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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Methode - Methodisten

Gandersheim im Braunschweigischen. Viele seiner Lieder sind Volkslieder geworden. Vorzüglich durch sein "Kommersbuch" hat M.s Name große Popularität erhalten. Sein Denkmal in Stadtilm wurde 1865 enthüllt. - Sein Bruder, Friedrich M., geb. 27. Aug. 1771 zu Stadtilm, gest. im Mai 1807 daselbst, hat mehrere Kompositionen veröffentlicht.

Methode (vom grch. méthodos), im allgemeinen ein planmäßiges Verfahren zur Erreichung eines bestimmten Zieles. Insbesondere wird die Bezeichnung in Bezug auf jede Wissenschaft und namentlich die Pädagogik angewandt. In der Wissenschaft handelt es sich teils um die überzeugende Darstellung gefundener Wahrheiten, teils um die Auffindung neuer. Dabei kann man, wie zuerst Sokrates, Plato und Aristoteles gezeigt haben, entweder den Weg der Deduktion (s. d.) wählen, indem man vom Allgemeinen ausgeht und daraus das Besondere, Einzelne ableitet (synthetische M.), oder den Weg der Induktion (s. d. [logisch]), indem man vom Besondern, Konkreten zum Allgemeinen, Abstrakten aufsteigt (analytische M.). Im übrigen hat fast jede neue Philosophie auch eine neue M. proklamiert. Von den heute noch wirksamen sind hervorzuheben die kritische oder transcendentale M. Kants (s. Kritik und Transcendent), die vielleicht auf die analytische sich zurückführen ließe (Kant selbst wenigstens bezeichnet sie auch als Analytik des reinen Verstandes, im Gegensatz zur Aristotelischen Ontologie); und die dialektische Methode Hegels (s. Dialektik), die vielmehr deduktiven Charakter hat.

In der Pädagogik kann man von einer M. der Erziehung überhaupt und von einer M. des Unterrichts im besondern sprechen. M. der Erziehung ist die planmäßige Anwendung der Erziehungsmittel zur Erreichung des Erziehungszweckes; M. des Unterrichts das planmäßige Verfahren, welches der Lehrer anwendet, um den Zweck des Unterrichts zu erreichen. Die Darstellung der allgemeinen methodischen Grundsätze und Regeln nennt man allgemeine Methodik (Methodologie) und die Lehre von der Anwendung derselben auf die einzelnen Unterrichtsfächer specielle Methodik.

Methode der kleinsten Quadrate, für die angewandte Mathematik wichtiges Verfahren, welches lehrt, aus den Resultaten mehrerer Messungen oder Experimente diejenigen Werte zu finden, welche der Wahrheit nach den Lehren der Wahrscheinlichkeit am meisten entsprechen. Die M. d. k. Q. stützt sich daher auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung (s. d.). Alle Messungen sind mit sog. Beobachtungsfehlern behaftet und weichen von der Wahrheit im positiven oder negativen Sinne mehr oder weniger ab. Es handelt sich demnach darum, festzustellen, welche Werte der unbekannten Großen die wahrscheinlichsten sind, d. h. der Wahrheit am nächsten kommen, und wie groß möglicherweise die Abweichung dieser wahrscheinlichsten Werte von der Wahrheit ist. Die Aufsuchung dieser wahrscheinlichsten Werte geschieht so, daß sie den verschiedenen Werten, die sich ans den verschiedenen Messungen durch die Rechnung direkt ergeben würden, möglichst nahe kommen.

Ihren Namen hat die M. d. k. Q. daher, daß bei ihr eine gewisse Summe von Quadraten (d. h. zweiten Potenzen) zu einem Minimum (s. Maxima und Minima) gemacht wird. Zuerst angewendet worden ist sie von Gauß, der sie aber erst 1809 veröffentlichte, nachdem sie Legendre schon 1805 unabhängig von ihm angegeben hatte. Eine besondere Folge der M. d. k. Q. ist die Regel von dem arithmet. Mittel, die man im täglichen Leben oft anwendet: wenn man für eine Größe X durch verschiedene Messungen die Werte A, B, C,... gefunden hat, so ist der wahrscheinlichste Wert von X das arithmet. Mittel (s. d.) aus A, B, C,... - Vgl. Koppe, Die Ausgleichungsrechnung nach der M. d. k. Q. (Nordhausen 1885): Gauß, Abhandlungen zur M. d. k. Q. (deutsch von Börsch und Simon, Berl. 1887, Cantor, Theorie der Beobachtungsfehler (Lpz. 1891); Koll, Die Theorie der Beobachtungsfehler und die M. d. k. Q. mit ihrer Anwendung auf die Geodäsie und die Wassermessungen (Berl. 1893).

Methodik, Methodologie (grch.), s. Methode.

Methodisten, seit dem zweiten Drittel des 18. Jahrh. die Anhänger John Wesleys (s. d.) in England. Zunächst war M. oder Methodiker Spottname eines von Wesley in Oxford 1729 gegründeten religiös-ascetischen Freundesbundes junger Leute, weil sie ihre Frömmigkeit nach einer bestimmten Methode betrieben und auch bei ihren Belehrungsversuchen bestimmte Regeln verfolgten. Unter dem Einfluß der Deutschen Brüdergemeine gründete Wesley 1738 einen Verein zu gemeinsamer Erbauung, zum Sündenbekenntnis und zur Besprechung des Seelenzustandes. Hier zeigte sich seine Heilsmethodik zum erstenmal weitern Kreisen: das Drängen auf Erkennen und Bekennen der Sündhaftigkeit, das Ringen nach Begnadigung und Geisteserfahrung vom Heil in Christo bis zum Eintritt des Bußkrampfes und zum Gnadendurchbruch, und die darauffolgende Zuversicht, daß der Geist Christi die Vollkommenheit schon in diesem Leben wirken müsse. In diesem Sinne predigten John Wesley, sein Bruder Charles und Whitefield, alle drei der engl. Staatskirche angehörig, in "neuen und unerhörten Zungen", vielfach zum Ärgernis. Von den staatskirchlichen Kanzeln ausgeschlossen, versammelten sie ihre Zuhörer auf freiem Felde und vor den Kirchthüren. Der Zulauf war ein gewaltiger. Sie wendeten sich an den vernachlässigten, in Roheit und Trunksucht verkommenen Arbeiterstand, und Tausende scharten sich um sie.

Wrsley eröffnete 1739 die ersten methodistischen Kapellen in Bristol und London. Damit trat zuerst der Methodismus als selbständige Religionsgemeinschaft auf und nahm schnell zu. Aber gleich anfangs trat eine Spaltung ein. Wesleys arminianischer Standpunkt in Bezug auf Gnade und Erwählung gab dem streng calvinistisch gesinnten Whitefield (s. d.) Anlaß, sich mit seinen gleich ihm an der Prädestinationslehre hängenden Genossen von Wesley zu trennen (1741). Die calvinistisch gesinnten M. fanden an der Gräfin Huntingdon, "der Methodistenkönigin", ihre Stütze. Diese gründete im Zusammenhang mit der Staatskirche zahlreiche Kapellen und ein Predigerseminar in Wales. Für die Wesleyanischen M. war der Verlust Whitefields bei dem Mangel an Seelsorgern und dem Wachsen der Anhänger Anlaß, Laien als Helfer und Prediger anzustellen und als Reiseprediger auszusenden. Ihre Zahl wucbs noch zu Wesleys Zeiten bis 300. Die oberste Regierung der Gemeinschaft wurde 1744 der jährlichen Konferenz übertragen, der kurz vor des Stifters Tod auch alle Rechte auf Kapellen, Predigerwohnungen und sonstige Besitztümer überwiesen wurden.

Die Stärke des Methodismus liegt in seiner Organisation. Die ganze Gemeinschaft ist gegliedert