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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Musikinstrumenten-Industrie-Berufsgenossenschaft - Muskatblüt

instrumentenbaues. Die ältesten solcher Schulen bestehen in Markneukirchen seit 1834, in Klingenthal seit 1843 und in Adorf seit 1860; diese Schulen sind städtisch und dienen der Förderung der dortigen sehr bedeutenden Industrie. Alle drei Schulen zerfallen in eine Vorschule und eine Fachschule; die erstere nimmt Knaben mit 9 und 11 Jahren auf und ist 5- und 3jährig; die Fachschule hat einen 3jährigen Lehrgang und nimmt nur Schüler auf, welche die Vorschule absolviert haben. Der Unterricht erstreckt sich auf Spielen von Streich- und Blasinstrumenten, Chorübungen, außerdem auf Musik- und Harmonielehre, Deutsch, Rechnen, Physik und Technologie, Akustik und Mechanik, Geometrie und geometr. Zeichnen, Projektionslehre, technisches und Fachzeichnen, Geschichte der Musikinstrumente und Buchführung. Das Schulgeld beträgt jährlich 4, 8 und 12 M. Die größte dieser Schulen ist die zu Markneukirchen. In dem an vorgenannten Bezirk angrenzenden böhm. Musikinstrumentenbaubezirk giebt es zwei den oben genannten Schulen nachgebildete Fachschulen zu Graslitz und Schönbach. Ebenso sind in Baden zur Förderung der Schwarzwälder Musikwerkindustrie seit 1868 zu Furtwangen, Unterkirch, Villingen und Vöhrenbach Fachschulen entstanden, welche zusammen durch 5 Lehrer jährlich durchschnittlich 40 Vorschüler und 25 Hauptschüler ausbilden lassen.

Musikinstrumenten-Industrie-Berufsgenossenschaft, s. Berufsgenossenschaft der Musikinstrumenten-Industrie.

Musiklehre, s. Musik.

Musiknoten, s. Musiknotendruck.

Musiknotendruck, die technische Herstellung der Musiknoten durch Druck. Der M. kann erfolgen auf dem Wege des Buchdruckes von Notentypensatz, auf dem Wege der Lithographie durch Autographie, direktes Schreiben oder Gravieren auf Stein und auf dem Wege des Kupferdruckes durch gestochene oder geschlagene Platten. Die bekannten ältesten gedruckten Musiknoten sind von 1473. Bis dahin wurden alle Notenzeichen geschrieben. Die frühesten Notendrucke wurden nach Art der ältesten Buchdrucke durch Abdruck von Holztafeln erzeugt. Später bediente man sich auch des Kupferstichs und um die Mitte des 18. Jahrh. der wohlfeilern Zinktafeln, in welche die Noten mit Stahlstempeln eingeschlagen wurden. Diese letztere Technik hat sich bis zur Gegenwart erhalten. Die Erfindung des Musiknotensatzes, also der Kunst, die Tonzeichen in Form einzelner Typen für den Abdruck zusammenzusetzen, fällt in das Ende des 15. Jahrh.; sein Erfinder soll der Italiener Ottaviano dei Petrucci gewesen sein. Doch unterscheidet sich die von diesem geübte Technik von der heutigen dadurch, daß sie einen zweimaligen Druck bedingte. Erst wurden die Systemlinien gedruckt und auf diese dann die Notenzeichen. Die Erfindung eines Notentypensystems, welches das Zusammensetzen der Linien und Zeichen in eine Form möglich macht, verdankt man dem Buchdrucker Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1755). Das Breitkopfsche Notensystem ist in der Hauptsache das noch gebräuchliche. Typographischer Musiknotendruck findet Anwendung bei großen Auflagen sowie bei Liederbüchern mit Text; der Satz kann wie Schriftsatz stereotypiert werden.

Musikschulen, in Deutschland kleine Konservatorien (s. Konservatorium) mit beschränktem Lehrziel. Die einen bilden nur Orchestermusiker aus; die andern unterrichten im Pianofortespiel, Kammermusik und Gesang. Ausnahmsweise nennen sich auch die königlichen M. in München und Würzburg, die Konservatorien großen Stils sind, M.

Musikverein, Allgemeiner Deutscher, eine 1859 bei Gelegenheit des 25jährigen Jubiläums der "Neuen Zeitschrift sür Musik" auf Schumanns Anregung von F. Brendel gegründete Vereinigung, welche Aufführungen bedeutender neuerer und älterer Werke, die aus irgend welchen Gründen nicht zur Kenntnis und Anerkennung gelangt sind, bezweckt. Er veranstaltet hierzu (in der Regel) alljährlich stattfindende Musikfeste, deren Orte wechseln; früher waren diese Zusammenkünfte auch mit Musikertagen verbunden, d. h. Versammlungen, in denen wichtige Fragen in Vortrag und Diskussion behandelt wurden. Der Verein besitzt eine Bibliothek und läßt zuweilen interessante Werke drucken. Der Beitritt steht Musikern und Musikfreunden für einen Jahresbeitrag von 6 M. offen. Sitz der Kasse ist Leipzig (Breitkopf & Härtel).

Musisch, den Musen geweiht, auf sie bezüglich; musische Künste, bei den Griechen der Inbegriff alles dessen, was zur höhern geistigen und künstlerischen Bildung gehört, im Gegensatz zu den Leibesübungen; musische Wettkämpfe, s. Agon.

Musivgold, Judengold, Mosaikgold, mosaisches Gold, Goldbronze, Aurum musivum, Aurum mosaïcum, eine künstlich dargestellte Verbindung von Zinnsulfid (SnS2), die wegen ihres schönen Bronzeglanzes zum Bronzieren von Gipsfiguren, Messing, Kupfer, Papier, Holz, Pappe, Papiermaché, zu Goldlack für Lampen und Lampenfüße Verwendung findet. Jetzt ist es meist durch die weit schönern Bronzefarben (s. d.) verdrängt.

Musivische Arbeit, s. Mosaik.

Musivische Glasmalerei, s. Glasmalerei.

Musivisches Sehen, das Sehen der Gliederfüßer (s. d.) mit zusammengesetzten Augen; man nimmt an, daß bei ihnen die Bilder der Außenwelt sich aus lauter einzelnen Bilderstückchen, die von den einzelnen Hornhautfacetten entworfen werden, zusammensetzen, ähnlich einem Mosaik.

Musivsilber, eine Legierung von 1 Teil Zinn und 1 Teil Wismut, die in geschmolzenem Zustande mit einem Viertel ihres Gewichts heißem Quecksilber vermischt werden. Nach dem Pulvern dient es als Bronzefarbe wie das Musivgold.

Muskarin, eine organische Base von der Zusammensetzung C5H15NO3, die sich neben Cholin im Fliegenpilz (Agaricus muscarinus L.) vorfindet und äußerst giftig wirkt. M. kann auch aus dem Cholin durch Oxydation dargestellt werden. Es bildet zerfließliche, alkalisch reagierende Krystalle, die sich leicht in Wasser und Alkohol, aber nicht in Äther lösen. Seiner chem. Konstitution nach ist das M. eine Ammoniumbase von der Konstitution (CH3)3.N(CH2.CHO).OH. Es dient als Gegengift bei Atropinvergiftung, während umgekehrt Atropin auch bei starker Muskarinvergiftung lebensrettend wirkt. Es ist übrigens noch zweifelhaft, ob die M. aus Pilzen, die aus Cholin und die auf synthetischem Wege gewonnenen identisch sind.

Muskatbalsam (Balsamum Nucistae, Ceratum Myristicae), ein zusammengeschmolzenes Gemisch aus 1 Teil gelbem Wachs, 2 Teilen Olivenöl und 6 Teilen Muskatbutter. M. dient zu Einreibungen.

Muskatblüt, deutscher Meistersinger, wahrscheinlich aus Bayern gebürtig, lebte in der ersten