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Neu-Eberstein - Neuenburg (Kanton)
Neu-Eberstein, bad. Schloß, s. Ebersteinburg.
Neue Elde, s. Elde und Tabelle beim Artikel Schiffahrtskanäle.
Neue Freie Presse, täglich zweimal in Wien erscheinende polit. Zeitung, das hervorragendste Blatt Deutschösterreichs, Vertreterin des liberalen Deutschtums und deutsch-österr. Centralismus. Auflage: 44000; Verlag: Österr. Journal-Aktiengesellschaft; Herausgeber: Eduard Bacher, Moritz Benedikt (Hauptredacteure) und Adolf Werthner (Administrator); für das Feuilleton: Ludw. Speidel, Eduard Hanslick (s. d.) u. a. Die Zeitung wurde 1864 von Max Friedländer (s. d.) und Michael Etienne (s. d.) im Verein mit Adolf Werthner gegründet.
Neue Freie Volksbühne, s. Freie Bühne.
Neue Hebriden (Neuhebriden), zu Melanesien gehörige Inselgruppe im Stillen Ocean, nordöstlich von Neucaledonien, zwischen 13 und 22 1/2° südl. Br., erhielten ihren Namen 1774 von Cook, der den größten Teil entdeckte. Die Inseln sind gebirgig, teils Korallenbauten, teils mit thätigen Vulkanen (auf Ambrym, Matthew und Tanna) und mit üppiger Vegetation bedeckt; namentlich produzieren sie Sandelholz in großer Menge. Das Klima ist ungesund, Europäer und selbst Polynesier leiden an Ruhr und Fieber. Das Areal der N. H. beträgt 13227 qkm, die Bevölkerung wird auf 85000 Köpfe geschätzt. Die Bewohner sind kannibalische Papua; noch 5. April 1890 wurden 30 Arbeiter von den Eingeborenen niedergemetzelt. Die größern Inseln sind von S. nach N. Aneityum oder Aneitum, Tanna, Eromanga, Esat oder Sandwich (auch Baté), Ambrym, Mallicollo (Malicolo), Tierra del Espiritu-Santo (Merena), Pentecoste (Araga), Aurora (Maivo) und die Banks-Inseln (s. d.). 1886 wurden dieselben unter dem Vorwande des Schutzes der franz. Ansiedler auf diesen Inseln gegen die Feindseligkeiten der Eingeborenen von den Franzosen besetzt. Die Haltung der brit. Regierung in dieser Streitfrage sowie der austral. Kolonien hatte indes zur Folge, daß Frankreich seine Beamten und Soldaten zurückrief; seitdem wird nur Futuna oder Erronan zu Neucaledonien gerechnet.
Neu-Elda, span. Stadt, s. Novelda.
Neuenahr, Gemeinde und seit 1859 Badeort im Kreis Ahrweiler des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, früher aus den Ortschaften Hemmessen, Wadenheim und Beul bestehend, an der Ahr und am Fuße des Basaltkegels N. (326 m), an der Linie Remagen-Adenau der Preuß. Staatsbahnen, hatte 1890: 2265, 1895: 2597 E., darunter 365 Evangelische und 35 Israeliten, Post, Telegraph, kath. und evang. Kirche, eiserne Hängebrücke über die Ahr, Kurhaus, Trinkhalle. Die fünf warmen Quellen (30-40° C.), zuerst 1854 erbohrt, sind schwache, aber gasreiche Natronwasser mit Beimischungen von kohlensaurem Kalk und Magnesia, Phosphorsäure und Lithium. Die bedeutendste, der Große Sprudel (1861), ist die einzige alkalische Therme (40° C.) Deutschlands und hat einen beträchtlichen Gehalt an Arsen und Lithion. Das Wasser wird verwendet gegen Diabetes, Gries, Gallenstein und chronische Leiden der Verdauungs-, Respirations- und Harnorgane. - Auf dem Basaltkegel befinden sich die Trümmer der um 1226 erbauten, 1371 zerstörten Burg N. - Vgl. Schmitz, Altes und Neues über Bad N. (Ahrweiler 1893); Öfele, Bad N. (Münch. 1894).
Neuenburg, frz. Neuchâtel, Neuschâtel. 1) In der histor. Rangordnung der 21., dem Flächeninhalt nach der 14., der Einwohnerzahl nach der 9. Kanton der Schweiz, besteht aus dem ehemaligen Fürstentum N. und der Grafschaft Balangin, grenzt im N. und O. an den Kanton Bern, im SO. an den Neuenburger See, im S. an den Kanton Waadt, im W. an das franz. Depart. Doubs und hat 807,8 qkm Flächenraum.
Oberflächengestaltung. Von SW. nach NO. wird das Land von den parallelen Kalkketten des Jura durchzogen, in denen sich der Creux du Van (1465 m), die Tête de Ran (1423 m) und der Chaumont (1175 m) erheben. Zwischen den Ketten liegen einförmige langgestreckte Hochthäler mit rauhem Klima, ausgedehnten Bergweiden und Nadelwäldern. Die fruchtbarsten Landstriche sind das Val-de-Ruz und das Gelände zwischen Jura und See, das im Gegensatz zur Montagne, dem Gebirgsland, als Vignoble oder Weinland bezeichnet wird. Der größte Teil des Kantons gehört zum Flußgebiet der Aare, welche den Abfluß des Neuenburger Sees aufnimmt, der westlichste zum Gebiet des Doubs, welcher an der franz. Grenze den See von Brenets und den Wasserfall Saut du Doubs bildet.
Bevölkerung. Der Kanton hatte eine Wohnbevölkerung von 1880: 103732, 1888: 108153 (51741 männl., 56412 weibl.) E., d. i. 135 E. auf 1 qkm und eine Zunahme (1880-88) von 0,6 Proz., darunter 94449 Evangelische, 12456 Katholiken, 770 Israeliten und 508 andere oder ohne Konfession; ferner 10288 bewohnte Gebäude mit 22746 Haushaltungen. Im Kanton geboren sind 74197, in der übrigen Eidgenossenschaft 26724, im Auslande 7232; Bürger der Wohngemeinde sind 20571, einer andern Gemeinde des Kantons 27915, eines andern Kantons 49815, Ausländer 9852. Der Muttersprache nach sind 83762 Franzosen, 22579 Deutsche und 1498 Italiener. Die Zahl der Geburten (einschließlich der Totgeburten) betrug (1891) 3464, der Eheschließungen 869, der Sterbefälle 2115. 1894 betrug die Einwohnerzahl 114996. Der Kanton hat 64 polit. Gemeinden und zerfällt in 6 Bezirke:
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Bezirke Einwohner Evangelische Katholiken Israeliten Andere
Boudry 12985 12199 730 7 49
La Chaux-de-Fonds 29164 24353 4021 608 182
Le Locle 17698 15639 1985 24 50
Neuenburg 22683 18626 3838 95 124
Rudolfsthal (Val de Ruz) 9074 8585 451 5 33
Traversthal (Val de Travers) 16549 15047 1431 1 70
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Land- und Forstwirtschaft, Bergbau. Von der Fläche sind 572,3 qkm, d. i. 70,85 Proz., produktives Land: 162,6 qkm Waldungen, 12,3 Weinland, 397,2 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande sind 95,5 qkm Seen, 4 qkm Städte, Dörfer und Gebäude, 2,2 Flüsse und Bäche, 7,2 Schienen- und Straßenwege und 126,6 qkm Felsen und Schutthalden.
Neben dem Ackerbau, der hauptsächlich im Vignoble und im Val de Ruz betrieben wird, ist der Weinbau eine Haupterwerbsquelle der Bevölkerung und liefert namentlich bei Cortaillod (s. d.), Neuchâtel, Boudry und Gorgier vorzügliche Rotweine. Die bebaute Fläche betrug (1893) 1233,48 ha, der Ertrag 105355 hl Weiß- und 12660 hl Rotwein. In der Montagne wird Viehzucht und Alpenwirtschaft betrieben. Am 21. April 1886 zählte der Kanton 3072 Pferde, 22230 Rinder, 4345 Schweine, 2363 Schafe, 2500 Ziegen und 4589 Bienenstöcke.