Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

63

Müller (von Steinla) – Müllheim

1847; 3. Aufl., Hannov. 1868) den charakteristischen Titel «Mein Herz ist am Rheine. Liederbuch»(4. Aufl., Lpz. 1871) führte. Dem Gebiete der epischen Dichtung gehören an «Lorelei» (Köln 1851; 3. Aufl. 1857), eine Sammlung von Rheinsagen in Balladenform; das rhein. Märchen «Prinz Minnewin, ein Mittesommerabendmärchen» (ebd. 1854), «Johann von Werth» (ebd. 1858), die reizende Rheinidylle «Eine Maikönigin» (Stuttg. 1852), «Der Rattenfänger von St. Goar» (Köln 1857), «Der Zauberer Merlin» (Berl. 1871) u. a. Eine Verherrlichung der Rheingegenden, des Rheinlebens und der Rheinsagen bot M. in der «Rheinfahrt» (Frankf. 1846). Auch der Stoff zu den «Erzählungen eines rhein. Chronisten» (Lpz. 1860‒61), «Vier Burgen» (2 Bde., ebd. 1862), «Zum stillen Vergnügen» (2 Bde., ebd. 1865) und «Von drei Mühlen» (ebd. 1865) ist dem rhein. Leben entnommen. Eine Auswahl seiner Dichtungen erschien als «Dichtungen eines rhein. Poeten» (6 Bde., Lpz. 1871‒76). ’Von seinen «Dramat. Werken» (6 Bde., Berl. 1872) gefiel besonders das Lustspiel «Sie hat ihr Herz entdeckt». – Vgl. Joesten, Wolfgang M. von Königswinter (Köln 1895).

Müller von Steinla, Kupferstecher, s. Steinla.

Mülleramazone (Androglossa farinosa Bodd.), ein Papagei aus dem tropischen Südamerika, selten im Tierhandel. Preis etwa 50 M. (S. Amazonen.)

Müllerchen, Singvogel, s. Grasmücke.

Müllerei, s. Mehlfabrikation.

Müllerei-Berufsgenossenschaft für das Gebiet des Deutschen Reichs. Sitz ist Berlin; Sitz der 17 Sektionen: Königsberg i. Pr., Dirschau, Posen, Berlin, Breslau, Stettin, Hamburg, Hannover, Halberstadt, Köln a. Rh., Frankfurt a. M., Mannheim, Straßburg i. Els., Stuttgart, Nürnberg, Weimar, Dresden. Ende 1892 bestanden 37827 Betriebe mit 86995 versicherten Personen, deren anzunehmende Jahreslöhne 53511563 M. (615,1 M. auf den Kopf) betrugen. Die Jahreseinnahmen beliefen sich auf 1362730 M., die Ausgaben auf 1092274 M., der Reservefonds (Ende 1892) auf 2280549 M. Entschädigt wurden (1892) 709 Unfälle (8,15 auf 1000 Versicherte) mit 561841 M., darunter 91 Unfälle mit tödlichem Ausgang, 24 mit völliger Erwerbsunfähigkeit. (S. auch Berufsgenossenschaft.)

Müllergaze, s. Beuteltuch.

Müller-Guttenbrunn, Adam, Schriftsteller, geb. 22. Okt. 1852 zu Guttenbrunn, einer großen deutschen Kolonie im Banat, bildete sich in der Hauptsache als Autodidakt, wurde 1873 Beamter der Wiener Telegraphendirektion, lebte als solcher 1874‒79 in Linz und Ischl, seit 1879 wieder in Wien. 1888 gab er seine Staatsstellung auf, widmete sich ausschließlich litterar. Thätigkeit und wirkte hauptsächlich als Feuilletonredacteur und Kritiker der «Deutschen Zeitung» in Wien. Den größten Erfolg hatte M. mit den Streitschriften «Wien war eine Theaterstadt» (Wien 1884 u. ö.), «Die Lektüre des Volks» (ebd. 1886 u. ö.) und «Das Wiener Theaterleben» (Lpz. 1890 u. ö.). Als Dramatiker erregte er zuerst Aufsehen durch das Schauspiel «Des Hauses Fourchambault Ende» (mit Vorwort von Heinrich Laube, Wien 1879); von seinen übrigen Dramen seien genannt: «Im Banne der Pflicht» (Lpz. 1877), «Frau Dornröschen» (Berl. 1884; auch als Roman in 3. Aufl., Dresd. 1892) und «Irma» (Wien 1882: 2. Aufl. Dresd. 1891). Zahlreiche ethnogr. Aufsätze über seine Heimat und Novellen veröffentlichte M. in Zeitschriften; gesammelte Novellen enthält «Gescheiterte Liebe» (Lpz. 1889). Außerdem gab er heraus: «Trost- und Trutzbüchlein der Deutschen in Österreich» (mit Pawikovsky, Lpz. 1888), «Deutsche Kulturbilder aus Ungarn» (ebd. 1896), «Die Magyarin. Erzählung» (ebd. 1896) sowie den Nachlaß Ludwig Stifters (1881). Seine Kritiken erschienen u. d. T. «Dramaturgische Gänge» (Dresd. 1892) und «Im Jahrhundert Grillparzers. Litteratur- und Lebensbilder aus Österreich» (Wien 1892; 2. Aufl. 1893). 1893‒96 war M. Direktor des auf seine Anregung gegründeten Raimund-Theaters in Wien, zu dessen Eröffnung er die Gelegenheitsschrift «Die gefesselte Phantasie» (Wien 1893) verfaßte.

Müllersches Glas, s. Glasopal.

Müllerschulen, Fachschulen zur technischen und kaufmännischen Ausbildung von Mühlenleitern und Mühlenbesitzern. Die deutsche Müllerschule zu Dippoldiswalde (Sachsen), seit 1881 bestehend (früher in Roßwein), dürfte die älteste selbständige Schule dieser Art sein; dieselbe ist städtisch und wird vom Staate und dem «Verband deutscher Müller» unterstützt. Außerdem existieren noch Müllerschulabteilungen am Technikum zu Mittweida (Sachsen), am Technikum zu Neustadt (Mecklenburg) und an der Baugewerkenschule zu Holzminden. Die beabsichtigte Gründung von M. in Österreich und Rußland ist noch nicht perfekt geworden. An der deutschen Müllerschule zu Dippoldiswalde ist der Lehrgang 1½jährig, das Schulgeld beträgt 150 M. halbjährlich; der Unterricht erstreckt sich auf Mathematik, Mechanik mit Festigkeitslehre, Feld- und Wassermessen, Maschinenkunde und Maschinenlehre, geometrisches und Maschinenzeichnen, Baukunde, Mühlenbaukunde und Mühlenbetriebslehre, deutsche Sprache, kaufmännisches Rechnen und Handelswissenschaften mit Buchführung. Zur praktischen Erlernung des Mühlenbetriebes ist mit der Schule eine Lehr- oder Mustermühle verbunden. Der «Verband deutscher Müller» gewährt Stipendien für würdige und bedürftige Schüler. Die Schule hat 5 Lehrer; die jährliche Frequenz beträgt etwa 60 Schüler.

Müller & Co., Frederik, Buchhandlung in Amsterdam, gegründet 1843 von Frederik Müller (geb. 22. Juli 1817 in Amsterdam, gest. 6. Jan. 1881), gegenwärtig im Besitz von F. Adama van Scheltema (Teilhaber seit 1876) und Anton Mensing (Teilhaber seit 1892). Das Geschäft wurde bald bedeutend durch sein Antiquariat und seine Auktionen. Damit wurden später Kunsthandel und Kunstauktionen verbunden. Besonders verdient machte sich Müller durch seine bibliogr. Arbeiten, wie «Bibliographie néerlando-russe» (1859). Nach seinen Büchersammlungen wurden bearbeitet: «Asher’s bibliographical and historical essay on the Dutch books and pamphlets relating to New-Netherland» (Amsterd. 1854‒67) und «Essay towards a Dutch American bibliography» (ebd. 1872). Fachkataloge solcher Art (Americana, Russica, Typographica, Curiosa medica, histor. Flugblätter) bilden noch immer eine Specialität des Hauses. Der Verlag umfaßt streng wissenschaftliche Werke.

Müllheim. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Lörrach, hatte 1890: 21015, 1895: 20680 E. in 32 Gemeinden. – 2) Stadt im Amtsbezirk M., am Fuße des Blauen, am Klemmbach und an den Linien Heidelberg-Basel der Bad. Staatsbahnen und M.-Mülhausen im Elsaß (22,1 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, mit Straßenbahn nach Badenweiler (7,5 km), Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Land- ^[folgende Seite]