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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Metzsch - Meurthe-et-Moselle

dessen Sohn Heinrich Erhard. 1872 wurden Besitzer des letztern Schwiegersöhne Leopold Werlitz und Adolf Bonz und 1888 des erstern Söhne, Egon Werlitz (geb. 9. Febr. 1845, Teilhaber am Geschäft seit 1870,1887-92 Vorsitzender des Süddeutschen Buchhändlervereins u. a.) und Arthur Werlitz (geb. 19. April 1862). 1821 wurde die Buchdruckerei errichtet, 1879 das Sortiment verkauft (Firma: "J. B. Metzlers Sortiment und Antiquarium"). Der Verlag hob sich besonders unter Heinr. Erhard; aus seiner Initiative gingen unter andern die "Klassiker des Altertums" (in deutscher Übersetzung, hg. von Osiander und Schwab, 749 Bdchn.) hervor. Außer Philologie sind vertreten Mathematik, Schulbücher, Württembergisches, Technik, Landwirtschaft n. a. Hervorragende Werke sind von W. G. von Wächter (württemb. Privatrecht), W. Jordan (Vermessungswesen), Victor von Scheffel (letztere seit 1876 im Verlag von Adolf Bonz & Co. in Stuttgart), Paulys "Realencyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft" (6 Bde., 1839-66; neue Bearbeitung von G. Wissowa 1893 fg.). Die Buchdruckerei hat 9 Pressen, Schriftgießerei, Stereotypie, Galvanoplastik, 60 Arbeiter, ein Militärformularmagazin.

Metzsch, Karl Georg Levin von, sächs. Staatsminister, geb. 14. Juli 1836 in Friesen bei Reichenbach i. V., studierte 1856-60 in Leipzig die Rechte, trat dann beim Amtsgericht Dresden in die jurist. Praxis ein, wurde 1870 Hilfsarbeiter bei der Kreisdirektion daselbst, dann zum Regierungsassessor befördert und 1874 zum Vorstand der neuerrichteten Amtshauptmannschaft Oschatz ernannt. 1880 übernahm M. die Leitung der neubegründeten Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt und wurde 1887 als vortragender Rat in das Ministerium des Innern berufen, 1889 zum ersten Rat im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und Bevollmächtigten im Bundesrate ernannt, 1891 als Staatsminister mit der Leitung des Ministeriums des Innern und 1892 auch mit der Leitung des Ministeriums des Äußern betraut.

Metzu, Gabriel, niederländ. Maler, s. Metsu.

Méu, Feldmaß in China, s. Ma-u.

Meuble (srz.), s. Möbel.

Meuchelmord, ein heimlich und hinterlistigerweise begangener Mord.

Meudon (spr. mödóng), Stadt im franz. Depart. Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, in der Nähe der Seine und an der Bahn Paris-Versailles, mit (1891) 7258, als Gemeinde 8005 E.,hat ein astronom. Observatorium im wieder erbauten Schloß, Glasfabriken, Kreidebrüche, Kalkbrennerei, Weinbau und besitzt einen von Parisern vielbesuchten Wald. Die Kirche enthält ein Denkmal von Rabelais. M. hatte früher ein unter Ludwig XIV. für den Dauphin gebautes Lustschloß mit Aussicht über das Seinethal. Zur Zeit der Revolution Sitz eines aeronautischen Instituts, wurde es von Napoleon I. prächtig wiederhergestellt. Die Restauration vereinigte M. mit den Krondomänen, und das Schloß wurde vom Herzog von Bordeaux und dessen Mutter bewohnt. Unter dem zweiten Kaiserreich war es Sommerresidenz von Jerôme Napoleon, 1871 wurde es von den franz. Batterien des Mont-Valérien in Brand geschossen.

Meulan (spr. möláng), Elisabeth Charlotte Pauline de, Schriftstellerin, Gemahlin Guizots (s. d.).

Meulebeke (spr. möhle-), Gemeinde in der belg. Provinz Westflandern, 6 km südwestlich von Thielt, an der Linie Deynze-Thielt-Ingelmunster, hat (1890) 9035 E., Weberei und Spitzenfabrikation.

Meulen (spr. möhlen), Adam Frans van der, niederländ. Maler, geb. 11. Jan. 1632 zu Brüssel, hatte P. Snayers zum Lehrer. Einige seiner Arbeiten, die nach Frankreich kamen, machten Lebrun auf ihn aufmerksam, worauf er von Colbert 1666 an die Gobelinmanufaktur berufen wurde. Durch sein Talent als Schlachtenmaler setzte er sich bei Ludwig XIV. in Gunst, der ihn auf seinen Feldzügen im Gefolge hatte und nicht selten selbst die Scenen anwies, die er durch den Pinsel verewigt zu sehen wünschte. Von derartigen Bildern besitzt das Louvre zu Paris 23 (unter andern Rheinübergang bei Emmerich, Einzug in Douai), die Alte Pinakothek in München 4 (unter andern Einnahme von Lille), die Dresdener Galerie 2 (darunter Einzug in Arras); Lager Ludwigs XIV. vor Tournai, das sich in der Gemäldegalerie zu Brüssel befindet. Auch hat man von ihm viele treffliche Ansichten der königl. Schlösser in Frankreich. M. wurde 1673 Mitglied und 1681 Rat der Akademie und starb 15. Okt. 1690 in Paris.

Meum Jacq., Bärwurz, Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit nur zwei Arten im mittlern und südl. Europa, meist in Gebirgsgegenden. Es sind niedrige Kräuter mit sehr fein zerteilten Blättern, mit fast fadenförmigen Zipfeln. M. athamanticum Jacq. findet sich besonders auf Wiesen im mittlern Deutschland und in den Voralpen, M. mutellina Gärtv. geht in den höhern Gebirgen besonders in den Alpen bis an die Schneegrenze heran. Ihre Wurzeln werden zur Herstellung der beliebten magenstärkenden Kräuterliqueure verwendet. Beide Arten gelten als ausgezeichnete Weidekräuter.

Meurs, Fürstentum, s. Mors.

Meurthe (spr. mört), Fluß im nordöstl. Frankreich , entspringt am Westabhange der Vogesen im Depart. Vosges, unweit der elsäss. Grenze, fließt in nordwestl. Richtung durch das Depart. Meurthe-et-Moselle an Lunéville und Nancy vorüber, nimmt rechts die Vezouse, links die Mortagne und rechts den Sânon auf, wird bei Nancy schiffbar und mündet, 8 km weiter, 161 km lang, von rechts in die Mosel.

Meurthe-et-Moselle (spr. mört e moséll), Departement im nordöstl. Frankreich, gebildet 1871 aus dem nach dem Frankfurter Frieden bei Frankreich verbliebenen größern (südwestl.) Teile des ehemaligen Depart. Meurthe und dem kleinern (westl.) Teile des ehemaligen Depart. Moselle, besteht aus Teilen des Herzogtums Lothringen und der Bistümer Metz, Toul und Verdun, grenzt nördlich an Belgien und Luxemburg, nordöstlich an Deutsch-Lothringen, südlich an das Depart. Vosges, westlich an das Depart. Meuse, hat 5232 qkm und (1891) 444 150 E., d. i. 84 auf 1 qkm. Es zerfällt in 4 Arrondissements: Nancy, Lunéville, Toul, Briey, mit 29 Kantonen und 596 Gemeinden. Hauptstadt ist Nancy. Es bildet einen Teil des Hochlandes von Lothringen und wird von hügelartigen Verzweigungen der Vogesen sowie der Ardennen durchzogen, und von der Mosel und ihren Nebenflüssen Madon, Meurthe, Seille und Orne, im N. von dem Chiers bewässert. Auf Ackerland kommen 2143, auf Weideland 159 qkm. Hauptprodukte sind: Getreide (1892: 1 556 000 hl Weizen, 80 000 hl Roggen, 68 400 hl Gerste, 1 794 000 hl Hafer), Kartoffeln (bis 5 Mill. hl), Zuckerrüben, Hopfen und Wein (1892: 364 528 hl, 1882-91 durchschnittlich jährlich 444 435 hl). Man