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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Niederländische Missionen; Niederländische Ordnung; Niederländische Rhein-Eisenbahn; Niederländischer Löwe; Niederländisches Festungssystem

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Niederländische Missionen - Niederländisches Festungssystem

tümlichkeit entwickelten der holländ. Maler Cornelis Troost in Konversationsstücken und der belg. Landschafts- und Tiermaler Ommeganck. Das Ausgezeichnetste und Originellste wurde in der Blumen- und Früchtemalerei von Rachel Ruysch und Jan van Huysum in Holland geleistet; auch später noch bewährten sich Jan van Os und die Brüder Gerard und Cornelis van Spaendonck als Künstler in diesem Fache. Zu Anfang des 19. Jahrh. fand der franz. Klassicismus Eingang in der niederländ. Historienmalerei; J. A. Kruseman und J. W. Pieneman in Amsterdam, F. I. Navez in Brüssel und M. J. van Bree in Antwerpen zeigten sich mehr oder weniger davon ergriffen. Bei den Genremalern blieb die frühere Richtung, die sich zur Nachahmung inländischer Vorbilder hinneigte, im allgemeinen vorherrschend und förderte im einzelnen noch manches Gute zu Tage. Jan Kobell und Eugène Verboeckhoven sind tüchtig in Landschaften mit Tierstaffage; ferner sind noch A. Schelfhout (s. Taf. Ⅶ, Fig. 2) und J. C. Schotel als Landschafts- und Marinemaler, J. H. Verheyen als Architekturmaler und G. J. J. van Os als Blumenmaler zu nennen.

Mit dem Sturze der klassicistischen Richtung in Frankreich erfolgte auch ein Umschwung der Kunst in den Niederlanden. Hier war es besonders die Historienmalerei, die einen Anlauf zu großen, lebensvollen Kompositionen nahm; in erster Linie verhalfen dazu die Geschichtsmaler Wappers (s. Taf. Ⅶ, Fig. 1), Ed. de Bièfve, Gallait (s. Taf. Ⅶ, Fig. 4), Nicaise de Keyser (s. Taf. Ⅶ, Fig. 3), ferner als Schöpfer klassischer Bibelbilder Portaels und Verlat, während der Belgier Pauwels sein Talent teilweise auch in den Dienst der deutschen Kunst stellte. Bald trat das Historienfach, das späterhin noch Wauters in Bildern aus der vaterländischen Geschichte hochhielt, mehr in den Hintergrund, dafür wurden aber die übrigen Fächer der Malerei mit Eifer und Erfolg gepflegt. So zeichneten sich im histor. Genre Hendrik Leys (s. Taf. Ⅶ, Fig. 5), H. ten Kate, David Bles, Chr. Bisschop aus; feinere Genrescenen nach Art Terburgs und Metsus schuf Florent Willems, kokette Frauen brachte Alfred Stevens, Verhas; Darstellungen aus der Kinderwelt, die Freuden und Leiden des holländ. Familienlebens, besonders des Schifferlebens, malte in melancholischer und poet. Auffassung, aber in impressionistischerWeise, Jos. Israels. Stark realistische, aber dramatisch wirkungsvolle Scenen aus dem Alltagsleben stellen Henry de Groux, Ch. Meunier, Alex. Struys u. a. dar. Zu den ausgezeichnetsten neuern Landschaftsmalern gehören B. C. Koekkoek (gest. 1862), die Brüder Maris, als Marinemaler Mesdag; treffliche Stadtprospekte malte S. Verveer (gest. 1876) und innere architektonische Ansichten Bosboom. Durch vorzügliche Tierbilder, besonders Hunde, hat Jos. Stevens (gest. 1892), als Schafmaler Mauve, sodann auch Verlat Ruf erlangt. Die moderne naturalistische und impressionistische Richtung der franz. Malerei blieb auch auf die niederländ. Malerei der Neuzeit nicht ohne Einfluß. Unter den jüngern Malern ragen in dieser Hinsicht besonders der Impressionist G. H. Breitner und der Symbolist Jan Foorop hervor.

Vgl. van Mander, Het schilder-boeck (Alkmaar 1604; erste und beste Ausg.); Houbraken, De groote Schouburg der Nederlandsche kunstschilders (3 Bde., Amsterd. 1718; mit Künstlerbildnissen); van Gool, De nieue Schouburg der Nederlandsche kunstschilders (2 Bde., Haag 1750); van Eynden und van der Willigen, Geschiedenis der vaderlandsche schilderkunst (4 Bde., Haarl. 1866 fg.); Immerzeel, De levens en werkens der Hollandsche en Vlaamsche kunstschilders (3 Bde., Amsterd. 1842‒43); Fiorillo, Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland und den Vereinigten Niederlanden (4 Bde., Hannov. 1815‒20); Michiels, Histoire de la peinture flamande (2. Aufl., 9 Bde., Brüss. 1865‒74); Blanc, Histoire des peintres hollandaise et flamands (3 Bde., Par. 1852‒67; mit Illustrationen); Crowe und Cavalcaselle, Geschichte der altniederländ. Malerei (deutsch von Springer, Lpz.1875); Fromentin, Les maîtres d’autrefois. Belgique. Hollande (Par. 1876); École hollandaise en oléographie chefs-d’œuvre des peintres anciens et modernes (Amsterd. 1875 fg.); Roose, Geschichte der Malschule Antwerpens (Münch. 1880); Riegel, Beiträge zur niederländ. Kunstgeschichte (2 Bde., Berl. 1882); Bode, Studien zur Geschichte der holländ. Malerei (Braunschw. 1883); F. I. van den Branden, Geschiedenis der Antwerpsche Schilderschool (Antw. 1883); von Wurzbach, Geschichte der holländ. Malerei (Prag und Lpz. 1885); Wauters, Die vläm. Malerei (Lpz. 1893); Muther, Geschichte der Malerei im 19. Jahrh. (3 Bde., Münch. 1893‒94). ^[Spaltenwechsel]

Niederländische Missionen, s. Mission.

Niederländische Ordnung, s. Niederländische Brigadestellung und Fechtart.

Niederländische Rhein-Eisenbahn, ehemalige Privatbahn von Amsterdam über Breukelen und Utrecht nach Arnheim (96,4 km), mit Zweigbahnen zusammen 151 km, eine der ältesten Bahnen in den Niederlanden. Die Strecke Amsterdam-Utrecht wurde 28. Dez. 1843 eröffnet. Am 15. Okt. 1890 ging die N. R. in das Eigentum des Staates und in Pachtbetrieb der Niederländischen Staatsbahngesellschaft über. (S. Niederländische Eisenbahnen.)

Niederländischer Löwe, Orden vom Niederländischen Löwen, s. Löwenorden.

Niederländisches Festungssystem. Ⅰ. Landbefestigungen. Die Befestigungen, hinter denen die mobile Armee einen feindlichen Angriff abwehren soll, sind durch Gesetz vom 18. April 1874 neu ausgebaut. Der Anfang wurde mit der scharf nach O. gerichteten Hauptlinie der «Neuen Holländischen Wasserlinien» gemacht. Ein deutscher Angriff sollte hier in Verbindung mit Inundationen den ersten Widerstand finden, nachdem man von einer früher beabsichtigt gewesenen Sperrfortslinie Abstand genommen hatte. Die eigentliche Verteidigungskraft dieser Neuen Holländischen Wasserlinie beruht auf den vor der Front herzurichtenden Überschwemmungen. Wenn auch sämtliche durch diese führenden Zugänge und Défilés von Befestigungswerken, die seit 1874 in modernem Sinne verbessert, zum Teil auch neu gebaut wurden, gesperrt erscheinen, so kann doch die ganze etwa 9 deutsche Meilen weit ausgedehnte, zu weiter Auseinanderziehung der Verteidigungstruppen nötigende Frontlinie bei der durchaus nicht verbürgten absoluten Sicherheit des vollen Funktionierens der Überschwemmung und bei den eine vollständige Umwälzung des Festungsbaues bewirkenden Erfindungen der Brisanzgeschosse nicht für uneinnehmbar gelten. Was im besondern die für den Kriegsfall beabsichtigten Unterwassersetzungen betrifft, so begünstigt sie die Geländebeschaffenheit zwischen Zuidersee und Lek, insofern sie von W. nach O. ansteigend den Feind hindert, das Wasser abzulassen.