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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Naevus flammeus; Navpaktos; Navy-Bai; Nawwab; Naxos; Naxos (Sicilien); Nay; Nazaire; Nazarener

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Navpaktos – Nazarener

Návpaktos, Ort, s. Lepanto.

Naevus flamměus oder sanguiněus, das Feuermal; Naevus maternus, Naevus spilus, Naevus vasculosus, das Muttermal.

Navy-Bai (spr. nehwĭ), Kriegshafen, s. Kingston.

Nawwâb (arab., «Statthalter», in weiterm Sinne auch «Fürst»), Titel der den Subadar oder Statthaltern der großen Landschaften im Reiche des Großmoguls in Ostindien untergeordneten Befehlshaber und Verwalter der einzelnen Provinzen, später eine Art Adelstitel, den auch andere reiche und angesehene Inder erhielten. Aus N. ist verderbt Nabob (s. d.) entstanden.

Naxos, jetzt Naxia, die größte und fruchtbarste unter den Cykladischen Inseln, 26 km südlich von Mykonos, 6 km östlich von Paros, mit 449 qkm und (1889) 15572 E., wird ihrer Länge nach von S. nach N. von einer aus Granit, krystallinischen Schiefern und Marmor bestehenden Bergkette durchzogen, deren höchster Gipfel, jetzt Ozia oder Dia, von den Alten Drios genannt, 1003 m Höhe erreicht. Gegen O. fällt das Gebirge steil nach dem Meere ab, an seine sanftere westl. Abdachung schließt sich eine hügelige Ebene an, in welcher Getreide, Wein, Öl und Südfrüchte gedeihen. Wie im Altertum bildet Schmirgel (von der Ostküste) den Hauptausfuhrartikel (1888 für 585720 Frs.).

Die gleichnamige Hauptstadt der Insel liegt noch an derselben Stelle wie im Altertum, auf dem nördlichern Teile der Westküste in einer kleinen Strandebene am Fuß eines niedrigen Felshügels, der im Altertum die Akropolis, im Mittelalter das befestigte Schloß der Herzöge nebst der Hauptkirche und zwei Klöstern trug. Der berühmteste Tempel der Stadt war im Altertum der des Dionysos; auf N. wurde die Sage von der Vermählung des Gottes mit der Ariadne lokalisiert. Als die ältesten Bewohner gelten (vielleicht nur des Dionysoskults wegen) Thraker, dann Karer, später wanderten Ionier ein. Die Insel blühte rasch auf und brachte früh eine eigene Kunstschule hervor. In der Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. erscheint hier ein Tyrann Lygdamis; weiterhin muß N. der Mittelpunkt eines kleinen Reichs geworden sein, das eine Kriegsmacht von 8000 Hopliten stellte. Vorübergehend stand die Insel unter pers. Herrschaft, nach 479 schloß sie sich dem ersten attischen Seebunde an, riß sich aber los und wurde 466 v. Chr. von den Athenern wieder unterworfen. Auch dem zweiten Seebunde Athens scheint sie angehört zu haben, nachdem hier 376 v. Chr. Chabrias einen großen Sieg über die Lakedämonier erfochten hatte. Später geriet sie zeitweise in die Gewalt von Ägypten und Rhodus. Im Mithridatischen Kriege kam sie unter röm. Herrschaft. Seitdem hat N. keine selbständige Rolle gespielt, bis es 1207 durch den Venetianer Marco Sanudo erobert und zum Mittelpunkte des Herzogtums der Inseln des Ägäischen Meers gemacht wurde, das unter Herzögen erst aus dem Geschlecht Sanudo, dann aus dem Geschlecht dalle Carceri, endlich aus dem Geschlecht Crispo bis 1566 bestand, wo es durch Sultan Selim II. einem Juden, Don Joseph Nasi, überlassen wurde, nach dessen Tode (2. Aug. 1579) N., wie die übrigen Inseln des Archipels, unmittelbar unter die Herrschaft der Türken kam. – Seit der Begründung des Königreichs Griechenland gehört N. zu diesem und bildet mit Paros eine zur Nomarchie der Cykladen gehörige Eparchie, deren Bevölkerung (1887) 23500 Seelen beträgt. – Vgl. ↔ Roß, Reisen auf den griech. Inseln des Ägäischen Meers, Bd. 1 (Stuttg. 1840); Curtius, Naxos (Berl. 1846): E. Dugit, De insula Naxo (Par. 1867); Miliarakis, Kykladica (neugrch., Athen 1874); Br. Sauer, Altnaxische Marmorkunst (ebd. 1892).

Naxos, die älteste griech. Kolonie in Sicilien, beim jetzigen Kap Schisò, von Chalkis auf Euböa um 735 v. Chr. gegründet. In der Mitte des 5. Jahrh, war die Stadt vorübergehend Syrakus unterworfen; 403 v. Chr. zerstörte sie Dionysius I.

Nay (spr. näh), Stadt im Arrondissement Pau des franz. Depart. Niederpyrenäen, 15 km südsüdöstlich von Pau, an der Linie Pau-Tarbes der Südbahn, Station Coarraze-N., hat (1891) 3336, als Gemeinde 3536 E., got. Kirche, Spinnereien, Barett- (Kopfbedeckung der Pyrenäenbewohner), Fes-, Tuch- und Wollstofffabriken.

Nazaire, Saint (spr. ßäng nasähr). 1) Arrondissement im franz. Depart. Loire-Inférieure (in der Bretagne), hat auf 2211,23 qkm (1891) 176965 E., 11 Kantone, 55 Gemeinden. –

2) Hauptstadt des Arrondissements N. und Seehafen von Nantes, von diesem 52 km unterhalb, an der Nordseite der Loiremündung gelegen und an der Linie Nantes-Le Croisic der Orléansbahn und N.-Châteaubriant (91 km) der Westbahn, ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Schiedsgerichts und einer Handelskammer und hat (1891) 24732, als Gemeinde 30935 E., Ruinen eines alten festen Schlosses, an dessen Mauern die Kirche gebaut ist, ein Collège, eine hydrogr. Schule, Seebäder, Salinen und in der Nähe einen der bedeutendsten Dolmen (s. d.) des Departements, ferner Küstenhandel und allerlei Gewerbe für den Schiffsbedarf. N. ist sehr alt, hat aber erst neuerdings Wichtigkeit erlangt durch seinen aus zwei Bassins bestehenden, 33 ha großen Hafen, der 1200 Schiffe faßt, 4 Leuchttürme hat und mit Vigo, Lissabon, Cadiz, Gibraltar, Malaga, Martinique, Santiago de Cuba und Veracruz in Dampferverbindung steht. Die Einfuhr besteht in Kolonialwaren, Reis, Kohlen, Holz, Getreide, Gold, Silber, Baumwolle, Tabak, die Ausfuhr in Geweben, Kleidern, Wein, Liqueur, Lederwaren. – Vgl. Bastart, Saint Nazaire (Nantes 1881).

Nazarener, Nazaräer, bei den Juden die ältesten Bekenner der Messiaswürde Jesu. Später nannten sich die Ebioniten (s. d.) Nazaräer.

Neuerdings nennen sich N. oder Neukirchliche die Anhänger einer vom Baseler Seidenweber Jakob Wirz (geb. 1778, gest. 1858) gestifteten, in Süd- und Westdeutschland vorkommenden Sekte, von der die baldige, aber nicht sichtbare Wiederkunft des Herrn, die Umwandlung von Staat und Kirche und die Herstellung paradiesischer Glückseligkeit erwartet wird. In Wirz verehren sie eine Fleischwerdung Christi und den Anfang der dritten Haushaltung Gottes, des dritten Testaments. Sie verwerfen Kirche und Theologie, und alle, die vom Baum der Erkenntnis gegessen haben, rühmen sich hoher Offenbarungen, verbieten den Eid, die Ehe und die Teilnahme am polit. Leben und sollen ihre Gebete an Maria und an die Heiligen richten. So klein ihre Zahl, besitzen sie doch in Württemberg eigene Schulen. – Vgl. Wirz, Zeugnisse und Eröffnungen des Geistes. Heilige Urkunden der Nazarenergemeine (2 Bde., Barm. 1863–64).

In der neuern deutschen Malerei pflegt man mit N. die Mitglieder der religiös-romantischen Schule zu bezeichnen, welche sich unter Führung Friedrich Overbecks (s. d.) am Anfang dieses Jahrhunderts

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 214.