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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Novāraexpedition; Nova-Scotĭa; Novatiāner; Novation; Nova-Zagora; Novéant; Novéhrady; Novelda; Novelle

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Novaraexpedition – Novelle

liegenden Baptisterium verbunden, eine Kirche San Gaudenzio (1570) mit Façade von Pellegrini und Kuppel (121 m) von Antonelli, Denkmäler Cavours von Dini und Garibaldis, Marmorstandbild Karl Emanuels Ⅲ. von Marchesi, Standbild Karl Alberts, eine stattliche, mit Säulengängen versehene Getreidehalle (mercato); Leinwandweberei, Hutfabrikation und Handel mit Reis und Seide. – N. (im Altertum Novaria), eine Gründung der Gallier, gehörte im Mittelalter zum Herzogtum Mailand. 1515 und 1522 wurde N. von den Franzosen, 1706 von den Österreichern, 1736 von den Spaniern und Franzosen genommen. Am 9. April 1821 trieb bei N. der österr. Feldmarschall Graf Bubna die piemont. Insurgenten auseinander. In der Schlacht bei N. vom 23. März 1849 siegte Radetzky über die Piemontesen, infolgedessen Karl Albert dem Throne entsagte. Ein Denkmal auf dem Schlachtfelde wurde 23. März 1879 enthüllt.

Novāraexpedition, die Erforschungsreise der österr. Fregatte Novara unter Leitung des Kommodore von Wüllerstorff-Urbair, 1857‒59. Die Fregatte verließ 30. Aug. 1857 Triest, segelte über Gibraltar, Madeira, Rio de Janeiro nach dem Kap der Guten Hoffnung, besuchte dann im Indischen Ocean vom 19. Nov. bis 6. Dez. 1857 die Inseln St. Paul und Amsterdam, ging dann weiter über Ceylon, Madras nach Singapur. Von hier aus wurden Java, Manila, Hong-kong, Shang-hai und die Salomoninseln angelaufen. Am 5. Nov. 1858 Ankunft in Sydney, von wo aus Auckland und Tahiti angelaufen wurde, dann fand über Valparaiso und um das Kap Hoorn die Rückreise statt, die im Atlantischen Ocean nur die Azoren berührte. Am 28. Aug. 1859, nachdem 10600 Seemeilen zurückgelegt worden waren, lief die Novara wieder in Triest ein. Die reichen wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Reise sind in der «Reise der österr. Fregatte Novara um die Erde» (von Scherzer, Prachtausg., 3 Bde., Wien 1861‒62; 2. Aufl. 1864‒66; Volksausg. 1863‒66) sowie in einer Reihe von Bänden der mediz., nautisch-physik., zoolog., geolog. und statist.-kommerziellen Teile niedergelegt. Die während der Reise gemachten ethnogr., zoolog., botan., mineralog, und paläontolog. Sammlungen erhielt das Wiener Naturhistorische Museum.

Nova-Scotĭa, s. Neuschottland.

Novatiāner, die Anhänger eines röm. Presbyters Novatianus, der um 250 zum Gegenbischof des Cornelius von Rom gewählt wurde und im Gegensatz zu dem letztern die Abgefallenen (Lapsi, s. d.) und die schweren Sünder auch nach geleisteter Kirchenbuße nicht wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufnehmen wollte. Seine Partei bezeichnete sich als «die Kirche der Reinen» und erklärte später auch alle von unwürdigen Priestern vollzogenen Sakramente für ungültig, unterwarf auch die von den Katholiken zu ihnen Übertretenden einer zweiten Taufe. Die N. stehen nach rückwärts mit den Montanisten (s. d.), nach vorwärts mit den Donatisten (s. d.) in einem innern Verwandtschaftsverhältnis. Novatianische Gemeinden erhielten sich bis ins 6. Jahrh. – Vgl. Langen, Geschichte der röm. Kirche bis zum Pontifikate Leos Ⅰ. (Bonn 1881).

Novation (lat.), Schulderneuerung, die Aufhebung eines Forderungsrechts (s. d.) unter Begründung eines neuen Forderungsrechts an Stelle des alten. Sie kann unter den bisherigen Personen des Schuldverhältnisses eintreten; z. B. der Verpächter räumt dem Pächter für die noch laufende Pachtperiode ein anderes Ackerstück ein, weil er das verpachtete verkaufen will, der Pächter ist damit zufrieden, im übrigen bleibt der Pachtvertrag unverändert; oder der Schuldner stellt über die Warenschuld einen eigenen Wechsel aus mit der Abrede, daß die Warenschuld erloschen sein soll. Ohne solche Abrede wird N. nicht angenommen, so daß, wenn der Wechsel nicht bezahlt wird, der Verkäufer auf die, vielleicht durch Bürgen oder Pfand sichergestellte Warenforderung zurückgreifen kann. Tritt eine Änderung auch in der Person des Schuldners oder in der Person des Gläubigers oder in beiden ein, so ist die N. Expromission (s. d.) oder Delegation (s. d.).

Nova-Zagora, Stadt, s. Jeni-Zagra.

Novéant (spr. -weäng), Dorf im Kanton Gorze, Landkreis Metz des Bezirks Lothringen, links an der Mosel, mit dem gegenüberliegenden Corny durch eine Hängebrücke verbunden, und an der Linie Forbach-N.-Corny (83,3 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Zollamtes, hat (1890) 1427 E., darunter 111 Evangelische, Post, Telegraph; Hüttenwerk, Dampfsäge, Brauerei und Weinbau.

Novéhrady, czech. Name von Gratzen (s. d.).

Novelda (Neu-Elda), Bezirksstadt der span. Provinz Alicante im S. von Valencia, in fruchtbarer Gegend, rechts am Vinalapó, 260 m hoch, an der Linie Madrid-Alicante und 24 km westlich von Alicante gelegen, hat (1887) 9654 E. und in der Nähe die Schwefelquellen und Bäder Salinetas de Elda.

Novelle (ital.), eine kleinere Erzählung, meist in prosaischer Form. Die N. schließt sich wie der Roman an die Wirklichkeit an, beschränkt sich aber, während der Roman ein umfassendes Zeit- und Lebensbild oder die volle Entwicklung einer Person vorführen muß, auf eine einzelne frappante Begebenheit, die in dem äußern oder innern Schicksal des Helden eine entscheidende Wendung herbeiführt. Im Unterschied von dem Märchen muß in der N. diese Wendung sich naturgemäß, ohne Eingreifen wunderbarer, übernatürlicher Mächte vollziehen. Die echte N. hat in ihrer Konzentration auf eine oder wenige durchschlagende Scenen oft einen fast dramat. Zug, und dieser ist es, der viele Dramatiker, voran Shakespeare, so gern zu Novellenstoffen greifen ließ. Ursprünglich war die N., worauf schon der Name hinweist, Erzählung einer Neuigkeit von unterhaltender Art, erwachsen aus dem Bedürfnisse geselliger Unterhaltung und mit einer anmutigen Leichtigkeit belebter Konversation rasch und lebendig dargestellt, kurz, die geschriebene Anekdote. Meister und Muster in dieser Gattung ist Boccaccio in seinem «Decamerone», dessen Stoffe zumeist dem damaligen europ. Erzählungsschatz entfließen, wie er sich besonders in den altfranz. Contes und in den mittelhochdeutschen Schwänken zeigt, zum Teil auch orient. Ursprungs sind; in Boccaccios Fußstapfen traten Ser Giovanni («Il Pecorone»), Bandello, später Giov. Francesco Straparola («Piacevoli notti») und Grazzini. Unter den ältern span. Novellisten ist der vorzüglichste Juan Manuel, unter den franz. Marguerite de Valois («Heptameron»). Wie sie, folgte der Engländer Chaucer in den versifizierten «Canterbury tales» Boccaccios Beispiel, während später der Roman in England die N. an Beliebtheit weit übertrifft. Die moderne N. hat Cervantes geschaffen («Novelas ejemplares»); von den neuern Spaniern sind Alarcon und Pereda zu nennen, von den Franzosen Nodier, Mérimée, Daudet, Bourget.