Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

810

Meßkännchen - Meßmaschine

Meßkännchen, s. Ampulla.

Meßkanon, ein Teil der röm.-kath. Meßliturgie (s. Liturgie und Messe).

Meßkatalog, seit dem 16. Jahrh. das halbjährlich zur Oster- und zur Michaelismesse ausgegebene Verzeichnis der erschienenen und der demnächst erscheinenden Bücher, Kunstsachen und Landkarten. Während anfangs die Buchdrucker ihre Bücher selbst vertrieben und durch Reisediener und Kataloge bekanntmachten (s. Verlagskatalog),trennte sich später der Buchhandel vom Buchdruck und fand vor allem in Frankfurts Büchermessen seinen Mittelpunkt. Ein Augsburger Buchhändler, Georg Willer, kam 1564 auf den Gedanken, zu jeder Büchermesse einen M., ein Verzeichnis der dort für sein Lager eingekauften neuen Bücher mit Angabe des Formats und (seit 1565) des Druckortes und Verlegers, herauszugeben, und seine Söhne Elias und Georg setzten dies bis 1627 fort. Bald wurde dieses Unternehmen nachgeahmt, so von Joh. Portenbachs Erben und Tobias Lutz zu Augsburg (1577-1616), Peter Schmidt (Fabricius, seit 1590) und P. Brachfeld (1595-98) in Frankfurt a. M., wo auch Egenolffs Erben, Johann Feyerabend und Johann Sauer (seit 1594) M. erscheinen ließen. Eine Zusammenfassung der neuen Erscheinungen der J. 1564-92 lieferte Nik. Bassäus (3 Bde., Frankf. 1592). In richtiger Erkenntnis der Bedeutung der M. brachte der Frankfurter Magistrat 1598 ihre Herausgabe in seine Hände; doch erschienen neben diesem amtlichen M. vorübergehend noch andere, so ein kaiserl. privilegierter katholischer M. in Mainz von 1606 bis 1615, in München seit 1625. Der Frankfurter M. erschien seit 1618 bei Sigmund Latomus und bestand bis 1759. Infolge des Aufschwungs der Leipziger Messe erschien auch dort seit 1595 bei Henning Groß ein M., der 1759 an die Weidmannsche Buchhandlung (s. d.) überging und von ihr bis 1850 geführt wurde; daneben von 1598 bis 1619 ein zweiter bei Abraham Lamberg und verschiedene zusammenfassende Verzeichnisse. Statt der systematischen Einrichtung wurde 1760 die alphabetische, statt des Quartformats 1795 Oktav gewählt. Seit 1797 verlor der M. an Bedeutung durch die Herausgabe des Hinrichschen Halbjahresverzeichnisses. Erst 1851 strebte der neue Besitzer des M., Georg Wigand in Leipzig, größere Vollständigkeit und Genauigkeit an. 1852 übernahmen ihn Avenarius & Mendelssohn in Leipzig und wandelten ihn in das verbesserte "Bibliographische Jahrbuch für den deutschen Buch-, Kunst- und Landkartenhandel" um, das 1860 einging. Für die ältere Zeit bleibt der M. die Hauptquelle der deutschen Litteraturgeschichte. - Vgl. Codex nundinarius Germaniae literatae bisecularis. Meßjahrbücher des deutschen Buchhandels von dem Erscheinen des ersten M. 1564 bis zu der Gründung des ersten Buchhändlervereins 1765, hg. von Schwetschke (Halle 1850; Bd. 2, 1766-1846, ebd. 1877); Kirchhoff, Die Anfänge des Leipziger M. (im "Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels", Bd. 7, Lpz. 1882).

Meßkeil, ein ans Glas oder Stahl angefertigter Keil zur Bestimmung der Größe des Abstandes zwischen zwei (z. B. bei einer Basismessung, s. d.) aneinander gereihten Meßstangen. Die Meßstangen, die in stählernen Schneiden enden, werden absichtlich nicht in unmittelbarer Berührung aneinander gelegt, und der Abstand wird von einer Schneide zur andern durch das mehr oder weniger tiefe Einschieben des M. bestimmt. Der letztere ist mit etwa 2 Grad Neigung ausgeführt und mißt bis auf wenige Tausendstel Millimeter genau.

Meßkette, eine zur Kettenmessung, d. h. zum rohen Messen von Linien auf dem Felde bestimmte Kette von meist 20 m Länge. Sie besteht gewöhnlich aus nicht ganz 0,5 m langen, durch kleine stählerne Ringe verbundenen Gliedern von etwa 0,5 cm starkem Stahldraht. Die ganzen Meter oder auch die halben und ganzen Dekameter sind meist durch Messingringe von besonderer Form kenntlich gemacht. Die beiden Endglieder haben größere Ringe, welche auf die zugehörigen, unten mit Eisen beschlagenen Kettenstäbe gesteckt werden, so daß die M. in der zu messenden und vorher abgesteckten Linie durch Einstemmen dieser Stäbe in den Erdboden straff gezogen werden kann. Um beim Messen größerer Längen Irrtümern vorzubeugen, bedient man sich der sog. Kettennägel, d. h. eiserner, etwa 35 cm langer Stäbe mit Öse, von denen der vordere Kettenträger jedesmal beim Weitergehen einen an die Stelle steckt, wo sein Kettenstab stand, während der hintere Kettenträger diese Nägel sammelt, so daß die Anzahl der gemessenen Kettenlängen niemals zweifelhaft sein kann.

Meßkirch. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Konstanz, hat (1895) 13 893 (1890: 14 252) E. in 31 Gemeinden. - 2) M. oder Mößkirch, Hauptstadt des Amtsbezirks M., an der Ablach und der Nebenlinie Radolfzell-Mengen der Bad. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Konstanz), hat (1895) 2002 (1890:1944) E., darunter 331 Altkatholiken und 137 Evangelische, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, alte Kirche, Schloß mit Garten, Gewerbe-, landwirtschaftliche Winter-, Hufbeschlagschmiedeschule; Molkerei, Spulenfabrik, Brauerei, berühmte Viehzucht (Meßkircher Schlag), Zuchtgenossenschaft, Viehausfuhr und besuchte Märkte. In der nahen Thalmühle wurde 1780 Konradin Kreutzer geboren, dem 1883 ein Denkmal auf dem Schloßplatz errichtet ist. Bei M. siegte 5. Mai 1800 Moreau über Kray. (S. Französische Revolutionskriege.)

Meßkonten, Meßkontierungen, s. Fortlaufendes Conto und Kontierung.

Meßkunst, s. Feldmeßkunst.

Meßlatte, Meßrute, Meßstab, hölzerner Maßstab zum Messen von Längen im Felde. Derselbe wird aus ölgetränktem Eschen- oder Eichenholz hergestellt, hat quadratischen oder rechteckigen Querschnitt und ist an den Enden mit Eisen oder Messing beschlagen. Die Länge betrug früher meist 1 Rute = 10 oder 12 Fuß (etwa 4 m) und war mit einer in der Nähe der Endflächen besonders feinen Teilung versehen. Jetzt sind meist Metermeßstäbe im Gebrauch. - M. ist auch im Sinne von Distanzlatte (s. d.) gebräuchlich.

Meßmaschine, eine in mechan. Webereien, in Färbereien und Appreturanstalten angewendete Vorrichtung zum selbstthätigen Messen, meist zugleich zum geordneten Legen von Geweben. Der zu messende Stoff läuft über eine metallene Walze, auf die er durch eine in Schlitzlagern geführte Holzwalze aufgedrückt wird; die Zahl der Umdrehungen dieser transportierenden Walze und damit die beförderte Gewebelänge wird an einer Zählscheibe abgelesen, deren Drehung mittels Triebschraube von der Walze hergeleitet wird. Bevor der Stoff über die Zählwalze läuft, wird er durch polierte Spannstäbe gezogen, die zwischen zwei Armen be-^[folgende Seite]