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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meyer (Georg Herm. von) - Meyer (Hans Heinr.)

er die Universität Heidelberg in der ersten bad. Kammer. Er schrieb: "Das Recht der Expropriation" (Lpz. 1868), "Grundzüge des Norddeutschen Bundesrechts" (ebd. 1868), "Staatsrechtliche Erörterungen über die deutsche Reichsverfassung" (ebd. 1872), "Lehrbuch des deutschen Staatsrechts" (3. Aufl., ebd. 1891), "Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts" (2 Bde., 2. Aufl., ebd. 1893 fg.), "Die Verleihung des Königsbanns und das Dingen bei markgräfl. Huld" (Jena 1881), "Der Anteil der Reichsorgane an der Reichsgesetzgebung" (ebd. 1889), "Die staatsrechtliche Stellung der Deutschen Schutzgebiete" (Lpz. 1888).

Meyer, Georg Herm. von, Anatom, geb. 16. Aug. 1815 zu Frankfurt a. M., studierte 1833-37 in Heidelberg und Berlin Medizin, habilitierte sich 1840 als Privatdocent in Tübingen und wurde 1844 Prosektor und später Professor für Anatomie sowie Direktor des Anatomischen Instituts in Zürich; 1889 siedelte er nach Frankfurt a. M. über, wo er 21. Juli 1892 starb. M. ist als der eigentliche Begründer der physiol. Richtung der Anatomie zu bezeichnen, in welcher Beziehung namentlich seine umfassenden Arbeiten über die Statik und Mechanik des menschlichen Knochengerüstes und seine Entdeckung der innern Architektur der Knochen als bahnbrechend hervorzuheben sind. Außer zahlreichen vereinzelten Aufsätzen veröffentlichte er: "Lehrbuch der Anatomie" (Lpz. 1856; 3. Aufl. 1873), "Die wechselnde Lage des Schwerpunktes im menschlichen Körper" (ebd. 1863), "Die Statik und Mechanik des menschlichen Knochengerüstes" (ebd. 1873), "Unsere Sprachwerkzeuge und ihre Verwendung zur Bildung der Sprachlaute" (ebd. 1880), "Studien über den Mechanismus des Fußes" (3 Hefte, Jena 1883-88), "Mißbildungen des Beckens unter dem Einflüsse abnormer Belastung" (ebd. 1886). Aus seinen zahlreichen popular-mediz. Schriften ragen hervor: "Über Sinnestäuschungen" (Berl. 1866), "Die Entstehung unserer Bewegungen" (ebd. 1868), "Stimm- und Sprachbildung" (ebd. 1871), "Der Mensch als lebendiger Organismus" (Stuttg. 1877; 2. Aufl. 1879), "Die richtige Gestalt des menschlichen Körpers" (ebd. 1874), "Die Ortsbewegung der Tiere" (Hamb.1890). Seine populäre Abhandlung "Die richtige Gestalt der Schuhe" (Zür. 1858) wurde der Ausgangspunkt einer allgemeinen Reform der Fußbekleidung.

Meyer, Gustav, Sprachforscher, geb. 25. Nov. 1850 zu Gro0-Strehlitz in Schlesien, studierte in Breslau, war von 1871 bis 1874 Lehrer am Gymnasium Ernestinum in Gotha, habilitierte sich 1876 an der Universität Prag für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft und wurde 1877 außerord., 1881 ord. Professor an der Universität Graz. Zahlreiche Reisen, die er nach Italien, Griechenland und dem Orient unternahm, galten vorzugsweise der Erforschung des Neu- und Mittelgriechischen und des Albanesischen. Er schrieb: "Die mit Nasalen gebildeten Präsensstämme" (Jena 1873), "Griech. Grammatik" (Lpz. 1880; 2. Aufl., ebd. 1886), "Albanes. Studien" (3 Teile, Wien 1883-92), "Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde" (Bd. 1, Berl. 1885; Bd. 2, Straßb. 1893), "Reiseskizzen aus Griechenland und Italien" (Berl. 1886), "Albanes. Grammatik mit Lesestücken und Glossar" (Lpz. 1888), "Etymolog. Wörterbuch der albanes. Sprache" (Straßb. 1891), "Griech. Volkslieder in deutscher Nachbildung" (Stuttg. 1890), "Türk. Studien", I (Wien 1893), "Neugriech. Studien" (ebd. 1894).

Meyer, Hans, Reisender, geb. 22. März 1858 in Hildburghausen, studierte Natur- und Staatswissenschaften in Leipzig, Berlin und Straßburg und trat 1884 in das väterliche Verlagsgeschäft (Bibliographisches Institut in Leipzig) als Teilhaber ein. Sein Reisetrieb hatte ihn schon zwei Jahre vorher nach Ostasien und Nordamerika geführt und führte ihn zwei Jahre später (1886) nach Südafrika, dem Kapland, Natal und Transvaal. Von 1887 bis 1889 kannte er nur ein Ziel: die genaueste und wissenschaftliche Erforschung des Kilima-Ndscharo. Das erstemal (1887) gelangte er bis zu der Grenze der Eishaube (5500 in ü. d. M.) des Kibo; wegen mangelhafter Ausrüstung konnte er das letzte Stück nicht mehr erklimmen. Ehe er nach Deutschland zurückkehrte, bereiste er noch das Thal des Kingani und Usaramo. 1888 machte er sich Mitte August zum zweitenmal auf den Weg, begleitet von Oskar Baumann (s. d.). Nach Überschreitung der Gebirgslandschaft Usambara, die hierbei zum erstenmal in ihrer ganzen Ausdehnung erforscht wurde, ward

er infolge des an der Küste ausgebrochenen Aufstandes von den Trägern verlassen, zur Umkehr gezwungen und nahe der Küste von dem Rebellenführer Buschiri gefangen genommen und mißhandelt, bis ihn ein hohes Lösegeld befreite. Zum drittenmal setzte er 1889 zu seinem großen Unternehmen an, diesmal begleitet von Purtscheller aus Salzburg. Am 6. Okt. 1889 stand er auf der höchsten Spitze (6130 m ü. d. M.) des Kibokraterrandes, die er "Kaiser-Wilhelm-Spitze" taufte. Neu und für die Geographie wertvoll war auch die Bereisung des Ugwenogebirges. (Vgl. die Routen auf Karte: Kilima-Ndscharo.) Er schrieb: "Eine Weltreise" (Lpz. 1885), "Zum Schneedom des Kilima-Ndscharo" (ein Prachtwerk mit 40 Photographien; Berl. 1888), "Ostafrik. Gletscherfahrten" (Lpz. 1890), "Die Insel Tenerife" (ebd. 1896).

Meyer, Hans Heinr., Altertumsforscher und Kunstkenner, geb. 16. März 1760 in Zürich, widmete sich der Malerei und hielt sich 1784-88 in Italien auf, wo er mit Goethe Freundschaft schloß. Nach seiner Rückkehr lebte er in der Schweiz, bis ihn Goethe 1792 nach Weimar zog, wo er an der neueingerichteten Zeichenakademie eine Professur erhielt. 1795 reiste er wieder nach Italien; doch der Einmarsch der Franzosen nötigte ihn 1797 zur Rückkehr nach der Schweiz, wo er mit Goethe zusammentraf, mit dem er damals den Plan zu den "Propyläen" entwarf. Beide bildeten fortan das Duumvirat der "W. K. F." ("Weimarische Kunstfreunde"). Hierauf ging M. wieder nach Weimar und wurde 1807 Direktor der Zeichenakademie, der er bis zu seinem Tode 14. Okt. 1832 vorstand. In seinem Testament bestimmte er 33 000 Thlr. für eine Armenstiftung in Weimar, die zu seinem und seiner 21. April ^1825 verstorbenen Gattin Gedächtnis den Namen Meyer-Amalienstiftung erhielt. Mit Fernow, dann mit Joh. Schulze gab er Winckelmanns "Werke" (8 Bde., Dresd. 1808-20) heraus. Resultate eigener Forschung enthält seine "Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen und Römern" (fortgesetzt von Riemer, 3 Bde., Dresd. 1824-36). Auch ein großer Teil der kritischen Aufsätze in Schillers "Horen" und in Goethes Journalen "Propyläen" und "Kunst und Altertum" rührt von ihm her. Seine "Kleinen Schriften zur Kunst" wur-^[folgende Seite]