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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mohammed (türkische Sultane)

Ein um die Stadt gezogener Graben (daher auch die "Grabenschlacht", der Name dieses Unternehmens) vereitelte die Ziele der Belagerer. Die Vernichtung der Kuraiza, eines jüd. Stammes, welcher es mit den Mekkanern gehalten hatte, war die Rache für die Belagerung Medinas; auch andere arab. Stämme bis nach der syr. Grenze wurden bekämpft, und schon 628 versuchte es M. in Mekka selbst zunächst behufs Teilnahme an dem Pilgerfeste einzudringen; es gelang zwar den Mekkanern, die Ausführung dieses Vorhabens zu vereiteln, aber M. hatte den Vorteil, daß die Mekkaner mit ihm einen förmlichen Friedensvertrag eingingen, der ihn als ebenbürtigen Gegner anerkannte. Zehnjähriger Waffenstillstand und die Erlaubnis, im nächsten Jahre für drei Tage als Pilger in Mekka verweilen zu dürfen, waren die wichtigsten Punkte dieses Vertrags. Kaum war derselbe abgeschlossen, als M. einen Zug gegen die Juden von Chaibar unternahm, der mit völliger Vernichtung der Juden in Arabien endigte. Nach Vollzug der ihm zugestandenen Wallfahrt, die ihn in freundliche Beziehung zu mehrern Koreischiten brachte, begann M. seine Sendboten nach ganz Arabien und außerhalb Arabiens mit mehr oder weniger Erfolg auszusenden. Mehrere Beduinenstämme wichen der Gewalt des Schwertes und bekehrten sich zum Propheten, der jetzt auch an auswärtige Fürsten, die von Byzanz, von Persien, von Abessinien und andere, Missionen mit der Aufforderung abordnete, ihn als Gesandten Gottes anzuerkennen. Die Mißhandlung eines Missionars in Syrien führte 629 zum ersten Krieg zwischen dem Christentum und den Mohammedanern, welcher aber in der Schlacht bei Muta (in der südl. Gegend des Toten Meers) unglücklich für M. ausfiel; nur die Tapferkeit des Châlid ermöglichte einen geordneten Rückzug auf Medina. Der Friede mit den Mekkanern dauerte trotz des Friedensvertrags nicht lange. Derselbe wurde 630 durch jene verletzt; die Strafe dafür war die Eroberung Mekkas, Zerstörung der Götzenbilder und die Besitznahme der Stadt für den Islam. Hiermit war der Sieg der neuen Lehre in Arabien entschieden, und M. erlebte den Erfolg, die meisten Bewohner des Landes sich und seiner Religion wenigstens äußerlich unterworfen zu sehen. Er selbst kehrte wieder nach Medina zurück und empfing hier die Gesandtschaften der verschiedenen Stämme, welche ihm ihre Huldigungen darbrachten. Den am Ende desselben Jahres geplanten Kriegszug gegen das Byzantinische Reich führte er nicht aus. Er gelangte nur bis Tabuk (unweit vom nordöstl. Ende des Roten Meers), hatte aber auf diesem Zuge manche Erfolge gegen die Christen aufzuweisen. Châlid drang bis zur syr. Grenze vor und brachte die christl. Fürsten Ukejdir mit nach Medina, wo sich derselbe zur Lehre M.s bekehrte. Ende 631 unternahm M. seine letzte feierliche Wallfahrt nach Mekka, bei welcher Gelegenheit er den dort vereinten Pilgern eine Reihe wichtiger Gesetze und Lehren vortrug. Die Ceremonien dieser Wallfahrt gelten als Norm für die Wallfahrten der Gläubigen (s. Haddsch). Dann kehrte er nach Medina zurück, wo er drei Monate darauf erkrankte, nachdem er noch seinen Feldherrn Usâma mit einem neuerlichen Kriegszug gegen die Byzantiner betraut hatte. Nach einem heftigen Fieberanfall verschied er in den Armen seiner Frau Aïscha (8. Juni 632). Er wurde an der Stätte, wo er gestorben, beigesetzt; sein Grab befindet sich innerhalb der erweiterten Moschee von Medina und ist ein bevorzugter Pilgerungsort der Gläubigen bis zum heutigen Tage.

Vgl. Weil, M. der Prophet, sein Leben und seine Lehre (Stuttg. 1843); Muir, The life of M. (Lond. 1858-61); Sprenger, Das Leben und die Lehre des M. (3 Bde., Berl. 1801-65; 2. Ausg. 1868-69); Nöldeke, Das Leben M.s (Hannov. 1863); Krehl, Das Leben und die Lehre M.s (Bd. 1, Lpz. 1884); Aug. Müller, Der Islam im Morgen- und Abendland, Bd. 1 (Berl. 1885); Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten, Heft 4 (ebd. 1889); Grimme, Mohammed (Teil 1 und 2, Münster 1892-95).

Mohammed, Name von vier türk. Sultanen:

M. I. (1413-21) hielt sich nach seines Vaters Bajazet I. Tode (1403) als Fürst von Amasia in Kleinasien und erkämpfte sich den Thron gegen seine Brüder Suleiman, Isa und Musa, wurde aber erst, nachdem der letzte von ihnen gefallen war, 1413 unbestrittener Alleinherrscher. Er starb 1421, nachdem er das durch Timur zerrüttete und gespaltene Reich wieder gehoben und geeinigt und seine Herrschaft in Europa bis an die Donau hinauf ausgedehnt hatte.

M. II. (1451-81), mit dem Beinamen el-Ghasi ("der Eroberer"), auch Bujuk, d. h. der Große, Sohn und Nachfolger Murads II., geb. 1430 zu Adrianopel, begann 1453 mit 160000 Mann Landtruppen und 400 Schiffen die Belagerung Konstantinopels, das nach 53tägiger Einschließung (29. Mai) mit Sturm genommen und mehrere Tage der Plünderung preisgegeben wurde. Nach dem Falle der Stadt, die er zum Hauptsitz seines Reichs machte und alsbald wieder befestigen ließ, vernichtete M. die beiden noch bestehenden unabhängigen Griechenherrschaften der Paläologen in der Morea und der Komnenen in Trapezunt, führte blutige Kriege mit dem ungar. Reichsstatthalter Job. Hunyadi, unterwarf Serbien nach dem Tod des Despoten Georg Branlović, sowie das Königreich Bosnien, kämpfte mit Skanderbeg von Albanien, mit der Walachei, mit Venedig, das ihm Euböa und Skutari in Albanien, sowie mit Genua, das ihm Kaffa abtreten mußte. Auch zwang er die Krimschen Tataren, zu ihm in Vasallenverhältnis zu treten. Die Kriege in Persien gegen Usan-Hasan hinderten ihn, sein Kriegsglück gegen die christl. Mächte weiter zu verfolgen. Zwar griff er 1480 die Insel Rhodus an, wurde aber von den Johannitern zurückgeschlagen. Hierauf wendete er seine Waffen gegen Neapel und schon hatten seine Truppen Otranto eingenommen, als er 1481 starb.

M. III. (1595-1603), Sohn und Nachfolger Murads III., geb. 1566, sicherte sich den Thron mit unerhörter Grausamkeit durch die Hinrichtung von 19 Brüdern, eroberte 1596 Erlau in Ungarn und führte noch mehrere Jahre blutige, aber nicht erfolgreiche Kriege gegen Österreich. In den letzten Jahren seiner Regierung erstand dem türk. Reiche ein mächtiger Gegner in dem pers. Schah Abbas d. Gr. (s. d.). M. starb 1603.

M. IV. (1648-91), Sohn des von den Janitscharen ermordeten Sultans Ibrahim, gelangte als siebenjähriger Knabe, unter der Vormundschaft seiner Großmutter, auf den Thron. Fortwährende Hof- und Serailintriguen lahmten die Kräfte des noch immer gewaltigen Reichs. Die Großwesire Kjöprili (s. d.) brachten zwar die türk. Waffen gegen Venedig und Polen wieder zu Ehren, aber Achmed Kjöprilis Nachfolger, Kara Mustapha (s. d.), erlitt 1683 vor Wien eine entscheidende Niederlage. Als