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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Militärökonomiedepartement - Militärschulen

(s. d. und Stabshautboist), bei den Jägern, Pionieren und der Fußartillerie Hornisten und bei der Kavallerie Trompeter. Bei der M. werden die Hautboisten jetzt meist durch Janitscharenmusik (s. d.) verstärkt, und man hat bei Regimentern Hautboistenkorps von 40 Musikern, wo sonst 7-8 hinreichten. In der Regel besetzen die neuern Militärkapellen auch die Streichinstrumente und sind dadurch ein wichtiger Faktor des Konzertwesens geworden.

Militärökonomiedepartement, Abteilung des preuß. Kriegsministeriums (s. d.).

Militärpaß, s. Paß.

Militärpensionen, s. Invalidenversorgung.

Militärpersonen, die Angehörigen des Militärstandes (s. Militär).

Militärperspektive, s. Projektion.

Militärpflicht, s. Dienstpflicht.

Militärpflichtersatz, s. Wehrsteuer.

Militärrealschulen in Österreich-Ungarn, Vorbereitungsschulen für die Theresianische Militärakademie (s. d.) zu Wiener-Neustadt und für die Technische Militärakademie (s. Artillerieschulen) in Wien. Es besteht eine Ober-Militärrealschule zu Weißkirchen in Mähren und vier Unter-Militärrealschulen zu St. Pölten, Güns, Eisenstadt und Kaschau. Ein Stabsoffizier ist Kommandant; das Erzieherpersonal besteht vorwiegend aus Offizieren.

Militärreitinstitut zu Hannover, bildet Offiziere und Unteroffiziere der deutschen Kavallerie und Artillerie (mit Ausnahme von Bayern) zu guten Reitern und Reitlehrern aus; außerdem werden noch besonders Fechten, Schießen, Turnen und Telegraphendienst gelehrt. Das M., dessen Chef ein Oberst oder ein General ist, steht unter dem Kriegsministerium. Es zerfällt in zwei Hauptabteilungen: die Offizierreitschule und die Kavallerie-Unteroffizierschule mit je einem besondern Direktor. Zu ersterer kommandiert jedes Kavallerieregiment und jede Feldartilleriebrigade einen Lieutenant, die Kavalleristen verbleiben 2, die Artilleristen 1-2 Jahre auf der Schule. Zur Unteroffizierschule, deren Kursus einjährig ist, kommandiert jedes Kavallerieregiment einen Unteroffizier oder Gefreiten als Schüler. Als Lehrer sind 10 Rittmeister der Kavallerie kommandiert. – Das in Dresden bestehende M. soll die Reitausbildung der neu ernannten Offiziere und Unteroffiziere der berittenen Truppen des 12. (königlich sächs.) Armeekorps fördern. (S. auch Militärreitschulen.)

Militär-Reitlehrerinstitut zu Wien, s. Militärreitschulen und Equitationsschulen.

Militärreitschulen, früher auch vielfach Equitationsschulen (s. d.) genannt, bilden Offiziere und Unteroffiziere der berittenen Waffen zu guten Reitern und zu Reitlehrern aus. In Preußen wurde zuerst 1812 eine Militärreitanstalt errichtet, welche von 1820 an den Namen Lehreskadron führte. Aus dieser entstand 1849 die Militärreitschule zu Schwedt a. O., welche 1867 in das Militärreitinstitut (s. d.) zu Hannover umgewandelt wurde. Eine ähnliche Bestimmung hat in Bayern die Equitationsanstalt zu München, in Österreich-Ungarn das Militär-Reitlehrerinstitut zu Wien, in Frankreich die Kavallerieschule zu Saumur, in Rußland die Nikolaus-Kavallerieschule (für Offiziere) und die Garde-Bereiterschule (für Unteroffiziere) zu Petersburg.

Militärroßarztschule, Anstalt zur Ausbildung des roßärztlichen Personals der preuß. Armee, steht unter dem Inspecteur des Militärveterinärwesens. Zum Eintritt als Eleve in die M. ist das Zeugnis der Reife für die Prima eines Gymnasiums oder einer gleichstehenden höhern Lehranstalt erforderlich. Die Eleven müssen mindestens ein Jahr bei einer berittenen Truppe gedient haben und dürfen am 1. Nov. des Aufnahmejahres das 24. Lebensjahr nicht überschritten haben. Der Unterricht wird an der tierärztlichen Hochschule zu Berlin erteilt, ist mehrjährig und richtet sich nach dem Unterrichtsplan der tierärztlichen Hochschule. Nach Abschluß des Unterrichts haben die Eleven eine Fachprüfung abzulegen, deren Bestehen sie zum Anspruch auf die Approbation zum Tierarzt berechtigt. Die Prüfung kann bei Nichtbestehen wiederholt werden.

Militärsanitätsstatistik, s. Heereskrankheiten und Menschenverluste im Kriege.

Militärsanitätswesen, s. Sanitätswesen.

Militärschießschulen befördern den sachgemäßen Betrieb des Schießdienstes durch Heranbildung von Schießlehrern und Instruktoren, die die durch die M. gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen auf die Truppen übertragen. Diese Anstalten geben zugleich Gelegenheit zur Prüfung von Verbesserungen und Erfindungen auf dem Gebiete der betreffenden Waffen. Man unterscheidet M. für Infanterie und solche für Artillerie.

1) Infanterieschießschulen. Das Deutsche Reich hat die seit 1861 bestehende Infanterieschießschule (s. d.) in Spandau-Ruhleben, von der im April 1883 zu Versuchen und Prüfungen auf dem Gebiete der Handfeuerwaffen die Gewehr-Prüfungskommission dauernd abgezweigt wurde. Für Bayern besteht eine 1872 errichtete Militärschießschule zu Augsburg (Lager auf dem Lechfeld). Osterreich-Ungarn hat die Armee-Schützenschule zu Bruck an der Leitha. Frankreich hat eine École normale de tir in Châlons-sur-Marne und die drei École régionales Châlons-sur-Marne, Le Ruchard, La Valbonne. Rußland hat eine Offizier-Infanterie-Schießschule in Oranienbaum seit 1882, Großbritannien eine Infanterieschießschule in Hythe, Spanien in Pardo bei Madrid, Holland im Haag, Belgien im Lager von Beverloo, Italien in Parma, die Schweiz in Wallenstedt.

2) Artillerieschießschulen. Die älteste Anstalt der Art ist die englische zu Shoeburyneß ^[richtig: Shoeburyness]. Für die deutsche Armee bestehen die Artillerieschießschulen (s. d.), 1867 in Berlin als gemeinsame errichtet, 1890 geteilt. Frankreich hat eine Artillerieschießschule in Poitiers, die Commission d’études pratiques de tir à la mere. Russland hat seit 1883 eine Offizier-Artillerieschießschule in Zarskoje-Selo.

Militärschulen, Anstalten, welche die Heranbildung und Weiterbildung von Berufssoldaten, also den Ersatz der Offizier- und Unteroffizierkorps zum Zweck haben. Man kann die M. in drei Klassen einteilen: 1) Vorschulen, die ihre im jugendlichen, zum Teil im kindlichen Alter stehenden Zöglinge zum Eintritt in die militär. Laufbahn, sei es als Offizier oder Unteroffizier, im allgemeinen heranbilden; 2) Berufsschulen, die ihren bereits dem Militärstande angehörigen Zöglingen die Befähigung geben sollen, entweder als Offiziere in die höhere oder als Unteroffiziere in die niedere militär. Laufbahn thatsächlich einzutreten; 3) Fachschulen, die die Fort- ^[folgende Seite]