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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mervàn - Merzvieh

geborenen Kauschut-tschan-kala heißt. Im Innern sind nur einige Hundert ärmliche Hütten und ein schlechter Bazar. M. hat (1890) 11 070 E., davon 1500 Armenier, Bucharen und Chiwaner, in Garnison ein Kuban-Kosakenregiment mit 2 Batterien, Post, Telegraph; Ackerbau, Herstellung von Teppichen und Seidenstoffen.

Das alte M. lag 27 km östlich vom jetzigen, bei dem jetzigen Bairam-ali. Die vorhandenen Ruinen bedecken eine Fläche von 46 qkm und gehören drei verschiedenen Perioden an. Der älteste Teil im NO., Gjaur-kala genannt, ist das M. der Sassaniden und Araber; südwestlich daran schließt sich an das M. der Seldschuken, Sultan-kala genannt; noch weiter südwestlich das M. der jüngsten Periode, Bairam-Ali-chan-kala genannt, das vor 100 Jahren vom Emir von Buchara zerstört wurde. Jede dieser drei Städte war befestigt und mit einer Citadelle versehen. - M. ist eine uralte Ansiedelung und wird schon im Zend-Avesta angegeben. Es wurde dann von den Persern erobert und war nach dem Untergang des Perserreichs eine Satrapie des Macedonischen Reichs. Vom 5. bis 8. Jahrh. war es durch die Nestorianer zu großem Teil christlich. Unter den Arabern war es ein wichtiges geistiges Centrum mit Spitälern und Bibliotheken. Es wurde zur Hauptstadt von Chorassan und erreichte im 11. Jahrh. unter der türk. Herrschaft den Gipfel seiner Größe. Die Mongolen unter Tuli-Chan zerstörten M. 1505 wurde es von den Usbeken besetzt, 1510 kam es an die Perser, 1790 an die Saryk. Nicht im stande gegen die letztern mit den Waffen etwas auszurichten, zerstörten die Perser 1795 oberhalb der Oase den großen Damm des Sees, der M. mit Wasser versah. Die Bewohner mußten infolgedessen den Ort verlassen und legten das heutige M. an. 1815-35 war es Chiwa zinspflichtig, 1850 wurden die Saryk durch die Teke-Turkmenen verdrängt, die M. zu einer Räuberhöhle und einem Centrum des Sklavenhandels machten. 1884 kam es an Rußland.

Merwân, Name zweier Chalifen ans der Dynastie der Omajjaden (s. Chalif, Bd.4, S. 77 b u. 78 a).

Merwara, Gebiet in der brit. Provinz Adschmir-Merwara (s. d.) in Ostindien, hat 1659,6 qkm und (1881) 101 434 E. (81 973 Hindu, 12 624 Mohammedaner, 6502 Dschain, 328 Christen), zerfällt in die drei Bezirke: Britisch-Merwara, Mewar-Merwara und Marwar-Merwara. Die Einwohner sind Mer (Bergbewohner).

Merwe oder Merwede heißt der Unterlauf der Maas (s. d.) nach Vereinigung mit dem Waal. Der Merwedekanal, 1892 eröffnet, führt von Gorinchem nach Amsterdam.

Merx, Adalbert, prot. Theolog und Orientalist, geb. 2. Nov. 1838 zu Bleicherode bei Nordhausen, studierte in Marburg, Halle und Berlin, habilitierte sich 1865 in Jena, wurde daselbst 1869 außerord. Professor, im gleichen Jahre Professor der semit. Sprachen in Tübingen, 1873 Professor der Theologie in Gießen, 1875 in Heidelberg. M. gehört der freien kritischen Richtung an. Er veröffentlichte: "Meletemata Ignatiana" (Halle 1861), "Bardesanes von Edessa" (ebd. 1863), "Cur in libro Danielis juxta Hebraem Aramaea adhibita sit dialectus" (ebd. 1865), "Grammatica syriaca" (Heft 1 u. 2, ebd. 1867-70), "Vocabulary of the Tigré language" (ebd. 1868), "Das Gedicht von Hiob" (Jena 1871), "Neusyr. Lesebuch" (Gießen 1874), "Türk. Sprichwörter ins Deutsche übersetzt" (Vened., San Lazaro 1877), "Die Prophetie des Joel und ihre Ausleger" (Halle 1879), "Eine Rede vom Auslegen, insbesondere des Alten Testaments" (ebd. 1879), "Chrestomathia Targumica" (Berl. 1888). Sein folgendes Werk, das von der Einführung der griech. grammatischen Wissenschaft in den syr. und arab. Orient handelt, ist u. d. T. "Historia artis grammaticae apud Syros" als Nr. 2 des 9. Bandes der "Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes" (Lpz. 1889) erschienen. Außerdem veröffentlichte er: "Die Ideen von Staat und Staatsmann im Zusammenhang mit der geschichtlichen Entwicklung der Menschheit" (Heidelb. 1892), "Idee und Grundlinien einer allgemeinen Geschichte der Mystik" (ebd. 1893), "Documents de paléographie hébraique et arabe" (Leid. 1894).

Merxem, nordöstl. Vorort von Antwerpen mit 8453 E.

Merxleben, Dorf im Kreis Langensalza des preuß. Reg.-Bez. Erfurt, an der Unstrut, hat (1895) 513 evang. E., ein Rittergut, Friedhof mit Denkmälern 1866 Gefallener und war in der Schlacht bei Langensalza 27. Juni 1866 Mittelpunkt der Stellung der Hannoveraner.

Méry, Jos., franz. Dichter und Romanschriftsteller, geb. 21. Jan. 1798 in Aygalades (Depart. Bouches-du-Rhône), ging 1824 nach Paris, wo er mit seinem Landsmann Auguste Barthélemy (s. d.) Aufsehen erregende polit. Satiren schrieb. Nachdem er sich an dem Wochenblatt "Némésis" beteiligt hatte, verwertete er später seine reiche Bildung und gewandte Darstellungsgabe in glänzend geschriebenen Romanen und Reiseschilderungen, so in den "Scènes de la vie italienne" (2 Bde., Par. 1837) und in den "Nuits de Londres" (2 Bde., ebd. 1840). Weiter veröffentlichte er, ohne Indien und Amerika kennen gelernt zu haben, ind. und amerik. Romane, wie "Héva" (1843), "La Floridae" (1846), "La guerre du Nizam" (1847), und beschrieb China in dem Werk "Anglais et Chinois" (1843). Auch schrieb er Bühnenstücke, Operntexte und Gelegenheitsgedichte. Er starb 17. Juni 1866 in Paris. - Vgl. Claudin, M., sa vie intime ect. (Par. 1868).

Merz, Georg, Ludwig und Siegmund, Besitzer von Fraunhofers optischem Institut in München, s. Fraunhofer.

Merzig. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Trier, hat 418,16 qkm und (1890) 40 137, 1895: 42 323 (20 343 männl., 21 980 weibl.) E., 1 Stadt, 63 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis M., rechts an der Saar, an der Linie Trier-Saarbrücken der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Trier) und Landbauamtes, hat (1895) 5782 (1890: 5392) E., darunter 414 Evangelische und 242 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath. Kirche, angeblich 630 vom König Dagobert erbaut und kürzlich prachtvoll renoviert, evang. Kirche, Synagoge, großartiges Stadthaus (1625), Realschule, höhere Mädchen-, gewerbliche Fortbildungsschule, Provinzialirrenanstalt, Kreis- und Darlehnskasse, Gaswerk; Wollspinnerei, Gerbereien, Fabrikation von Terracotta (Villeroy & Boch), Thonwaren, künstlichem Dünger, Seife, Tabak und Cigarren, Aktienbrauerei. In der Umgegend finden sich Spuren röm. und gallischer Besiedelungen.

Merzvieh, Brackvieh, solche landwirtschaftliche Nutztiere, die wegen Alter, mangelhafter Leistung oder sonstiger Fehler zur Zucht oder andern Nutzungszwecken (Arbeitsleistung, Milch u. s. w.)