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Neucaledonien - Neudynamit
der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (258,96 qkm, 31617 E.), an der zur Elbe gehenden Cidlina und der Linie Chlumetz-Parschnitz der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 7167, als Gemeinde 7289 czech. E., schönes Rathaus, Kommunal-Realobergymnasium; Fabrikation von Zucker, Öl, Leder, Spodium, Phosphor und Cichorien, Dampfsäge und Brauerei.
Neucaledonien (frz. Nouvelle-Calédonie) oder Baladea, Insel im südwestl. Großen Ocean, zwischen 20° 3' und 22° 24' südl. Br. und 164 bis 167° östl. L. von Greenwich, von Korallenriffen umgeben, wurde 4. Sept. 1774 von Cook entdeckt und 24. Sept. 1853 von Frankreich in Besitz genommen. N. bedeckt 17090, mit den Loyalty-Inseln (s. d.) 19823 qkm mit (1889) 62752 E. Zum Gouvernement N. gehören auch die Pinieninsel, der Wallisarchipel oder Uëa, die Chesterfield- und die Huoninseln. Die Insel ist ein 150-250 m hohes Kreideplateau, dessen Felsen bis an das Meer treten; darauf stehen Ketten und Massivs, in deren Mitte sich der 1650 m hohe Humboldt oder Kando erhebt. Unter den kleinen Flüssen ist nur der Diahot eine Strecke weit schiffbar. Das Klima ist gesund, die Temperatur gemäßigt, zwischen 13 und 25° in der kalten (April bis September), 22-38° C. in der warmen Jahreszeit, wo aber stets Seebrisen wehen. Tornados kommen vor; die größte Regenmenge fällt Dezember bis April. Die Flora nimmt eine eigentümliche, durch die Ausprägung trockner Savannen und Besiedelung derselben mit Pflanzen vom Charakter Australiens von den übrigen Inseln abweichende Stellung ein. Auf dürren Grasfluren wächst Melaleuca. Än günstigen Stellen prägt sich dann auch der eigene Reichtum an Formen indisch-pacifischer Verwandtschaft aus, Araucarien bilden stattliche Wälder, einige kleinere Palmen (Kentia) sind von besonderer Schönheit des Wuchses und zeigen die frisch hervorbrechenden Wedel in dunkelroter Färbung. Die Fauna ist ein Verbindungsglied zwischen derjenigen der Papua-Inseln und Polynesiens. Es finden sich von Säugetieren bloß fliegende Formen, ein Fliegender Hund und ein oder zwei echte Fledermäuse (Vespertilionideae). Reptilien sind durch Seeschlangen, einige Landschlangen und Skinke vertreten. Die Zahl der Landvögelgattungen, welche hier Vertreter haben, ist 29, und hierunter finden sich eine Anzahl kleinerer Sänger, Raben, Kuckucke, Salangane, Papageien, verhältnismäßig viel Tauben und Raubvögel. Der seltsame Rallenkranich (Rhinochetus jubatus Vereaux), der Kapu der Eingeborenen, ist ein Vertreter einer eigenen Familie und wird bloß hier gefunden. Insekten und Landmollusken sind wenig zahlreich. Es gedeihen Kaffee, Zucker, Bataten, Maniok u. s. w., aber auch Obst, Getreide und Futterpflanzen der gemäßigten Zone. Wichtig ist Viehzucht und Gewinnung von Fleischkonserven sowie Bergbau auf Nickel (1890 monatlich 3500 t) und Kupfer. Bei Karigu ist Kohle, am Diahot Gold gefunden worden. Kobalt, Antimon, Mangan, Chromeisen sind reichlich vorhanden. Behindert wird aber die günstige Entwicklung durch N.s Charakter als Strafkolonie, die auch eine starke Garnison und zahlreiche Beamte notwendig macht. Es gab (1889) 41874 Eingeborene, die den Papua verwandt sind, 5585 freie Kolonisten, 1825 Kulis, 7477 Sträflinge, 2515 frühere Sträflinge. Eingeführt wurden Kurzwaren, Weine, Gemüse und andere Nahrungsmittel, ausgeführt Nickel (1891 für 270000 Pfd. St.), Chromsilbererz und Fleisch. Hauptort ist Numea (s. d.). (Vgl. Nebenkarte zu Karte Oceanien.) - Vgl. Garnier, La Nouvelle-Calédonie (3. Aufl., Par. 1876); Riviere, Souvenirs de la Nouvelle-Calédonie (ebd. 1880); Cordeil, Origines et progrès de la Nouvelle-Calédonie (Numea 1885); Moncelon, Le bagne et la colonisation pénale à la Nouvelle-Calédonie (Par. 1886); Leqrand, Au pays de Canaques (ebd. 1893).
Neucastilien, s. Castilien.
Neuchâtel (spr. nöschatéll), Kanton und Stadt, s. Neuenburg.
Neuchâtel (spr. nöschatéll), Herzog von, s. Berthier, Alexandre.
Neucoccin, s. Krystallponceau.
Neudamm, Stadt im Kreis Königsberg in der Neumark, unfern der Miezel, an der Stargard-Cüstriner Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Landsberg) und Steueramtes, hatte 1890 mit dem 1894 einverleibten Dorfe Damm 7050, 1895: 7409 E., darunter 54 Katholiken und 34 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, städtische Sparkasse, Kreditverein; Fabrikation von Hüten, Tuch, Dextrin, Glasuren und glasierten Thonwaren, Dampfschneidemühlen und Ackerbau. - Vgl. Ehrich, Chronik der Stadt N. (Neudamm 1896).
Neudek, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Graslitz in Böhmen, nahe der sächs. Grenze, an der zur Eger gehenden Rohlau und der Linie Chodau-N. (14 km) der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (164,44 qkm, 19002 E.), hat 3574 deutsche E.; Holzstoff-, Papier-, Spitzen- und Handschuhfabrikation, Metallindustrie (Gegenstände aus Eisenblech), Wollspinnerei mit Wollwäsche, Eisengießerei und ein Blechwalzwerk.
Neudenau, Stadt im bad. Kreis und Amtsbezirk Mosbach, an der Jagst und der Linie Bietigheim-Osterburken der Württemb. Staatsbahnen, hatte 1890: 1232 E., darunter 29 Evangelische und 40 Israeliten, 1895: 1226 E., Post, Telegraph, St. Gangolfuskirche (11. Jahrh.), altes Schloß, ehemals Residenz der Grafen von Leiningen-Neudenau, jetzt Schule; Wasserleitung, Acker- und Weinbau.
Neudeutschland, deutsche Missionsstation in Natal, bei Pinetown an der Bahn Durban-Pietermaritzburg, einer Stadt von 2800 deutschen E.
Neudietendorf, s. Dietendorf.
Neu-Dongola, Hauptstadt von Dongola (s. d.).
Neudorf, Stadt in Ungarn, s. Igló.
Neudörfer, Joh., der Ältere, von Nürnberg, ein Schreibmeister (Modist), auf dessen Leistungen die moderne deutsche Schönschreibekunst zurückgeht. 1497 geboren, bildete er sich vor allem in der Kalligraphie und in den mathem. Fächern aus. Mit Hilfe letzterer gab er besonders der Kanzleischrift eine ansprechende und die Zeiten überdauernde Gestalt. Für den Leseunterricht erfand er eine eigene Methode und gab dafür Lehrbücher heraus. Von großem Wert für die Nürnberger Kunstgeschichte sind auch seine 1547 abgefaßten "Nachrichten von Künstlern und Werkleuten Nürnbergs" (hg. 1822 von I. Heller, 1828 von Fr. Campe, 1875 von Lochner). N. wurde von Ferdinand I. in den Adelsstand erhoben und starb 1563. Sein zweiter Sohn, Johann N. der Jüngere (1543-81), wurde gleichfalls ein tüchtiger Modist; noch bekannter ist dessen zweiter Sohn Anton N., gest. 1628 als Schreib- und Rechenmeister.
Neudrucke von Briefmarken, s. Postwertzeichen.
Neudynamit, s. Gelatine-Dynamit.