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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nicaraguasee - Nichtigkeitsbeschwerde
den Damm von Ochoa (0. v. der Karte) um 17,0? m
anzustauen ist, so daß von dem 103,80 km entfernten
Nicaraguasee, dessen Spiegel auf ^ 33,53 liegt, nur
ein Gefalle von 1,21 m verbleibt. Auch der Rio
San Carlos muß durch einen Damm aufgestaut,
oder aber abgeleitet werden. Jenseit des Nicara-
guasees bleibt projektgemäß der N. im Thale des
Laias, durchschneidet die 46,63 m ü. d. M. sich er-
hebende Wasserscheide, wird vom Nio Grande und
dessen Zuflüssen, namentlich dem Tola, gespeist und
folgt dann dem Thal des Nio Grande bis zum
Hafen von Vrito am Stillen Ocean, 271,76 km von
Greytown. Die Schleusen 4 und 5 dieser Strecke
senken den Kanalspiegel auf -> 7,63, die Schleuse 6
auf ^ 1,23 und - 1,21 (Flut- und Ebbespiegel des
Großen Oceans). Obgleich danach der N. den nur
73 km langen Panamakanal um beinahe das Vier-
fache an Länge übertreffen soll, würde er doch sehr
viel billiger als dieser werden. Denn es sind nur
43,10 km zu qraben, und das gewonnene Material
kann zur Anschüttung der Einfassungsdämme der
riesigen Staubassins vorteilhast verwertet werden.
Die Schleusen sollen 198,12 m lang, 24,38 m breit,
der Kanal überall mindestens 8,53 m tief werden,
während die Sohlbreite zwischen 24,38 und 36,5?,
die Wasserspiegelbreite zwischen 56,08 und 87,78 m
(im San Juan sogar zwischen 152,40 und 477,20 m)
wechseln soll. Im San Juan sind zwischen den Toro-
schnellen und dem See 1,37 m, im See die östlichsten
22,53 Km 3,05 m auszubaggern.
Die für die Herstellung des N. veranschlagten
100 Mill. Doll. aufzubringen oder die Vereinigten
Staaten als solche zur Übernahme des Baues zu
veranlassen, ist der Gesellschaft des N. noch nicht ge-
lungen. Bis Ende 1891 waren nur 18 km Arbeits-
bahn, ein Teil der Hafenanlagen von Greytown
und eine Telegraphenleitung hergestellt worden,
während die Bagger erst etwa auf 1-2 Km in
Betrieb gesetzt waren. Etwas mehr Rührigkeit zeigt
sich erst seit 1894, nachdem der Senat in Washing-
ton 70 Mill. Doll. bewilligte. Diesem Beschluß
trat jedoch das Repräsentantenhaus nicht bei, son-
dern forderte eine nochmalige Prüfung des Planes,
die 1895 vorgenommen wurde. Unter dem Ein-
druck des sehr kritischen Berichts der Prüfungs- i
kommifsion, der die technischen Schwierigkeiten als ^
unterschätzt bezeichnet, steht das Unternebmen 1896,
so daß es nicht unmöglich ist, das seine Ausführung
in absehbarer Zeit von neuem in Frage gestellt
wäre. (Hierzu Karte: Nicaragua - undPanama -
kanal.) - Vgl. Colqhoun, Ne K67 ot' tii? ?HciKc
(Lond. 1895).'
Nicaraguafee, bedeutendster See in der Re-
publik Nicaragua, 33 Km vom Stillen Ocean ent-
fernt, bedeckt 8500 ykm, ist von NW. nach SO.
185 km lang bei einer größten Breite von 75 km,
und ist von Vulkanen umgeben. Der N. hängt
durch den Fluß Tipitapa mit dem See von Ma-
nagua zusammen und stießt nach SO. in das Kari-
bische Meer durch den San Juan ab. Die bedeu-
tendste Insel vulkanischen Ursprungs ist Ometepe.
Nicastro, Hauptort des Kreises N. (99 745 E.) in
der ital. Provinz Catanzaro in Calabrien, im WNW.
von Catanzaro, ist Bischofssitz, zählt (1881) 10254,
als Gemeinde 14067 E., hat Ruinen eines Schlosses,
in dem Kaiser Friedrich II. seinen Sohn Heinrich (VII.)
mehrere Jahre gefangen hielt, und in der Nähe warme
Quellen. 6 km westlich von N. lag unweit des Golfs
von Santa Eufemia oder von N. das berühmte, von
Robert Guiscard gestiftete und 1638 durch Erdbeben
zerstörte Benedittlnerkloster Sta. Eufemia.
Niccolmi, Giovanni Battista, ital. Dichter,
geb. 31. Okt. 1782 in San Giuliano bei Pisa, stu-
dierte daselbst und wurde Professor der Geschichte
und Mythologie und Sekretär an der Akademie der
schönen Künste zu Florenz. Er starb 20. Sept. 1861
daselbst und wurde in Sta. Croce, zuerst an ver-
steckter Stelle, 20. Sept. 1883 unter einem prächti-
gen Denkmal zwischen Michelangelo und Galilei
beigesetzt. Sein erstes Trauerspiel, "?0ii386na",
wurde 1810 bei der Preisbewerbung der Akademie
der Crusca gekrönt. Es solgten "Ino 6 ^emi8to",
"Nsäea", "Näipo", "Natiläe", "Mducco" (ano-
nym, Lond. 1819) und "^ntouio ^oso^i-ini" (1827).
Später folgten "Giovanni äa. krociäa" (1830), "I^o-
äovico sloi^H" (1833), "^ogmunäg, ä' InZ1ii1t6rrw>
(1839), "^rnaläo äa ör68oiH" (1835 u. 0.; deutsch
von Lepel, Verl. 1845), sein vorzüglichstes Stück
(das auf den röm. Inder kam); ferner "^ilippo
8tro22i" (1847) und "Nario 6 i (^imdri"; auch eine
Novelle in Versen, "Ir6N6 Na1at6sta" (1837). Mit
den meisten seiner Tragödien verfolgt er patrio-
tische Tendenzen. In seinem Nachlaß fand sich eine
"Ztolia äeila (^33. äi 8v6via in Iwlill)) (Mail.
1881) sowie lyrische Dichtungen, die in der vonGar-
giolli geleiteten Gesamtausgabe seiner "Opsi-s"
s8 Bde., ebd. 1875 - 81) erschienen. Eine Ge-
samtausgabeseiner Werke besorgte er selbst (3 Bde.,
Flor. 1847; 4. Aufl. 1858). Später sind erschienen:
"I^ioni äi mitolo^iH acl U80 de^ii 9,rti8ti"(2 Bde.,
Flor. 1855), "?068i6 inkäite" (hg. von Gargiolli,
ebd. 1884). - Vgl. Vannucci, Nicoräi äeila viw
6 äeiik 0P6I-6 äi 6. V. X. (2 Bde., Flor. 1886).
Niccolö, Komponist, s. Isouard.
Niccolö di Abbati, ital. Maler, s. Abbate.
Niccolö di Liberatore, ital. Maler, s. Alunno.
Nice (spr. nihß), franz. Name von Nizza (s. d.).
Nicephörus, Name mehrerer byzant. Kaiser und
Geschichtschreiber, s. Nikephoros.
Hioor, lat. Name des Neckars.
Nicetas Akominatus oder Ehoniates, s.
Niketas Choniates. li- Albertfluß.
Nicholfon (spr. nicköls'n), Fluß in Queensland,
Nichterfüllung von Lieferungsverträgen,
s. Vertragsbruch.
Nichtigkeit, der gänzliche Mangel der beabsich-
tigten rechtlichen Wirkung, welche sonst einem Akt
beiwohnt. Solche N. kann im öffentlichen Recht
wie im Privatrecht, im materiellen Recht wie im
Prozeßverfahren (s. Nichtigkeitsbeschwerde und Nich-
tigkeitsklage) vorkommen, nämlich überall da, wo
wesentliche Erfordernisse für die Rechtsgültigkeit des
Akts nicht vorhanden sind, so daß nur der Schein
eines gültigen Akts vorliegt, z. B. wenn die gesetz-
liche Form nicht gewahrt, oder der Urheber des Akts
nicht handlungsfähig, oder die dem Stellvertreter
erteilte Vollmacht überschritten, oder der Akt ver-
fassungswidrig ist, oder die Behörde außerhalb ihrer
Zuständigkeit gehandelt hat. Doch können unter
Umständen nichtige Akte gültig werden, wenn sie
nicht angefochten werden (s. Anfechtung), durch aus-
drückliche oder stillschweigende Anerkennung (s. d.).
Das gilt auch für das öffentliche Recht, wenn staats-
rechtlich ungültige Regierungshandlungen, Parla-
mentsbeschlüsse oder Verordnungen zur Ausführung
gebracht und befolgt werden.
Nichtigkeitsbeschwerde, im frühern Prozeß-
recht das Rechtsmittel, welches gegen nichtige Urteile