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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Morschansk – Mörtel

und 171 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Denkmäler von Diesterweg (1882) und zur Erinnerung an die Wiedervereinigung mit Preußen, ein königl. Gymnasium Adolfinum, Lehrerseminar, Kranken-, Waisenhaus, Missionsanstalt Johanneum, Gasbeleuchtung ; Seidenweberei, Maschinen-, Cigarren-, Baumwollwaren- und Tuchfabriken, Gemüse-, Butter-, Frucht- und Schweinemärkte.

Morschánsk. 1) Kreis im mittlern Teil des russ. Gouvernements Tambow, im Gebiet der Zna, hat 6726,7 qk, 270564 E., Ackerbau, Pferde-, Schaf-, Bienenzucht, Talgschmelzereien, Gerbereien und Brennereien. – 2) Kreisstadt im Kreis M., an der Zna und an den Eisenbahnen M.-Rjaschsk und M.-Sysran, hat (1890) 22039 E., 8 Kirchen, 1 Realschule, Stadtbank, Flußhafen; Handel mit Getreide, Vieh und Pottasche.

Morse (spr. mohrs), Samuel Finley Breese, verdient um die Erfindung, aber ganz besonders um die Einführung des elektromagnetischen Telegraphen, geb. 27. April 1791 zu Charlestown (Massachusetts), widmete sich, nachdem er 1810 seine Ausbildung im Yale College vollendet, der Historienmalerei, worin er jedoch nur Mittelmäßiges leistete. 1811‒15 und 1829‒32 hielt er sich in Europa auf. Während der zweiten Rückfahrt wurde er durch Gespräche über die neuen Entdeckungen im Gebiete des Elektromagnetismus, an denen sich besonders Charles T. Jackson aus Boston beteiligte, auf die Erfindung eines Telegraphen gebracht, in welchem die elektromagnetische Anziehung zur Bewegung eines Schreibstiftes und hierdurch zur Hervorbringung einer telegr. Schrift verwertet wird. Er zeigte schon im Herbst 1835 in der Neuyorker Universität das Modell eines elektromagnetischen Schreibtelegraphen, doch erst im Sept. 1837, als die telegr. Leistungen Steinheils in Amerika bekannt wurden, trat er mit einem selbstgefertigten Telegraphen an die Öffentlichkeit. Dieser lieferte Zickzackschrift auf einem durch ein Triebwerk sich stetig fortbewegenden schmalen Streifen Papier, ist also nicht zu verwechseln mit dem spätern, Striche und Punkte in einen Papierstreifen eindrückenden Morse-Telegraphen, der 1849 von dem Amerikaner Robinson nach Europa (Linie Cuxhaven-Hamburg) gebracht und von dem 1850 gegründeten Deutsch-Österreichischen Telegraphenverein allgemein eingeführt wurde. (S. Elektrische Telegraphen A, 7.) Dieser letztere Telegraph erlangte in Europa eine sehr hohe Vervollkommnung und schreibt jetzt bei weitem vorwiegend die Striche und Punkte mit flüssiger Farbe auf den Streifen. In den Vereinigten Staaten kam der erste elektromagnetische Telegraph 1844 zwischen Washington und Baltimore in Betrieb, wesentlich durch M.s Bemühungen, der auch schon 1843 die Verbindung Amerikas und Europas durch eine unterseeische Telegraphenleitung anregte. 1857 traten die Vertreter von zehn Ländern in Paris zusammen und widmeten M. ein Ehrengeschenk von 400000 Frs., und im Juni 1871 wurde ihm im Centralpark zu Neuyork ein Denkmal in Erz errichtet. M. starb 2. April 1872 zu Neuyork. Eine Biographie M.s schrieb Prime (Neuyork 1875).- Vgl. J. D. Reid, The telegraph in America, ist founders, promoters and noted men (Neuyork 1879).

Morsealphabet, s. Elektrische Telegraphen (Bd. 5, S. 1008 b).

Morsee, s. Morges.

Morsellen (neulat. morsuli, Bissen), länglich viereckige, harte Täfelchen aus Zucker, denen im geschmolzenen Zustande arzneiliche Substanzen zugesetzt werden. Die sog. Magenmorsellen (morsuli imperatorii) enthalten Gewürznelken, Zimmet, Ingwerwurzel, Muskatblüte, Galgantwurzel, kleine Kardamomen und Muskatnuß und dienen bei Verdauungsschwäche als magenstärkendes Mittel.

Mörser (frz. mortier), die für Steilfeuer bestimmte Geschützart. Die Geschosse der M. verlassen die Seele mit verhältnismäßig geringen Geschwindigkeiten, aber unter großen Abgangswinkeln, und haben eine steile Einfallsrichtung, so daß die M. besonders zum Beschießen von wagerechten Zielen oder dicht hinter einer Deckung befindlichen Gegenständen sich eignen. (S. Geschütz, Bd. 7, S. 911 a.) Entsprechend ihren geringen Ladungen haben die M. kurze Rohre, wodurch zugleich das Nehmen hoher Erhebungen erleichtert wird. Die Lafetten der M. werden infolge des mehr in der senkrechten Richtung wirkenden Rückstoßes entweder gar nicht auf Achse und Räder gestellt, oder man setzt letztere beim Schießen außer Thätigkeit. Die Schildzapfen saßen am Bodenstück des Rohrs; letzteres hatte weder Visier noch Korn. Die glatten M. (2½-3 Kaliber Seelenlänge) schossen Hohlkugeln, die gewöhnlich Bomben genannt wurden, und erreichten je nach der Größe des Kalibers Schußweiten von 600 bis 1000 m. Auch hatte man sog. Steinmörser von sehr großem Kaliber zum Fortschleudern von Steinen oder Kartätschkugeln, auch wohl von kleinern Granaten; den Wurf daraus nannte man Rebhühnerwurf; er reichte nur für ganz kurze Schußweiten aus. Die gezogenen M. sind ähnlich konstruiert wie die Kanonen des betreffenden Systems, nur in der Seele kürzer (5‒6 Kaliber Seelenlänge; s. Geschütz, Bd. 7, S. 914 a). Man findet vorherrschend größere Kaliber (15, 21, 24, 28 cm), deren Wirkung in der Hauptsache gegen tote Ziele in Betracht kommt. Daneben kommen auch 9 cm-Mörser zur Wirkung gegen gedeckte lebende Ziele vor. Soweit die Lafetten Achsen und Räder haben, ruhen sie doch beim Schießen unmittelbar auf den untern Kanten der Lafettenwände. Die M. sind meist Geschütze des Festungskrieges. Neuerdings sind in Rußland jedoch auch Feldmörser eingeführt (s. Geschütz, Bd. 7, S. 918 a). In der Küstenartillerie bilden sie ein wirksames Zerstörungsmittel gegen das Deck der Panzerschiffe, wobei indes die geringe Trefffähigkeit gegenüber den beweglichen Zielen ihre Verwendung sehr einschränkt. (S. ferner Geschütz, Fig. 2, 5, 8, 18, 19, 32 und die Tafel: Geschütze Ⅱ, Fig. 1 u. 2.)

Morseschrift, Morsetaster, s. Elektrische Telegraphen (Bd. 5, S. 1009 a).

Mortalität (lat.), s. Sterblichkeitsstatistik.

Mortāra, Hauptstadt des Kreises M. in der ital. Provinz Pavia, an den Linien Luino-Alessandria, M.-Mailand (52 kmn), M.-Casale-Asti und Vercelli-M.-Pavia des Mittelmeernetzes, in der ungesunden Lomellina, hat 6783, als Gemeinde 8085 E., Gymnasium, technisches Institut, San Lorenzokirche und Reisbau. Hier siegten 21. März 1849 die Österreicher über die Piemontesen.

Mortāro (ital.), s. Geschütz (Bd. 7, S. 909 b).

Morteīn, ein zur Vertilgung von Insekten empfohlenes Pulver; es ist Insektenpulver mit Ultramarin gemischt.

Mörtel, im allgemeinen diejenigen Stoffe, welche den für die Festigkeit eines Steinbaues erforderlichen Zusammenhang der Bausteine vermitteln. In feuchtem Zustande aufgetragen, haften sie