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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nazareth - Neapel (Provinz)
in dem verlassenen Kloster San Isidoro in Nom zu
einem klösterlichen Kunstleben verbanden und im
Anschluß an Fiesole und die Quattrocentisten (be-
sonders Perugino) in der Präraffaelitischen Kunst
(s. Präraffaeliten) ihr Ideal fanden.
Nazareth, jetzt en-Nafira, ein offenes Land-
städtchen zwischen Hügeln des niedergaliläischen
Berglandes und wie im Altertum am Abhang einer
Höhe, doch etwas tiefer gelegen, da sich die Spuren
der alten Ortslage, Gräber und Cisternen, oberhalb
des heutigen Städtchens finden. N. wird weder im
Alten Testament noch von dem jüd. Geschicht-
schreiber Flavius Iosephus erwähnt; es war nach
Joh. 1,46 ein verachteter Ort und verdankt seine
jetzige Bedeutung lediglich dem Umstände, daß Je-
sus Christus hier von seinen Eltern erzogen wurde
und bis zu seinem öffentlichen Auftreten in N. lebte.
Er führte daher den Beinamen "der Nazarener".
In Syrien wurden die ersten Christen ebenfalls
häufig nach N. benannt, und bei den Muslims
ist der Name Naßrani (Mehrzahl Naßära)
für Christ allgemein üblich geworden. Die Syna-
goge, in der Christus lehrte (Luk. 4,16 fg.), sowie
das Haus der Maria zeigte man schon im 6. Jahrh.,
letzteres als Basilika. (S. Loreto.) über der ein-
zigen Quelle N.s, bei der Maria mit dem Jesuskinde
sicherlich oft Wasser geschöpft hat, steht jetzt die
griech.-orthodoxe Kirche (schon im 8. Jahrh, er-
wähnt). Sowohl in ihr als auch in der Kirche des
Franziskanerklosters wird die Stätte der Verkündi- !
gung gezeigt. Für den "Berg des Herabsturzes" !
(Luk. 4,29,30) gilt eine 1 Stunde von N. entfernt
gelegene Klippe. Unter den 6000 Einwohnern sind
etwa 4000 Christen, deren Mehrzahl der griech.
Konfession (mit einem Erzbischof) angehört.
Nazareth, Diakonenanstalt bei Bielefeld (s. d.).
Nazir, türk. Titel, s. Nasir.
IW. (n. d.), Abkürzung für ^ota dene (s. d.).
Xb, chem. Zeichen für Niobium (s. d.).
n. Br., in der Geographie Abkürzung für nörol.
Breite (s. d.). ftes Nordcarolina.
X. <3., offizielle Abkürzung des noroamerik. Staa-
n. Chr., Abkürzung für nach Christo; n. Chr.
G. für nach Christi Geburt.
Ndar, afrik. Stadt, s.'Saint Louis.
X. v. v., Abkürzung für Niederwald-Deputier-
tcn-Convent (s. d.).
Ndeni, eine der Santa-Cruzinseln (s. d.).
für ^0i'tQ-Na3t, frz.
X. H., Abkürzung engl.
für Norä-^Lt, d. i. Nordost.
Neagh, Lough (spr. lock neh), See in der irischen
Provinz Ulster, der größte Großbritanniens, 31 km
lang, 11 km breit, 400 gkm groß und bis 31 m
tief. Er enthält wenige Inseln; die Ufer sind stach
und sandig. Er fließt durch den Bann nach N. ab;
Kanäle führen nach SW. und nach Belfast.
Nea-Kaimeni, Insel, s. Santorin.
Nea-Korinthos, s. Korinth.
Neander, Aug. Wilh., prot. Kirchenhistoriker,
geb. 17. Jan. 1789 zu Göttingen als Sohn jüd.
Eltern, hieß eigentlich David Mendel, ließ sich
1806 taufen, studierte dann in Halle und Göttingen,
habilitierte sich 1811 in Heidelberg, wurde 1812
außerord. Professor daselbst und 1813 ord. Pro-
fessor zu Berlin, wo er als Oberkonsistorialrat, Mit-
glied des Konsistoriums der Provinz Brandenburg
und der Akademie der Wissenschaften 14. Juli 1850
starb. Der Vermittelungstheologie angehörend, ist N.
der Vater der sog. Pektoraltheologie ("pectuZ 63t,
<inoä tacit tlioolo^um"). Sein Hauptwerk ist die
unvollendete, nur bis 1431 reichende "Allgemeine
Geschichte der christl. Religion und Kirche" (6 Bde.,
Hamb. 1825-52; 4. Aufl., 9 Bde., Gotha 1863-
65). Ferner schrieb er: "über den Kaiser Iulianus
und sein Zeitalter" (Lpz. 1812; 2. Aufl., Gotha
1867), "Der heil. Bernhard und sein Zeitalter" (Berl.
1813; neue Ausg., Gotha 1889-90, von Deutsch),
"Genetische Entwicklung der vornehmsten gnostischen
Systeme" (Berl. 1818), "Der heil. Chrysostomus und
die Kirche" (2 Bde., ebd. 1821-22; 3. Aufl. 1848),
"Denkwürdigkeiten aus der Geschichte des Christen-
tums" (mit A. Tholuck, 3 Bde., ebd. 1822:
4. Aufl., Gotha 1866), "Antignosticus. Geist des
Tertullianus und Einleitung in dessen Schriften"
(Berl. 1825; 2. Aufl. 1849), "Geschichte der Pflan-
zung und Leitung der christl. Kirche durch die Apo-
stel" (2 Bde., Hamb. 1832-33; 5.Aufl., Gotha
1862; neuer Abdruck, ebd. 1890), "Das Leben Jesu
Christi in seinem geschichtlichen Zusammenhange"
(gegen Strauß; Hamb. 1837; 7. Ausg., Gotha
1873). Seine "Kleinen Gelegenheitsichristen" ver-
einigte er in einer Sammlung (3. Aufl., Verl. 1829);
"Wissenschaftliche Abhandlungen" (ebd. 1851) und
die "Christl. Dogmengeschichte" (2 Bde., ebd. 1857)
gab Iacobi heraus. Von seinen akademischen Vor-
lesungen wurden von Beyschlag die "Auslegung
der beiden Briefe an die Korinther" (ebd. 1859),
von Mehner "Katholicismus und Protestantismus"
(ebd. 1863) und von Erdmann "Vorlesungen über
Geschichte der christl. Ethik" (ebd. 1864) veröffentlicht.
Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in Gotha
(14 Bde., 1862-75). - Vgl. Krabbe, Aug. N.
(Hamb. 1852); Wiegand, Aug. N.s Leben (Erf.
1889); Harnack, Rede auf Auq. N. (Berl. 1889);
K. Th. Schneider, August N. (Schlesw. 1894).
Neander, Joachim, Kirchenliederdichter, geb. um
1650 in Bremen, studierte hier und in Heidelberg und
wurde Rektor an der Lateinischen Schule in Düssel-
dorf. Mit Spener befreundet, hielt er in Düsseldorf
private Versammlungen und veranlaßte seine An-
hänger zur Trennung von der Kirche. Deshalb
wurde er kurze Zeit suspendiert, doch versprach er
1677, sich von allen separatistischen Bestrebungen
fern zu halten. 1679 ging N. als Prediger an St.
Martini nach Bremen; er starb 31. Mai 1680.
1679 erschien von ihm eine Sammlung von 71 geist-
lichen Liedern, von denen manche in die meisten
Gesangbücher übergegangen sind. Das bekannteste
seiner Lieder ist "Lobe den Herren, den mächtigen
König der Ehren". - Vgl. Iken, Joachim N. (Vrem.
1880). sund Höhlenfunde.
Neanderhöhle, Neanderthal, s. Mettmann
Neapaphos, Stadt auf Cypern, f. Paphos.
Neapel, ehemaliges Königreich, f. Sicilien,
Königreich beider.
Neapel. 1) Provinz im Königreich Italien, im
südöstl. Teil der Landschaft Campanien, grenzt im
N. an die Provinz Caserta, im O. an Salerno, im
5. und W. an das Meer, hat 1066 (nach Strelbitskij
871) (ikm mit (1881) 1001245, nach Berechnung vom
31. Dez. 1895: 1146033 E., d. i. 1075 auf 1 ^m,
und zerfällt in die 4 Kreise Casoria, Castellammare
di Stadia, N. und Pozzuoli mit zusammen 68 Ge-
meinden. Die Provinz ist die dichtbevölkertste des
Landes. Sie ist in ihrer südl. und südöstl. Hälfte
gebirgig, im nördl. Teile eben, im ganzen außer-
ordentlich fruchtbar. Gebaut werden hauptsächlich
Öl, Wein, Getreide, Hanf, Baumwolle, Kastanien,