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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mittelländische Sprachen - Mittelniederländisch

zum Teil erklärt er sich aber dadurch, daß der Verlust an Wasser, den dieses Meer, im S. der Gluthitze der afrik. Küsten ausgesetzt und im N. durch die Alpen geschützt, durch seine starke Verdunstung erleidet, nicht durch die Wassermenge der ihm zuströmenden Flüsse ersetzt wird; wie denn aus Afrika außer dem Nil kein einziger einigermaßen ansehnlicher Fluß ihm zufließt, ebensowenig aus Asien und der griech.-türk. Halbinsel. So bleiben, außer den kleinern Flüssen Italiens und Ostspaniens, nur Etsch, Po, Rhône und Ebro als bedeutendere Zuflüsse aus dem westl. Europa übrig. Eine nach außen gehende Unterströmung schwerern, salzreichen Wassers ist neuerdings konstatiert worden. Ein durch dieselbe Ursache bedingter Doppelstrom existiert auch zwischen dem Schwarzen Meer und dem M. M. (Hierzu Karte: Mittelländisches Meer.)

Das M. M. hat 440 Arten Fische, während man von den brit. Küsten deren nur 216, von den norwegischen 17) kennt; aber nur etwa 40 Arten sind wohlschmeckend, 60 andere werden noch von den untern Volksklassen gegessen; der Rest ist nahezu wertlos, und das M. M. kann den Bedarf an Fischen in seinen Uferstaaten bei weitem nicht decken. Besonders wichtig ist der Thunfischfang an allen Küsten des westlichen M. M. Ebenso besitzt das M. M. über 600 Arten Muscheltiere und Schnecken, während das Deutsche Meer deren nur 400 hat; aber die Ausdehnung der Bänke von Austern und andern eßbaren Muscheln, wie sie dort vorkommt, findet sich im M. M. nur in kleinem Maßstabe wieder. Dem M. M. eigentümlich ist die Fischerei der Edelkoralle, namentlich an den Balearischen Inseln, an den Küsten der Provence, am südl. Gestade von Sicilien und an der afrik. Küste von Bona und Barka, sowie die Schwammfischerei an den Küsten von Tunis.

Die jetzt noch thätigen Vulkane des M. M. sind der Vesuv, der Ätna, der Stromboli (s. Liparische Inseln) und die auf Santorin. Vulkanische Bildungen kommen außerdem zahlreich vor, und die Küsten sind zum Teil heftigen Erdbeben unterworfen. Verschiedene Teile derselben befinden sich in einem Zustande großer Unbeständigkeit. An einigen Orten haben sie sich in histor. Zeiten mehr als einmal gesenkt und sind wieder aufgestiegen, wie dies bei den Ruinen des Serapistempels bei Pozzuoli angenommen wird und an den dalmat., sicil. und sardin. Küsten nachgewiesen werden kann. Da die Nordseite die längste Küstenerstreckung, die meisten Buchten, Häfen und Inseln Zeigt, so bietet es den Bewohnern Europas mehr Gelegenheit zum Verkehr und mehr Vorteile als den Bewohnern Afrikas dar. Es bildete mit den rings um sein Becken liegenden Ländern den Hauptschauplatz der Völkergeschichte in der Welt des Altertums, der Ägypter, Phönizier, Karthager, Juden, der Küstenvölker Kleinasiens, vor allen aber der Griechen und Römer. Das M. M. war im Altertum fast allein das Gebiet des ganzen Seehandels und blieb dies bis zur Entdeckuug Amerikas und des Seewegs nach Ostindien. Seit Eröffnung des Sueskanals hat sich der Verkehr rasch gehoben.

Es giebt gegenwärtig auf dem M. M. folgende Dampferlinien: 1) Deutsche: der Norddeutsche Lloyd (Linien Bremerhaven-Genua-Port-Saïd; Genua und Neapel nach Neuyork); die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Gesellschaft (Genua und Neapel nach Neuyork); die deutsche Ostafrika-Linie (Hamburg-Lissabon-Neapel-Port-Saïd); die deutsche Dampfschiffsreederei "Kingsin-Linie" (Hamburg-Port-Saïd); die deutsche Sundalinie (Hamburg-Genua-Port-Saïd); die Hamburg-Calcuttalinie, die Rickmerslinie und mehrere andere. 2) Englische: die Peninsular and Oriental Steam Navigation Company; die British India Steam Navigation Company; die Orient and Pacific Steam Navigation Company. 3) Französische: die Messageries maritimes; zahlreiche Linien der Compagnie générale transatlantique (besonders für Tunis, Algier, Kleinasien und Türkei); die Compagnie Paquet; die Reederei Fraissinet & Cie. 4) Italienische: sehr zahlreiche Linien der Navigazione Generale Italiana (besonders nach Südamerika, Nordafrika und Ostasien); die Gesellschaft La Veloce. 5) Österreichische: die sehr zahlreichen Linien des Österreichischen Lloyd (Triest-Bombay, Triest-Alexandrien; Triest-Brasilien; Triest-Saloniki-Konstantinopel über Fiume oder Albanien; Triest-Smyrna; Konstantinopel-Smyrna-Alexandrien; Alexandrien-Marsina; Braila-Konstantinopel; Varna-Konstantinopel; Odessa-Konstantinopel; Konstantinopel-Trapezunt-Batum). 6) Russische: die der Odessaer Dampfschiffahrts- und Handelsgesellschaft. 7) Spanische: die der Compania transatlantica. 8) Portugiesische: eine Linie der Mala Real Portugueza. 9) Ägyptische: die der Gesellschaft Khedive.

Vgl. W. H. Smyth, The Mediterranean (Lond. 1854); Böttger, Das Mittelmeer (Lpz. 1858); Petermann, Das M. M. (8 Blätter, Gotha 1879); Mediterranean Pilot (Bd. 1 u. 2 von 1885; Bd. 3 von 1891; Bd. 4 von 1892, hg. vom Hydrographic Office, London); Mer Méditerranée (Service hydrographique, Par. 1886; Schweiger-Lerchenfeld, Das Mittelmeer (Freib. i. Br. 1888); Berichte der Kommission für Erforschung des östl. Mittelmeers (erste Reise S.M.S. "Pola", Wien 1892; zweite und dritte Reise, ebd. 1893; vierte Reise, ebd. 1894); Ed. Graf Wilczek: Das Mittelmeer, seine Stellung in der Weltgeschichte und seine histor. Rolle im Seewesen (ebd. 1895).

Mittelländische Sprachen, s.Indogermanen.

Mittellandkanal, s. Schiffahrtskanäle.

Mittellappen, s. Gehirn (Bd. 7, S. 675 b).

Mittellatein, s. Lateinische Sprache (Bd. 10, S. 994 b).

Mittelmark, der zwischen Prignitz und Magdeburg im W., der Ukermark im N. und der Neumark im O. gelegene Teil der Kurmark Brandenburg, umfaßt die mittlern Kreise des preuß. Reg.-Bez. Potsdam und die Kreise Lebus und Frankfurt a. d. O. des Reg.-Bez. Frankfurt.

Mittelmeer, s. Mittelländisches Meer.

Mittelmeerbahn, Französische, s. Französische Eisenbahnen.

Mittelmeerbahnen, Italienische, s. Italenische Eisenbahnen.

Mittelmoräne, s. Moränen.

Mittelniederdeutsch, abgekürzt Mndd., wird entsprechend der Bezeichnung Mittelhochdeutsch (s. d.) gebraucht. Nur pflegt der Begriff zeitlich weiter gefaßt zu werden, indem man die niederdeutsche Sprache und Litteratur des 16., ja zum Teil selbst des 17. Jahrh. noch M. nennt. Der Grund hierfür liegt in der Litteratur. Für das 12. und 13. Jahrh. fehlt es in Niederdeutschland an einer reichern Litteratur; eine solche kommt erst im 14. Jahrh. auf. (S. Deutsche Sprache, Bd. 5, S. 75.)

Mittelniederländisch, s. Niederländische Sprache und Litteratur.