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Mülheim (an der Ruhr) - Müllenhoff
banlnebcnstelle und hatte 1890:30996,1895:36000
(18 519 mänul., 17 481 weibl.) E., darunter 6934
Evangelische, 211 Israclitcn, Postamt erster Klasse,
Telegraph, 2 kath., 2 evanq. Kirchen, Synagoge, Real-
gymnasium mit Gymnasialklas-
scn, höhere Mädchenschule, Webe-
schulc, kaufnlännische und Hand-
werkerfortbildungsschule , eine
Schiffbrücke über den Rhein, zwei
Krankenhäuser, Wasserleituug,
Kanalisation, Gasbeleuchtung,
Sicherheitshafen: Walzwerk und
Eisengießerei, Schiffswerfte, be-
deutende Fabrikation von Sam-
met, Seide, Leinen und Segeltuch, Draht und Draht-
seilen, Dampfkesseln, Maschinen, Wagen, Chemi-
kalien, Essig, Tabak und Cigarren und Maschinen-
riemen; Brauereien, Ziegeleien, Gerbereien, Fär-
bereien, Speditionshandcl, Schiffahrt. Erst unter
preuß. Herrschaft gelangte M. zu hoher Blüte.
Mülhelma.d.Ruhr.1)Kreisimpreuß.Neg.-Vez.
Düsseldorf, hat 101,85 ^m und 1890: 98342,1895:
114921 (59897 männl., 55024 weibl.) E., 2 Städte
und 11 Landgemeinden. - 2) Kreisstadt im Kreis M.,
an der Ruhr, über die eine Ket-
ten- und eine Eisenbahnbrücke füh-
ren, an den Linien Duisburg-
Dortmund, Nuhrort-M. (11 km),
Kettwig-M. (27,3 km) dcr Preuft.
Etaatsbahncn,Sitz des Landrats-
amtes, eines Amtsgerichts (Land-
gericht Duisburg), Bezirkskom-
mandos, einer Handelskammer
undNeichsbankncbenstclle, hatte 1890:27903,1895:
31431 (15715 männl., 15 716 weibl.) E., darunter
9671 Katholiken und 538 Isracliten, Postamt erster
Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, 2 cvang. und
1 kath. Kirche, Gymnasium, Realschule, höhere Mäd-
chen-, Fortbildungsschule, zwei Kranken- und zwei
Waisenhäuser, ein Denkmal Gerhard Tcrsteegens,
zwei Kriegerdenkmäler und ein Veteranendenkmal',
Eisenwerk für Roheisen,
Gußwaren, Maschinen u. s. w., Woll- und Baumwoll-
spinnerei, Kattunweberei, Gerbereien, Fabrikation
von Tabak und Cigarren, Maschinen, Glas, Draht-
und Hanfseilen, Droguen, Seife. Kunstbuttcr und
Feuerspritzen und bedeutenden Steinkohlenhandel.
Mulier, Pieter, Maler, s. Tempesta.
NIniisr t2.oea.t in eoolssia. (lat.), die Frau
schweige in dcr Gemeinde, nach 1 Kor. 14, ^4.
Mull, in feinern Sorten auch Organdy oder
Org and in genannt, ein glattes Baumwollgcwebe,
dem Musselin ähnlich, aber von größerer Dichtheit
und steifer appretiert.
Mull (Mullkrapp), rote Farbe, s. Krapp.
Mull (spr. möll), schott. Insel, die zweitgrößte
der innern Hebriden (s. d.), gehört zur Grafschaft
Argyll und hat 782 ykm und (1891) 4691 E. Die
Küstenlinie ist unregelmäßig, das Innere sehr ge-
birgig und unfruchtbar. Der Ben-Morc erreicht
1164 in Höhe. Das Klima ist feucht und stürmisch.
Tobermory im NW. ist die einzige Stadt.- Der
Sound of M.. ein 2,4 bis 5,2 Km breiter Meeres-
arm, trennt die Insel vom Festlande.
Müll, Keb richt, die trocknen Abfälle, der Haus-
haltung, bestehend aus Asche, Küchenabfällen, Lum-
pen, zerbrochenem Glas u. s. w. (Hausmüll), sowie
der Straßenschmutz, bestehend aus Sand, Staub und
Exkrementen von Tieren (Straßenmüll). Die Beseiti-
gung dieser Abfälle, die wegen ihres Gehalts an or-
ganischen Stoffen leicht in Zersetzung übergehen, ist
eine wichtige Aufgabe der Städtereinigung (s. d.).
Gewöhnlich erfolgt die Beseitigung des M. in der
Weise, daß einzelne Unternehmer in gewissen Zeit-
räumen die von den Hausbewohnern oder Straßen-
reinigern gesammelten Abfälle in Wagen abführen
und den Inhalt der Wagen an von der Stadt ent-
ferntern Plätzen entleeren. Bei großen Städten
sind die Mengen des jährlich abfallenden M.
ganz enorme; durch die einfache Abfuhr wird den
Bedürfnissen des öffentlichen Wohls nicht völlig
Rechnung getragen, da an der Abladestelle der sich
selbst überlassene M. in Fäulnis übergeht und durch
üblen Geruch und andere Schädlichkeiten nachteilig
werden kann, außerdem bis zum Augenblick der Ab-
fuhr dcr in Tonnen oder Gruben im Haus aufge-
speicherte M. die Hausbewohner belästigt. Deshalb
ist eine tägliche Abfuhr in vielen Städten organisiert
worden. Zur Verwertung als Dünger ist der M.
wegen der hohen Abfuhrkosten zu teuer. In neuester
Zeit bürgert sich mehr und mehr die Verbrennung
des M. durch den Kehrichtofen (s. d.) ein. - Vgi.
Weyl, Studien zur Straßenhygieine mit besonderer
Berücksichtigung der Müllverbrennung (Jena 1893).
Mneii. (auch MAsi?. 2^.), hinter lat. Pflanzen-
namen Abkürzung für Fcrd. von Müller (s. d.);
^ett. 6'., Abkürzung für Karl Mütter (s. d.) von
Halle; M"e?/. Z"., Abkürzung für Herm. Müller
(s. d.); M'iA. ^., hinter lat. Tiernamen Abkürzung
für Johannes Müller (s. d.). S. auch ^ll/.
Müllen, Pflanzengattung, s. Keuschbaum.
Müllenhoff, Karl Victor, Germanist, geb.
8. Sept. 1818 zu Marne in Süderdithmarschen,
studierte in Kiel, Leipzig und Berlin Philologie,
habilitierte sich 1843 in Kiel und wurde 1846 außer-
ord., 1854 ord. Professor der deutschen Sprache
und Litteratur. Seit Herbst 1858 wirkte er als sol-
cher an der Universität zu Berlin. Er starb daselbst
19. Febr. 1884. Die deutsche Altertumskunde ge-
dachte er darzustellen in dem großartig angelegten,
leider unvollendeten Werke: "Deutsche Altertums-
kunde" (Bd. 1, Verl. 1870; neue Ausg. 1890;
Bd. 5, Abteil. 1, 1883, Abteil. 2, 1891; aus dem
Nachlaß Bd. 2, ebd. 1887; Bd. 3, ebd. 1892; wei-
tere Bände sollen folgen). Demselben Kreise aehört
an seine Schrift "Zur Runenlehre" (mit von Lilien-
cron, Halle 1852), "(^rmania. antiqua" (Ausgabe
von Schriften des Tacitus, Strabo, Ptolcmäus u. a.,
Verl. 1873; neue Ausg. 1883), "Über den Schwert-
tanz" (ebd. 1871, in den "Festgaben fürHomeyer").
Epochemachend für die älteste deutsche Litteratur-
geschichte war seine Abhandlung "I>6 aini^uiä-
Lima. (^ei-inanoruin pooäi ciwi'icH" (Kiel 1847), die
chorisch-mimische Aufführungen als älteste deutsche
und indogerm. Dichtart erwies, und das Programm
"1)6 carmink ^VeäsofoniHiio" (Berl. 1861). Mit
Scherer veranstaltete M. eine musterhafte Ausgabe
der "Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus
dem 8. bis 12. Jahrh." (2 Bde., 3. Aufl., Verl. 1892),
deren Einleitung die Grundzüge einer Geschichte der
deutschen Schriftsprache giebt. Lachmanns höhere
Kritik wandte er auf die "Kudrun" an (Kiel 1845).
Die Erkenntnis dcr deutschen Heldensage förderten
ferner seine "Zeugnisse und Exkurse zur deutschen
Heldensage" (im 12. Bande der "Zeitschrift sür
deutsches Altertum", an deren Redaktion er vom
17. bis 27. Bande mitwirkte), seine leidenschaftliche,