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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Morphy; Morra; Morr. et Dcsn.; Morrhuōl; Morris; Morristown; Mors; Mörs

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Morphy – Mörs

Die zoologische M. oder tierische Formenlehre ist diejenige Disciplin der Zoologie, welche die Gestalten der Tiere zu erklären und auf ihre Gesetzmäßigkeit zurückzuführen versucht. Sie weist dabei die Regelmäßigkeit, mit der bestimmte Organe und Organgruppen in den einzelnen größern und kleinern Kreisen des Tierreichs wiederkehren und wie sie sich zu einander beim Aufbau des tierischen Körpers anordnen, nach. Ferner untersucht sie, wie die verschiedenen Organe einander beeinflussen und wie sie in ihrer Entwicklung zusammenhängen: sie untersucht die Gesetze der Korrelation vom tierischen Leibe. – Vgl. V. Carus, System der tierischen M. (Lpz. 1853); E. Haeckel, Generelle M. (2 Bde., Berl. 1866).

In der Geographie versteht man unter M. der Erdoberfläche die Lehre von den Höhen- und Tiefenverhältnissen derselben. (S. auch Orographie.)

Über die sprachliche M. s. Sprachwissenschaft und Formenlehre.

Morphy, Paul, Schachspieler, geb. 22. Juni 1837 zu Neuorleans, erstritt 1857 im Schachturnier zu Neuyork den ersten Preis und ging dann auf ein Jahr nach Europa, um sich in London und Paris mit hervorragenden Spielern zu messen. Es gelang ihm namentlich, über Löwenthal, Harrwitz und Anderssen den Sieg zu erringen. Seit 1867 zog er sich vom Schachspiel zurück und beschäftigte sich lediglich mit seiner advokatorischen Praxis zu Neuorleans. Später verfiel er in Wahnsinn und starb 11. Juli 1884 in Neuyork. Die hauptsächlichen Vorzüge seiner Spielweise bestanden in möglichst beschleunigter Figurenentwicklung, in energischer Benutzung der einzelnen Tempi und im stetigen Festhalten der Angriffsführung. – Vgl. Lange, Paul M. (3. Aufl., Lpz. 1894).

Morra, Spiel, s. Mora.

Morr. et Dcsn., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Charles François Antoine Morren, Professor der Botanik in Gent, geb. 1807, gest. 1858, und Joseph Decaisne (s. d.), die zusammen über japan. Pflanzen schrieben.

Morrhuōl, ein aus dem Leberthran durch Extraktion mit Alkohol gewonnener Körper, der nach Chapoteaut den wirksamen Stoff des Leberthrans enthält und als Ersatzmittel dafür verwertet wird.

Morris, Lewis, engl. Dichter, geb. 23. Jan. 1833 zu Carmarthen, studierte die Rechte zu Oxford, wurde Rechtsanwalt, 1879 Schriftführer des University College in Wales und 1880 Friedensrichter für Carmarthenshire. Seit 1886 hat sich M. vom polit. Leben zurückgezogen, um sich ganz der dichterischen Laufbahn zu widmen. 1871‒75 erschienen die «Songs of two worlds» (3 Bde.; neue Ausg., Bd. 1, 1878), es folgten «The epic of Hades»(3 Bde., 1876‒77), «Gwen» (Drama, 1879), «The ode of life» (1880), «Songs unsung» (1883), «Gycia» (Trauerspiel, 1886), «Songs of Britain» (1887), «A vision of Saints» (1890) und «Ode on the marriage of the Duke of York and Princess Victoria Mary of Teck» (1893), «Love and sleep and other poems» (1893). Die meisten Werke M.’ erlebten zahlreiche Auflagen: M. gilt als einer der begabtesten engl. Dichter der Gegenwart.

Morris, William, engl. Dichter und Socialpolitiker, geb. 1834 in der Nähe von London, studierte in Oxford und widmete sich nebenbei auch der Malerei. Nachdem er «The defence of Guenevere, and other poems» (1858) veröffentlicht hatte, begründete er 1863 eine Kunstfabrik zur Herstellung von Tapeten, buntem Glas und bemalten Fliesen. An dieser Anstalt wirkte er seitdem als Musterzeichner. Unter seinen poet. Arbeiten ragen hervor die an Chaucer erinnernden erzählenden Gedichte «The life and death of Jason» (1867; 8. Aufl. 1882), «The earthly paradise» (4 Tle., 1868‒70; vgl. Riegel, Die Quellen von W. M.’ Dichtung: «The earthly paradise», Erlangen 1891) und «The story of Sigurd the Volsung and the fall of the Niblungs» (1876). Außerdem übersetzte er mit dem Isländer Eirikr Magnusson aus dem Isländischen «The story of Grettir the strong» (1869), «The story of the Volsungs and Niblungs» (1870) und «Three northern love stories» (1875). Ferner veröffentlichte er «The decorative arts. Their relation to modern life» (1878), «Hopes and fears for art» (1882), «The dream of John Ball» (1888), «The house of the Wolfings» (1888), «The roots of the mountains» (1889) und «Poems by the way» (1891). Als Socialist zeigt er sich in «The day is coming. A chant for socialists» (1884), «Art and socialism» (1884), «The Commune of Paris» (1886), «Signs of change» (1888).

Morristown (spr. -taun), Hauptort des County Morris im nordamerik. Staate Neujersey, westlich von Newark in ackerbautreibender Gegend, mit Pappfabrikation, Kriegerdenkmal, Irrenanstalt und (1890) 8156 E. Washington war hier zweimal im Winterquartier.

Mors (lat.), der Tod.

Mors, fruchtbare Insel im Limfjord (s. d.).

Mörs, zur Zeit der franz. Herrschaft auch Meurs, ein ehemaliges, zum Westfälischen Kreise gehöriges deutsches Fürstentum am linken Rheinufer, das von den Herzogtümern Cleve, Geldern und Berg und den ehemaligen kurkölnischen Landesteilen umgrenzt wurde und auf etwa 330 qkm 28000 meist reform. E. enthielt. Dasselbe stand im Mittelalter unter den Grafen von M., die bei Cleve zu Lehn gingen. Durch die Verheiratung der Tochter des letzten Grafen, Friedrich von M., mit dem Grafen Wilhelm Ⅲ. zu Wied und Isenburg fiel M. an diesen und dann an dessen Schwiegersohn, den Grafen von Nuenaar oder Neeuwenaer. Nach dem Aussterben des letztern Geschlechts vermachte die letzte Gräfin, trotz der vertragsmäßigen Ansprüche Cleves, die Grafschaft dem Prinzen Moritz von Nassau-Oranien, bei dessen Hause sie verblieb, bis nach dem Tode Wilhelms Ⅲ. von Oranien der König Friedrich Ⅰ. von Preußen als Erbe und als Herzog von Cleve dieselbe 1702 einzog und 1707 durch Kaiser Josef Ⅰ. zum Fürstentum erheben ließ. Im Lunéviller Frieden von 1801 wurde M. an Frankreich abgetreten und dem Depart. Roer einverleibt. Durch den Pariser Frieden kam es an Preußen zurück und bildet seit 1857 den Kreis Mörs (s. d.). – Vgl. Altgelt, Geschichte der Grafen und Herren von M. (Düsseld. 1845); P. Clemen, Die Kunstdenkmäler des Kreises M. (8 Tafeln, ebd. 1892).

Mörs. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, hat 564,76 qkm und 1890: 67612, 1895: 72135 (36515 männl., 35620 weibl.) E., 4 Städte und 57 Landgemeinden.- 2) M. oder Moers, Kreisstadt im Kreis M., ehemals Hauptstadt des Fürstentums Mörs (s. d.), an der Mörse und den Nebenlinien Homberg-M. (5,7 km) der Preuß. Staatsbahnen und Krefeld-M. (22 km) der Krefelder Eisenbahn, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Cleve), hatte 1890: 5159, 1895: 5838 E., darunter 2145 Katholiken