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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Musenroß; Musette; Musēum

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Musenroß – Museum

Braun (Stuttg. 1891 fg.), dem die Vertreter jüngstdeutscher Lyrik einen «Modernen Musenalmanach» (Münch. 1893 fg.) entgegengestellt haben.

Musenroß, soviel wie Pegasus.

Musette (frz., spr. mü-), die in Frankreich gebräuchliche Sackpfeife (s. Dudelsack und Cornamusa). M. heißt auch ein franz. ländlicher Tanz und ein kleines Tonstück im 6/8-Takt; eine kunstvolle M. findet sich in Bachs «Englischen Suiten».

Musēum, im Altertum ein den Musen heiliger Raum, Tempel, Hain u. s. w., dann eine den Musen, d. h. den Künsten oder Wissenschaften und der Gelehrsamkeit geweihte Anstalt. Berühmt ist die mit dem Namen M. bezeichnete Schöpfung des Ptolemäus Ⅱ. Philadelphus zu Alexandria, ein zum königl. Palast gehöriger Tempel der Musen, wo eine Anzahl Dichter und Denker ganz ihren Studien lebten. Mit dieser Anstalt, die sich bis zur Zeit des Kaisers Theodosius Ⅰ. erhielt, war die berühmte Alexandrinische Bibliothek auch räumlich eng verbunden. (Vgl. über das alexandrinische M. die Schriften von Parthey, Berl. 1838, und Klippel, Gött. 1838.) Die auf der Burg von Pergamon ausgegrabene Bibliothek war zugleich als M. eingerichtet; sie enthielt zahlreiche Skulpturwerke, darunter berühmte Stücke aus älterer Zeit in Originalen oder Kopien, von denen verschiedene wiedergefunden wurden. In Rom gehörten Sammlungen von Statuen, Gemälden, geschnittenen Steinen und kostbaren Gefäßen schon seit dem 1. Jahrh. v. Chr. zur regelmäßigen Ausstattung der Paläste der Großen. Ein anschauliches Bild derartiger Einrichtung bietet die 1752 ausgegrabene sog. Villa der Pisonen in Herculanum (s. d.) mit ihrem reichen Schatze an Bronze- und Marmorwerken, die sich jetzt im Museo Nazionale zu Neapel befinden. In den Bibliotheken pflegte man Reihen von Gelehrtenbüsten aufzustellen. Die Sammlungen der neuern Zeit in Italien beginnen um die Mitte des 14. Jahrh. Die erste große, Statuen und Büsten aufnehmende, besonders aber an geschnittenen Steinen ausgezeichnete Kunstgalerie legte Lorenzo de’ Medici in Florenz an. Jedoch erst seit dem 18. Jahrh. traten an die Stelle dieser Privatgalerien öffentliche Anstalten, die der Staat in Verwaltung nahm oder neu gründete, welchem Beispiel dann Stadtgemeinden und reiche Private folgten. In neuester Zeit nennt man daher monumentale Bauwerke, in denen Gegenstände der Kunst und Wissenschaft aufbewahrt werden und der Betrachtung und Benutzung zugänglich sind, sowie diese öffentlichen Sammlungen selbst M.

Die M. teilt man ein in Kunstsammlungen, die Werke der Malerei (Gemäldegalerie, Pinakothek) oder der Bildnerei (Antikensammlungen, s. d.; Glyptothek, Skulpturengalerie) oder des Kunstgewerbes (s. Kunstgewerbemuseen) enthalten, und naturwissenschaftliche M., in denen zoolog., geolog., paläontolog., mineralog., ethnogr. und ähnliche Sammlungen aufbewahrt werden. (Hierzu die Tafeln: Museen Ⅰ und Ⅱ.)

In den Kunstmuseen nehmen die Gemäldegalerien eine bevorzugte Stelle ein. Italien besitzt wenig M., die zur Unterbringung von Bildersammlungen eingerichtet sind; die Akademien zu Venedig (Werke venet. Meister) und Bologna (Werke der Bolognesischen Schule, sowie Raffaels heil. Cäcilia) sowie die Brera zu Mailand (Raffaels Sposalizio) waren Klöster, die Uffizien zu Florenz und das Museo Nazionale in Neapel waren Verwaltungsgebäude, viele Galerien befinden sich in den Palästen der alten Adelsgeschlechter Borghese, Colonna, Corsini, Doria (s. d.). Außer den genannten Galerien besitzt die von Pius Ⅶ. gegründete Gemäldegalerie im Vatikan zu Rom (Verklärung Christi von Raffael), die im Palazzo degli Uffizi, im Palazzo Pitti und in der Akademie zu Florenz (s. d., Bd. 6, S. 912), die zu Parma (Correggio) und Perugia hervorragende Werke, ja Perlen der Malerei überhaupt. In Deutschland haben fast alle großen Städte, besonders die Residenzstädte der Landesfürsten, M. mit wertvollen Galerien. Die namentlich in der letzten Zeit sehr bedeutend gewordenen öffentlichen Gemäldegalerien zu Berlin befinden sich einerseits im Alten M. (s. Berlin, Bd. 2, S. 799 b und Tafel: Berliner Bauten Ⅱ, Fig. 1), andererseits in der Nationalgalerie (s. Berlin, S. 800 a, und Tafel: Museen Ⅰ, Fig. 1). Ebenso sind auch in München (s. S. 70) die klassischen und modernen Gemälde getrennt in der Alten und Neuen Pinakothek (s. Taf. Ⅱ, Fig. 1) aufbewahrt. Eine wertvolle Ergänzung der letztern bildet die Galerie des Grafen Schack (s. d.). Die Gemäldegalerie im M. zu Dresden (s. Bd. 5, S. 515 b, und Taf. Ⅰ, Fig. 3) ist neben der Berliner und Münchener die hervorragendste in Deutschland. Sie enthält eine Reihe der vollendetsten Schöpfungen aus der Blütezeit der meisten klassischen Malerschulen (s. die Chromotafeln bei den Artikeln: Claude Lorrain, Dürer, Raffael, Tizian), ferner moderne Meisterwerke. Auch befinden sich in Deutschland wertvolle Bildersammlungen im M. zu Stuttgart, in der Kunsthalle zu Karlsruhe (in letztern beiden besonders moderne deutsche Meister), im großherzogl. Schloß zu Darmstadt (s. die Tafel: Madonna, beim Artikel Holbein), im M. zu Cassel (Meisterwerke der niederländ. Schulen), im Städelschen Kunstinstitut zu Frankfurt a. M. (s. d., Bd. 7, S. 41 b, und Tafel: Museen Ⅰ, Fig. 2; Bilder der altniederländ. und altdeutschen Schule sowie Werke Düsseldorfer Meister), im Wallraf-Richartz-Museum zu Köln (vornehmlich moderne deutsche Gemälde), in den M. zu Leipzig, Schwerin, Braunschweig, Breslau, Hannover und in der Kunsthalle zu Hamburg (besonders neuere deutsche und engl. Malerwerke).

In Österreich ist weitberühmt die Gemäldegalerie zu Wien, die seit 1889 in dem nach Hasenauers Plänen im ital. Hochrenaissancestil neu erbauten Kunsthistorischen Hofmuseum untergebracht ist; sie umfaßt etwa 2000 klassische (darunter Prachtbilder von Dürer, Tizian und Rubens) und 350 moderne Bilder. Ferner die Galerie in der Akademie der bildenden Künste und die im fürstl. Liechtensteinschen Palais zu Wien, die im Rudolphinum zu Prag. Ungarn besitzt zu Budapest eine Landesgemäldegalerie im Akademiepalast (800 ältere Bilder) ; die modernen, meist ungar. Gemälde (400) bewahrt das 1846 gegründete Nationalmuseum.

In Rußland ist hervorragend die Gemäldegalerie in der Eremitage (1700 Bilder), die eine große Zahl von Meisterwerken aus der Blütezeit der verschiedensten Malerschulen enthält, besonders der holländ. und vläm. Schule (von Rembrandt, Wouwerman, Ruisdael, Rubens, van Dyck, Teniers d. J.), sowie der span. und franz. Meister, sodann noch eine Anzahl von Werken russ. Maler. In England befinden sich staatliche Gemäldegalerien vor allem zu London (s. d., Bd. 11, S. 282 fg.) in der National Gallery (1000 klassische Bilder und einige älterer engl. Maler), im South-Kensington-Museum