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Murawjew (Nikolaj Walerianowitsch) – Murcia
5. Infanteriekorps. 1838 erhielt er seinen Abschied und lebte zurückgezogen, bis er 1848 wieder in Dienst trat. 1854‒56 war er Statthalter von Kaukasien und Oberbefehlshaber des Heers und eroberte 28. Nov. 1855 Kars, was ihm den Fürstentitel einbrachte. Er starb 4. Nov. 1866. M. schrieb: «Reise nach Turkmenien und Chiwa» (russisch, Petersb. 1822), «Der Krieg jenseit des Kaukasus 1855» (russisch, ebd. 1876; hg. von M.s Tochter).
Der dritte Sohn, Michail M., geb. 1795, ward Generalmajor und Gouverneur von Mohilew, dann von Kursk, 1842 Oberdirektor des Feldmeßkorps. 1857‒62 war er Minister der Staatsdomänen und widersetzte sich hartnäckig der Befreiung der Leibeigenen. Nach Ausbruch des Aufstandes in Litauen wurde er 14. Mai 1863 als Generalgouverneur und Oberbefehlshaber nach Wilna geschickt, unterdrückte dort den Aufstand mit grausamer Strenge und wurde im April 1865 abberufen, zugleich aber in den Grafenstand erhoben. Er starb 10. Sept. 1866 auf seinem Gut Syrez bei Luga. – Vgl. D. A. Kropotow, Leben des Grafen M. N. M. (Petersb. 1874); Der Diktator von Wilna. Memoiren des Grafen M. (aus dem Russischen, Lpz. 1883).
Nikolai Nikolajewitsch, Graf Murawjew-Amurskij, geb. 1810 zu Petersburg, nahm am Russisch-Türkischen Kriege von 1828‒29, am Feldzuge in Polen (1830‒31) und an den Kaukasuskämpfen teil und wurde Befehlshaber der Tschernomorischen Linie. Im Dez. 1847 ward er zum Generalgouverneur von Ostsibirien ernannt, eroberte dann das Amurland und schloß 28. (16.) Mai 1858 den Vertrag von Aigun ab, durch welchen dieses Gebiet von China an Rußland abgetreten wurde. Zur Belohnung erhielt er die Grafenwürde mit dem Beinamen Amurskij und den Charakter als General der Infanterie. Im Sommer 1859 begab er sich mit einem Geschwader von 12 Kriegsfahrzeugen nach Jeddo, wo er einen für Rußland günstigen Vertrag mit Japan abschloß. 1862 nahm er seine Entlassung und wurde zum Mitglied des Reichsrats ernannt. Zuletzt lebte er in Paris, wo er 19. Nov. 1881 starb. 1891 wurde ihm ein Denkmal in Chabarowka errichtet.
Ein Zweig der Familie M. hat infolge einer Heirat mit der Tochter des Kosakenhetmans Apostol (um 1730) den Namen Murawjew-Apostol angenommen. Sergéj Murawjew-Apostol, geb. 1796, Oberstlieutenant im Regiment Tschernigow, war einer der Hauptleiter der Verschwörung der Dekabristen (s. d.). Nach dem Fehlschlagen des Aufstandes in Petersburg ließ er den zu seiner Verhaftung abgeschickten Obersten Gebel festnehmen, rief den Großfürsten Konstantin zum Kaiser aus und bemächtigte sich der Stadt Wassilkow. Am 15. Jan. 1826 wurde er jedoch beim Dorfe Ustinowka von den zu seiner Verfolgung beorderten Truppen angegriffen und gefangen genommen und in Petersburg 25. Juli 1826 durch den Strang hingerichtet.
Murawjew (spr. -jóff), Nikolaj Walerianowitsch, russ. Jurist und Staatsmann, geb. 1850, war längere Zeit Staatsanwalt am Gerichtshof in Petersburg, dann in Moskau, wurde 1892 zum Oberprokuror am Kriminal-Kassationshof im Senat, bald darauf zum Staatssekretär und 13. (1.) Jan. 1894 als Nachfolger Manasseïns zum russ. Justizminister ernannt. Er schrieb über praktische Rechtspflege in Rußland.
Murbach, Gemeinde im Kreis und Kanton Gebweiler des Bezirks Oberelsaß, hat (1890) 315 kath. E. und Reste einer bedeutenden Benediktinerabtei. Dieselbe wurde im 8. Jahrh. gegründet (727 urkundlich erwähnt) und von den fränk. Herrschern und ihren Nachfolgern reich bedacht. Sie besaß in ihrer Blütezeit 3 Städte und 30 Dörfer, und ihre Fürstäbte waren Reichsstand. Das Kapitel wurde 1759 nach Gebweiler (s. d.) verlegt, 1764 die Abtei in ein Kollegiatstift verwandelt, das bis 1790 bestand. 1789 zerstörten Fabrikarbeiter und Bauern die Abteigebäude. Die erhaltenen Reste zählen zu den wertvollsten der roman. Baukunst im Elsaß. – Vgl. Gatrio, Die Abtei M. im Elsaß (2 Bde., Straßb. 1895).
Mürbebraten, s. Lende.
Murch., hinter der lat. Benennung fossiler Tiere Bezeichnung für Sir Roderick Impey Murchison (s. d.).
Murchison (spr. mörkĭs’n), Fluß der brit.-austral. Kolonie Westaustralien, entspringt in den Robinsonbergen und mündet unter 27° 30′ südl. Br. in den Indischen Ocean.
Murchison (spr. mörkĭs’n), Sir Roderick Impey, engl. Geolog und Geograph, geb. 19. Febr. 1792 zu Tarradale (Roß) in Schottland, nahm an den Feldzügen in Spanien teil, verließ 1816 den Militärdienst und vereinigte sich mit Philipps zu einer Untersuchungsreise durch England; in Begleitung Verneuils und Keyserlings unternahm er zwei Reisen nach Rußland. Aus der Vergleichung der Gesteinsproben vom Ural und von Neusüdwales schloß er bereits 1844 auf das Vorkommen von Gold in Australien, was sich später bestätigte. M. erhielt 1846 die Ritter- und 1866 die Baronetswürde; 1855 wurde er Generaldirektor der geolog. Aufnahme der brit. Inseln und Präsident des Museums für praktische Geologie. M. gehörte 1830 zu den Gründern der Geographischen Gesellschaft zu London, deren Präsident er von 1843 bis 1858 war. Er starb 22. Okt. 1871 zu London. M. veröffentlichte: «The Silurian System» (Lond. 1839), «On the geological structure of the northern and central regions of Russia in Europe» (ebd. 1842), «Russia in Europe and the Ural mountains geologically illustrated» (2 Bde., ebd. 1845; neue Aufl. 1853), «Siluria» (ebd. 1853; 5. Aufl. 1879) und viele Beiträge zu den «Transactions of the geological Society» und andern period. Schriften. – Vgl. Geikie, Life of Sir Roderick M.; journals and letters (2 Bde., Lond. 1875).
Murcĭa. 1) Königreich der Krone Castilien, im S. vom Mittelmeer, im O. von Valencia, im N. von Neucastilien, im W. von Andalusien begrenzt, umfaßt das Hochland von M. und die östl. Glieder des Marianischen und die südlichsten des Iberischen Gebirgssystems (s. d.). Es wird in ostsüdöstl. Richtung vom Segura (s. d.) durchschnitten. Der Sangonera giebt den größten Teil seines Wassers an den Kanal von M. ab, der bei Cartagena mündet. Das Gebiet ist trocken und dünn bevölkert. – M., 711 von den Arabern erobert, bildete unter dem Namen Tôdmîr eine Provinz des Chalifats von Damaskus und (755‒1021) von Cordoba, nach dessen Auflösung ein eigenes maur. Königreich bis 1241, wo der letzte König Mohammed Ibn Hud sich Ferdinand Ⅲ. von Castilien unterwarf. Seit 1833 zerfällt das Land in die Provinzen M. und Albacete. – 2) Span. Provinz, hat auf 11537 qkm (1887) 491436 E., d. i. 43 auf 1 qkm, und 10 Gerichtsbezirke. 396661 Personen konnten nicht lesen. Das Land ist längs der meist von steilen Felsen umgürteten Küste sowie im W. und N. gebirgig. Zu den gut angebauten Thälern gehört insbesondere