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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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München

Georgianum (1494) als Priesterseminar, das Maximilianeum, 1852 von König Maximilian II. gegründet zur Ausbildung von befähigten bayr. Jünglingen zur Lösung der höhern Aufgaben des Staates, sowie zahlreiche Seminare, Sammlungen, Institute, Kliniken, Laboratorien, eine forstliche Versuchsanstalt, Sternwarte und ein botan. Garten. Die Technische Hochschule, 1868 eröffnet, hatte im Winter 1895/96: 1561, im Sommer 1896: 1508 Studierende, darunter 260 und 256 Hospitanten, die Tierärztliche Hochschule 219 und 208 Studierende. Ferner bestehen eine Central-Turnlehrerbildungsanstalt, Kreis-Lehrerinnenbildungsanstalt, Akademie der Tonkunst, 4 Gymnasien, das Wilhelmsgymnasium (1559), Ludwigsgymnasium (1824 als Neues Gymnasium gegründet), Maximiliansgymnasium (1849), Luitpoldgymnasium (1887) und das Theresiengymnasium (Herbst 1896), ein königl. Erziehungsinstitut, ein Realgymnasium, 2 Realschulen, höhere Mädchenschule, Handelsschulen für Knaben und Mädchen, Industrie- mit Baugewerkschule, Kunstgewerbeschule mit Abteilung für Mädchen, Hebammen-, Frauenarbeitsschule mit Lehrerinnenseminar, Kindergärtnerinnenseminar, Taubstummeninstitut, Blindenanstalt, zahlreiche Fortbildungsschulen, 28 städtische Volksschulen mit 968 Lehrkräften und 36500 Schülern, endlich die Kriegsakademie, Artillerie- und Ingenieurschule, Kriegsschule, das Kadettenkorps und die Oberfeuerwerkerschule.

Bibliotheken, Sammlungen. Die königl. Hof- und Staatsbibliothek, die wertvollste Deutschlands (900000 Bände, darunter 13000 Inkunabeln und 40000 Handschriften), die Universitätsbibliothek (370000 Bände, 50000 Hefte, darunter 2101 Inkunabeln, 2022 Handschriften, 700 Karten, 3600 Porträte, 3200 Münzen), das Allgemeine Reichsarchiv, das Bayrische Geheime Staatsarchiv, Stadtarchiv (11000 Urkunden von 1265 bis zur Gegenwart, darunter 7 Goldene Bullen und über 20000 Bände u. s. w.), ferner zahlreiche andere Bibliotheken. Die Kunstsammlungen sind hervorragend. Die Alte Pinakothek (Direktor Professor Dr. von Reber), deren Grundstock von den Fürsten im 16. und 17. Jahrh. gelegt worden ist, namentlich von Kurfürst Maximilian I. (Dürers Werke), wurde 1805 durch die Düsseldorfer Galerie (Rubens’ Werke), 1827 durch die Boisseréesche Sammlung (nordische Kunst) und 1828 durch die Wallersteinsche Sammlung bereichert. Sie enthält im Erdgeschoß das Kupferstichkabinett (300000 Blätter, besonders deutscher und niederländ. Meister), das Kabinett der Handzeichnungen (22000 Stück alter und neuer Meister), die Vasensammlung (1500 Vasen) in 5 Sälen und im ersten Stock über 1400 Bilder in 12 Sälen und 23 Kabinetten. Die Neue Pinakothek birgt im Erdgeschoß 2 Zimmer mit Porzellanbildern und das Antiquarium (Korkmodelle griech. und röm. Bauten, Altertümer, Schmucksachen, ägypt. Sarkophage u. a.), im ersten Geschoß über 600 Bilder neuerer Meister in 11 Sälen und 14 Kabinetten. Die Schackgalerie, vom Grafen Adolf von Schack 1894 dem Deutschen Kaiser hinterlassen, bildet eine wertvolle Ergänzung der letztern; sie enthält Bilder moderner Meister und vorzügliche Kopien der großen venet. und span. Meister von Lenbach, Liphart, Schwarzer, Marées, Wolf u. a. Die Glyptothek enthält antike Bildwerke, größtenteils in den J. 1805-16 von Ludwig I. als Kronprinz gesammelt. Im Bayrischen Nationalmuseum sind Kunstwerke von der Römerzeit bis zur Gegenwart zusammengestellt und zwar aus allen Kulturländern, mit besonderer Berücksichtigung Bayerns; im Schwanthalermuseum befinden sich die Gipsmodelle fast aller Werke, die Ludwig von Schwanthaler in diesen Räumen entworfen und teilweise auch ausgeführt hat, im Museum der Erzgießerei die Originalmodelle der hier gegossenen Denkmäler, im Kaulbachmuseum der künstlerische Nachlaß Wilhelm von Kaulbachs, im Kunstverein Bilder und Skulpturen lebender Meister, im Museum von Gipsabgüssen eine reichhaltige Sammlung antiker Bildwerke, in der Freiherrlich von Lotzbeckschen Sammlung, 1890 von Schloß Weyhern nach M. verlegt, Skulpturen und Gemälde; ferner sind zu nennen die Sammlungen (Paläontologie, Mineralien, Petrefakten, Instrumente, Münzen) der Akademie der Wissenschaften, das Armeemuseum (Zeughaus), die gräfl. Arco-Zinnebergsche Geweihsammlung, das Ethnographische Museum, die Maillingersche kunst- und kulturhistor. Sammlung und die Sammlung von Prachtwagen, Schlitten, Geschirren u. a. in der königl. Hofwagenkammer. Im Glaspalast finden während der Sommermonate größere internationale Ausstellungen von Gemälden und Skulpturen statt, von der Künstlergenossenschaft M.s veranstaltet, in einem Ausstellungsgebäude an der Prinz-Regenten-Straße ebensolche von Kunstwerken der neuern Richtung, veranstaltet vom Verein bildender Künstler M.s (den sog. Secessionisten); beide werden fortan wieder vereinigt im Glaspalast.

Die Musik wird gepflegt in der Akademie der Tonkunst, in der musikalischen Akademie, einer von Franz Lachner gegründeten Vereinigung der Mitglieder der Hof- und Theaterkapelle zur Veranstaltung von Konzerten im Odeon, in den von Dr. Kaim ins Leben gerufenen Philharmonischen Konzerten und in den zahlreichen Vereinen zur Pflege des Gesangs und der Instrumentalmusik. Von den Theatern stehen das königl. Hof- und Nationaltheater (2600 Plätze) und das königl. Residenztheater (500 Plätze) unter Possarts Leitung und haben ein Solopersonal von etwa 70 Köpfen; das Theater am Gärtnerplatz ist aus dem Besitz einer Aktiengesellschaft in den der königl. Civilliste übergegangen und pflegt Volksschauspiele, Posse und Operette. In M. erscheinen 20 polit. Zeitungen und Lokalblätter, darunter die (früher "Augsburger", jetzt "Münchener") "Allgemeine Zeitung" (s. d.), die "Münchner Neuesten Nachrichten" (s. d.), das "Vaterland" (Herausgeber: Dr. Sigl), die socialdemokratische "Münchener Post" sowie zahlreiche wissenschaftliche und Fachzeitschriften und Unterhaltungsblätter ("Fliegende Blätter", s. d., u. a.).

Gesellschaften, Vereine, Kassen. Die Anthropologische, Geographische, Juristische und Meteorologische Gesellschaft, die Akademische Lesehalle, der Ärztliche, Altertums-, Alpen-, Architekten- und Ingenieur-, Polytechnische, Journalisten- und Schriftsteller-, Kunst- und Oratorien-Verein sowie 22 Innungen mit 2020 Mitgliedern. Ferner bestehen drei Freimaurerlogen. In der städtischen Sparkasse betrug das Guthaben der Sparer Ende 1895: 27,62 Mill. M., im städtischen Leihhause waren 134667 Pfänder mit 1,33 Mill. M. beliehen. Außerdem bestehen (1895) eine Gemeindekrankenkasse (25930 Mitglieder, 325204 M. Einnahmen, 320747 M. Ausgaben), 10 Ortskrankenkassen (67292 Mitglieder, 1,74 Mill. M. Einnahmen, 1,3 Mill. M. Ausgaben, 782229 M. Vermögen), 21 Betriebs-^[folgende Seite]