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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Melville - Memel

der wieder den Dramen von H. Sachs und Ayrer zu Grunde liegt. Noch neuerdings wurde der von Simrock in den "Deutschen Volksbüchern" erneuerte Stoff vom Maler Moritz von Schwind und von den Komponisten Karl von Perfall (in der Oper "Raimondin", auch "Melusine" genannt) und Karl Grammann (in der Oper "Melusine") künstlerisch gestaltet. - Vgl. M. Nowack, Die Melusinensage (Zür. 1886); Kohler, Der Ursprung der Melusinensage (Lpz. 1895).

Melville (spr. méllwill), Insel im arktischen Nordamerika, zum Parry-Archipel gehörig, nördlich vom breiten Melvillesund, im NW. von der Prinz-Patrick-Insel durch die Fitzwilliamstraße getrennt, bedeckt 42 500 qkm. An ihrer Südküste liegt der Winterhafen, wo Parry 1819, und die Dealy-Insel, wo Kelett 1852-53 überwinterte.

Melville (spr. méllwill), Hauptstadt des Bezirks Knysna (s. d.) an der Südknste der Kapkolonie.

Melville (spr.méllwill),Peerswürde eines Zweigs der alten schott. Familie Dundas. - Henry Dundas, geb. 28. April 1742, wurde 1763 Sachwalter in Edinburgh und trat 1774 ins Parlament, wo er ein energisches Vorgehen gegen die amerik. Kolonien befürwortete. 1775 wurde er Generalanwalt von Schottland. Unter Shelburne wurde er 1782 Schatzmeister der Marine, verlor unter dem Koalitionsministerium von Fox und North im April 1783 seine Stelle, erhielt sie dann von Pitt im Dez. 1783 zurück und trat zugleich in den Rat für Handel und Kolonien. 1791 wurde er Staatssekretär des Innern, 1794 des Krieges, trat mit Pitt im Juni 1800 zurück, unterstützte aber dessen Nachfolger Addington, durch den er 1802 zum Baron Dunira und Viscount M. erhoben wurde. In das zweite Ministerium Pitts trat er 1804 als erster Lord der Admiralität. Vom Unterhaus wegen Verwendung öffentlicher Gelder zu fremden Zwecken angeklagt, mußte er seine Ämter niederlegen, wurde aber 12. Juni 1806 vom Hause der Lords freigesprochen und erhielt seine Geheimratsstelle zurück; dennoch nahm er kein Amt mehr an und starb 28. Mai 1811 in Edinburgh.

Sein einziger Sohn, Nobert Saunders Dundas, zweiter Viscount M., geb. 14. März 1771, trat 1794 ins Parlament, 1807 als Präsident des Kontrollamtes ins Kabinett Portlands, war unter Liverpool 1812-27 und unter Wellington 1828-30 erster Admiralitätslord, in welchem Amte er ein tüchtiges Verwaltungstalent bewährte. Seit 1830 lebte er zurückgezogen und starb 10. Juni 1851. - Sein ältester Sohn, Henry Dundas, dritter Viscount M., geb. 25. Febr. 1801, trat 1819 in die Armee, zeichnete sich 1838 in Canada, später in Indien aus und stieg bis 1870 zum General. Er starb unvermählt 1. Febr. 1876; heutiger Träger des Namens ist sein Neffe Henry Dundas, fünfter Viscount M., geb. 8. März 1835.

Melvillehalbinsel (spr. méllwill-), die mit dem nordamerik. Kontinent durch einen Isthmus zusammenhängende Halbinsel zwischen Foxkanal und Committeebai, die durch die Fury- und Heclastraße von Baffinland getrennt ist.

Melville-Insel (spr. méllwill-), an der Nordküste Australiens, westlich vom Vandiemensgolf, wird durch die Apsleystraße von der kleinern, gebirgigen Bathurstinsel getrennt und bedeckt 4350 qkm. Da die 1824 an der Südküste errichtete Station bald eingegangen war, blieb das Innere fast unbekannt. Eine neue Expedition (1887) fand nur Mangrovesümpfe, Sand und Stechgrassümpfe.

Melvillesee (spr. méllwill-), beckenförmige Erweiterung des Hamiltonflusses an der Nordostküste von Labrador; Melvillebai, Bucht an der Westküste Grönlands zwischen Upernivik und Kap York.

Melyphon (grch.), s. Ariston.

Melzi d' Eril, Francesco, Herzog von Lodi, ital. Staatsmann, geb. 6. März 1753 in Mailand, wurde 1776 Kammerherr der Kaiserin Maria Theresia und 1782 Grande von Spanien erster Klasse. Nach größern Reisen vertrat M. die Cisalpinische Republik auf dem Rastatter Kongreß, schloß sich Bonaparte an und wurde 1802 zum Vicepräsidenten der Italienischen Republik ernannt; nach der Errichtung des Königreichs Italien wurde M. Großkanzler und Siegelbewahrer und erhielt 1807 den Titel eines Herzogs von Lodi. 1809 wurde er Präsident des Ministerrats, zog sich aber 1814 ins Privatleben zurück und starb im Jan. 1816 in Mailand.

Member of Parliament (engl., spr. párliment, abgekürzt M. P.), Mitglied des Unterhauses.

Membracidae, s. Buckelzirpen.

Membrana, Membran (lat.), die Haut; auch das Pergament (s. Buch) und die Handschrift auf Pergament. M. decidūa., die hinfällige Haut (s. Embryo); M. mucōsa, Schleimhaut (s. d.); M. reticularis, Netzhaut des innern Ohrs (s. Gehör); M. serōsa, die seröse Haut (s. Serum); M. synoviālis, die Gelenkschleimhaut (s. Gelenk); M. tectorĭa, die Deckhaut des Cortischen Organs (s. Gehör); M. tympăni, das Trommelfell (s. Gehör).

Membranacei, s. Hautwanzen.

Membrum (lat.), Glied, Mitglied; M. genitāle, Zeugungsglied; M. virile, männliches Glied (s. Geschlechtsorgane); M. honorarĭum, Ehrenmitglied.

Memel, der untere Lauf des Niemen (s. d.).

Memel. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Königsberg, hat 841,59 qkm und (1890) 59 410, 1895: 58 787 (27 421 männl., 31 366 weibl.) E., 1 Stadt, 271 Landgemeinden und 40 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis M., die nördlichste Stadt Deutschlands, liegt unweit der russ. Grenze an dem Eingänge des Kurischen Haffs und der Mündung der Dange in dasselbe, an der Linie Insterburg-M. (146,1 km) und der Nebenlinie M.-Bajohren (20,6 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Königsberg) mit einer Kammer für Handelssachen und 4 Amtsgerichten (Heydekrug, M., Prökuls, Ruß), eines Amtsgerichts, Hauptzollamtes, einer Reichsbankstelle, Fortifikation, Lotsenstation und eines Vorsteheramtes der Kaufmannschaft (Handelskammer), hat (1895) 19 204 (8856 männl., 10 348 weibl.) E. (1890: 19 282, darunter 723 Katholiken und 861 Israeliten), in Garnison das 3. Bataillon des Infanterieregiments von Boyen Nr. 41, Postamt erster Klasse und Telegraph. Vor dem geräumigen und fast stets eisfreien Hafen (5-6 m Tiefe bei der Einfahrt) steht ein Leuchtturm (23 m) und auf der Mole ein zweiter eiserner (10 m, 1884 erbaut), gegenüber auf der Nordspitze der Kurischen Nehrung ein Fort (1866). Ferner hat die Stadt ein evang. (Luisen-) Gymnasium, 1838 als Realschule gegründet, städtische höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar, private höhere Mädchenschule, Navigationsschule; Eisengießereien, Schiffswerfte, Seifensiederei, chem.

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