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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oleaceen - Oleander
oberseits matt dunkelgrünen und unterseits sein-
schuppigen, weißlichgrauen Blätter giebt er den
Landschaften ein eigentümliches Ansehen. Er trägt
kleine weiße Blüten (Fig. 3d) in kurzen dickten
Trauben (Fig. 3 a), und seine Früchte (Fig. 3 c) sind
die Oliven, die das Baumöl oder Olivenöl (s. o.)
liefern. Die Kultur des Olbaums erfordert ein
gleichmäßiges, weder durch große Hitze noch große
Aalte leidendes Klima, wie es in der Nähe der Küste
bis zu einer gewissen Höhe gewöhnlich zu finden ist.
Der Baum verlangt einen trocknen, vor Wind ge-
schützten, kiesigen oder sandigen Kalkboden. Die
Vennehrung geschieht durch Wildlinge, wo solche in
der Nähe wachsen, durch sog. Uovoli, eierförmige
Auswüchse der Wurzeln (so besonders in Italien),
Stecklinge (die bequemste, aber unzuverlässigste Me-
thode) oder am besten durch Samen, wobei aber die
Pflänzlinge im zweiten Jahre durch Pfropfen oder
Okulieren veredelt werden müssen. Die Bäume
müssen vom zweiten Jahre ab reichlich mit stickstoff-
haltigem Dünger (Mist, Gründung, Kompost) ver-
sehen werden. Am vorteilhaftesten ist die Niedcr-
stammzucht; durch regelmäßiges Abkneifen der
Zweigspitzen und Auslichtung der erschöpften Trag-
zweige muß das Austreiben junger Fruchttriebe ver-
anlaßt werden. Die Tragbarkeit beginnt mit dem
7.Jahre, wird mit dem 10.Jahre rentabel und erhält
sich vom 40. bis 100. Jahr auf ihrer Höhe. Die
durchschnittliche Ernte eines vollkräftigen Baums
schwankt zwischen 70 und 75 kF Früchten, deren 5l-
gehalt zuweilen 30, zuweilen aber auch bis zu50Proz.
beträgt. Die Ernte geschieht kurz vor der Reife. Die
einzige Krankheit des Olbaums ist das Auftreten
von Faulstellen, die auszuschueiden und mit Vaum-
wachs zu verkleben sind. Unter den zahlreichen Fein-
den sind die gefährlichsten eine Fliege (Vacu8 olea"
1^.), deren Larven von dem Fruchtfleisch leben, eine
Motte (^inea oleas), deren Larve das Abfallen
der Früchte und andere Krankheiten verurfacht, und
eine Blattlaus (?8Ma 0I63.6 ^.), die die Früchte
umspinnt. Das Halten von Geflügel und das jähr-
liche Bürsten der Aste und Zweige mit einer lauen
Pottaschenlauge sind die besten Gegenmittel. Das
aus ältern Stämmen schwitzende, vanillenartig
riechende Harz, das dem Storax sehr ähnlich ist
und Olivil (s. d.) enthält, wird in Italien zum
Räuchern verwendet. Da das Holz eine schöne
Politur annimmt und auf grünlichgelbem Grunde
schwarze wolkige Flecken und Adern hat, so wird es
hauptsächlich zur Verfertigung feiner Tischler- und
Drechslerarbeiten verwendet.
In Carolina werden die Früchte des amerika-
nischen Olbaums (0. ainei'iclma, Mc/in.) als
Speise verwendet; die Blüten sind wohlriechend und
das sehr harte Holz führt den Namen Osvilnoo^l.
Die äußerst wohlriechenden Blüten des in China,
Japan und Cochinchina einheimischen wohlrie-
chenden Olbaums (0.ti'HFrHQZ IV^nb"?.) werden
dem chines.Thee oft eingemengt, um diesem einen an-
genebmen Geruch zu erteilen. Das Holz von O.uuäu-
latg. t/aeH. und 0. cap6N8i3 _^. kommt als s ch w arz e s
Eisenholz in den Handel. Alle Arten der Gattung
0. gedeihen in Mitteleuropa nur im Gewächshaus?.
Oleaceen (0i63.c6k6), Pflanzenfamilie aus der
Ordnung der Contorten (s. d.) mit gegen 300 Arten
in den Tropen und den gemäßigten Zonen. Es sind
bäum- oder strauchartige Gewächse mit gegenständi-
gen, meist ungeteilten Blättern und Blüten, die einen
vierzipfeligen Kelch, eine vierlappige oder auch vier-
blätten'ge Vlumenkrone, zwei Staubgefäße und einen
zweifächerigen Fruchtknoten mit einem Griffel be-
sitzen. Die Frucht ist eine Kapsel, Beere oder Stein-
frucht. Zu den O. gehören die Fliederarten (s. 3>-
i-inFH), der echte Jasmin (s. 0.), der Ölbaum (s. Olea),
die Esche (s. d.) u. a.
Olean, Stadt im County Cattaraugus im süd-
westl. Teile des nordamerik. Staates Neuyork, un-
weit der Grenze von Pennsylvanien, am Alleghanv,
Knotenpunkt mehrerer Bahnen, in der Ölregion, mit
(1890) 7358 E., bedeutenden Pctroleumlagern, Ger-
berei, chem. Fabrik und natürlichem Gas.
Oleander, Rosenlorbeer oderLorbeerrose
(Zerium), zu den Apocynaceen (s. d.) gehörige
Pflanzengattung, hat fünfteiligen Kelch, trichterför-
mige, in der Knospenlage gedrehte Vlumenkrone
mit fünf schiefen Saumklappen, im Grunde mit
einem zerschlitzten Krönchen (Nettarkranz), pfcilför-
mige, zusammenhängende Staubbeutel, eine abge-
stutzte Narbe, zwei aufrechte Valgkapseln und mit
einem Haarschopfe gekrönte Samen (s. Tafel:
C 0 nt 0 rten, Fig. 2). Die hierher gehörigen we-
nigen Arten sind Sträucher der wärmern Klimate
der Alten Welt, wo sie an feuchten Stellen wach-
fen, in engen Thalgründen, an fließenden Wässern
u. s. w. Der gemeine O. (Xeiium oleauäsi' ^.)
ist im südl. Europa zu Hause und wird dort zu
einem 7 - 8 ni hohen baumartigen Strauche mit
armstarken Stämmen. In Deutschland, wo er in
Kübeln unterhalten werden muß, sieht man ihn
nicht viel über 2 in hoch, in Kronen- oder Vusch-
form. Er hat lange lanzettförmige, gegenständige
oder zu dreien wirtelig stehende, immergrüne Blät-
ter. Die von Juni bis September erscheinenden
Blüten sind bei der wildwachsenden Pflanze karmin-
rosenrot, aber mnn hat aus Samen zahlreiche Spiel-
arten mit einfachen oder gefüllten, verschieden nuan-
cierten roten und weißen Blumen erzogen. Alle
Teile des Strauchs enthalten einen bittern, weißen
Milchsaft und besitzen giftige Eigenschaften. Von
diefer Art ist botanisch kaum verschieden der aus
Indien stammende' wohlriechende O. (Nei-ium
oäorum ^4it.). Er hat längere und schmalere Blätter
von frifcherm Grün, ebenfalls zu dreien um den
Zweig herum, unten ausgebreitet, oben aufrecht
stehende Blätter und sehr angenehm duftende grö-
ßere weiße, rosenrote oder fleischfarbige Blumen,
deren Röhre mit 15 purpurnen Linien bezeichnet
und deren Nektarkranz lang und fein eingeschnitten
ist. Die gelb blühenden Varietäten sind empfind-
licher und auch weniger verbreitet.
Beide Arten unterhält man in Kübeln oder gro-
ßen Töpfen mit einer Erdmischung aus 2 Teilen
Rasenerde, je 1 Teil Laub- und Misterde und V2
Teil Sand. In der wärmsten Zeit erfordern sie ein
täglich zweimaliges reichliches Begießen. Sie wer-
den in hellem, trocknem Keller oder an frostfreiem,
nicht zu feuchtem Orte überwintert. Im Sommer
stellt man die Pflanzen an einer gegen den Wind
geschützten, recht sonnigen Stelle auf. Die am
Wurzelhalse oder aus den Wurzeln entstehenden
Schosse müssen alljährlich abgeschnitten werden, da-
gegen schont man auf das "sorgfältigste die alten
Blütenstände, soweit sie nicht abgestorben sind, da
sie mehrere Jahre nacheinander blühen. Die O.
werden leicht von Schildläusen befallen und zwar
besonders dann, wenn die Pflanzen in den Über-
winterungsräumen nicht luftig genug oder zu warm
stehen. Abwäschen der Blätter und Zweige mit