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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Occupationsgebiet - Oceanien
lich: a. der einseitige, d. h. gewaltsame Erwerb der
Staatsgewalt (Gelnetshoheit) über ein völkerrecht-
lich herrenloses Land, regelmäßig Folge kriegerischen
Zwanges, indem der gegnerische Staat teilweise oder
ganz vernichtet (erobert) und das so staatenlos
(herrenlos) gewordene Land annektiert und inkor-
poriert wird. Die O. muß effektiv, d. h. nicht bloß
symbolisch (Aufstecken von Hoheitszeichen) sein. (S.
auch Iagdrecht, Fischereirecht.) Die O. gilt erst als
vollzogen, wenn den Umständen gemäß Veranstal-
tungen zur wirklichen Ausübung der Staatsgewalt,
insbesondere auch zur Erfüllung ihrer Pflichten, ge-
troffen sind. Hiernach bestimmt sich auch der Um-
sang des Gebietserwerbs durch O., welcher nicht
weiter reicht als jene Veranstaltungen. Die Kongo-
akte vom 26. Febr. 1885 hat in Kap. VI diese Grund-
sätze bestätigt und außerdem in Art. 34 sür die Küsten
des afrik. Festlandes bestimmt, daß jede neue O. den
Signatarmächten anzuzeigen ist, damit diese in die
Lage kommen, ihre etwaigen Reklamationen geltend
zu machen, d. Die gewaltsame Suspendiernng frem-
der Staatsgewalt durch Besetzung des Gebietes.
Hier wird die fremde Staatsgewalt nicht vernichtet,
aber in ihrer Ausübung mehr oder weniger ge-
hemmt. Der occupierende Staat erlangt hier für
die Dauer der O. in dem occupiertcn Gebiet die Be-
fugnis der Ausübung der fremden Staatsgewalt
mit der Verpflichtung, aus den Einkünften und
Steuern desselben nach Möglichkeit eine geordnete
Landesverwaltung unter Verwendung der dazu fich
bereit findenden Landesbeamten zu führen. (S. auch
Beute und Prife.) Diefe O. erfolgt entweder im Krieg
oder im Frieden. Zweck einer O. imFricden ist die
Geltendmachung gewisser Rechtsanfprüche, z. V. bei
Erbfolgefragen, oder die Wahrung p olit. und militär.
Einflusses (Franzosen in Nom von 1849 bis 1870,
Preußen in Kurhessen 1850), oder nach einem Frie-
densschluß die Erfüllung der vom Gegner über-
nommenen Verpflichtungen sicher zu stellen (deutsche
O. eines Teils von Frankreich nach dem Kriege von
1870/71). Die sogenannte O. Bosniens durch Öster-
reich im I.1878 führte diese Benennung eigentlich mit
Unrecht infolge einer polit. Fiktion; in Wahrheit han-
delte es sich um eine regelrechte Eroberung des Landes.
Occupationsgebiet, das feit dem Berliner
Kongreß 1878 von Österreich-Ungarn besetzte Ge-
biet. Näheres s. Bosnien, Herzegowina und Lim.
Occupationskorps, ein mit der Occupation
(s. d.) eines Landes beauftragtes Truppenkorps.
Occurrönz, in der Kirchensprache, s. Konkurrenz.
Ocean (lat. oesanuZ, grch. okeHnöä), ursprüng-
lich die Bezeichnung für das Weltmeer, wie es
die Alten kannten; später, im Zeitalter der großen
Entdeckungen, wurde dann bei der Bearbeitung der
Reiseberichte auch die Klassifizierung vorgenommen,
aegen die fich allerdings schon damals Stimmen er-
hoben; fo war namentlich der berühmte Geograph
Bernhard Varcnius dagegen, Einteilungen vorzu-
nehmen, die in der Natur felbst nicht vorhanden sind.
Wie willkürlich übrigens auch die spätern Einteilun-
gen vorgenommen wurden, erhellt daraus, daß
Fleurieu nur zwei O., den Atlantischen und den
Großen O., letztern zwischen Westküste Amerikas und
Ostküste der Alten Welt gedacht, annahm. Neuer-
dings gliedert man das Weltmeer in drei O., den
Atlantischen, Stillen und Indischen O., als
selbständige Meeresräume, von denen als unselb-
ständige Nebenmeere die Polarmcere, die Mittel-
meere und Randmeere (s. Meer) abhängig sind.
Oceana, der 224. Planetoid.
OceanienoderInselndes StillenOceans,
die sämtlichen im Stillen Meere von den Grenzen
Asiens und dem Indischen Ocean bis zu den Küsten
Amerikas zerstreuten Inseln von 1202 900 hkin
Fläche. (Hierzu eine Karte: Oceanien.)
Einteilung. Ihrer Natur nach zerfallen die In-
seln in hohe und niedrige; jene sind fast durchgängig
vulkanischen Ursprungs und gebirgig, bilden die
größten und bedeutendsten in allen Gruppen und
sind mit fruchtbarem Boden ausgestattet, wogegen
die niedrigen Inseln meist nur ringförmige Felsen
von Korallenkalk sind (Laguneninseln, Atolle), die
ein Wasserbecken einschließen. Nach der verschiede-
nen Körperbildung, den Einrichtungen und Sitten
sowie den Sprachen der Eingeborenen unterscheidet
man drei Abteilungen. Melanesien (bei den Eng-
ländern Westpolynesien) umfaßt die Inseln, die sich
von W. nach O. und später nach SO. kranzförmig
um den auftrat. Kontinent ziehen. Dazu gehören
Neuguinea mit den anstoßenden Gruppen, der
Louisiadc-Archipel, der Bismarck-Archipel, die Sa-
lomoninseln, die Sta. Cruz-Inseln, die Neuen He-
briden, Tukopia, die Vanks-Inseln, die Loyalty-
Inseln, Neucaledonien und die Fidschi-Inseln. Zu
Polynesien gehören: 'Neuseeland, die Tonga-,
Eamoa-, Hervey-Inseln, die Gesellschaftsinseln mit
den Austral- oder Tubuai-Inseln, die Tuamotu-, die
Marquefas- und die Sandwichinfcln. Mikronefien
endlich nennt man die Inselgruppen, die, im nord-
westl. Teil des Stillen Oceans gelegen, im N. und
W. bis in die Nähe der Küsten Japans und der
Philippinen reichen. Zu diesen Inseln gehören der
Magalhäesarchipel, die Ladronen (Marianen), die
Karolinen, Marshall- und Gilbert-Inseln.
Pflanzen- und Tierwelt. Die Flora bildet von den
Molukken an, besonders aber östlich von Neuguinea
bis zu den Marquesas, eine lockere pflanzengeoar.
Einheit, der sich auch das nördl. Neuseeland locker
anschließt. Viele der größeren westl. Inseln, beson-
ders Neucaledonien und die Fidschi-Inseln, sind
außerordentlich reich an eigentümlichen Arten. Sago-
palmen finden sich noch im Westen; die Kokosnuß-
palme, deren Früchte die Kopra als Ersatz für
Mandelkonfekt liefern, ist allgemein verbreitet und
vielfach von bedeutender Wichtigkeit, zumal auf den
Atolls der kleinern öftl. Gruppen. Sonst sind der
Brotfruchtbaum (^rtocai'Mg inciga. ^/.) und die
Knollen der Yamswurzel (DioLeoi-L". 8a.tiv3. D.) und
der Taro (Oioc^ia) die bedeutendsten Nutz- und Kul-
turpflanzen. Nach Osten zu nimmt der Artenreich-
tum, ohne an Vegetationsfülle einzubüßen, immer
mehr ab, fo daß Tahiti nur noch 500, die Tuamotu
nur gegen 50, Waihu (Osterinfel) gar nur einige
20 verschiedene Pflanzen zu haben fcheinen. Ebenso
auffällig ist es, daß die Vegetation nicht nur auf
allen diesen Inseln vorwiegend mdisch ist, sondern
daß sie denselben Charakter auch bis zu den östlich-
sten Inseln, die doch Amerika am nächsten liegen,
bewahrt, so daß sich selbst dort keine amerik. Pflanzen-
formen finden. - Dasfelbe Gefetz gilt im ganzen auch
für die Verbreitung der Tiere; nur ist der Mangel
an Landsäugetieren, abgesehen von Fledermäusen,
die bis zu den Fidschi- und Sandwichinseln gehen,
ganz allgemein, soweit sie nicht in späterer Zeit durch
Einführung von Haustieren gehoben worden ist.
Zwar Neuguinea besitzt außerdem größere Vier-
füßler, nämlich ein Schwein, eine Anzahl Beuteltiere
und ein paar Natten. Zahlreicher sind die Vögel. Das