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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mont-Pelvoux; Montpensier

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Mont-Pelvoux - Montpensier (Anne Marie Louise von Orléans, Herzogin von)

Flüßchen Lez, an den Linien M.-Faugères (69 km) der Südbahn, Nimes-Cette der Mittelmeerbahn, M.-Palavas (12 km) und M.-St. Georges (8 km) der Hérault-Bahn, hat (1891) 58380, als Gemeinde 69258 E., darunter etwa 4000 Protestanten. Von den öffentlichen Gebäuden und 22 Kirchen, unter denen sich auch eine reform. Konsistorialkirche befindet, zeichnen sich besonders aus: der 1364 erbaute Dom St. Peter, die 1858 begonnene und 5. Jan. 1875 eingeweihte Kathedrale, der 1846 erbaute Justizpalast mit den Statuen des Kardinals Fleury und des Erzkanzlers Cambacérès, die Präfektur, die Börse, das Stadthaus, das Theater und die mediz. Schule. Bemerkenswert sind ferner noch der 1691 zu Ehren Ludwigs ⅩⅣ. erbaute 15 m hohe und 18 m breite Triumphbogen oder das Thor du Peyrou, die 1753‒66 angelegte, 1 km lange Wasserleitung und der mit einer bronzenen Reiterstatue Ludwigs ⅩⅣ. geschmückte Platz Peyrou. M. ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs und eines reform. Konsistoriums, eines Appellationshofs, eines Assisenhofs, eines Tribunals erster Instanz, eines Handelsgerichts und dreier Friedensgerichte, einer Handels- und Ackerbaukammer, eines Akademiebezirks für fünf Departements, des Kommandos des 16. Armeekorps, der 31. Infanteriedivision und der 61. Infanteriebrigade. In Garnison liegt das 142. Infanterieregiment, das 2. Genieregiment und die 16. Gendarmerielegion.

Die Stelle der frühern 1289 gestifteten Universität vertreten jetzt die Fakultäten der Medizin, der Jurisprudenz, der (Natur-)Wissenschaften und der Litteratur mit zusammen 1315 Hörern. Die erstere, seit alter Zeit berühmt, wurde von arab. Ärzten gegründet, welche, aus Spanien vertrieben, bei den Grafen von M. gastliche Aufnahme fanden. Die Anstalt besitzt eine Bibliothek von 82185 Bänden, ein anatom. Museum und einen herrlichen botan. Garten, welcher 1598 von Heinrich Ⅳ. gegründet wurde. Außerdem hat M. eine Schule für Pharmacie, ein Lyceum, Priesterseminare, ein Lehrer- und Lehrerinnenseminar, Genieschule, Schulen für Handelswissenschaften, für Maler, Bildhauer und Musik, Blinden- und Taubstummenanstalten, eine Stadtbibliothek von 120000 Bänden und 10000 Kupferstichen, das von dem Maler Fabre gegründete Museum Fabre für Gemälde und Zeichnungen, eine Sternwarte, Gesellschaften für Kunst und Wissenschaft, endlich ein großes Krankenhaus, ein Hospital, ein Waisenhaus, ein Hospiz für Geisteskranke, ein Zellengefängnis u. s. w. Die Industrie erstreckt sich hauptsächlich auf die Fabrikation von Grünspan, Cremor Tartari und andern Chemikalien, von Wachskerzen und Seife (im nahe gelegenen Villodève), von Branntwein (Troix six), von Liqueuren, Schokolade, von Twist, Flockseide, wollenen und baumwollenen Decken, Flanell, Korkpfropfen, Lederwaren und Buntpapier. M. ist Sitz einer Filiale der Bank von Frankreich. – M. (in Languedoc Mont-Peylat, d. i. der verwahrte Berg) soll von Flüchtlingen aus dem von Karl Martell 737 zerstörten Maguelone gegründet sein. Es wurden daselbst 1162‒1258 fünf Konzile gehalten. Nach dem Aussterben seiner eigenen Herren kam M. gegen Ende des 12. Jahrh. an die Könige von Aragonien und von diesen an die von Majorca, denen es 1349 Philipp ⁥Ⅵ. von Frankreich abkaufte. Unter Heinrich Ⅲ. wurde es ein Hauptsitz der Hugenotten und unterwarf sich erst nach langer Belagerung 1622. – Vgl. Serre, Histoire abrégée de la ville de M. (Montpellier 1873); Aigrefeuille, Histoire de la ville de M. (ebd. 1876 fg.); P. Cet und M. Quet, Guide de l’étranger à travers M. (ebd. 1888); Guiraud, Recherches typographiques sur M. au moyen-âge (Par. 1895).

^[Wappen von Montpellier]

Mont-Pelvoux (spr. mong pelwuh), Bergmassiv der Ecrinsgruppe in den Dauphiné-Alpen (s. Westalpen), aus dem Hauptkamme nach Osten gegen Vallonise vorspringend, gipfelt in der Point Puiseux (3954 m) und dem Pic de la Pyramide (3938 m).

Montpensier (spr. mongpangsĭeh), franz. Grafen- und Herzogstitel, von der kleinen Stadt M. in der Auvergne stammend, kam 1428 durch die Vermählung Ludwigs Ⅰ. von Bourbon, des dritten Sohnes Johanns I. (s. Bourbon, Bd. 3, S. 375 a), mit Johanna, der Erbin der Auvergne, an die Familie Bourbon. Ludwig Ⅰ. starb 1486 und vererbte seine Güter und Titel an seinen Sohn Gilbert (gest. 1496), der seinen ältesten Sohn Ludwig Ⅱ. zum Nachfolger hatte. Als dieser 1501 kinderlos starb, folgte ihm sein Bruder, der Connétable Charles de Bourbon, doch erhob auch die Königin Luise von Savoyen (s. d.) Ansprüche auf die Erbschaft und wußte sie durchzusetzen. Nach ihrem Tode (1531) fiel die Grafschaft M. an die Krone, wurde aber 1538 an Luise, eine Schwester des Connétable von Bourbon und Gemahlin Ludwigs Ⅰ. von Vendôme, zurückgegeben und 1539 zu Gunsten ihres Sohnes Ludwig Ⅱ. (geb. 1513) zum Herzogtum und zur Pairie erhoben. Ludwig war ebenso wie seine zweite Gemahlin Katharina von Montpensier (s. d.) ein erbitterter Feind der Hugenotten und starb 1582. Mit seinem Enkel Henri, drittem Herzog von M., starb 1608 sein Geschlecht im Mannsstamm aus. Erbin der Güter und des Titels wurde Henris einzige Tochter Marie, die Gemahlin Gastons von Orléans, des Bruders Ludwigs ⅩⅢ., die den Herzogstitel von M. an das Haus Orléans brachte. Bekannt sind aus dieser Linie besonders «Mademoiselle» Anne Marie von Montpensier (s. d.) und der Herzog Antoine von Montpensier (s. d.).

Montpensier (spr. mongpangsĭeh), Anne Marie Louise von Orléans, Herzogin von, bekannt unter dem Namen Mademoiselle und «La grande Mademoiselle», geb. 29. Mai 1627 zu Paris, war die Tochter des Herzogs Gaston von Orléans (s. d.), Bruder Ludwigs ⅩⅢ., und Marias von Bourbon, der Erbin des Hauses M. Als sich ihr Vater mit dem Prinzen von Condé verband, ergriff sie entschieden die Sache der Fronde (s. d.). Im März 1652 schickte der Herzog seine Tochter nach Orléans, um die Stadt seiner Partei zu erhalten. An der Spitze der Truppen drang sie in die Stadt. Noch wichtiger war der Dienst, den sie der Fronde 2. Juli 1652 während des Treffens in der Vorstadt St. Antoine zu Paris leistete. Hier bestimmte sie die Bürger, die dem von Turenne hart bedrängten Condé die Öffnung der Thore verweigerten, zum Einlaß der Aufständischen und ließ dann die Kanonen der Bastille auf die nachdringenden königl. Truppen richten. Die Ergebung der Stadt (1652) bewog sie zur heimlichen Entweichung. Sie ging auf ihr Schloß St. Fargeau, wo sie eine Reihe geistreicher Männer um sich sammelte. Erst 1657 durfte sie an den Hof zurückkehren. Im Alter von