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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Obessi - Obst
Odssssi (lat.), s. Besessene.
Obsidian, früher auch Glas achat genannt, ein
echtes natürliches, vulkanisches Glas, eine glasige
Modifikation der Laven. O. ist entstanden durch die
besonders rasche Abkühlung der geschmolzenen Mas-
sen und findet sich deshalb namentlich an der Ober-
fläche der Lavaströme. Er ist ein stark glasglän-
zendes Gestein mit vollkommen muscheligem Bruch,
der schneidend scharfe, meist an den Kanten dnrch-
scheinende bis halbdurchsichtige Bruchstücke hervor-
bringt; seine Farbe ist meist sammetschwarz, anch
wohl dunkelbraun, seltener grau oder grünlich; seine
Härte liegt zwischen der von Feldspat und Qnarz.
An und für sich sind vulkanische Gesteine von sehr
verschiedener chem. Zusammensetzung im stände, O.
zu bilden; dennoch weist für die meisten Vorkomm-
nisse der geolog. Verband sowie die chem. Znsam-
mensetzung (62-77 Proz. Kieselsäure, 10-18 Proz.
Thonerde, 6-12 Proz. Alkalien, wenig Kalk, Ma-
gnesia und Eisen) darauf hin, daß hier die Glasform
der Rhyolithe und Trachyte vorliegt, und so scheint
es, daß besonders sehr kieselsäurereiche Laven die
Neigung besitzen, zu O. zu erstarren. Kleine weiße
in dem Glas hervortretende Sanidinkrystalle machen
den O. porphyrartig (Obsidianporphyr); auch
pflegt das Glas zahlreiche mikroskopische, nadelför-
mige und andere mikrolithische Ansscheidungspro-
dukte, Produkte der Entglasung (s. d.), zu enthalten
(s. Tafel: Dünnschliffe in mikroskopischer
Vergrößerung, Fig. 2, sowie die Textabbildung 1
beim Artikel Entglasung). Übergänge weist er auf
in Bimsstein, der nur ein stark schaumig aufgeblähter
O. ist, in Perlit und in steinartigen Laven; sein spec.
Gewicht ist 2,4 bis 2,5. Man findet ihn an thätigen oder
an erloschenen Vulkanen und in deren Nähe in Form
von Lavaströmen oder einzelnen Auswürflingen
(Klumpen oder kleinern Körnern), besonders schön
auf den Liparischen Inseln, auf Santorin, Milo,
Teneriffa, Island, in Mexiko, Transkankasien u. s. w.
Die Obsidianstücke bedecken sich mitunter bei der Ver-
witterung auf der Oberfläche mit einer silberglänzen-
den Schicht, deren Entstehung auf einem Vorgang
beruht, der dem Vlindwerden des Fensterglases ganz
analog ist. Kleine runde, durchsichtige Körner des
O., die an der Marekanka bei Ochotsk vorkommen,
sind Marekanit genannt worden. Eine grüne und
vollkommen durchsichtige, daher dem Chrysolith, Tur-
malin, Vesuvian und mitunter dem Smaragd ähn-
liche Glasmasse ist der Moldawit oderPseudo-
chrysolith von Moldautein in Böhmen, bei dem
jedoch noch nicht entschieden ist, ob er O. und
vulkanischen Ursprungs ist oder sein Dasein einer
sehr alten Glasfabrikation verdankt. Fadenförmige
Obsidiangebilde, ein sehr lockeres Gewirr zarter,
haar- und borstenförmiger Glasfäden (Königin
Peles Haar genannt), der künstlichen Schlaaen-
wolle vergleichbar, finden sich am schönsten am Vul-
kan Kilauea auf Hawaii, doch sind diese viel kiesel-
säureärmer und von basaltischer Mischung. In
Mexiko kommen O. mit prächtig grüngoldigem
Schiller vor, der zum Teil durch die Gegenwart
mikroskopischer Blasen bedingt wird. Der O. läßt
sich zwar schleifen und nimmt eine gute Politur an,
zerbricht aber wegen feiner großen Sprödigkeit leicht
bei der Bearbeitung. Von den Völkern, die den
Gebrauch des Eisens noch nicht kannten, wie den
Azteken, wurde cr zu schneidenden Geräten, Lanzen-
und Pfeilspitzen, Messern u. s. w. verwendet. Die
amerikanischen O. mit gelblichem, rötlichem oder
silberweißem Schimmer sind als 0däiäi6lin6 clia-
tonnte im Handel.
Obsignation (lat.), das gerichtliche Versiegeln
eines Nachlasses, über die Fälle, in denen O. nach ,
dem geltenden Rechte eintritt, s. Erbschaftserwerb.
Obskaja guba, Obischer Meerbusen, s.Ob.
Obskur (lat.), dunkel, unbekannt.
Obskurant (lat.), Dunkelmann, Finsterling;
Obskurantismns, obskurantes Wesen und
Streben, der Gegensatz der Aufklärung.
Obsolet (lat.), veraltet, außer Gebrauch.
Obst, die Früchte von in der gemäßigten und
kalten Zone gedeihenden Bäumen, Sträuchern,
Halbsträuchern und einer Staude, der Erdbeere, die
mit Ausnahme der Quitte und amerik. Moosbeere
in rohem Zustande (wie besonders das Franzobst) ge-
nossen werden, außerdem aber auch gekocht, gedörrt
(Backobst), gepreßt und eingemacht vielseitige Ver-
wendung als Gennß- und Nahrungsmittel finden
(s. Obstvcrwertung). Die eßbaren Früchte der nur in
der tropischen und subtropischen Zone gedeihenden
Holzgewächse werden gewöhnlich nicht O. genannt,
sondern als Südfrüchte (s. d.) zusammengefaßt.
Die meisten unserer Obstsorten sind das Produkt
einer tausendjährigen Kultur, aus wildwachsen-
den Arten mit für den Menschen ungenießbaren
oder kleinen, wenig wohlschmeckenden Früchten
gezüchtet, zum Teil auch durch Zufall entstanden.
Die auf diese Weise erzielten Sorten lassen sich
nur durch Veredelung oder Ableger weiter ver-
breiten (s. Obstbaumzucht). Man unterscheidet
Kern-, Stein-, Beeren- und Schalenobst (s. diese
Artikel). Hinsichtlich der Reife unterscheidet man
Sommer-, Herbst und Winterobst. Das Sommer-
obst reift früh, läßt sich nicht lange aufbewahren,
sondern muß bald nach der Reife verbraucht
werden. Hierzu gehören alle Beerenobst-, sowie
die bis Ende September am Vanme reifenden
Kern- und Steinobstsorten. Das Herb st ob st zei-
tigt von Anfang Oktober bis Mitte November
und bedarf zur Erlangung seiner völligen Reife
zum Verspeisen eines kurzen Lagerns nach dem
Pflücken. Das Winterobst reift erst nach längerm
Lager von Mitte November bis zu Anfang des
Frühjahrs; einige Sorten halten sich auch bis zum
nächsten Sommer, besonders wenn sie in einem
kühlen, trocknen Raum bei niedriger Temperatur
! aufbewabrt und gegen Fäulnis geschützt werden.
Die Reife des O. erkennt man an dem Eintritt
der intensiven Färbung, der Zuckerbildung, dem
Aroma und dem Weichwerden des Fruchtfleisches.
Nach Eintritt der völligen Reife fallen die Früchte
von den Bäumen ab. Viele Obstsorten müssen jedoch
früher gepflückt (Baumreife) und in einen Lager-
raum gebracht werden, um ihre guten Eigenschaften
im Reifezustande (Lagerreife) zu erlangen. Ein
im allgemeinen zutreffendes und leicht erkennbares
Zeichen für die Baumreife ist das Braun- oder
Echwarzwerden derKerne desKernobstes. Das Win-
terobst läßt man, solange noch keine starken Nacht-
fröste zu befürchten sind, an den Bäumen hängen.
Die Lehre von den Obstsorten heißt Pomologie.
Das O. enthält in unreifem Zustande Stärkemehl,
das sich mit der zunehmenden Reife nach und nach
in Fruchtzucker (s. d.) umbildet, wodurch die sich an-
fänglich durch den Geschmack sehr bemerkbar machen-
^ den organischen Säuren, meistens Apfelsäure oder
! Weinsäure, gemildert oder gänzlich verdeckt werden.
' Stickstoffhaltige Nährstoffe (Eiweißkörper) sind m