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Obsessi – Obst
Obsessi (lat.), s. Besessene.
Obsidiān, früher auch Glasachat genannt, ein echtes natürliches, vulkanisches Glas, eine glasige Modifikation der Laven. O. ist entstanden durch die besonders rasche Abkühlung der geschmolzenen Massen und findet sich deshalb namentlich an der Oberfläche der Lavaströme. Er ist ein stark glasglänzendes Gestein mit vollkommen muscheligem Bruch, der schneidend scharfe, meist an den Kanten durchscheinende bis halbdurchsichtige Bruchstücke hervorbringt; seine Farbe ist meist sammetschwarz, auch wohl dunkelbraun, seltener grau oder grünlich; seine Härte liegt zwischen der von Feldspat und Quarz. An und für sich sind vulkanische Gesteine von sehr verschiedener chem. Zusammensetzung im stande, O. zu bilden; dennoch weist für die meisten Vorkommnisse der geolog. Verband sowie die chem. Zusammensetzung (62‒77 Proz. Kieselsäure, 10‒18 Proz. Thonerde, 6‒12 Proz. Alkalien, wenig Kalk, Magnesia und Eisen) darauf hin, daß hier die Glasform der Rhyolithe und Trachyte vorliegt, und so scheint es, daß besonders sehr kieselsäurereiche Laven die Neigung besitzen, zu O. zu erstarren. Kleine weiße in dem Glas hervortretende Sanidinkrystalle machen den O. porphyrartig (Obsidianporphyr); auch pflegt das Glas zahlreiche mikroskopische, nadelförmige und andere mikrolithische Ausscheidungsprodukte, Produkte der Entglasung (s. d.), zu enthalten (s. Tafel: Dünnschliffe in mikroskopischer Vergrößerung, Fig. 2, sowie die Textabbildung 1 beim Artikel Entglasung). Übergänge weist er auf in Bimsstein, der nur ein stark schaumig aufgeblähter O. ist, in Perlit und in steinartigen Laven; sein spec. Gewicht ist 2,4 bis 2,5. Man findet ihn an thätigen oder an erloschenen Vulkanen und in deren Nähe in Form von Lavaströmen oder einzelnen Auswürflingen (Klumpen oder kleinern Körnern), besonders schön auf den Liparischen Inseln, auf Santorin, Milo, Teneriffa, Island, in Mexiko, Transkaukasien u. s. w. Die Obsidianstücke bedecken sich mitunter bei der Verwitterung auf der Oberfläche mit einer silberglänzenden Schicht, deren Entstehung auf einem Vorgang beruht, der dem Blindwerden des Fensterglases ganz analog ist. Kleine runde, durchsichtige Körner des O., die an der Marekanka bei Ochotsk vorkommen, sind Marekanit genannt worden. Eine grüne und vollkommen durchsichtige, daher dem Chrysolith, Turmalin, Vesuvian und mitunter dem Smaragd ähnliche Glasmasse ist der Moldawit oder Pseudochrysolith von Moldautein in Böhmen, bei dem jedoch noch nicht entschieden ist, ob er O. und vulkanischen Ursprungs ist oder sein Dasein einer sehr alten Glasfabrikation verdankt. Fadenförmige Obsidiangebilde, ein sehr lockeres Gewirr zarter, haar- und borstenförmiger Glasfäden (Königin Pélés Haar genannt), der künstlichen Schlackenwolle vergleichbar, finden sich am schönsten am Vulkan Kilauea auf Hawaii, doch sind diese viel kieselsäureärmer und von basaltischer Mischung. In Mexiko kommen O. mit prächtig grüngoldigem Schiller vor, der zum Teil durch die Gegenwart mikroskopischer Blasen bedingt wird. Der O. läßt sich zwar schleifen und nimmt eine gute Politur an, zerbricht aber wegen seiner großen Sprödigkeit leicht bei der Bearbeitung. Von den Völkern, die den Gebrauch des Eisens noch nicht kannten, wie den Azteken, wurde er zu schneidenden Geräten, Lanzen- und Pfeilspitzen, Messern u. s. w. verwendet. Die amerikanischen O. mit gelblichem, rötlichem oder silberweißem Schimmer sind als Obsidienne chatoyante im Handel.
Obsignation (lat.), das gerichtliche Versiegeln eines Nachlasses. Über die Fälle, in denen O. nach dem geltenden Rechte eintritt, s. Erbschaftserwerb.
Obskăja guba, Obischer Meerbusen, s. Ob.
Obskūr (lat.), dunkel, unbekannt.
Obskuránt (lat.), Dunkelmann, Finsterling; Obskurantismus, obskurantes Wesen und Streben, der Gegensatz der Aufklärung.
Obsolēt (lat.), veraltet, außer Gebrauch.
Obst, die Früchte von in der gemäßigten und kalten Zone gedeihenden Bäumen, Sträuchern, Halbsträuchern und einer Staude, der Erdbeere, die mit Ausnahme der Quitte und amerik. Moosbeere in rohem Zustande (wie besonders das Franzobst) genossen werden, außerdem aber auch gekocht, gedörrt (Backobst), gepreßt und eingemacht vielseitige Verwendung als Genuß- und Nahrungsmittel finden (s. Obstverwertung). Die eßbaren Früchte der nur in der tropischen und subtropischen Zone gedeihenden Holzgewächse werden gewöhnlich nicht O. genannt, sondern als Südfrüchte (s. d.) zusammengefaßt. Die meisten unserer Obstsorten sind das Produkt einer tausendjährigen Kultur, aus wildwachsenden Arten mit für den Menschen ungenießbaren oder kleinen, wenig wohlschmeckenden Früchten gezüchtet, zum Teil auch durch Zufall entstanden. Die auf diese Weise erzielten Sorten lassen sich nur durch Veredelung oder Ableger weiter verbreiten (s. Obstbaumzucht). Man unterscheidet Kern-, Stein-, Beeren- und Schalenobst (s. diese Artikel). Hinsichtlich der Reife unterscheidet man Sommer-, Herbst ^[richtig: Herbst-] und Winterobst. Das Sommerobst reift früh, läßt sich nicht lange aufbewahren, sondern muß bald nach der Reife verbraucht werden. Hierzu gehören alle Beerenobst-, sowie die bis Ende September am Baume reifenden Kern- und Steinobstsorten. Das Herbstobst zeitigt von Anfang Oktober bis Mitte November und bedarf zur Erlangung seiner völligen Reife zum Verspeisen eines kurzen Lagerns nach dem Pflücken. Das Winterobst reift erst nach längerm Lager von Mitte November bis zu Anfang des Frühjahrs; einige Sorten halten sich auch bis zum nächsten Sommer, besonders wenn sie in einem kühlen, trocknen Raum bei niedriger Temperatur aufbewahrt und gegen Fäulnis geschützt werden. Die Reife des O. erkennt man an dem Eintritt der intensiven Färbung, der Zuckerbildung, dem Aroma und dem Weichwerden des Fruchtfleisches. Nach Eintritt der völligen Reife fallen die Früchte von den Bäumen ab. Viele Obstsorten müssen jedoch früher gepflückt (Baumreife) und in einen Lagerraum gebracht werden, um ihre guten Eigenschaften im Reifezustande (Lagerreife) zu erlangen. Ein im allgemeinen zutreffendes und leicht erkennbares Zeichen für die Baumreife ist das Braun- oder Schwarzwerden der Kerne des Kernobstes. Das Winterobst läßt man, solange noch keine starken Nachtfröste zu befürchten sind, an den Bäumen hängen. Die Lehre von den Obstsorten heißt Pomologie.
Das O. enthält in unreifem Zustande Stärkemehl, das sich mit der zunehmenden Reife nach und nach in Fruchtzucker (s. d.) umbildet, wodurch die sich anfänglich durch den Geschmack sehr bemerkbar machenden organischen Säuren, meistens Apfelsäure oder Weinsäure, gemildert oder gänzlich verdeckt werden. Stickstoffhaltige Nährstoffe (Eiweißkörper) sind in