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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Montretout - Montrose

Bank, Postgebäude und das Windsor-Hotel. M. ist Sitz eines kath. Bischofs, einer prot. Universität (McGill College and University) mit 5 Fakultäten, 1067 Studierenden (117 Frauen), Sammlungen, Observatorium und 4 theol. Seminaren sowie zahlreicher Wohlthätigkeitsanstalten. Der Hafenquai 7,6 km) ist mit allen modernen Hilfsmitteln ausgestattet. M. ist der Handelsmittelpunkt Canadas. Da der Hafen sechs Monate unzugänglich ist und M. zur Binnenstadt wird, dienen im Winter Neuyork, Portland, Halifax und St. John als Häfen. Außer den zahlreichen Bahnlinien, von denen die Canadische Pacificbahn M. auch zu internationaler Bedeutung verhilft und die Grand Trunk den Strom auf viel bewunderter Röhrenbrücke (2,8 km, 24 Steinpfeiler) überschreitet, erleichtern sechs Kanäle, die die Hindernisse des obern Lorenzstroms umgehen, und nach Neuyork die Linie Champlainsee-Hudson den Verkehr. Für die Holzzufuhr ist namentlich der Ottawa wichtig. Zur Ausfuhr kommen: Weizen und Mais aus der Union, Vieh, besonders Schafe, gefrorenes Fleisch, Käse, Eier, Holz und Phosphate. Eingeführt wird: Reis, Kaffee, Tabak, Zucker, Salz, Soda, Eisen- und Stahlwaren (auch aus Deutschland), Baumwolle, Jute und Kohlen. Der Gesamthandel erreichte (1887) 35,5 Mill. Doll. in der Einfuhr, 29,3 Mill. Doll. in der Ausfuhr, ist aber seitdem noch bedeutend gestiegen. Im Schiffsverkehr herrscht die brit. Flagge vor. Wichtig ist die Fonds- und die Getreidebörse. Die Industrie ist nicht bedeutend. M. ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Hier siedelte sich 1535 bei dem Irokesendorfe Hochelaga Jacques Cartier an. Die Stadt wurde 1760 den Franzosen als ihr letztes Besitztum in Canada von den Engländern entrissen. Am 23. Nov. 1775 ward sie von den Nordamerikanern durch Kapitulation Carletons eingenommen, im Frühjahr 1776 aber wieder geräumt. Bis April 1849 war M. die Hauptstadt von Untercanada.

Montretout (spr. mongtrĕtuh), Höhe nördlich vom Dorfe M. und St. Cloud, am linken Ufer der Seine. (S. Mont-Valérien.)

Montreuil sous-Bois (spr. mongtröj ßu boä), Stadt im franz. Depart. Seine, Arrondissement Sceaur, Vorort von Paris, 3 km östlich von der Hauptstadt, unweit von Vincennes, mit (1891) 23 986 E.; Porzellanfabriken, Gartenbau, Pfirsichzucht und Weinbau.

Montreux (spr. mongtröh), Kirchspiel und klimatischer Kurort im Bezirk Vevey des schweiz. Kantons Waadt, auf dem rechten Ufer des obern Genfer Sees am Fuß der Voralpenkette der Dent de Jaman, an der Linie Genf-Lausanne-St. Maurice der Jura-Simplon-Bahn, besteht aus den Gemeinden Le Châtelard, Les Planches und Veytaux mit zahlreichen, von den Abhängen des Gebirges bis zum See zerstreuten Dörfern und Weilern, von denen die am See gelegenen Clarens, Verner, M., Territet, Veytaux u. s. w. eine 5 km lange Reihe von Gasthöfen, Pensionen und Villen bilden, und hat (1888) 10 696 E., darunter 2177 Katholiken und 48 Israeliten, Post, Telegraph, evang., kath., freischott. und 2 engl. Kirchen, humanistisches und realistisches Gymnasium, höhere Mädchenschule, eine Mineralquelle mit Wandelbahn, Wein- und Feldbau und bedeutenden Fremdenverkehr. Den Mittelpunkt am See bildet die Häusergruppe Moutreux-Verner mit Bahndof, Dampferlandungsplatz, Quaibauten, elektrischer Straßenbahn, Markthalle, Kursaal und Collège. Die Gegend von M., durch das Gebirge vor Nord- und Ostwinden geschützt, ist berühmt durch ihre herrliche und gesunde Lage. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 10,58° C. (Winter 2,67°, Frühling 10,34°, Sommer 18,59°, Herbst 10,60° C.). Namentlich wird M. als Herbst- und Winteraufenthalt für Brustkranke empfohlen. Die bemerkenswertesten Punkte der schönen Umgebung sind die alten Schlösser Chillon (s. d.) und Châtelard, das neuere Schloß des Crètes bei Clarens mit dem aus Rousseaus "Heloise" bekannten Bosquet de Julie, die Wasserfälle der Baie de M. in der Gorge (Klamm) du Chauderon, Glion (724 m), das mit der Station Territet durch eine Drahtseilbahn von 30 bis 57, durchschnittlich 45 Proz. Steigung und die Rochers de Naye, zu denen man von Glion aus durch eine Zahnradbahn (7,64 km) gelangt, verbunden ist. - Vgl. Nambert, Montreux (Neuchâtel 1877); Gsell-Fels, Bäder und Kurorte der Schweiz (3. Aufl., Zür. 1892).

Montrose (spr. -rohs), Parlamentsborough der schott. Grafschaft Forfar, liegt auf einer sandigen Landzunge am engen Eingange einer Nordseebucht, in welche South-Esk mündet, ist Eisenbahnknotenpunkt, hat (1891) 13 079 E., gegen 14 994 im J. 1881, einen guten Hafen, ein Stadthaus, eine Leinwandhalle, Lateinschule, Museum, Bibliothek, Krankenhaus, Irrenanstalt; Flachsspinnerei, Maschinenweberei, große Bleichen, Seilerbahnen, Gießerei, Brauerei, Schiffswerfte und lebhaften Fischfang.

Montrose (spr.-rohs), schott. Peerswürde in der Familie Graham (s. d.), die zuerst 1505 Lord William Graham verliehen wurde, der 1513 mit Jakob IV. in der Schlacht bei Flodden fiel. - James Graham, fünfter Graf, und seit 1641 Marquis von M., geb. 1612 zu Edinburgh, schloß sich der presbyterianischen Bewegung gegen die bischofskirchlichen Bestrebungen Karls I. in Schottland an und nahm teil am zweiten Bischofskrieg (1640). Der Führer der Schotten, Graf Argyll, hatte ihn jedoch schon 1641 wegen feindlicher Umtriebe in Haft genommen, und als sich die Schotten 1643 im Kriege gegen Karl I. mit der engl. Parlamentspartei verbanden, führte M. in Schottland die Waffen für den König und zwar anfangs mit Glück, 1645 wurde er aber vernichtend aufs Haupt geschlagen, so daß er selbst nur mit genauer Not entkam. Nachdem er eine Zeit lang einen Parteigängerkrieg in den Hochlanden geführt hatte, ging er nach Frankreich und Deutschland. Sobald Karls I. Haupt gefallen (1649), bot er dessen Sohn Karl II. seine Hilfe an und warb auf dessen Vollmacht ein kleines Heer mit dän. und schwed. Hilfe, mit dem er im April 1650 in Schottland landete. Seine Leute wurden beim ersten Zusammenstoß zersprengt, er selbst fiel durch Verrat in die Hände seiner Gegner, die ihn 2l. Mai 1650 als gemeinen Verbrecher hängen ließen. - Vgl. Napier, Life and times of M. (2 Bde., 1852); Memoirs of the Marquis of M., hg. von Grant (Edinb. 1858; neue Ausg. 1861).

Der Sohn M.s, James, erhielt nach der Restauration Würde und Besitz seines Vaters wieder, dessen Enkel James Graham, vierter Marquis von M. (gest. 1742), wurde 1707 Herzog von M., er war unter Georg I. Staatssekretär für Schottland. - James Graham, vierter Herzog von M., geb. 1799, gest. 1874, war in den drei Ministerien Lord Derbys Oberhofmeister, Kanzler von Lancaster und Generalpostmeister. - Der jetzige Träger des Titels, des vorigen ältester Sohn,