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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Melassenschlempe - Melbourne (Stadt)

dem geringen dafür erforderlichen Anlagekapital, ein Nachteil dagegen, neben dem nicht immer sichern Erfolg, in der geringen Beschaffenheit des nur nach längerer Zeit erhältlichen Zuckers.

2) Das Elutionsverfahren und diesem verwandte Verfahren: die Scheibler-Seyfertsche Elution, die Eißfeldsche Abänderung derselben, das Manourysche, das Drewermannsche und das Fällungsverfahren. Nach dem erstern arbeiten zwar noch eine Anzahl Fabriken, doch nimmt die Anwendung namentlich unter dem neuen Steuergesetz von Jahr zu Jahr ab; die Anwendung der übrigen ist kaum nennenswert. Sie beruhen alle darauf, daß Melasse, Wasser und Kalk in bestimmten Verhältnissen gemischt werden, so daß ein Melassenkalk entsteht, der mit stärkerm oder schwächerm Alkohol ausgelaugt wird, wodurch man einerseits eine die fremden Bestandteile größtenteils enthaltende Lauge, andererseits einen durch deren Entfernung gereinigten Zuckerkalk erhält. Nachdem aus beiden der Alkohol durch Abdestillieren wiedergewonnen worden ist, wird der Zuckerkalk auf Zucker verarbeitet, während die Elutionsabfalllauge zu Dünger oder als Schlempekohle (s. d.) verwandt wird.

3) Die Ausscheidung. Unter gewissen Bedingungen kann man den Zucker durch Kalk ohne Anwendung von Wärme oder Alkohol beinahe vollständig in schwerlöslicher Gestalt ausfällen. Die erforderlichen Bedingungen sind unter anderm: äußerste Feinheit (Staubform) des Kalkes, starke Verdünnung und niedrige Temperatur der Melassenlösung. Der gefällte Zuckerkalk wird mittels Filterpresse von der verbleibenden Lösung (Abfalllauge) getrennt, mit kaltem Wasser ausgewaschen, der erhaltene reine Zuckerkalk in die Rübenzuckerarbeit eingeführt, die Abfalllauge als Dünger benutzt. Das Ausscheidungsverfahren ist das einfachste Melassenentzuckerungsverfahren und liefert fast sämtlichen Zucker der Melasse in großer Reinheit.

4) Das Substitutionsverfahren, jetzt von dem Ausscheidungsverfahren fast völlig verdrängt, beruht auf der Ausfällung des Zuckers mittels Kalk in der Siedehitze. Die Arbeit nach demselben ist viel weniger einfach und liefert unreinern Zuckerkalk als die Ausscheidung.

5) Das Strontianverfahren beruht auf der Fällung des Zuckers durch Strontian in der Siedehitze. Die Fällung ist bei Anwendung eines Überschusses von Strontian eine vollständige und der erhaltene Strontianzucker, das sog. Saccharat, kann so vollständig von der Mutterlauge, welche den Nichtzucker gelöst enthält, befreit werden, daß nach Zersetzung des Strontianzuckers (durch Kohlensäure) fast der ganze Zucker der Melasse in höchster Reinheit abgeschieden wird.

Melassenschlempe, bei der Spiritusfabrikation der nach dem Abdestillieren des Alkohols der Melassenmaische verbleibende Rückstand, der den größten Teil der Mineralbestandteile, welche die Rüben dem Ackerboden entzogen hatten, und den größern Teil des Stickstoffs der Melasse nebst demjenigen des zugesetzten Gärmittels (der Hefe oder Hefenmaische) enthält.

Melastomaceen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Myrtifloren (s. d.), umfaßt über 2000 größtenteils dem tropischen Südamerika angehörende Arten, Bäume, Sträucher oder krautartige Gewächse von sehr verschiedenartigem Habitus. Die Blüten sind regelmäßig gebaut und zwitterig, bei manchen Arten besitzen sie eine ansehnliche Größe und eine lebhafte Färbung. Charakteristisch ist die Nervatur der gegenständigen Blätter; neben den Mittelnerven laufen zwei annähernd parallele Seitennerven und zwischen diesen bilden zahlreiche weniger hervorstehende Adern ein gitterförmiges Maschenwerk. Einige Arten werden wegen ihrer schönen Blüten und Blattformen in Gewächshäusern kultiviert, z. B. Cyanophyllum magniticum Lindl. (S. Blattpflanzen, Bd. 3, S. 93 a.)

Melawi, Stamm der Dâjak (s. d.).

Melbourne (spr. méllbörn), Hauptstadt und Haupthandelsplatz der brit. Kolonie Victoria, jetzt die größte Stadt Australiens, liegt unter 37° 49' 53'' südl. Br. und 144° 58' 42'' östl. L. (Sternwarte), vorwiegend auf dem rechten Ufer des nur für kleinere Schiffe (4 m Tiefgang) fahrbaren Jarra, 4 km von seiner Mündung in die Hobson-Bai. Letztere ist der von den großen Seeschiffen zum Löschen benutzte Hintergrund des Port-Phillip, eines Meerbusens von 56 km Länge, 63 km Breite, mit schmalem Zugange vom Meere aus. (Hierzu ein Stadtplan.) M., als City, hat (1891) 73 361 E., mit den dicht anstoßenden Vororten aber 383 830 und als Amtsbezirk der städtischen Bauverwaltung sowie mit der Schiffsbevölkerung 490 896 E., darunter viele Deutsche und Chinesen. Die Verteilung der Bevölkerung auf die Vororte nach Norden und bis zu den Docks zeigt folgende Tabelle:

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Vororte Einwohner

Brighton 9 858

Brunswick 21 961

Collingwood 35 070

Fitzroy 32 453

Flemington und Kensington 9 958

Hawthorn 9 585

Northcote 7 453

North-Melbourne 20 997

Port-Melbourne 13 067

Prahran 39 703

Richmond 38 797

St. Kilda 19 838

South-Melbourne 41 724

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M. ist durchweg regelmäßig angelegt; wie in den jungen Städten Nordamerikas werden die Häuserblocks und die parallelen Straßenzüge nur von Parks (13) unterbrochen, wie Fitzroy-, Flaggstaff- und Carlton-Gardens, Yarra-, Albert- und Fawkner-Park. Victoria-Street, Bourke-, Lonsdale- und Collins-Street sind die Hauptverkehrsstraßen. Von Bauwerken sind zu nennen: der Palast des Gouverneurs, das Parlamentshaus für beide Kammern in griech. Stil mit Bibliothek, Hauptpostamt, das Stadthaus (Town Hall) mit Turm, mit Orgel in der Haupthalle, die Gerichtshöfe (Law Courts), Münze, Schatzamt, die got. St. Paulskathedrale, die kath. St. Patrickskirche und viele Kirchen der verschiedenen Sekten, ferner mehrere Bankgebäude und Denkmäler. M. ist Sitz der Kolonialregierung, eines kath. Erzbischofs und eines anglikan. Bischofs, besitzt eine Universität (1853) für männliche und weibliche Studierende, mit drei Colleges und 38 Docenten, naturwissenschaftliches und technolog. Museum, Bibliothek, botan. Garten, zahlreiche wissenschaftliche Gesellschaften, höhere und niedere Schulen. Große Theater bestehen fünf; zahlreich sind die Zeitungen. - M. vermittelt fast ausschließlich Ein- und Ausfuhr der Kolonie (Näheres s. Victoria); es ist auch Mittelpunkt des Bankwesens (43 Banken) und des Versicherungswesens. Die Industrie erstreckt sich vornehmlich auf Brauerei, Textilwarenfabrikation, Maschinenbau, Seifensiederei, Malzdarren und Herstellung aller Schiffsausrüstungsgegenstände. Dem Verkehr im Innern dienen Cabs und Pferde-^[folgende Seite]