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Mullidae – Multesim
gericht Freiburg), hatte 1890: 3187 E., darunter 507 Katholiken und 363 Israeliten, 1895: 3091 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, eine Realschule, eine höhere Mädchenschule, Thermalquelle mit Schwimmbad, Wasserleitung und ist Mittelpunkt des Markgräfler Weinbaues und ‑Handels.
Mullĭdae, s. Meerbarben.
Mullingar (spr. möllingáhr), Hauptort der irischen Grafschaft Westmeath, am Brosna und dem Royal-Kanal, 74 km im WNW. von Dublin gelegen, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1891) 5323 E., große Kaserne für Infanterie, bedeutende Woll- und Pferdemärkte.
Mullkrapp, s. Krapp.
Müllner, Amandus Gottfr. Adolf, Kritiker und dramat. Dichter, geb. 18. Okt. 1774 zu Langendorf bei Weißenfels, ein Schwestersohn des Dichters Bürger, studierte in Leipzig die Rechte, ließ sich 1798 als Advokat in Weißenfels nieder und starb daselbst 11. Juni 1829. Er gab zunächst anonym den Roman «Incest oder der Schutzgeist von Avignon» (2 Bde., Greiz 1799) heraus und schrieb dann für ein Privattheater in Weißenfels die Lustspiele «Die Vertrauten», «Die großen Kinder», «Die Onkelei» u. s. w., zum Teil nach franz. Originalen von Etienne u. a. und meist in fließenden Versen verfaßt, auch nicht ohne Witz und Erfindung, aber ohne jede poet. Wärme. Wichtiger sind seine Tragödien: «Der neunundzwanzigste Februar» (Lpz. 1812), veranlaßt durch Werners «Vierundzwanzigsten Februar»; ferner «Die Schuld» (ebd. 1816 u. ö.), «König Yngurd» (ebd. 1817) und «Die Albaneserin» (Stuttg. 1820). Sie zeichnen sich durch planvolle Anlage und sorgfältige Sprache aus. Ihr Grundfehler aber ist eine mißverstandene Schicksalsidee, die hier um so abstoßender wirkt, als M.s Verstandesdürre jedes poet. Zaubers unfähig ist, und er Behagen am Gräßlichen verrät. (Vgl. J. ^[Jacob] Minor, Die Schicksalstragödie in ihren Hauptvertretern, Frankf. 1883.) M. redigierte 1820‒25 das «Litteraturblatt» zum «Morgenblatt», gab 1823 die «Hekate» und seit 1826 das «Mitternachtblatt» heraus. Sowohl in diesen Blättern wie als Mitarbeiter an vielen andern Zeitschriften übte er eine schonungslose Kritik. Seine Selbst- und Streitsucht verwickelte ihn auch sonst allerorten in unerquickliche Konflikte und Prozesse, so mit den Verlegern Brockhaus, Vieweg und Cotta. Die Gunst des Publikums verstand M. finanziell meisterhaft auszunutzen. Er selbst veranstaltete eine Sammlung seiner «Vermischten Schriften» (2 Bde., Stuttg. 1824‒26) und seiner «Dramat. Werke» (8 Tle., Braunschw. 1828). Sein litterar. Nachlaß befindet sich in der herzogl. Privatbibliothek zu Gotha. – Vgl. Schütz, M.s Leben, Charakter und Geist (Meiß. 1830); Höhne, Zur Biographie und Charakteristik M.s (Wohlau 1875).
Müllrose, Stadt im Kreis Lebus des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, am Friedrich-Wilhelms-Kanal (s. d.) und an der Linie Frankfurt a. O.-Cottbus der Preuß. Staatsbahnen, hatte 1890: 2228 E., darunter 20 Katholiken, 1895: 2335 E., Post, Telegraph, königl. Forstkasse, Sparkasse; Kofferfabrik mit Täschnerei, Korbmacherei, Jagdnetzfabrikation, bedeutende Kunstmühle, Sägewerke, Schiffswerfte für Binnenfahrzeuge. Nahebei große Waldungen und drei Seen, der große und kleine Müllroser See und der Katharinensee mit dem schiffbaren Katharinengraben.
Müllroser Kanal, s. Friedrich-Wilhelms-Kanal.
Mulmen, Stadt in Birma, s. Malmen.
Mulock (spr. mju-), Dinah Maria, engl. Schriftstellerin, geb. 1826 zu Stoke-on-Trent (Staffordshire), bekundete schon in ihrem ersten Roman «The Ogilvies» (1849) ihr Talent für Charakter- und Sittenschilderungen, die ihre Gegenstände dem Leben der Gegenwart entnahmen, aber sich den Excessen des Sensationsromans fern hielten. Zu ihren populärsten Romanen gehören «Olive» (1850), «Agatha’s husband» (1852), «John Halifax» (1857; deutsch, 3. Aufl., 2 Bde., Berl. 1894), «A life for a life» (1859), «Christian’s mistake» (1866), «A noble life» (1866), «The laurel bush» (1876), «Miss Tommy» (1884) in erster Reihe. Kleinere Arbeiten veröffentlichte sie in «Romantic tales» (1859), «Domestic stories» (1860), «Studies from life» (1861) u. a. Auch als Jugendschriftstellerin machte sie sich bekannt. Außerdem schrieb sie noch «Sermons out of church» (1875) und «A legacy, being the life and remains of John Martin, schoolmaster and poet» (1878). Seit 1865 war sie mit dem Buchhändler Lillie Craik verheiratet und starb 12. Okt. 1887 in London.
Muls., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für M. E. Mulsant (spr. mülsáng), einen franz. Entomologen, besonders Käferkenner, geb. 1797, gest. 1880. Er schrieb: «Histoire naturelle des coléoptères de France» (mit C. Rey, 23 Bde., Lyon 1842‒78).
Mülsen, Mülsen-St. Jacob, Mülsen-St. Michael, Mülsen-St. Niclas, drei Fabrikdörfer in der Amtshauptmannschaft Glauchau der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, an der Nebenlinie Mosel-Ortmannsdorf der Sächs. Staatsbahnen, östlich von Zwickau, im Mülsengrunde, bilden eine 12 km lange Dorfreihe und hatten 1890: 3978, 1696 und 3153, 1895: 3883, 1742 und 3108 evang. E., Post, Postagentur, Telegraph, Fernsprechverbindung; Handweberei in Woll- und Baumwollwaren, Korbmacherei, Färberei und Lohgerbereien.
Mulsum (lat.), mit Honig gemischter Wein.
Multān, Hauptstadt der Division M. in der indobrit. Lieutenant-Gouverneurschaft Pandschab, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, liegt in fruchtbarer Gegend, 6½ km vom linken Ufer des Tschinab, in der Mitte großer Trümmermassen. M. war früher starke Festung, hat (1891) mit dem Kantonnement 74562 E., etwa zur Hälfte Hindu, zur Hälfte Mohammedaner, und 1672 Christen, mehrere Moscheen, einen schönen Hindutempel, welcher nebst den Gräbern zweier Heiligen alljährlich Pilger aus allen Gegenden Indiens herbeizieht; Seiden-, Teppich-, Brokat- und Zitzmanufakturen, auch ansehnlichen Handel, Einfuhr europ. Waren von Karatschi her, und Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Die Stadt ist aber durch Kriegsleiden sehr heruntergekommen. M. soll auf den Trümmern der alten Hauptstadt der Malli (zu Alexanders d. Gr. Zeit) stehen. Die Araber eroberten sie 711 für den Chalifen Walid. Nebst der Festung Bhadia wurde sie 1005 von Mahmud Ⅰ. von Ghasni zerstört. 1398 nahm sie Timur. Unter Akbar d. Gr. ward sie Hauptstadt eines Vicekönigreichs. Später kam sie an die Afghanen, wurde aber 1818 dem Reiche der Sikh einverleibt und nach dem Aufstand des Statthalters Mubradsch (1848) im Jan. 1849 von den Engländern erobert.
Multatuli, Pseudonym des niederländ. Schriftstellers Dekker (s. d.).
Multbeere, s. Rubus.
Multesim, türk. Steuerpächter, s. Iltisam.