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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Müller

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Müller (Karl, Romandichter) – Müller (Lucian)

wicklungsgeschichte des Pflanzenreiches» (ebd. 1860), «Ansichten aus den deutschen Alpen» (Halle 1858). Gegenwärtig arbeitet M. an einem neuen großen Werke über die Laubmoose, das er «Genera Muscorum» nennt, und an einer Geschichte der Aufschließung Innerafrikas.

Müller, Karl, Romandichter, auch unter den Pseudonymen Otfried Mylius, Franz von Elling, Rod. Nellenburg u. s. w., geb. 8. Febr. 1819 zu Stuttgart, lernte als Buchdrucker, studierte 1840 und 1841 zu Tübingen, führte von 1842 bis 1868 die Redaktion der Zeitschrift «Erheiterungen» in Stuttgart, war 1868‒79 an der Redaktion der Schönleinschen illustrierten Zeitschriften beteiligt und wurde 1885 Redacteur des Cottaschen «Auslands». Er starb 28. Nov. 1889 in Stuttgart. M. debütierte mit dem Roman «Des Lebens Wandlungen» (3 Bde., Stuttg. 1854; unter dem Pseudonym Fr. von Elling) und veröffentlichte dann eine Reihe histor. Romane: «Graveneck» (Stuttg. 1862), «Die Irre von Eschenau», «Die Türken vor Wien 1683», «Am Hofe der nordischen Semiramis», «Verkaufte Seelen», «Das Testament von St. Helena», «Geheimnisse der Bastille» u. s. w., die socialen Romane: «Neue Pariser Mysterien», «Neue Londoner Mysterien», «Die weiße Frau», «Die Opfer des Mammon», viele «Erzählungen und Novellen» (Auswahl, 2 Bde., Lpz. 1875) und vieles andere, z. B. mehrere naturgeschichtliche Werke, eine Anzahl unterhaltende und belehrende Jugendschriften sowie eine deutsche Bearbeitung von A. Morgans «Der Shakespeare-Mythus» (Lpz. 1885).

Müller, Karl, prot. Theolog, geb. 3. Sept. 1852 zu Langenburg in Württemberg, Sohn des Stuttgarter Prälaten Ferd. Gottlob Jakob M., studierte zu Tübingen und Göttingen, wurde 1875 Vikar zu Ludwigsburg, 1878 Repetent in Tübingen, habilitierte sich 1880 in Berlin, wurde daselbst 1882 außerord. Professor, 1884 in Halle, 1886 ord. Professor in Gießen, 1891 in Breslau. Er schrieb: «Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der röm. Kurie» (2 Bde., Tüb. 1879‒80), «Die Anfänge des Minoritenordens und der Bußbruderschaften» (Freib. i. Br. 1885), « Die Waldenser und ihre einzelnen Gruppen bis zum Anfang des 14. Jahrh.» (Gotha 1886), «Bericht über den gegenwärtigen Stand der Forschung auf dem Gebiete der vorreform. Zeit» (Gieß. 1887), «Kirchengeschichte», Bd. 1 (Freib. i. Br. 1892).

Müller, Karl Otfried, Altertumsforscher, geb. 28. Aug. 1797 zu Brieg, studierte zu Breslau und Berlin, namentlich unter Böckh, Philologie, wurde 1817 Lehrer am Magdaleneum in Breslau, 1819 Professor der Philologie in Göttingen. Er starb auf einer Reise in Griechenland 1. Aug. 1840 zu Athen und wurde auf Kolonos bei Athen begraben. Als Geschichtsforscher bewährte er sich durch seine «Geschichte hellen. Stämme und Städte», welche «Orchomenos und die Minyer» (Bresl. 1820; 2. Ausg. von Schneidewin, 1844) und die «Dorier» (2 Bde., ebd. 1824; neue Ausg., von Schneidewin, ebd. 1844) umfaßt, ferner durch die Schriften «Üüber die Wohnsitze, die Abstammung und die ältere Geschichte des macedon. Volks» (Berl. 1825) und die «Etrusker» (2 Bde., Bresl. 1828; neu bearbeitet von Deecke, Stuttg. 1877) sowie durch seine Karten von Griechenland. Große Gelehrsamkeit nebst einer reichen Fülle eigener Bemerkungen finden sich in seinem «Handbuch der Archäologie der Kunst» (Bresl. 1830; 3. Aufl., von Welcker, 1848; 2. Abdruck 1878), zu dessen besserm Gebrauche er zugleich mit Österley die «Denkmäler der alten Kunst» (Gött. 1834‒39; fortgesetzt von Wieseler, ebd. 1846‒56; Bd. 1, 2. Aufl. 1854; Bd. 2, 3. Aufl. 1877‒81) hinzufügte. Die «Prolegomena zu einer wissenschaftlichen Mythologie» (Gött. 1825) führten zu einer mehr histor. und rein wissenschaftlichen Beurteilung der Mythen. Das Studium der Geschichte der griech. Litteratur wurde durch ihn bedeutend gefördert durch die «Geschichte der griech. Litteratur bis auf das Zeitalter Alexanders» (2 Bde., Bresl. 1841; 4. Aufl., bearbeitet und fortgesetzt von Heitz, Stuttg. 1882‒84; englisch, Bd. 1, Lond. 1846). Viele Abhandlungen von ihm finden sich in den «Commentationes societatis regiae scientiarum Gottingensis» (Bd. 6 u. 7, Gött. 1828‒32), in den «Göttinger Gelehrten Anzeigen» und andern philol. Zeitschriften. M.s «Kleine deutsche Schriften» gab sein Bruder Eduard M. (Bd. 1 u. 2, Bresl. 1847) heraus. Eine Gesamtausgabe seiner «Kunstarchäol. Werke» erschien in Calvarys «Philol. und archäol. Bibliothek» (5 Bde., Berl. 1872‒73). – Vgl. Lücke, Erinnerungen an Otfried M. (Gött. 1841); F. Ranke, Otfried M. (Berl. 1870).

Müller, Leop., Maler, geb. 1834 in Dresden, kam bereits als Kind nach Wien. Er begann unter Leitung seines Vaters zu lithographieren und lieferte die Tafeln zu Tschudis «Antigüedades Peruanas» (Wien 1851). An der Akademie bildete er sich unter Ruben und erhielt 1855 den akademischen Preis. Hierauf entstanden: Heilige Elisabeth (Altarbild für Kladrub in Böhmen), Die Überschwemmung in Wien 1862 (im Auftrag der Regierung gemalt), Zigeunerlager (für den Fürsten Rohan), Soldaten aus dem Dreißigjährigen Kriege (Galerie in Prag), Die vier Evangelisten (Kirche in Hořowitz). Später unternahm M. Reisen nach Italien und Ägypten und trat damit in eine bedeutende Schaffensperiode ein. Es entstanden: Lagernde Karawane, Strand von Palermo, Geistliche im Klosterhofe, Abend bei Kairo u. s. w. Seit 1877 wirkte M. als Professor an der Akademie in Wien; er starb 4. Aug. 1892 in Weidlingau bei Wien.

Müller, Lucian, Philolog, geb. 17. März 1836 zu Merseburg, studierte in Berlin und Halle, ging 1862 nach Holland, habilitierte sich 1867 in Bonn und wurde 1870 Professor am histor.-philol. Institut in Petersburg, 1873 auch an der röm.-kath. Akademie daselbst. Den Ruf M.s begründete sein Werk «De re metrica poetarum latinorum» (Lpz. 1861; 2. Aufl. 1894). Von seinen Ausgaben lat. Autoren sind zu nennen die des Lucilius (Lpz. 1872), des Phädrus (ebd. 1877), des Optatianus Porphyrius (ebd. 1877), des Ennius und Nävius (Petersb. 1884), der dramat. Fragmente des Livius Andronicus und Nävius (Berl. 1885), die lange vorbereitete Bearbeitung des Nonius Marcellus (2 Bde., Lpz. 1888‒89) sowie die des Horaz (ebd. 1869; mit Kommentar, Gießen 1882; Wien 1891, 1893), der Sermonen und Episteln desselben (2 Bde., Lpz. 1891‒93), des Catull, Tibull und Properz (ebd. 1874) und des Rutilius Namatianus (ebd. 1870). Auch verfaßte M. Biographien des Lucilius (Lpz. 1876), Horaz (ebd. 1880), Ennius (Petersb. 1884), eine «Geschichte der klassischen Philologie in den Niederlanden» (Lpz. 1869), eine Biographie Ritschls (2. Aufl., Berl. 1878), «De Accii fabulis disputatio» (ebd. 1890), «De Pacuvii fabulis disputatio» (ebd.