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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mumifikation; Mumme; Mummelsee; Mummenschanz; Mummius; Mümpelgard; Mumps; Mun; Munch; Münch-Bellinghausen; Munch (Peter Andreas)

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Mumifikation – Münch-Bellinghausen

Mumifikation (neulat.), Mumĭenbildung, die trockne Form des Brandes (s. d., medizinisch).

Mumme, ein würzereiches, sehr dickes, dunkelbraunes, nicht gehopftes Bier mit süßlichem, angenehmem Geschmack, das zu Braunschweig in zwei Sorten gebraut wird und seinen Namen nach Christian Mumme führt, der es 1492 zuerst braute. Die eine Sorte heißt einfache oder Stadtmumme, die andere doppelte oder Schiffsmumme, weil sie besonders auf Schiffen genossen wird, da sie ohne Nachteil in heiße Länder verschickt werden kann. Die M., die früher in großer Menge gebraut wurde, ist fast gänzlich durch die nach bayr. Art gebrauten Biere verdrängt.

Mummelsee, See im bad. Schwarzwald, in 1032 m Höhe, am Südabhange der Hornisgrinde (s. d.), 250 m lang, 16 m tief. Aus ihm fließt die Acher. An den tiefgrünen, fischlosen See knüpfen sich Sagen.

Mummenschanz, soviel wie Maskerade.

Mummĭus, Lucius, röm. Konsul, warf 146 v. Chr. durch den Sieg bei Leukopetra auf dem Isthmus den Widerstand des Achäischen Bundes vollends nieder und nahm dann Korinth ohne Widerstand ein; er legte sich dafür den Beinamen Achaicus zu. Auf Befehl des Senats wurde Korinth durch ihn zerstört; einen großen Teil der Kunstwerke brachte er nach Rom. 142 bekleidete M. mit dem jüngern Scipio die Censur.

Mümpelgard, Stadt in Frankreich, s. Montbéliard.

Mumps, s. Bauerwetzel. Auch bei den Haustieren kommt der M. oder die Feifelgeschwulst vor, bei Katzen und Ziegen verhältnismäßig häufig, als Katzen- und Ziegenpeter; er charakterisiert sich durch eine harte, heiße und sehr schmerzhafte Geschwulst, die später in Eiterung übergeht.

Mun, Handelsgewicht, s. Maund.

Munch, Andreas, norweg. Dichter, geb. 19. Okt. 1811, war der Sohn des 1832 verstorbenen Bischofs von Kristiansand, Johann Storm M., eines Oheims von Peter Andreas M. Er studierte in Kristiania die Rechte und war 1841–46 Redacteur des Blattes «Den Constitutionelle». Seit 1850 war er als Amanuensis bei der Universitätsbibliothek angestellt; 1860 bewilligte ihm der Storting einen Ehrengehalt, wodurch er in den Stand gesetzt wurde, sich ganz der Dichtkunst zu widmen. An der Universität wirkte er auch seit 1866 als außerord. Professor. Er starb 27. Juni 1884 zu Bedbœk bei Kopenhagen. Als Dichter trat M. zuerst mit «Ephemerer» (1836) und dem Drama «Kong Sverres Ungdom» (1837) auf. Andere Gedichte stellte er in den Sammlungen «Digte, gamle og nye» (Krist. 1848), «Nye Digte» (ebd. 1850), «Sorg og Tröst» (ebd. 1852 u. ö.; deutsch Berl. 1860), «Digte og Fortällinger» (Krist. 1855), «Nyeste Digte» (1861) und «Eftersommer» (1867) zusammen. Eine Reise nach Italien 1847–48 schilderte M. in «Billeder fra Nord og Syd" (1849). Unter seinen Dramen sind hervorzuheben: «Salomon de Caus» (1854; deutsch Braunschw. 1857), «En Aften paa Giske» (1855; 3. Aufl. 1891), «Lord William Russell» (1857; deutsch Kopenh. 1858; 2. Ausg., Lpz. 1860), «Hertug Skule» (1864) und «Moder og Sön» (1871). Beachtenswert ist auch sein Romanzencyklus «Kongedatterens Brudefart» («Die Brautfahrt der Königstochter», Krist. 1861; deutsch von von Arentsschildt, Hannov. 1866, und von Jonas, Berl. 1882). M.s «Samlede Skrifter» veröffentlichten M. J. Monrad und H. Lassen (5 Bde., Kopenh. 1887–90). ↔

Munch, Peter Andreas, skandinav. Geschichtsforscher, geb. 15. Dez. 1810 zu Kristiania, habilitierte sich daselbst 1837 für Geschichte und wurde 1841 ord. Professor. 1858–61 war er in Rom und wurde dann zum Historiographen ernannt. Er starb 25. Mai 1863 in Rom und ward neben der Pyramide des Cestius begraben. M.s Hauptwerk ist «Det Norske Folks Historie» (Abteil. 1 [bis 1397], 4 Bde., Krist. 1852–59; Abteil. 2 [die Unionszeit], Bd. 1 u. 2, 1862–63; Bd. 1, deutsch von Claussen, Lübeck 1854). Diesem Werke waren die Ausgaben mehrerer Quellenschriften zur altnorweg. Geographie und Geschichte, die gründliche «Historisk-geographisk Beskrivelse over Kongeriget Norge i Middelalderen" (Krist. 1849) und zwei treffliche Karten Norwegens (1845 u. 1848) vorausgegangen. Von seinen philol. Arbeiten sind die Grammatiken der Runensprachen (Krist. 1848), der altnorweg. oder altnord. (ebd. 1847 u. 1849) und der got. Sprache (ebd. 1848) hervorzuheben, denen sich «Nordmœndenes Gudelœre i Hedenold" (ebd. 1847) und mehrere Ausgaben altnord. Sprachdenkmale anschließen. Auch unternahm er mit Keyser die kritische Gesamtausgabe von «Norges gamle Love» (3 Bde., Krist. 1846–49). 1856–60 gab er die Zeitschrift «Norsk-Maanedsskrift» (Bd. 1–6) heraus. Eine Sammlung seiner «Samlede Afhandlinger», Bd. 1–4 (Krist. 1873–76) gab nach seinem Tode G. Storm auf Staatskosten heraus (2. Aufl. 1894).

Münch-Bellinghausen, Eligius Franz Jos., Freiherr von, bekannt als dramat. Dichter unter dem Namen Friedrich Halm, geb. 2. April 1806 zu Krakau, hatte schon in seinem 20. Jahre die jurist.-polit. Studien absolviert, trat in österr. Staatsdienste, wurde 1840 Regierungsrat und übernahm 1845 mit dem Titel eines Wirkl. Hofrats die Stelle eines ersten Kustos an der kaiserl. Hofbibliothek. 1861 zum lebenslänglichen Mitgliede des österr. Herrenhauses berufen, nahm M. seinen Platz auf der Linken des Hauses. Vom 11. Juli 1867 bis zum Nov. 1870 war er Generalintendant der Wiener Hoftheater. Er starb 22. Mai 1871 in Wien. Entscheidend für M.s poet. Wirken wurde die 1833 erneute Verbindung mit seinem ehemaligen Lehrer Enk von der Burg, der ihn dazu brachte, unter dem Namen Friedrich Halm dem Hofburgtheater das rührselige Schauspiel «Griseldis» (9. Aufl., Wien 1879) zu übergeben, das 1835 mit großem Erfolg zur Aufführung kam. Auf derselben Bühne wurden 1836 sein «Adept», 1837 seine Jugendarbeit, das dramat. Gedicht «Camoens», 1838 das histor.-romantische Trauerspiel «Imelda Lambertazzi» und 1840 das Trauerspiel «Ein mildes Urteil» gegeben. «Der Sohn der Wildnis» (1843; 7. Aufl., Wien 1886) wurde in kurzer Zeit auf allen deutschen Bühnen heimisch. Nun wandte sich M. dem Gebiet der histor. Tragödie zu mit «Sampiero», den er im Jan. 1844 zur Aufführung brachte, und «Donna Maria de Molina» (1847). Gleichzeitig dichtete er das Lustspiel «Verbot und Befehl». 1854 ging über die Bühne des Hofburgtheaters zu Wien das Drama eines ungenannten Verfassers, «Der Fechter von Ravenna» (4. Aufl., Wien 1888), das großen Beifall fand. Namentlich infolge dieser Anonymität entspannen sich litterar. Erörterungen, die eine sehr polemische Wendung nahmen, als der bayr. Dorfschullehrer Franz Bacherl das Recht der Autorschaft beanspruchte. Dies bewog endlich M., sich als den Verfasser des Stücks zu nennen. Seitdem dich-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 67.