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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Orb - Orchardson
Orb, Nebenfluß der Kinzig im Spessart.
Orb, Stadt im Kreis Gelnhausen des preuß.
Reg.-Bez. Cassel, links an der O., Sitz eines Amts-
gerichts (LandgerichtHanau) und Steueramtes, hatte
1890: 3311, 1895: 3440 E., darunter 97 Evan-
gelische und 76 Israeliten, Post, Telegraph, Solbad,
Kinderheil- und Kaltwasserheilanstalt, städtische Sa-
line mit Gradieranlagen, zwei Solsprudel, einen
Säuerling: Cigarrenfabrikation, Ackerbau, Vieh-
zucht und Obstbau. O., im Mittelalter Orbaha, ge-
hörte ehemals zu Kurmainz, von 1814 bis 1866
Orbach, s. Orbe. ^zu Bayern.
Orbe. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, hat
209,5 ykm und (1888) 13803 E., darunter 580 Katho-
liken, in 26 Gemeinden. - 2) O., deutsch Orbach,
lat. Urw, Hauptstadt des Bezirks O., am linken
Ufer der O., über die hier zwei Brücken führen,
an der Linie Pverdon-Lausanne der Iura-Simplon-
Bahn (Station Chavornay-O.), hat (1888) 1929 E.,
darunter 85 Katholiken, Post, Telegraph, zwei Türme,
Neste eines alten Schlosses, got. Pfarrkirche mit dem
Denkmal des hier geborenen Reformators Viret,
unteres Gymnasium; Gerbereien, Mühle und Wein-
bau. - Schon im Itinerar des Antonin erwähnt,
warO. im Mittelalter durch feineLage an der Straße
von Frankreich nach Italien wichtig. 855 wurde
hier die Teilung des Lotharingischen Reichs unter
die Söhne Lothars I. abgeschlossen; später war O.
Hauptstadt von Kleinburgund. Unter savoyischer
Herrschaft stehend, wurde O. 1475 von den Eid-
gcno^en erobert und war von 1484 bis 1798 eine
gemeine Herrschaft von Bern und Freiburg.
Orber Reisig, der aus Buntsand'stein be-
stehende, dicht bewaldete, nordöstlichste Teil des
Spessarts, südöstlich von der Stadt Orb, erreicht im
Horst 544 m Höhe.
Orbetello, Stadt in der ital. Provinz und im
Kreis Grosseto, auf der Spitze einer Landzunge in
der fischreichen Salzwasserlagune von O., die durch
zwei Landengen (il Tombolo und la Feniglia) und
den bewaldeten Monte-Argentario (s. d.) vom Tyr-
rhenischen Meer getrennt ist. O. liegt an der Linie
Florenz-Livorno-Nom des Mittelmeernetzes, ist Bi-
schofssitz , hat (1881) 5230, als Gemeinde 7056 E.,
eine 1376 von Niccolö Orsini erbaute Kollegiatkirche
(Assunta), Gymnasium, Damm (zugleich Wasserlei-
tung) mit drei Brücken nach dem Monte-Argentario.
Orbey (spr. -bäh), Dorf, s. Urbeis.
Orbigny (spr.-binnjih), Alcide Dessalines d',
Paläontolog, geb. 6. Sept.1802 zu Coueron (Depart.
Loire-Infeneure), bereiste 1826-34 fast ganz Süd-
amerika, erhielt 1853 den neu gegründeten Lehrstuhl
für Paläontologie am 5aräin ä68 ?wnt68 in Paris
und starb 30. Juni 1857 in Pierrefitte bei Et. De-
ms. Snne Hauptwerke sind: "V0MF6 äans I'^.m6-
rihutt mei-iäionals" (7 Bde., Par. 1835 - 49),
"?Äi60nt0l0^i6 lran^5li86" (6 Bde., ebd. 1840 -
60), "(^0UI'8 6i6lU6Nwil6 äß PI,l60Nt0i0Fi6 6t äß
ss60l0Si6 8tratiFi-ap1ii^u68" (3 Bde., ebd. 1851 -
52), "I'l'däl-OINO ä6 PNl60Nt0l0Fi6 8tratiFI-aZ)INl1U6
univ6l86ii6" (3 Bde., ebd. 1850-52).
Orbikular (lat.), kreis-, scheibenförmig.
Orbis oder 0. t6ii-Äiliin (lat.), Erdkreis.
0rdis piotu" (lat., "die gemalte Welt"), Titel
eines Schulbuches, das Amos Comenius 1657 in
Nürnberg bei Michael Endter zuerst herausgab.
Der vollständige Titel des merkwürdigen, oft auf-
gelegten und umgearbeiteten Buches lautet: "Ordis
86U8u^inm ^)ietu8) Iwc 08t 0MNIUM fun6nm6nt3,>
lium in mundo 1'61'UM 6t in vita actionum pictui^
6t N0iu6nclawi'a". Der Zweck des Werkes war, das
Lateinlernen dadurch zu erleichtern, das; es die Worte
für alle möglichen Gegenstände, Personen, Begriffe
und Thätigkeiten, jedes einzeln mit einem Bilde aus-
stattete, so Begriff und Anschauung verband und
damit zugleich den ersten Anstoß zur Einführung der
Realien in die Schule gab. Eine Erneuerung des
"Oi-dis picw8" im Sinne des 18. Jahrh, war Base-
dows "Elementarwerk" (3 Bde., Lpz. 1774; neue
Aufl. 1785). Überhaupt hat das Werk des Comenius,
welches über ein Jahrhundert ein Lieblingsbuch der
deutschen Jugend war, viele Verwandlungen er-
fahren und ist auch die Brücke geworden Zu einer
Menge anderer Anschauungs- und Bilderbücher.
Unter den Werken, die in neuester Zeit die Idee des
Comenius ausgeführt haben, ragt hervor: Lauck-
hard, "Die Welt in Bildern. 0rdi8 picws. Bilder-
buch zur Anschauung und Belehrung" (5. Aufl.,
3Bde.,mit600Abbildungen,Lpz.1883). -Vgl.Mo-
natsheste der Comeniusgesellschaft (Lpz. 1892 fg.).
Orbits, (lat.), Gleis, Bahn; Augenhöhle.
Ordlts1a.ria.e, Unterordnung der Spinnen,
vroa., s. Delphine. Is. Radweber.
Orcagna (spr. -kannja), Andrea, eigentlich An-
drea di Cione oder Arcagnolo, florentin.
Maler, Bildhauer und Architekt, geb. um 1329 in
Florenz, starb wahrscheinlich gegen Ende 1368.
Seine bedeutendsten Malerwerke sind in Florenz
die Fresken der Kapelle Strozzi in Sta. Maria No-
vella (Paradies und Hölle), Arbeiten, an denen sein
Bruder Bernardo teilhatte und in welchen eine
Freiheit der Bewegung und Großartigkeit der Auf-
fassung an den Tag tritt, die innerhalb der Giotto-
schen Richtung einen bedeutenden Fortschritt be-
zeichnen. Der Triumph des Todes und das Jüngste
Gericht im^ampo 8anto sind ihm mit Unrecht zuge-
schrieben worden. Als Architekt war O. in Florenz
an dem großen Hallenbau von Or San Michele,
in Orvieto an dem Dom thätig. Die berühmte
Loggia dei Lanzi in Florenz, welche gewöhnlich als
sein Hauptwerk genannt wird, ist möglicherweise
nach seinem Entwürfe entstanden, jedenfalls jedoch
später. Als Bildhauer schuf er (1359) das prächtige
Tabernakel in Or San Michele zu Florenz.
Orcem, s. Orcin.
Orchan (Urchan), türk. Sultan (1326 - 59),
geb. 1279, folgte seinem Vater Osman, dem ersten
unabhängigen Beherrscher des nach ihm benannten
Osmanenreichs, 1326 in der Regierung. Nachdem
er Vrussa eingenommen und von Ienischehr seine
Residenz dahin verlegt hatte, dehnte er das auf
Distrikte im nordwestl. Phrygien beschränkte Gebiet
seines Vaters über ganz Mysien und Vithynien
aus und faßte, indem sein Sohn Suleiman die Dar-
danellenstraße überschritt und Gallipoli eroberte,
auf europ. Boden festen Fuß. Im Innern gab er
dem Reiche die erste staatliche Organisation. Das
bis dahin nur aus Reiterscharen, Spahis, bestehende
Heer erweiterte er durch die Bilduna. des Infanterie-
korps der Ianitscharen (s. d.). O. starb 1359.
Orchardfon (spr. ohrdscheros'n), William Quiller,
engl. Maler, geb. 1835 in Edinburgh, wurde mit
15 Jahren Schüler der dortigen Akademie, ging
1863 nach London, wo er 1877 Mitglied der königl.
Akademie wurde. Von seinen durch Zeichnung und
Feinheit der Färbung ausgezeichneten Genrebildern
sind hervorzuheben: Blumen des Waldes <1864),
Die Herausforderung (1865), Talbot und die Gräfin