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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Müller

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Müller (Friedrich, Sprachforscher) – Müller (Herm.)

Kronprinzen Wilhelm (Ⅰ.) von Württemberg, dann den Johannes nach Domenichino; hierauf zeichnete er die heil. Cäcilia nach Domenichino, die nachher sein Vater in Kupfer ausführte. Ehe er an die Ausführung der Raffaelschen Madonna di San Sisto, seines berühmtesten Werks, ging, die ihn bis ans Ende seines Lebens beschäftigte, reiste er nach Italien, von wo er 1809 zurückkehrte. In diese Zeit fallen viele herrliche Arbeiten, wie die Bildnisse Jacobis, Schillers (nach Danneckers Kolossalbüste), Hebels (nach dem Leben) und das größere Blatt: Adam und Eva, nach einem Raffaelschen Deckengemälde in den vatikanischen Stanzen. Bisher Hofkupferstecher in Stuttgart, folgte er 1814 einem Rufe als Professor an die Kunstakademie nach Dresden. Hier wurde er jedoch geisteskrank und starb 3. Mai 1816 auf dem Sonnenstein bei Pirna.

Müller, Friedrich, Sprachforscher, Vertreter der linguistischen Ethnographie, geb. 5. März 1834 zu Jemnik in Böhmen, widmete sich an der Wiener Universität philol. Studien. Nachdem er sich 1860 an der Wiener Universität als Privatdocent habilitiert hatte, wurde er 1866 zum außerord. und 1869 zum ord. Professor für die vergleichende Sprachwissenschaft und das Sanskrit ernannt. Seine schriftstellerische Thätigkeit erstreckt sich vor allem auf die Gebiete der vergleichenden Sprachkunde und der Ethnographie. Seine eigentlichen Hauptwerke in linguistischer Beziehung sind der «Linguistische Teil» der «Reise der österr. Fregatte Novara» (Wien 1867) und der «Grundriß der Sprachwissenschaft» (3 Bde. in 6 Abteil, mit Nachtrag, ebd. 1876‒88). Ins Gebiet der Ethnographie gehören: «Reise der österr. Fregatte Novara. Anthropol. Teil: Ethnographie» (Wien 1869), die «Allgemeine Ethnographie» (ebd. 1873; 2. Aufl. 1879) und der «Ethnolog. Bilderatlas» (ebd. 1884 fg.).

Müller, Friedr. Max (in England als F. Max-Müller bekannt), Sprachforscher und Sanskritist, Sohn des Liederdichters Wilhelm M., geb. 6. Dez. 1823 zu Dessau, besuchte die Nikolaischule und die Universität in Leipzig, wo er klassische Philologie und Philosophie sowie Arabisch und Sanskrit studierte und eine Übersetzung des «Hitopadeça» (Lpz. 1844) veröffentlichte. Darauf ging er nach Berlin, 1845 nach Paris, 1846 nach England, wo ihm von der Ostindischen Compagnie die Herausgabe des Rigveda mit dem Kommentar des Sâjana (6 Bde., Lond. 1849‒74; eine neue, auf Kosten des Maharadscha von Widschanagram veranstaltete Ausgabe erschien in 4 Bdn., ebd. 1889‒92) übertragen wurde. Daneben veröffentlichte er eine Ausgabe ohne Kommentar (2. Aufl., Lond. 1877) und den ersten Band einer Übersetzung: «Rig-Veda-Sanhitâ, the sacred hymns of the Brahmans» (ebd. 1869), fortgesetzt in «Sacred books of the East» (Bd. 32). Seit 1850 in Oxford, wo er den Auftrag erhielt, an der Universität Vorlesungen über Litteraturgeschichte und vergleichende Grammatik zu halten, wurde er 1851 Ehrenmitglied der Universität und des Christ-Church College, erhielt 1854 eine ord. Professur der neuen Sprachen und Litteraturen und trat 1856 als Mitglied in das Kuratorium der Bodleianischen Bibliothek, an der er von 1865 bis 1867 auch als Bibliothekar der orient. Abteilung wirkte. 1858 ward er zum Fellow von All-Souls College erwählt; 1868 gründete die Universität Oxford eine Professur der vergleichenden Philologie und ernannte M. zum ersten Professor. Im Sommer 1872 hielt er zu Straßburg Vorlesungen. 1875 legte M. seine Professur nieder, blieb aber in Oxford, um im Auftrag der Universität eine Reihe von Übersetzungen der heil. Bücher des Orients herauszugeben. Im Mai 1896 wurde er zum Mitglied des Privy Council ernannt.

Von M.s zahlreichen Werken sind außer den eben genannten hervorzuheben: «History of ancient Sanscrit literature» (Lond. 1859; 2. Aufl. 1860); eine zweite Ausgabe des ersten Mandala des Rigveda, Tl. 1 (Lpz. 1856‒69, nebst Text und Übersetzung des Prâtiçâkhya, des ältesten Lehrbuchs der vedischen Phonetik), eine Grammatik der Sanskritsprache (Lond. 1866; 2. Aufl. 1870; neue abgekürzte Ausgabe 1886; deutsch Lpz. 1868). 1879 begann unter seiner Leitung die Herausgabe der «Sacred books of the East» (bis 1893 41 Bde., Oxford), darin von ihm 1881 Übersetzung des Dhammapada, 1884 die der Upanishads (2 Bde.) und 1891 die der Vedic Hymns, Part Ⅰ. Ferner erschienen «Letter to Chevalier Bunsen on the classification of the Turanian languages» (in Bunsens «Christianity and mankind», Lond. 1854), «Essays on comparative mythology» (ebd. 1858), «Lectures on the science of language» (2 Serien, ebd. 1861‒64; neueste Aufl., 2 Bde., 1891; deutsch, 1. Serie,3. Aufl., Lpz. 1875; 2. Serie, 2. Aufl., ebd. 1870; neue Bearbeitung, 2 Bde., 1892‒93), «Chips from a German workshop» (4 Bde., Lond. 1868‒75; 2. Aufl. 1880; deutsch: «Essays», 4 Bde., Lpz. 1869‒76; Bd. 1 u. 2, in 2. Aufl. 1879‒81), «Selected Essays» (2 Bde., Lond. 1881), «Lectures on the origin and growth of religion as illustrated by the religions of India» (ebd. 1878; neue Aufl. 1882; deutsch Straßb. 1880; 2. Aufl. 1881), «India what can it teach us?»(Lond. 1883; neue Ausg. 1892; deutsch u. d. T. «Indien in seiner weltgeschichtlichen Bedeutung», Lpz. 1884), «Natural Religion», «Physical Religion», «Anthropological Religion», «Theosophy, or psychological Religion» (Cyklen von Vorlesungen, in Glasgow gehalten, Lond. 1889‒92; deutsch Lpz. 1890‒95). Zur Feier des 100jährigen Erscheinens gab er 1881 mit Noiré eine engl. Übersetzung von Kants «Kritik der reinen Vernunft» heraus (2 Bde., London). Sein sprachphilos. System ist niedergelegt in «Science of Thought» (Lond. 1887; deutsch u. d. T. «Das Denken im Lichte der Sprache», Lpz. 1888). Eine große Anzahl von Auflagen und Übersetzungen erfuhr M.s Erzählung «Deutsche Liebe» (9. Aufl., Lpz. 1889).

Müller, Fritz, Naturforscher, geb. 31. März 1821 zu Windischholzhausen bei Erfurt, war erst Apotheker, studierte dann in Berlin und Greifswald Naturwissenschaften, hierauf Medizin. 1852 wanderte er nach Brasilien aus, war erst Farmer in Blumenau, dann Lehrer am Lyceum zu Desterro, von wo er wieder nach Blumenau umsiedelte, wo er als Naturforscher der Provinz Sta. Catharina lebt. M. war einer der ersten entschiedensten Anhänger der Lehre Darwins und hat in diesem Sinne sein berühmtes Buch «Für Darwin» (Lpz. 1864) geschrieben, in welchem er zuerst das Dasein und Wesen des sog. biogenetischen Grundgesetzes nachweist.

Müller, Herm., Naturforscher, Bruder des vorigen, geb. 23. Sept. 1829 zu Mühlberg, wurde 1855 Lehrer der Naturwissenschaften in Lippstadt und starb 26. Aug. 1883 in einem Dorfe bei Meran. Sein Hauptwerk ist: «Die Befruchtung der Blumen durch Insekten» (Lpz. 1873).