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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Münchener Allgemeine Zeitung - Münchhausen (Gerlach Adolf, Freiherr von)

Geschichte. Die Geschichte der Stadt, von deren Vorstädten einzelne, wie Giesing, bereits in Urkunden des 8. Jahrh. erscheinen, beginnt 1158 unter der Regierung Heinrichs des Löwen, der im Streite mit dem Bischof von Freising dessen Brücke über die Isar nebst Münz- und Zollstätte und Salzniederlage in dem nahen Orte Oberföhring zerstörte und weiter südlich am linken Isarufer auf seinem eigenen Gebiete neu herstellte. Unter den Wittelsbachern hob sich die Stadt rasch. Otto der Erlauchte verlegte seine Residenz nach M., sein Sohn Ludwig der Strenge baute den Alten Hof (s. S. 68 b). Ludwig der Bayer baute 1327 die durch Feuer zerstörte Stadt wieder auf und gründete die Bibliothek und die Kunstkammer. 1427 wurden das Rathaus, das Spital und viele Bürgerhäuser durch Brand zerstört. Die Ausbreitung der Reformation wurde streng unterdrückt. Herzog Albrecht legte den Grund zu den seltenen Kunstsammlungen und berief Orlando di Lasso und viele andere Meister und Künstler an seinen Hof. Unter Herzog Maximilian I., dem Haupte der Liga, baute Peter Candid die 1619 vollendete Burg, den ältesten Teil der heutigen Residenz (s. S. 68 b). Am 17. Mai 1632 zog Gustav Adolf in die Stadt ein, die eine Buße von 30000 Reichsthalern zahlen mußte. Der Aufenthalt der Spanier, die 1634 in M. einzogen, hatte eine Seuche im Gefolge, die an 15000 Opfer hingerafft haben soll. Kurfürst Ferdinand Maria baute den Augustinern und Theatinern neue Kirchen und Klöster und begann den Bau des Schlosses Nymphenburg (s. d.). Die kriegerische Thätigkeit seines Nachfolgers Max Emanuel brachte der Stadt und ihren Einwohnern schwere Drangsale. Die Österreicher besetzten wiederholt die Stadt, und 3000 Männer aus den Bergen opferten vergeblich in der Christnacht 1705 in blutigem Kampfe bei Sendling und vor den Thoren der Stadt ihr Leben. Maximilian III. gründete 1759 die Akademie der Wissenschaften und errichtete neben dem von Ferdinand Maria gebauten italienischen ein deutsches Opernhaus. Unter seinem Nachfolger Karl Theodor wurden die Festungswerke geschleift. Nach der Erhebung Bayerns zum Königreich (1806) wurde die Akademie der Künste gegründet, die Akademie der Wissenschaften erneuert, für Schulen und Erziehungsanstalten gesorgt, 1821 infolge des Konkordats der Sitz des Erzbischofs von München-Freising in die Hauptstadt verlegt.

Die großartigsten Veränderungen erfuhr M. unter Ludwig I. (1825-48). Dieser hatte schon als Kronprinz Kunstwerke erworben und die Glyptothek gebaut. Als König hob er M. zum Vorort deutscher Kunst. Unter seiner Regierung arbeiteten Klenze, Gärtner, Ohlmüller, Ziebland, Schwanthaler und Cornelius. Er verlegte 1826 die Universität nach M., legte 1827 den Grundstein zur ersten evang. Kirche und räumte 1829 die Salvatorkirche dem griech.-russ. Kultus ein. 1840 erhielt M. die erste Eisenbahn bis Augsburg. Maximilian II. (1848-64) wollte den Wissenschaften sein, was sein Vater den Künsten gewesen. Wie Ludwig in der Ludwigsstraße und ihrer Umgebung einen prächtigen Stadtteil geschaffen hatte, so wandte Maximilian der östl. Seite seine Aufmerksamkeit zu, ließ das Maximilianeum erbauen, gründete das Nationalmuseum, legte die Maximiliansanlagen an und sammelte eine große Zahl von Gelehrten in seiner Hauptstadt. Die Stadt vergrößerte sich und wurde Knotenpunkt des bayr. Eisenbahnnetzes. Prinz-Regent Luitpold hat durch die Erbauung der Luitpoldbrücke den Anstoß zur Anlage der Prinz-Regenten-Straße gegeben.

Litteratur. Bergmann, Beurkundete Geschichte der Haupt- und Residenzstadt M. (Münch. 1783); Prantl, Geschichte derLudwig-Maximilians-Universität (2 Bde., ebd. 1872); Reber, Bautechnischer Führer durch M. (ebd. 1876); M. in naturwissenschaftlicher und mediz. Beziehung (Lpz. 1877); Chroniken der deutschen Städte, Bd. 15 (ebd. 1878); Grandaur, Chronik des königl. Hof- und Nationaltheaters in M. (Münch. 1878); Heigel, M.s Geschichte 1158-1806 (ebd. 1882); Seidel, Die königl. Residenz in M. (Lpz. 1883); Ruepprecht, M.s Bibliotheken (Münch. 1890); Trautwein, Führer durch M. und seine Umgebung nebst den Königsschlössern (14. Aufl., ebd. 1890); Kahn, M.s Großindustrie und Großhandel (ebd. 1891); Gsell-Fels, München (ebd. 1895); Mitteilungen des statist. Amtes der Stadt M., Bd. 1-13 (ebd. 1876-93); Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern (ebd. 1869 fg.); Berichte über die Gemeindeverwaltung der Stadt M.; Statist. Berichte über den Betrieb der bayr. Verkehrsanstalten; Jahrbuch für Münchener Geschichte, hg. von Reinhardstöttner und Trautmann (Bamb. 1887 fg.).

Münchener Allgemeine Zeitung, s. Allgemeine Zeitung.

Münchener Lack, soviel wie Karminlack (s. d.).

Münchener Neueste Nachrichten, s. Münchner Neueste Nachrichten.

Münchener und Aachener Mobiliar-Feuerversicherungsgesellschaft, s. Aachener und Münchener Feuerversicherungsgesellschaft.

München-Gladbach, s. Gladbach.

Münchengrätz. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 438,84 qkm und (1890) 36234 (17298 männl., 18936 weibl.) meist czech. E. (3006 Deutsche) in 58 Gemeinden mit 129 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke M. und Weißwasser. - 2) M., czech. Mnichovo Hradiště, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (231,62 qkm, 23786 czech. E.), an der Iser, in 244 m Höhe, und der Linie Bakov-Turnau der Böhm. Nordbahn, hat (1890) 3601 czech. E., Post, Telegraph, ein schönes Schloß der Grafen Waldstein-Wartenberg mit Kapelle und Familiengruft, die Annakirche, die seit 1785 die Überreste Wallensteins birgt; Fransen-, Seidenzeug-, Teppich-, Schuhwaren-, Dachpappen-, Zuckerfabriken, Brauerei und Kunstmühle, und ist bekannt durch das Gefecht 28. Juni 1866, in dem das österr.-sächs. Heer unter General Clam-Gallas von Teilen der preuß. Ersten Armee (7. und 8. Division) und der Elbarmee (14., 15. und 16. Division) unter dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen geschlagen wurde.

München-Nienburg, Stadt, s. Nienburg.

Münchhausen, Gerlach Adolf, Freiherr von, hannov. Staatsmann, geb. 1688 zu Berlin, wurde 1714 Appellationsrat in Dresden, 1715 hannov. Oberappellationsrat in Celle, ging 1726 als hannov. Komitialgesandter nach Regensburg und trat 1727 als Wirkl. Geheimrat in das Kollegium "der zur kurfürstlich braunschw.-lüneburgischen Regierung verordneten Räte", die in Vertretung des in London residierenden Königs das welfische Erbland sehr selbständig verwalteten. 1732 wurde er zum Großvogt in Celle und bei der Stiftung der Universität Göttingen (1737) zu deren Kurator ernannt. Diese Stellung bekleidete M. bis zu seinem Tode. Unter seiner Leitung erfolgte die ganze Einrichtung der