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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Obrakanal - Observieren
noch Rußland und England besucht hatte, lebte er
mehrereJahrein Venedig, siedelte 1806 nach Belgrad
über und ward vom Fürsten Karageorgewitsch zum
Unterrichtsdirektor ernannt. Er starb daselbst 7.April
1811. Die beste Ausgabe seiner Werke ist die von G.
Vozarovic(10 Bde., Belgrad 1833 - 45).- Vgl.
Milan Oevic (Maksimovic), Dositheus O., ein serb.
Aufklärer des 18. Jahrh. (Neusatz 1889).
Obrakanal, s. Obra.
Obrenowitsch, Name der im Königreich Serbien
regierenden Dynastie, die dem Namen nach von dem
Landmann Obren aus Vrusnitza im Rudniker
Kreise stammt, dem seine Gattin Wischnja den Sohn
Milan O. (gest. 1810), einen Wojwoden der Zeit
Karadjordjes,geboren hatte. Die verwitwete Wischnja
verheiratete sich sodann an den Bauern Tescha oder
Theodor in Dobrinja, im Kreise von Uzice, dem sie
drei Söhne gebar: Mi losch (Fürst von Serbien,
gest. 1860), Iefrem (gest. 1856) und Iowan (gest.
1850), die jedoch nicht den Namen ihres Vaters,
sondern den ihres allgemein bekannten Halbbruders,
des Wojwoden, beibehielten und sich O. nannten.
Auf den Thron gelangten außer Milosch dessen
Söhne, die Fürsten M i l a n (gest. 1839) und M i ch a e l
(gest. 1868). Iefrem, der gebildeter war als seine
Brüder, führte unter Milosch die Verwaltung der
westl. Kreise, sorgte für die Schulen daselbst und
starb 1856 in der Walachei. Dessen Sohn Milosch
(geb. 1829, gest. 1861) lebte größtenteils in Ru-
mänien, wo er Maria, die Tochter des moldauischen
GrohlogothctenKonstantinKatardzi, heiratete. Sein
Sohn und folglich der Enkel Iefrems ist König
Milan (s. d.), der Vater des jetzt regierenden Kö-
nigs Alexander (s. d.). - Vgl. Cuniberti, I^
Zerdia 6 1a äwll8tia äß^Ii 0.1804-93 (Tur.1893).
Obreption (lat.), Erschleichung; obrep tisch,
durch O. erhalten, erschlichen.
O'Brien (spr. öbreien), William, engl. Parla-
mentarier, Mitglied der irischen Nationalpartei,
Journalist und eifriger Agitator, geb. 2. Okt. 1852
in Mallow, studierte auf dem HuEEn'ä vollesse in
Cork, trat 1883 ins Unterhaus, gab die Zeitung
"Huiteä IreiÄnä", das Organ der Home-Rulers,
heraus und war 1886 Delegierter der Nationalliga
auf dem Kongreß von Chicago. Mehrmals wurde er
wegen Aufforderung der irischen Pächter zur Steuer-
Verweigerung und wegen Anreizung zu öffentlichen
Tumulten zu Gefängnisstrafen verurteilt. Einer
neuen Anklage wegen polit. Vergehen entzog er sich
Nov. 1890 gemeinsam mit Dillon durch seine Flucht
nach den Vereinigten Staaten. Als die irische Na-
tionalpartei infolge der Verurteilung Parnells 1891
auseinander zu fallen drohte, suchte O. anfangs zu
vermitteln, schloß sich aber dann, als sich seine Be-
mühungen als vergeblich erwiesen, den Antiparnel-
liten an. 1892-95 vertrat er die Stadt Cork im
Unterhaus. Er schrieb: "^Vlien >ve ners Iio^3"
Obrift, s. Oberst. ^(Lond. 1890).
Obrogieren, röm. Ausdruck für teilweise Um-
änderung eines Gesetzes. ^pacht.
Obrok (russ.), soviel wie Pacht, und zwar Geld-
Obrzyckoflutz (spr. obrschüzko-), s. Obra.
Obschtschij Syrt, fälschlich gewöhnlich Ob-
schtscheiSyrt, breiter Höhenzug, nach Westen zu
in mehrere Arme geteilt, vom südl.Ural westsüdwest-
lich bis zur Wolga gehend durch die russ. Gouverne-
ments Ufa, Orenburg und Samara, beginnt im O.
an der Vjelaja mit 5 - 600 in Höhe, und ist in
der Mitte bis 500, im W. nicht über 100 m hoch.
Er bildet die Wasserscheide zwischen der Wolga und
dem Uralfluß sowie zugleich die Nordgrenze der
aralo-kaspischen Niederung, hat andenSüdabhängcn
Steppencharakter, an den Nord- und Ostabhängcn
kräftigen Baumwuchs und ist reich an Kupfererzen,
namentlich im Kreis Orenburg längs der Großen
und der Kleinen Kargalka.
Obscön (lat.), unzüchtig, schlüpfrig, zotenhaft;
Obscönität, Unzüchtigkeit, Zote.
Obsekrieren (lat.), beschwören, inständig bitten;
Obsekration, Beschwörung, dringende Bitte.
Obsequium (lat., "Gehorsam"), in der kath.
Kirche sowohl der unbedingte Gehorsam gegen die
Obern, zu dem sich Mönche und Nonnen verpflichten,
als das Gefängnis, worin Klosterpersonen wegen
Ungehorsams eingesperrt werden. Im mittelalter-
lichen Latein bedeutet O. soviel wie Erequien (s.d.).
Observanten (lat.), strengere Partei der Fran-
ziskaner (s. d.) und der Karmeliter (s. d.).
Observantinermnen, s. KlaiMnnen.
Observänz (lat.), Beobachtung, Aufsicht, Ge-
wohnheit, Regel; Gefolgschaft. Im jurist. Sprach-
gebrauch ist O. oder Herkommen entweder soviel
wie Gewohnheitsrecht (s.d.) überhaupt oder Gewohn-
heitsrecht auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts;
jetzt gewöhnlich das Gewohnheitsrecht, welches sich
innerhalb eines engern Kreises von Personen, eines
Standes, z. B. des Adels, oder einer Korporation
oder eines örtlich begrenzten Kreises von Personen
bildet, welche in einer gewissen Gemeinschaft mitein-
ander stehen, namentlich solcher Personen, welche für
die Regelung ihrer Rechtsverhältnisse das Recht der
Autonomie (s. d.) haben. In letzterm Sinne verhält
sich die O. zum Gewohnheitsrecht wie das Statut
zum Gesetz. Vornehmlich wird auf kirchlichem Ge-
biet von O. bezüglich der kirchlichen Abgaben, der
Vaulast u. s. w. gesprochen, dann aber auch in dem
Sinne von Ordensregel.
Observation (lat.), Beobachtung.
Observationsarmee,Beobachtungskorps,
eine von einem neutralen Staataus polit. Gründen
aufgestellte Armee. Ihr Zweck kann verschieden sein:
1) direkter Schutz der Grenze, wenn ein Krieg sick)
nahe der Grenze eines neutralen Staates abspielt
und dieser eine nicht aktiv eingreifende Armee zur
Beobachtung in denGrenzprovinzcn aufstellt. 2) Er-
füllung der Neutralitätspflichten, wenn der neutrale
Staat lediglich bezweckt, Überläufer festzunehmen
und fremde die Grenze überschreitende Truppen-
abteilungen zu entwaffnen. 3) Unterstützung einer
diplomat. Aktion durch bewaffnete Drohung.
Observationsposten,Veobachtungsposten,
werden auf hoch gelegenen Punkten aufgestellt. Von
großer Bedeutung sind sie in ausgedehnten Ein-
schließungslinien, wie 1870 vor Metz und vor Paris.
In der russ. Armee wurden bei den großen Truppen-
übungen der letzten Jahre transportable Obser-
vations türme angewendet (System Wildgrube).
Die Höhe des zerlegbaren Observatoriums betrug
25 m/das Gewicht des ganzen Materials 1600 kF'.
ein Kommando von 16 in diesem Dienst ausgebil-
deten Leuten bewirkt den Aufbau in 15, den Abbruch
in 10 Minuten; der Radius des Gesichtskreises von
der Höhe des Turms betrug bis zu 15 1cm.
Observatorium (neulat.), jede zu Physik, (z. B.
magnetischen) Beobachtungen eingerichtete Anstalt,
namentlich eine Sternwarte (s. d.). Ueber die me-
teorologischen O. s. Meteorologische Etationen.
Observieren (lat.), beobachten, bemerken.