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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mexiko (Staat)

thanen zu erhalten. Die Vereinigten Staaten lehnten ab, da sie wegen des Ausbruchs des Bürgerkrieges an keine auswärtige Aktion denken konnten. Ein span. Geschwader nahm im Dez. 1861 die Stadt Veracruz ohne Schwertstreich; im Jan. 1862 folgten engl. und franz. Truppen. Zur Eröffnung der durch die Konvention von Soledad (19. Febr.) vorgesehenen Friedenskonferenz in Orizaba kam es nicht, denn schon im März kam der verbannte mexik. General Almonte an, um für die von Napoleon begünstigte Kandidatur des Erzherzogs Maximilian von Österreich zu agitieren, und bald folgten neue franz. Truppen. Juarez forderte die Auslieferung Almontes, die Frankreich verweigerte. England und Spanien zogen nun ihre Truppen zurück und verständigten sich mit Juarez, während Frankreich Almonte zum Diktator ausrufen ließ. Das franz. Korps unter General Lorencez eröffnete den Kampf gegen die mexik. Armee, die unter dem Oberbefehl Zaragozas stand. Am 5. Mai unternahmen die Franzosen einen Sturm auf das befestigte Puebla, sahen sich aber genötigt, den Rückzug nach Orizaba anzutreten. Erst nachdem das franz. Expeditionskorps, mit Einschluß der Flottenmannschaft, auf 45 000 Mann verstärkt worden war, rückte es unter General Forey aufs neue vor und begann 24. März 1863 die Belagerung Pueblas. Ortega, der inzwischen an die Spitze des mexik. Heers getreten war, leistete zwar tapfern Widerstand, mußte sich aber 18. Mai ergeben, nachdem bereits 8. Mai ein mexik. Hilfskorps unter Comonfort in der Nähe der Stadt, bei San Lorenzo, von dem franz. General Bazaine geschlagen war. Die Franzosen setzten hierauf ihren Marsch auf die Hauptstadt M. fort und hielten hier 10. Juni ihren Einzug, nachdem Juarez 31. Mai die Stadt mit den Trümmern des Heers verlassen hatte, um den Sitz der Nationalregierung nach San Luis Potosi zu verlegen. Eine von Forey berufene sog. Notabelnversammlung von 215 Personen proklamierte M. zum Kaiserreich und bot auf Betrieb Napoleons III. dem osterr. Erzherzog Maximilian (s. d.) die Krone an, die dieser auch, nachdem eine angebliche Volkswahl den Beschluß der Notabelnversammlung sanktioniert hatte, 10. April 1864 annahm. Maximilian hielt 12. Juni seinen Einzug in die Hauptstadt.

Der Krieg zwischen der republikanischen Regierung und den durch eine belg. und eine österr. Fremdenlegion verstärkten Imperialisten wurde mit Hilfe des franz. Korps, über das Bazaine 1. Okt. 1863 den Oberbefehl übernommen hatte, seitdem mit abwechselndem Erfolge geführt und hatte die Verheerung des größten Teils von M. zur Folge. Juarez mußte zwar mehrmals bis an die Grenze des Landes oder in den äußersten Norden fliehen, aber er kam immer wieder und gewann sogar schließlich entschiedene Vorteile über seinen Feind. Dazu kam, daß Maximilians Verhältnis zu Bazaine wenig freundlich war, da dieser in der Voraussicht, daß es dem Kaiser nicht gelingen werde, festen Fuß zu fassen, gegen ihn intrigierte und mit dem Gedanken umging, selbst an seine Stelle zu treten. Gänzlich hoffnungslos gestaltete sich die Lage Maximilians seit Beendigung des Bürgerkrieges in der nordamerik. Union. Die Vereinigten Staaten betrachteten nach wie vor Juarez und die Republik als die rechtmäßige Regierung des Landes. Außerdem übte das Kabinett von Washington einen so starken Druck auf Napoleon III., daß sich dieser im April 1866 verbindlich machte, alle seine Truppen bis zum Nov. 1867 in drei halbjährlichen Abteilungen zurückzuziehen. Die letzten franz. Truppen schifften sich 16. März 1867 in Veracruz ein. Daneben blieben nur die Städte und Provinzen M., Puebla, Queretaro und Veracruz der Autorität Maximilians unterworfen. Schon 2. April jedoch nahm der juaristische General Porfirio Diaz Puebla mit Sturm ein. Am 15. Mai bemächtigte sich Escobedo der Stadt Queretaro, wo Maximilian und seine beiden Generale Mejia und Miramon gefangen genommen und kriegsrechtlich erschossen wurden. Auf diese Kunde öffnete die Stadt M. 21. Juni dem General Porfirio Diaz ihre Thore, und 25. Juni 1867 vermittelten die fremden Konsuln auch die Übergabe von Veracruz.

Damit war die Republik wiederhergestellt, und Juarez galt wieder allenthalben als das Staatsoberhaupt M.s und wurde im Dez. 1867 und 1871 von neuem zum Präsidenten gewählt. Er starb aber schon 18. Juli 1872. Sein Nachfolger wurde Lerdo de Tejada, der 1876 seinen zweiten Amtstermin antrat. Iglesias focht diese zweite Wahl an, der Kongreß entschied sich aber 29. Okt. 1876 für deren Gültigkeit. Gegen diese Entscheidung erhoben sich Iglesias und Porfirio Diaz mit den Waffen in der Hand. Jener unterlag, dieser siegte 15. Nov. 1876 über die Regierungstruppen und rückte 1. Dez. in die Hauptstadt ein. Lerdo de Tejada floh in die Vereinigten Staaten, Diaz aber wurde im Febr. 1877 definitiv an seiner Stelle zum Präsidenten erwählt, nachdem er seit 30. Nov. 1876 als provisorischer Präsident fungiert hatte. Am 1. Dez. 1880 übernahm General Manuel Gonzalez, 1. Dez. 1884 aber Porfirio Diaz zum zweitenmal die Exekutivgewalt, die ihm 1888, 1892 und 1896 wieder von neuem übertragen wurde. Diaz verstand es, den innern Frieden zu wahren, so daß unter seiner Verwaltung die Folgen der langjährigen Bürgerkriege immer mehr verschwanden.

Litteratur zur Geschichte. Icazbalceta, Collecion de documentos para la historia de Mejico Bd. 1 u. 2 (Mexiko 1858-66 fg.); Documentos para la historia de Mejico (20 Bde., ebd. 1853-57); Prescott, History of Mejico (5 Bde., ebd. 1892); Prescott, History of the conquest of Mejico (3 Bde., Neuyork 1843; neue Ausg., Philad. 1882; deutsch, 2 Bde., Lpz. 1845); Torrente, Historia general de la revolucion moderna hispano-americana (5 Bde., Madr. 1829-30); Alaman, Historia de Mejico (5 Bde., Mexiko 1849-52); Labédollière, Histoire de la guerre du Mexique (Par. 1866); Payno, Historia de Mejico (Mexiko 1871); Kendall, Mexico under Maximilian (Lond. 1872); Niox, Expédition de Mexique. Récit politique et militaire (Par. 1874); Lester, The Mexican Republic, a histtoric study (Neuyork 1878); Frost, History of Mexico from the earliest ages to the present time (Neuorleans 1882); Bancroft, Popular history of the Mexican people (San Francisco 1887); Howell, Mexico, its progress and commercial possibilities (Lond. 1892).

Mexiko. 1) Staat der Förderativrepublik M. mit 19 812 qkm und (1893) 826 165 E., d. i. 42 auf 1 qkm, umfaßt die Hochebene und ihren Abfall nach Süden, wird im N. von Queretaro und Hidalgo, im O. von Tlascala, Puebla und Morelos, im S. von Morelos und Guerrero, im W. von Michoacan begrenzt. Er enthält die großen Vulkane Iztaccihuatl, Popocatepetl (s. d.) und Nevado de Toluca. Das