) 16454 E. In der Nähe Bergbau auf Eisen, Kupfer und silberhaltigen Bleiglanz. Eine deutsche Gesellschaft hat hier große Werke. Ausfuhrartikel sind Blei, Silber und Esparto.

Mazas (spr. masáß), Zellen- und Untersuchungsgefängnis bei Paris, nach einem Abbé M. benannt, der unter Ludwig Philipp den Plan dazu entwarf.

Mazatenago, Stadt im westl. Guatemala am Fuße der Küstenkette, hat etwa 10000 E.

Mazatlan, Stadt in Mexiko, im Staat Sinaloa, am Großen Ocean, die bedeutendste Hafenstadt an der Westküste, hat 12850 E., Kathedrale, Zollhaus, Fort am Hafen, am Eingang in den Golf von Kalifornien, Handel mit England, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Ausgeführt werden Silbererze, Häute, Felle, Rotholz (2000 t), Cedern- und andere Hölzer, Orseille, Kupfer, Blei und Edelmetalle (5 Mill. Pesos). Fünf Dampferlinien laufen M. an. Von der Vollendung der Tehuantepec-Bahn wird ein Aufschwung des Handels erhofft. M. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Mazenderan, pers. Provinz, s. Masenderan.

Mazeppa, Joh., russ. Iwan Stepanowitsch Masepa, Kosakenhetman, geb. um 1645 im Gouvernement Kiew, wurde Page bei dem poln. Könige Johann Kasimir. Als M. bei einem Liebesabenteuer mit der Frau eines poln. Edelmanns, Falibowski, überrascht wurde, ließ dieser ihn entkleidet rücklings auf sein eigenes Pferd binden und dem Schicksal preisgeben. M. kam mit dem Leben davon und begab sich 1663 in die Ukraine und machte sich unter den Kosaken durch Körperstärke und Tapferkeit bemerkbar und beliebt. Er wurde Adjutant des Hetman Iwan Samoilowitsch, dessen Stelle er 1687 einnahm. Auch gewann er das Vertrauen Peters d. Gr., der ihn 1698 zum Geheimrat, darauf zum Fürsten der Ukraine ernannte. Nach dem Frieden zu Altranstädt suchte er sich der Oberherrschaft des Zaren zu entziehen und mit Hilfe Karls XII. die Ukraine an die Krone Polen zu bringen. Diese Ränke wurden 1708 Peter d. Gr. durch den Kosakengeneral Kotschubej und den Obersten Iskra entdeckt; doch der