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Müller (Adam Heinr.) – Müller (David Heinrich)
inhaltreiche Streitschrift «Zur Geschichte der Nibelunge Not» (Braunschw. 1855) gegen die Gegner der Lachmannschen Nibelungentheorie, und das von ihm geleitete «Deutsche Heldenbuch» (5 Bde., Berl. 1866‒73), in dem er den «Laurin» herausgab. Er sammelte «Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg» (Kiel 1845) und begleitete den «Quickborn» seines Freundes Klaus Groth mit Einleitung, Grammatik und Glossar (6. Aufl., Hamb. 1856). Seine Untersuchungen über «Beowulf» gab H. Lübke heraus (Berl. 1889). – Vgl. Scherer, Karl M. (zu Ende geführt von Edward Schröder, Berl. 1896).
Müller, Adam Heinr., Publizist und Diplomat, geb. 30. Juni 1779 zu Berlin, studierte in Göttingen Theologie und Rechtswissenschaften, trat in Wien 30. April 1805 zur röm.-kath. Kirche über und ging bald darauf nach Dresden, wo er 1806‒9 mit der staatswissenschaftlichen Ausbildung des Prinzen Bernhard von Sachsen-Weimar betraut war und mit H. von Kleist den «Phöbus» herausgab. 1809 begab er sich nach Berlin und im Mai 1811 wieder nach Wien. Von 1813 an war M. bei dem Aufstande in Tirol und bei der Organisation dieses Landes thätig, bis er im April 1815 dem Kaiser Franz nach Paris folgte. Hierauf wurde er österr. Generalkonsul für Sachsen in Leipzig, wo er die Zeitschriften «Deutsche Staats-Anzeigen» (1816‒18) und «Unparteiischer Litteratur- und Kirchenkorrespondent» erscheinen ließ, welche jedoch wegen ihrer reaktionären Tendenz bald eingingen. Sodann wohnte M. den Konferenzen in Karlsbad und Wien bei, wurde 1827 nach Wien zurückberufen und zum Hofrat ernannt. Er starb 17. Jan. 1829. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Die Elemente der Staatskunst» (3 Bde., Berl. 1810), «Die Theorie der Staatshaushaltung» (2 Bde., Wien 1812), «Versuch einer neuen Theorie des Geldes» (Lpz. 1816), «Von der Notwendigkeit einer theol. Grundlage der gesamten Staatswissenschaften» (ebd. 1820). Der Grundgedanke seiner Lehre ist die Reaktion gegen Adam Smith. – Vgl. Briefwechsel zwischen Friedrich Gentz und M. 1800‒29 (Stuttg. 1857).
Müller, Adolf, naturwissenschaftlicher Schriftsteller und Dichter, geb. 16. Jan. 1821 in der Burg Friedberg in der Wetterau, widmete sich in Gießen dem Studium der Forstwissenschaft, trat 1866 in preuß. Dienste und wurde 1877 Oberförster zu Kroffdorf bei Gießen. Seit 1891 ist er pensioniert und lebt in Darmstadt. Schriftstellerisch ist M. meist gemeinschaftlich mit seinem Bruder Karl M. (geb. 16. Juli 1825 zu Friedberg, Pfarrer in Alsfeld in Hessen) aufgetreten. 1865 erschien ihr erstes gemeinschaftliches Werk: «Charakterzeichnungen der vorzüglichsten deutschen Singvögel» (Leipzig). Hierauf folgten: «Wohnungen, Leben und Eigentümlichkeiten in der Tierwelt» (Lpz. 1866‒68), «Gefangenleben der besten einheimischen Singvögel» (ebd. 1871), «Die einheimischen Säugetiere und Vögel nach ihrem Nutzen und Schaden in der Land- und Forstwirtschaft» (ebd. 1873), und ihr Hauptwerk: «Tiere der Heimat. Deutschlands Säugetiere und Vögel» (mit Illustrationen nach Zeichnungen aus Holz und Stein von C. F. Deicker und Adolf M., Cass. 1881‒83; 2. Aufl. 1888 fg.). M. ist auch Lyriker und Dramatiker und hat drei Dramen verfaßt, ein Trauerspiel «Doktor Fausts Ende» (Ilfeld 1887), ein Schauspiel «Thusnelda» sowie ein Lustspiel «Die bekehrten Emancipierten».
Müller, Andreas, Historienmaler, geb. 19. Febr. 1811 zu Cassel, Sohn und Schüler des Darmstädter Galeriedirektors Franz Hubert M., studierte 1832 in München unter J. ^[Julius] Schnorr und Cornelius, lebte dann in Düsseldorf und vollendete seine Studien bei Schadow und Karl Sohn. Nach einer ital. Reise (1837‒42) führte er in der Apollinariskirche zu Remagen am Rhein mehrere Fresken aus dem Leben des heil. Apollinaris aus und kehrte dann nach Düsseldorf zurück. Neben zahlreichen Altar- und Kirchenbildern fällt in diese Zeit die Ausmalung des Kunstsaales im fürstl. Schlosse zu Sigmaringen mit Künstlerbildnissen und Ornamenten got. Stils. Seit 1856 war M. Professor der Düsseldorfer Akademie und stand den dortigen Kunstsammlungen vor. Seine Richtung ist die religiös-mittelalterliche, die er sowohl im Ölbilde als in architektonischer Dekoration bekundete. Außerdem hat er sich auch als Kupferstecher, Restaurator und um die Technik der Wachsmalerei Verdienste erworben. Er starb 29. März 1890 in Düsseldorf.
Von seinen Söhnen hat sich Franz M., geb. 26. April 1843, der Malerei unter der Leitung des Vaters, sein zweiter Sohn Karl M., geb. 15. Aug. 1844, der Bildhauerkunst gewidmet.
Müller, August, Orientalist, geb. 3. Dez. 1848 zu Stettin, studierte 1864‒68 in Halle und Leipzig. Nachdem er mit seiner Schrift «Imru-ul-Kaisi Mucallaka commentario critico illustrata» (Halle 1869) promoviert hatte, bekleidete er 1868‒75 Gymnasialämter in Neuruppin und Halle; 1870 habilitierte er sich an der Universität Halle für orient. Sprachen, wurde daselbst 1874 zum außerord. Professor ernannt, 1882 als ord. Professor nach Königsberg versetzt und 1889 nach Halle in derselben Eigenschaft berufen. Er starb 12. Sept. 1892 in Halle. Außer zahlreichen Abhandlungen in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», den «Beiträgen zur Kunde der indogerman. Sprachen» u. a. m. hat M. folgende Arbeiten veröffentlicht: «Die griech. Philosophen in der arab. Überlieferung» (Halle 1873), «Der Islam im Morgen- und Abendland» (2 Bde., Berl. 1885‒87), «Über das sog. Târich al-hukamâ des Ibn el-Qifti» (Leid. 1890); an grammatischen Werken eine «Hebr. Schulgrammatik» (Halle 1878), von welcher die Syntax durch James Robertson (Glasgow 1882; 3. Aufl. 1888) ins Englische übersetzt wurde, «Türk. Grammatik» (Berl. 1889), sowie er auch Casparis «Arab. Grammatik» von der vierten Auflage an (Halle 1876; 5. Aufl. 1887; ins Französische übersetzt von Uricochea, Brüss. 1880) neu bearbeitet und zu einem neuen Buche gestaltet hat. Mit Nöldeke gab M. einen «Delectus veterum carminum arabicorum» mit Glossar (Berl. 1890) heraus, das vorzüglichste Hilfsbuch für das Studium der altarab. Poesie. Ein bedeutendes Verdienst erwarb sich M. durch seine Untersuchungen über die Geschichte der exakten Wissenschaften im Orient sowie durch die Herausgabe der «Geschichte der Ärzte» von Ibn Abi Useibia (2 Bde., arab. Text und krit. Kommentar, Königsb. 1884). Seit 1887 gab er die «Orientalische Bibliographie» heraus; mit E. Kühn zwei Jahresberichte über die morgenländ. Studien in den J. 1879‒80 (Lpz. 1881‒83).
Müller, David Heinrich, österr. Orientalist, geb. 6. Juli 1846 zu Buczacz (Galizien), trieb seit 1869 in Wien histor. und german., später orient. Studien, die er 1873‒75 an den Universitäten Leipzig und