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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Natolien - Natriumbicarbonat
Natolien, Anatolien, soviel wie Kleinasien
(s. d.).
Natorp, Paul Gerhard, Philosoph, geb. 24. Jan.
1854 in Düsseldorf, studierte 1871-75 in Berlin,
Bonn und Strahburg, hauptsächlich angeregt durch
Usener in der Philologie, durch E. Laas in der
Philosophie. 1881 habilitierte er sich in Marburg
für Philosophie, wurde 1885 zum auherord. und
1892 zum ord. Professor ernannt. Seit 1886 ist er
Mitredacteur, seit 1887 alleiniger Redacteur der
"Philos. Monatsbefte". Außer Abhandlungen in
verschiedenen Zeitschriften hat er folgende Werke her-
ausgegeben: "Descartes' Erkenntnistheorie. Eine
Studie zur Vorgeschichte des Kriticismus" (Marb.
1882), "Forschungen zur Geschichte des Erkenntnis-
problems im Altertum. Protagoras, Demokrit,
Epikur und die Skepsis" (Berl. 1884), "Einleitung
in die Psychologie nach kritischer Methode" (Freib.
i. Br. 1888), "Die Ethika des Demokritos" (Marb.
1893), "Religion innerhalb der Grenzen der Huma-
nität" (Freib. i. Br. 1894) und "Pestalozzis Ideen
über Arbeiterbildung und sociale Fragen" (Deilbr.
1894). N. ist einer der Hauptvertreter des sog. Neu-
kantianismus.
Natracetefsigester, s. Acetessigester.
Natrium, ein Alkalimetall (chem. Zeichen Xa,
Atomgewicht 23,o), das zu den verbreitetsten Ele-
menten der Erdoberfläche gehört. Es findet sich
nicht frei in der Natur, sondern nur in Verbin-
dungen, so mit Chlor verbunden als Steinsalz,
Meersalz und Siedesalz, mit Fluor im Kryolith (s. d.),
mit Kieselsäure in vielen Silikaten (Albit oder Na-
tronfeldspat, Analcim, Sodalith, Natrolith, Lasur-
stein), mit Salpetersäure indem Chilesalpeter, mit
Borsäure im Borax, mit Schwefelsäure im Glauber-
salz und Astrakanit, mit Kohlensäure in der natür-
lichen Soda. Im Pflanzenreich kommt es als über-
wiegender Aschenbestandteil in den Meer- und
Strandpflanzen und den sog. Salzpflanzen vor,
findet sich aber auch in allen übrigen Pflanzen.
Das N. wird dargestellt, indem man ein Gemenge
von kohlensaurem N., Kreide und Kohle in eiser-
nen Retorten glüht; das N. destilliert dampfförmig
über und wird in ganz flachen eisernen Vorlagen
verdichtet, unter Petroleum aufgefangen und durch
Umschmelzen gereinigt. Neuerdings reduziert man
auch nach Castners Verfahren Natriumhydrat durch
Erhitzen mit Eisencarbid (s. d.). Es ist fest, silber-
weiß, verliert aber seinen metallischen Glanz an
der Luft, schmilzt bei 95,6° ^. und siedet bei etwa
750^. Wasser wird durch N. sofort zersetzt; der frei
werdende Wasserstoff entzündet sich aber nicht so
leicht, wie der bei der Wasserzersetzung durch Kalium
entstehende. Das spec. Gewicht des N. ist 0,97. Mit
Kalium bildet es eine bei gewöhnlicher Temperatur
flüssige Legierung, mit Quecksilber verbindet es sicb
zu einem festen Amalgam. Das metallische N. ist
durch die von Saint-Claire Deville verbesserte Dar-
steüungsweise, durch die seine allgemeinere Ver-
wendung ermöglicht wurde, seit Mitte des 19. Jahrh,
in den Kreis der technisch wichtigen Metalle ein-
getreten. Es dient gegenwärtig als Reduktions-
mittel bei der Darstellung des Aluminiums, Magne-
siums und verschiedener seltenen Metalle, wie Cal-
cium, Baryum, Strontium, bei der Gold- und
Silbergewinnung durch Amalgamation (sog. Na-
triumamalgamation), zur Darstellung von chemisch
reinem Atznatron für analytische Zwecke, zu Iünd-
und Sprengzwecken u. s. w. Selbst zur Masse der
Zündhölzchen ist das N. vorgeschlagen worden. In
der chem. Forschung ist das N. als Reduktions-
mittel organischer Verbindungen sowie für viele
Synthesen unentbehrlich. Das N. wird wegen seiner
leichten Oxydierbarkeit unter Petroleum aufbewahrt.
An der Luft erhitzt, verbrennt es mit gelber Flamme,
wie die Natriumverbindungen überhaupt die matt
leuchtende Gasflamme gelb färben. Das Speltrum
der Natriumflamme besteht aus einer gelben Doppel-
linie. Das Kilogramm N. kostet (1896) 10 M.
In seinen Verbindungen erscheint das N.
als einwertiges Element. Über diese Verbindungen
s. die Einzelartikel: Acetessigester, Aluminate, Ätz-
natron, Borax, Bromnatrium, Chilesalpeter, Chlor-
natrium, Essigsaure Salze, Glaubersalz, Gold-
chloride, Iodnatrium, Natrium-Ammoniumphos-
pl)at,Natriumbicarbonat,Natriumbisulfat,Natrium-
carbonate, Natriumchromate, Natriumnitrit, Na-
triumoxyd, Natriumphosphat, Natriumsulside, Sa-
licylsäure, Schweflige Säure, Trona, Nnterschwef-
lige Säure, Wasserglas, Weinsäure. Offizinell sind
gegenwärtig: ^. aceticum, Natriumacetat; 5l. di-
cardonicum, Natriumbicarbonat; 1^. droinatuiu,
Natriumbromid; 5?. cai-Iionicuiu, Natriumcarbonat;
X. cai'donicuin crnäuiu, Soda; ^. cardouicum
ßiccum, entwässertes Natriumcarbonat; ^l. ciüora-
wm, Natriumchlorid; X. ^oäawm, Natriumjodid;
X. nitricuiu, Natriumnitrat; X. pliosplioi-icuni,
Natriumphosphat; ^. salicMcum, Natriumsalicy-
lat; X. Luilurieuw, Natriumsulfat; X. sMui-icuiu
8iceum, entwässertes Natriumsulfat; X. tkio8u1-
turicuiu, Natriumthiosulfat. - Über das X. ckioro-
doroZum s. Barmenit.
Natriumacetat, ^s. Essigsaure Salze.
Natriumaluminat, s. Aluminate.
Natrium-Ammoniumphosphat, das sog.
Phosphorsalz, NaMI^HI'Oz ^41^0,kommt
im faulenden Harn vor und krystallisiert aus dem-
selben nach starkem Eindampfen. Künstlich erhält
man es durch Vermischen der Heisien Lösung von
6 Teilen gewöhnlichem Natriumphosphat und 1 Teil
Salmiak in 2 Teilen Wasser. Beim Erkalten scheiden
sich große farblose Krystalle des DoppelsalZes ab,
die durch Umkristallisieren aus heißem Wasser leicht
gereinigt werden können. Bei gelindem Erwärmen
schmilzt das N., verliert unter Aufschäumen Wasser
und Ammoniak und hinterläßt Natriummeta-
phosphat, ^?0I. Es wird in der Lötrohrana-
lyse (s. d.) angewendet, da das geschmolzene Na-
triummetaphosphat Metalloxyde, oft unter charakte-
ristischer Färbung, auflöst.
Natriumbiborat, soviel wie Borax (s. d.).
Natriumbicarbonat, doppeltkohlensaures
Natrium, auchBicarbonatschlechthin,^allOOg,
wird in großem Maßstabe technisch dargestellt. Man
gewinnt es als Zwischenprodukt bei dem Solvay-
schen Verfahren der Sodafabrikation (s. Soda) sowie
durch Einwirkung von Kohlensäure auf krystallisier-
tes oder auch calciniertes und dann wieder mit einem
Äquivalent Wasser versetztes Natriumcarbonat oder
schließlich durch Einwirkung von Kohlensäure auf
Natriumcarbonatlösungen mit oder ohne Anwen-
dung von Druck. Es bildet ein feines weißes Pul-
ver, seltener Krystallkrusten, löst sich in 12 Teilen
Wasser und braust, mit Säuren übergössen, stark
auf. An der Luft verliert es langsam Kohlensäure;
auch in der Hitze giebt es seine Kohlensäure zum
Teil wieder ab und verwandelt sich in Natriumcar-
bonat. N. findet in der Technik zum Reinigen der