Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Murdoch; Murdschi’ten; Muren; Murēna; Muret; Muretto; Murex; Murexīd; Murg; Murger

93

Murdoch – Murger

das Segurathal, das eine große Menge Südfrüchte, Mais, Reis und vielerlei Gemüse, Hanf und Seide erzeugt. Auf dem unbewässerten Kulturlande wird außer Getreide viel Olivenöl, Johannisbrot und Wein gewonnen, in den Steppen Esparto. M. ist außerdem reich an Mineralien, insbesondere Marmor, Silber, Blei, Eisen und Schwefel und besitzt viele Bergwerke, auch wertvolle Quellen und Salinen, insbesondere wird viel Seesalz gewonnen. Die Industrie besteht in Fabrikation von Salpeter, Pulver, Töpfergeschirr, Ziegeln, Seife, Messerwaren, Espartogeflechten und Seidenstoffen. Trotz niedriger Menge jährlichen Niederschlags (307 mm) leidet M. zuweilen an verheerenden Überschwemmungen. 3) Hauptstadt und Bischofssitz mit (1887) 98538 E., die sechstgrößte Stadt des Landes, liegt an beiden Ufern des Segura in herrlicher Huerta. Dieselbe zieht von W. nach O. 27 km lang und 8 km breit auf beiden Seiten des Flusses hin und trägt 49 Ortschaften. M. ist Knotenpunkt der Bahnen nach Cartagena, Alicante, Albacete und Huercal-Overa. Die Kathedrale (16. Jahrh.) zeigt ein Gemisch von got. und roman. Stil. Ferner hat M. 11 Pfarrkirchen, ein Spital, Waisenhaus, Armenhaus, Gefängnis im ehemaligen maur. Alcazar, einen imposanten bischöfl. Palast, eine große, schöne Getreidehalle (alhóndiga) mit 140 Marmorsäulen, ein Theater, Cirkus für Stiergefechte, Promenaden und öffentliche Gärten. Es bestehen ein Instituto, eine Zeichen- und eine Bauschule, ein geistliches Seminar; Pulver- und Salpeterfabriken, Espartoflechterei und Seidenweberei, Instrumentenbau und Glasindustrie.

^[Abb. Wappen]

Murdoch (spr. mördŏk), Reichsverwalter Schottlands, s. Stuart.

Murdschi’ten, Partei des Islams (s. d., Bd. 9, S. 713 a).

Muren, die gewaltigen Schlamm- und Schuttströme, in die sich die Wildbäche nach andauernden Regengüssen oder infolge plötzlicher Schneeschmelze verwandeln. Sie überschütten in waldlosen und entwaldeten Gebirgsgegenden oftmals weite Thalstrecken und häuften unter anderm 1874 und 1875 bei Ried im Oberinnthal 320000 cbm Schutt an. Bekannt sind besonders auch die M. oder Murbrüche des Vintschgaues (Oberetschthals).

Murēna, Lucius Licinius, s. Licinier.

Muret (spr. müreh). 1) Arrondissement des franz. Depart. Haute-Garonne, hat 1606,40 qkm, (1891) 80041 E., 127 Gemeinden und 10 Kantone. – 2) Hauptstadt des Arrondissements M., an der Mündung der Louge in die Garonne, Station der Linie Toulouse-Bayonne der Südbahn, hat (1891) 2657, als Gemeinde 4142 E., Tuchweberei, Produkten- und Viehhandel. In der Nähe das Grabdenkmal Peters Ⅱ. von Aragonien, der hier 1213 mit seinem Schwager, dem Grasen von Toulouse, von Simon von Montfort besiegt wurde und fiel. M. ist die Vaterstadt des Marschalls Niel, dem 1876 eine Statue errichtet worden ist.

Muret (spr. müreh; Murētus), Marc Antoine, neulat. Stilist, geb. 12. April 1526 zu Muret bei Limoges, erteilte bereits vom 18. Jahre an zu Auch, Villeneuve, Bordeaux, Paris und Toulouse Unterricht in der alten Litteratur und widmete sich an letzterm Orte zugleich dem Studium der Rechte. M. hielt sich seit 1554 in Venedig und Padua auf, bis ihn Kardinal Ippolito d’Este nach Rom berief. Als dieser 1561 als Legat nach Frankreich ging, begleitete ihn M. 1563 hielt er zu Rom über griech. und lat. Klassiker viel besuchte Vorträge. 1567 begann er auch das bürgerliche Recht vorzutragen, ließ sich 1576 zum Priester weihen und gab 1584 seine Lehrstelle auf. Er starb 4. Juni 1585. M.s Schriften zeichnen sich durch Einfachheit, Leichtigkeit und Eleganz der Darstellung aus, besonders seine «Orationes», größtenteils Eingangsreden zu Vorlesungen, «Epistolae», «Variarum lectionum libri ⅩⅨ» (bearbeitet von Wolf und Faesi, 3 Bde., Halle 1791‒1828) und «Observationum juris liber singularis» (Augsb. 1600). Außerdem sind von ihm Ausgaben lat. und griech. Schriftsteller vorhanden. Seine sämtlichen Werke erschienen in Verona (5 Bde., 1727‒30); später gaben sie Ruhnken (4 Bde., Leid. 1789), am besten Frotscher und Koch (3 Bde., Lpz. 1834‒41) heraus, «Scripta selecta» neuerdings Frey (2 Bde., ebd. 1887‒88).

Muretto, Passo del, Paß der Rhätischen Alpen (s. Ostalpen), zwischen dem Bernina- und dem Disgraziastock, 2557 m hoch, an der Grenze des schweiz. Kantons Graubünden und der ital. Provinz Sondrio, verbindet Engadin mit Veltlin.

Murex (lat.), s. Stachelschnecke.

Murexīd, eine 1839 von Liebig und Wöhler entdeckte prachtvoll rote Substanz, die bei Einwirkung der Salpetersäure auf die (aus Schlangenexkrementen oder Taubenmist abgeschiedene) Harnsäure entsteht oder auch beim Behandeln von Alloxantin mit Ammoniakgas sich bildet. M. ist das saure Ammoniumsalz der Purpursäure, C₈H₄N₅O₆(NH₄). Es wurde früher (seit 1857) zur Erzeugung prachtvoller roter Farben auf Wolle, Baumwolle und Seide verwendet, in denen man den Purpur der Alten wiedergefunden zu haben glaubte. Seit 1860 hat jedoch seine Fabrikation wegen der Konkurrenz der Teerfarben aufgehört. Jetzt benutzt man M. nur noch als Erkennungsmittel der Harnsäure. Es bildet goldgrüne Prismen, löst sich in Wasser mit purpurroter, in Kalilauge mit blauer Farbe. Die freie Purpursäure, C₈H₅N₅O₆, entsteht beim Zersetzen des M. durch Säuren, zerfällt aber sogleich in Uramil und Alloxan.

Murg, rechter Nebenfluß des Rheins, entsteht auf der württemb. Seite des Schwarzwaldes aus zwei Quellbächen, der vom Ruhstein kommenden Roten M. und der über der Buhlbacher Glashütte entspringenden Rechten oder Weißen M., die 10 km weiter unten bei Baiersbronn den vom Kniebis kommenden Forbach aufnehmen. Das vereinigte Gewässer tritt bei Schönmünzach in Baden ein und nimmt unterhalb Gernsbach eine nordwestl. Richtung, verläßt das Gebirge bei Kuppenheim und mündet unterhalb Rastatt. Ihre Lauflänge beträgt 96 km. Schiffbar ist die M. nicht, dagegen wird sie zu bedeutender Holzflößerei benutzt, von Weisenbach auf 28 km. An ihrem Nebenfluß Oos liegt Baden-Baden. Das Thal, besonders das mittlere, ist wegen seiner Naturschönheiten berühmt. Besonders schöne Punkte sind das Dorf Forbach (330 m) mit Sägemühlen und (1890) 1577 E., das Schloß Neu-Eberstein (s. Ebersteinburg) und das Städtchen Gernsbach (s. d.). – Vgl. Emminghaus, Die Murgschifferschaft (Jena 1870).

Murg, Dorf am Walensee (s. d.).

Murger (spr. mürschähr), Henri, franz. Schriftsteller, geb. 24. März 1822 zu Paris, lebte in küm- ^[folgende Seite]