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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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München

dekoriert; dem Hoftheater gegenüber das Postgebäude in dem alten Törringschen Palais, Nordfaçade 1836 von Klenze erbaut, daneben das Münzgebäude mit Arkaden, weiter in der Maximiliansstraße das Gebäude der Kreisregierung, das Bayrische Nationalmuseum, 1858-66 von Riedel erbaut, und nach Fertigstellung des neuen zur Aufnahme der Kunstgewerbeschule bestimmt, und am östl. Ende das Maximilianeum auf der Gasteighöhe, unter König Maximilian II. nach Bürkleins Plänen erbaut, mit Arkadenreihen, schönem Treppenhaus, Façadenbildern und Sälen mit Fresken. Das nach Plänen von G. Seidl zu errichtende neue Nationalmuseum im Stil der Renaissance zu Anfang des 16. Jahrh. (Grundfläche 9000 qm, Baukosten 4,8 Mill. M.) an der Prinz-Regenten-Straße, zu dem im Nov. 1894 der Grundstein gelegt wurde, soll 1898 eröffnet werden. Am Marienplatz liegt das Alte Rathaus, 1315 zuerst erwähnt, 1862-64 durch Zenetti umgebaut, mit einem schönen Saale, der zu Festbanketten benutzt wird, und das Neue Rathaus im got. Stil, ein Werk Hauberrissers (1880), mit schönen Façaden, Sitzungssälen und Wandgemälden von Piloty und Lindenschmit. In der Nordweststadt liegen die Alte Pinakothek (152 m lang), 1826-36 im Renaissancestil von Klenze, auf der Attika 24 Standbilder berühmter Maler nach Skizzen von Schwanthaler, an der Südseite Loggien mit Fresken nach Cornelius’ Entwürfen; die Neue Pinakothek, 1846-53 nach Voits Plänen erbaut (107 m lang, 28 m breit, 26 m hoch), mit Fresken von Nilson an der Außenseite (s. Tafel: Museen II, Fig. 1); die Glyptothek, 1816-30 von Klenze erbaut, außen im ion. Stil, innen mit röm. Formen und Gewölbekonstruktionen, im Giebelfeld über dem achtsäuligen Portikus eine Marmorgruppe nach Wagners Modell von Schwanthaler; die Technische Kochschule im ital. Renaissancestil von Neureuther 1866-70 erbaut; das Kunstausstellungsgebäude, 1845 von Ziebland vollendet, mit korinth. Säulenhalle und der Bavaria von Schwanthaler im Giebelfeld; das Gebäude der Schackschen Gemäldegalerie (nach Gedons Plänen) und der Glaspalast, 1854 nach Plänen von Voit aus Eisen und Glas erbaut (233 m lang), jetzt ausschließlich zu Kunstausstellungen benutzt; die Bayrische Vereinsbank (s. Tafel: Bankgebäude II, Fig. 1 u. 2), 1885-86 von W. Martens erbaut. Der Centralbahnhof mit mächtiger Einsteighalle (vierfaches Tonnengewölbe) von 150 m Länge und 142 m Breite, ist 1880 von Graff erbaut; nahe bei demselben das Hauptzollamtsgebäude von Bürklein (1876-79), östlich der neue Justizpalast von Thiersch, südlich das Hygieinische und Pathologische Institut, Elisabethspital, Allgemeine Krankenhaus, Waisenhaus, die Rekonvalescenten- und die Frauenklinik (1856).

Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von 2 Bürgermeistern (Borscht, 13800 M., und Brunner, 11100 M.), 35 Magistratsmitgliedern (15 besoldeten), 60 Gemeindebevollmächtigten und einer königl. Polizeidirektion. Die Berufsfeuerwehr umfaßt 131, die freiwillige 889 Mann, zusammen mit 2 Dampf- und 30 andern Spritzen, 25 telegraphischen, 153 Signalmelde- und 297 Alarmstationen. Die Straßenbeleuchtung umfaßt etwa 5200 Gasflammen und 780 elektrische Bogenlampen; ebenso sind die Bahnhöfe, Theater, zahlreiche Geschäftshäuser, Fabriken und Hotels mit elektrischem Licht versehen. Die Wasserversorgung erfolgt aus dem Quellengebiet des Mangfallthals bei Darching durch das Sammelbecken bei Deisenhofen und ein Stadtrohrnetz von 260 km Länge; der Wasserverbrauch beläuft sich täglich auf etwa 67000 cbm. Das Kanalnetz umfaßt 159 km, wovon 123 km seit 1885 für 12½ Mill. M. neu erbaut sind. Die Schrannenhalle an der Blumenstraße, 1851-53 erbaut, besteht aus drei Gebäuden mit zwei Hallen in Glas und Eisen von je 8300 qm Fläche; das städtische Schlachthaus am Südbahnhof, 1876-78 von Zenetti erbaut, bedeckt über 100000 qm, der Verkehr umfaßt rund 433000 Stück Vieh.

Finanzen. Der Haushaltplan (1896) schließt ab w Einnahme und Ausgabe mit 19,9 Mill. M., die Schulden betragen 85,8 Mill. M., das Vermögen etwa 146 Mill. M., davon 108 Mill. in Häusern und Grundstücken. Für Schulen werden (1896) aufgewendet 3,25 Mill. M., für Wohlthätigkeitsanstalten über 1,25 Mill., für Armen- und Krankenwesen fast 2½ Mill. M., für Straßenreinigung und -Sprengung 202600 M., für Sicherheitszwecke 200000, für öffentliche Beleuchtung 744700 (außer 1,1 Mill. M. Kosten der Elektrischen Werke) und für Feuerlöschwesen 287000 M. Die direkten Steuern (Gemeindeumlagen 110 Proz. der Staatssteuer) ergeben 5,33 Mill. M., die indirekten 4,5 Mill. M., darunter 2,8 Mill. M. Malz- und Bieraufschlag.

Behörden. M. ist Sitz der Ministerien, der Regierung von Oberbayern, der Generaldirektion der Posten und der Staatsbahnen, des obersten Landesgerichts, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Deggendorf, Landshut, M. I, M. II, Passau, Straubing, Traunstein), zweier Landgerichte M. I mit einer Kammer für Handelssachen und zwei Amtsgerichten (M. I und M. II) und M. II mit 14 Amtsgerichten (Brück, Dachau, Dorfen, Ebersberg, Erding, Freising, Garmisch, Haag, Miesbach, Starnberg, Tegernsee, Tölz, Weilheim, Wolfratshausen), des Verwaltungsgerichtshofs, eines Oberbergamtes, des Landesversicherungsamtes, der Brandversicherungskammer, des Erzbischofs von München-Freising (s. Bistum), des prot. Oberkonsistoriums, eines Hauptzoll-, des Hauptmünzamtes, zahlreicher Gesandtschaften sowie des Generalkommandos des 1. bayr. Armeekorps und der Kommandos der 1. Division, der 1. und 2. Infanterie-, 1. Kavallerie- und 1. Feldartilleriebrigade.

Unterrichts- und Bildungswesen. M. ist Sitz der Königlich Bayrischen Akademie der Wissenschaften (s. Akademien, Bd. 1, S. 276 b) und der Königlichen Akademie der bildenden Künste. Die Ludwig-Maximilians-Universität wurde 1472 von Herzog Ludwig dem Reichen zu Ingolstadt gestiftet, 1800 nach Landshut und 1826 nach M. verlegt; die Eröffnung (1472) geschah mit vier Fakultäten (statt der philosophischen eine artistische) und 489 Studenten unter Vicerektor Dr. Kyrmann. Nach den Streitigkeiten um die Reformation bemächtigten sich die Jesuiten fast aller Disciplinen, und der Besuch sank auf 300 Studierende; unter Leitung von J. A.^[Johann Adam] Ickstatt wurde der Einfluß der Jesuiten wieder vernichtet. Seit 1815 besteht ein eigener Verwaltungsausschuß, seit 1833 eine fünfte (staatswirtschaftliche) Fakultät. Die Zahl der Professoren betrug (Sommer 1896) 98, der Privatdocenten 78, der Studenten 3872 (einschließlich 95 Hörer); Pharmacie studierten 251, Zahnheilkunde 12. Die Universität hat aus Stiftungen und eigenem Besitz etwa 250000 M. Einkommen und 900000 M. Staatszuschuß. Mit der Universität stehen in Verbindung die Universitätsbibliothek (s. unten), das Collegium