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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Moiren - Mola

Moiren (Mören), die griech. Schicksalsgöttinnen, haben im Laufe der Zeit verschiedene Wandlungen durchgemacht. Während in der Homerischen Poesie die Moira (fast immer in der Einzahl) in noch nicht bestimmt ausgeprägter Persönlichkeit als Vertreterin des durch den Ratschluß der Götter gelenkten oder neben und über diesen stehenden Verhängnisses erscheint, kennt die Hesiodische Theogonie bereits die drei M., die dann später allgemein festgehalten werden: Klotho, die Spinnerin (des menschlichen Lebensfadens), Lachesis, die Zuteilerin (des Lebensloses an die Menschen), und Atropos, die Unabwendbare (Notwendigkeit des Schicksals, besonders des Todes). Sie werden bald Töchter der Nacht, bald Töchter des Zeus und der Themis und als solche Schwestern der Horen genannt. Als Geburtsgöttinnen werden die M. mit Eileithyia als Todesgöttinnen mit den Keren und Erinyen verbunden. Die bildende Kunst stellt sie durchaus als würdevolle Frauengestalten dar, in der ältern Zeit mit Mörserkeulen als Zauberinnen (Pharmakiden), oder mit Sceptern als Herrscherinnen über das Schicksal, in einer Schriftrolle lesend, später Klotho spinnend oder Lachesis ein Los ziehend oder mit dem Griffel auf den Globus weisend, Atropos auf eine Sonnenuhr zeigend, während die Vorstellung röm. Dichter, daß Atropos den Faden mit einer Schere durchschneidet, auf den Denkmälern noch nicht nachgewiesen ist.

Moissac (spr. mŏassáck). 1) Arrondissement des franz. Depart. Tarn-et-Garonne, hat 908,59 qkm, (1891) 47278 E., 50 Gemeinden und 6 Kantone. – 2) Hauptstadt des Arrondissements M. am Tarn, am Seitenkanal der Garonne und der Linie Bordeaux-Cette der Südbahn, hat (1891) 5041, als Gemeinde 8797 E., einen Gerichtshof, Handelsgericht, Collège, schöne Ruinen einer Abtei mit Kirche; Ölfabrikation, Töpferei, Gießerei, Handel mit Getreide, Mehl, Öl, Wein.

Moitié (frz., spr. mŏatĭeh), Hälfte; M. machen, auf gemeinschaftlichen Gewinn und Verlust etwas unternehmen.

Moivresche Formel (spr. mŏawrsche), s. Exponentialfunktion.

Mojanga, Stadt auf Madagaskar (s. d.).

Mojo, Hohlmaß, s. Moio.

Mojo (Moxo, spr. mocho), südamerik. Indianerstamm in Bolivia, im Departamento El Beni. Dieses fanatisch religiöse Volk, den Arrawak und Maipure verwandt, wohnt in einst blühenden, von den Jesuiten gegründeten Ortschaften, ist jetzt aber sehr verwahrlost.

Mojsisovics (spr. -witsch), Edmund Joh. Aug. Georg, Edler von Mojsvár, Geolog und Paläontolog, geb. 18. Okt. 1839 zu Wien, studierte daselbst, gründete 1862 den österr. Alpenverein und beteiligte sich 1869 an der Gründung des deutschen Alpenvereins, der 1873 mit dem erstern verschmolz. Nachdem er 1867 in den Verband der Geologischen Reichsanstalt getreten war, wurde er 1870 zum Chefgeologen und Bergrat ernannt, 1879 erhielt er den Titel Oberbergrat, 1892 den eines Vicedirektors der Anstalt. Seit 1891 ist er wirkliches Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Seine größern Arbeiten sind: «Die Dolomitriffe von Südtirol und Venetien» (Wien 1879), «Die Cephalopoden der mediterranen Triasprovinz» (Bd. 10 der «Abhandlungen der Geologischen Reichsanstalt», 1882), «Das Gebirge um Hallstatt» (Bd. 6 der «Abhandlungen», Wien 1873‒75), «Arktische Triasfaunen» (in den «Memoiren der Petersburger Akademie», 1886), sein Hauptwerk; «Die Cephalopoden der Hallstätter Kalke» (2 Bde., mit Atlas, Wien 1893). Im Verein mit M. Neumayr gab M. seit 1880 «Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients» heraus.

Mokassin, wildledernes Schuhzeug der nordamerik. Indianer.

Mokassinschlange, Kupferschlange, engl. Copperhead (Trigonocephalus contortrix Holbrook), eine 1 m lange braunrote, zu den Grubenottern (s. d.) gehörige Giftschlange der Vereinigten Staaten, die, unähnlich den meisten Giftschlangen, vor dem Menschen nicht flieht, sondein eine Kampfesstellung gegen ihn einnimmt. Sie ist ebenso gefährlich wie die Klapperschlange.

Mokieren, sich (frz. moquer), sich über jemand, über etwas aufhalten, spotten, jemand zum besten haben; mokánt, spottlustig, spöttisch.

Mokka oder Mochâ, Stadt am Roten Meere, in der arab. Provinz Jemen, 74 km nördlich von der Straße Bab el-Mandeb, mit einem geräumigen, von zwei Kastellen verteidigten Hafen und 4‒5000 E., war als Ausfuhrort der besten Sorte Kaffee (s. d., Bd. 10, S. 16 a) wichtig, ist aber zurückgegangen.

Mokkastein, s. Chalcedon (Mineral).

Mokkathaler, frühere arab. Geldgröße von 80 Cabir. Man rechnet 200 Maria-Theresien-Thaler (s. d.) = 243 M., so daß der M. = 2,406 M. ist.

Mokoko, s. Lemur.

Mokscha, rechter Nebenfluß der Oka in den russ. Gouvernements Pensa und Tambow, ist 618 km lang und auf 425 km schiffbar. Hauptnebenfluß ist die Zna (436 km lang).

Mokscha, Volk, s. Mordwinen.

Mokschán. 1) Kreis im mittlern Teil des russ. Gouvernements Pensa, im Gebiet der Mokscha und Sura, hat 3133 qkm, 110360 E.; Ackerbau, Viehzucht und Gewinnung von Pottasche. – 2) Kreisstadt im Kreis M. an der Mokscha, hat (1893) 13659 E., 7 Kirchen, 1 Nonnenkloster; Pottaschefabriken, Seilereien, Handel mit Getreide, Salz.

Mokumē (frz. métaux forgés), eine in Japan beliebte Metallmosaik aus verschiedenfarbigen Legierungen; es hat das Aussehen von gemasertem Holz und wird nur zu kleinen Luxusgeräten verwendet. Christofle in Paris hat das M. nachgeahmt.

Mol. oder Molin., hinter naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Juan Ignazio Molina (s. d.).

Mola, Pietro Francesco, ital. Maler, geb. 1621 zu Coldre bei Como (oder 1612 in Mailand), genoß den Unterricht Gius. Cesaris in Rom und Albanis in Bologna, worauf er nach Venedig ging. Durch Guercinos Neid sah er sich indes genötigt, nach Rom zurückzukehren, wo er unter anderm die Geschichte Josephs (im Quirinalpalaste) malte. Er starb 1666 oder 1668 zu Rom. In Rom schmückte er auch die Jesukirche mit mehrern Tafelbildern; andere befinden sich im Louvre zu Paris (wie Der heil. Johannes in der Wüste predigend, Der heil. Bruno in einer schönen Landschaft), Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten (in der Londoner Nationalgalerie). Auch die Galerien zu München, Dresden und Wien haben gute Werke seiner Hand.

Der gleichzeitige, vielleicht mit ihm verwandte Giovanni Battista M., geb. 1616 angeblich in Besançon, ein Schüler Albanis, bildete sich hauptsächlich zum Landschaftsmaler aus und arbeitete in vielen Bildern seines Lehrers die Landschaften.