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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meteorologische Gesellschaften - Meteorologische Stationen

Neben diesen von den Regierungen eingerichteten M. E. haben sich in großen Beobachtungsystemen kleinere Zentralstellen unter den verschiedensten Verhältnissen entwickelt. Besonders zu erwähnen ist das System von Regenmeßstationen in Böhmen, das jetzt vom Landeskulturrat in Prag geleitet wird und wohl 700 Stationen hat. Auch in England wurde ein dichtes Netz von Regenmeßstationen begründet. Magdeburg war früher der Sitz der Leitung eines landwirtschaftlichen Wettervereins, der eine große Zahl von Regenmeßstationen hatte. Derartige Centralstellen sind weiter in Odessa, Warschau, Dorpat, Helsingfors u. s. w.

Meteorologische Gesellschaften, s. Meteorologie (S. 821 b).

Meteorologische Institute, s. Meteorologische Centralstellen.

Meteorologische Instrumente, s. Meteorologische Apparate.

Meteorologische Kartenwerke, Kartenwerke, in denen die Ergebnisse der meteorolog. Forschung zur Darstellung gelangen. Hier sind vorerst die Wetterkarten zu nennen, die den Wetterberichten (s. d.) beigegeben werden. Ein großes Werk dieser Art bilden die von der deutschen Seewarte und dem dän. Meteorologischen Institut herausgegebenen "Täglichen synoptischen Karten" vom Atlantischen Ocean und dessen Küstengebieten. Hier wird der Witterungszustand am Morgen eines jeden Tages, wie er sich aus den Beobachtungen der meteorolog. Stationen und auf den Schiffen herleiten laßt, zur Darstellung gebracht. Man findet an allen Stationsorten Richtung und Stärke des Windes durch gefiederte Pfeile, die Bewölkungszustände durch Kreisausfüllung bezeichnet. Daneben stehen die Temperaturen der Luft in Ziffern. Die Verteilung des Luftdruckes im Meeresniveau ist durch Isobaren (s. d.) dargestellt. Dieses Werk ist entschieden das wichtigste Hilfsmittel für das Studium der Witterungserscheinungen auf dem Ocean und in Europa. Es wurde von dem verstorbenen Direktor des dän. Meteorologiscben Instituts, Kapitän Hoffmeyer, begründet. Erschienen sind die Karten vom 1. Sept. 1873 bis 30. Nov. 1876 und vom 1. Dez. 1880 bis 30. Nov. 1887.

Ein ähnliches, aber viel weiter angelegtes Werk unternahm der Signal Service der Vereinigten Staaten von Amerika zu Washington. Auf Anregung dieses Amtes werden von einer Anzahl auf der ganzen Erde verteilten Stationen täglich 7 Uhr früh Washington-Zeit-Ablesungen gemacht. Man nennt dieselben Simultanbeobachtung, weil sie zu gleicher Zeit angestellt werden. Auf Grund dieses Materials wurden in gleicher Weise tägliche Karten entworfen und publiziert. Das System dieser Simultanbeobachtungen besteht noch, die Publikation der Kartenwerke scheint aber eingestellt zu sein.

Eine andere Art von M. K. sind die Darstellungen der Monatsmittel des Luftdruckes (z. B. Karte: Isobaren und Luftbewegungen u. s. w., beim Artikel Isobaren), der Temperatur (z. B. Karte: Temperaturverteilung auf der Erde, beim Artikel Temperaturverteilung) u. s. w. Als ein schönes Werk dieser Art sind die 12 zu dem Berghausschen Physikalischen Atlas gehörigen meteorolog. Tafeln anzuführen.

Meteorologische Observatorien, s. Meterologische Stationen.

Meteorologische Stationen, die Stellen, an denen regelmäßige meteorolog. Beobachtungen angestellt werden. Nach dem Umfang und der Ausrüstung mit Instrumenten unterscheidet man Stationen erster bis vierter Ordnung. Die M. S. erster Ordnung, kurz Observatorien genannt, verfolgen den Witterungsverlauf nach allen Richtungen hin ununterbrochen Tag und Nacht. Sie sind mit Registrierinstrumenten ausgerüstet, die selbstthätig und ununterbrochen Druck, Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, Richtung und Stärke des Windes, Regen und Sonnenschein u. s. w. aufzeichnen. Die übrigen Witterungserscheinungen müssen direkt durch Menschen beobachtet werden. Es erfordert dies ein großes Personal und man hat deshalb mit Erfolg den Versuch gemacht, zu den einfachen Notierungen über Blitz und Donner, Nebel, Tau, Reif u. s. w. Feuerwächter heranzuziehen. Stationen erster Ordnung finden sich in Deutschland: an der Seewarte in Hamburg, bei Potsdam, in Magdeburg (Privatanstalt der dortigen Zeitung), in Chemnitz,

Hohenheim bei Stuttgart und früher an der Sternwarte bei München. Ferner giebt es solche in Paris, Greenwich, Kew, Pawlowsk, Petersburg, Helsingfors, Upsala, Wien, Bukarest, Utrecht, Brüssel, Bern, Lissabon u. s. w. Viele der auf hohen Bergen errichteten Stationen sind mit Registrierinstrumenten ausgerüstet und nehmen eine Mittelstellung zwischen den Stationen erster und zweiter Ordnung ein. Es ist nicht möglich, diese Gipfel- oder Höhenstationen aufzuzählen, da deren immer mehr errichtet werden, der Zweck vieler aber sehr zweifelhaft ist. Die höchste ist jetzt die 1893 durch Bailey auf dem Scheitel des Misti (6100 m) bei Arequipa in Peru gegründete. In Mitteleuropa sind die bedeutendsten die auf dem Hochobir (2141 m), Säntis (2501 m), Sonnblick 3095 m) und Montblanc (4810 m). Von besonderer Wichtigkeit sind die auf Inseln errichteten M. S., wie in Batavia, auf Mauritius, Habana u. s. w.

Stationen zweiter Ordnung haben keine Registrierinstrumente, die Beobachter lesen täglich einigemal an bestimmten Stunden die Instrumente ab und notieren die sonstigen nicht durch Instrumente bestimmbaren Witterungszustände. Als Instrumente haben sie gewöhnlich ein Barometer, ein Psychrometer zur Bestimmung der Temperatur und Feuchtigkeit, Maximum- und Minimumthermometer und einen Regenmesser. Stationen der hoheu Breiten werden vielfach noch mit Haarhygrometern ausgerüstet, da das Psychrometer bei Temperaturen unter dem Eispuukt unzuverlassig ist.

Stationen dritter Ordnung unterscheiden sich von den vorigen bloß durch das Fehlen des Barometers.

Die Zahl und Zeit der täglichen Beobachtungen ist außerordentlich verschieden. Au manchen Stationen beobachtet man zweistündlich, an andern vierstündlich u. s. w. Meist ist die dreimalige Beobachtung täglich eingeführt worden. Als die naheliegendste Kombination erscheint die der Stunden 6a (Vormittag), 2p und 10p (Nachmittag), da alsdann die Termine gleichweit voneinander abstehen. Eine andere Kombination, die von der Societas meteorologica Palatina in Mannheim gewählte, deshalb vielfach die Mannheimer Stunden genannte, ist 7a, 2p und 9p. Sie ist gegenwärtig in Preußen, Österreich u. s. w. eingeführt. Die Stundenkombination 8a, 2p und 8p ist an der Seewarte, in Bayern und Sachsen eingeführt. Es herrscht hierin eine außerordentliche Verschiedenheit, die jedoch keineswegs von allzugroßer Bedeutung ist. In England beobachtet man nur zweimal, früh und abends 9 Uhr. Von der Wahl der Beob-^[folgende Seite]