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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ortstein - Oruro
bestimmter Fragen auf O., so insbesondere die Ge-
werbeordnung in zahlreichen Fällen und generell in
§. 142 ("nach Anhörung beteiligter Gewerbtrei-
bender"); die gewerberechtlichen O. bedürfen der
Genehmigung der höhern Verwaltungsbehörde.
Doch ist eine solche specielle Vorschrift nicht not-
wendig; vielmehr haben die Gemeinden das Recht,
O. zu erlassen, im gesamten Umfange der ihnen
überwiesenen Verwaltungsthätigkeit, kraft ihrer
Eigenschaft als öffentlich-rechtliche Korporationen.
Ortftein, Eckstein, ein besonders starker Bau-
stein zur Verstärkung der Ecken größerer Gebäude,
der eine wirksame Quaderprosilierung erhält. - O.
beißt auch eine besonders zubehauene Schieferplatte
für Dachdeckung (s. d.).
Ortsunterkunft, Kantonierung,die Unter-
bringung von Truppen in bedeckten Räumen außer-
halb der Garnison. Sie geschieht für längern Aufent-
halt in Kantonnements (Kantonnementsquar-
tiere, Standquartiere), für kürzere Zeit in Marfch-
quartieren. Die O. hat den Zweck, Truppen mög-
lichst bequem zu vereinigen, sei es behufs größerer
Übungen oder um kampfbereit zu sein. Eine O.
ist entweder eng oder weitläufig, je nachdem viel
oder wenig Truppen auf eine Feuerstelle (Haushal-
tung) kommen. Dies richtet sich teils nach der Größe
und Wohlhabenheit einer Ortschaft, teils aber auch
nach der Entfernung vom Feinde. Bei weitläufiger O.
rechnet man auf jede Feuerstelle (Haushaltung) einen
Soldaten, bei engern deren 4-5, auf Bauernhöfen
und Gütern oft bis zu 50 und darüber. <S. Ein-
quartierung.) Wenn irgend möglich werden die
Quartiere durch vorausgesandte Quartiermacher mit
den Ortsbehörden vereinbart. Die Infanterie erhält
dabei die am leichtesten einem Angriff ausgefetzten
Teile der Ortschaft angewiefen; ihre Alarmplätze
(s. Alarm) können innerhalb der Ortschaft liegen.
Der Kavallerie und Artillerie wird die dem Feinde
abgewandte Seite zugewiesen; ihre Alarmplätze
liegen stets außerhalb des Ortes. Die Geschütze
stehen unter Bewachung auf dem Alarmplatz der
Artillerie. Bagage und sonstige Fahrzeuge parkieren
der Regel nach außerhalb des Ortes auf der dem
Feinde abgewandten Seite. Soll die Gefechts-
bereitschaft einer in einer Ortschaft untergebrachten
Truppe möglichst gesteigert werden, so bezieht die-
selbe Alarmquartiere (s. Alarm). Die Sicherung
einer O. nach außen hin gefchieht durch Außen-
wachen (s. d.); für den innern Sicherheitsdienst
sorgen Innenwachen (s. d.).
Örtszeit, die für einen bestimmten Ort geltende
Zeit oder, da alle Orte auf gleichem Meridian auch
gleiche Zeit haben, die für den Meridian eines Ortes
geltende Zeit. (S. auch Eisenbahnzeit.)
Ortuin Gratius, s. Gratius.
0r1w8 (lat.), Anfang, Ursprung, Geburt; Auf-
gang eines Gestirns.
Ortlvin (d. i. der mit der Lanze Vertraute),
Name mehrerer deutscher Helden. Im Nibelungen-
lied ist O. von Metz ein Schwestersohn Zagens von
Tronege und Truchfeß am burgund. Hofe; die tod-
bringende Fahrt ins Hunnenland macht er nicht
mit. - Ein anderer O. (O. von Ortland) ist der
Bruder Kudruns, Sohn König Hettels von Hege-
lingen; er hilft die Schwester aus ihrer Gefangen-
schaft in Ormanie (Normandie) befreien und führt
die Schwester ihres Entführers, die edle Ortrun,
heim. - Ein dritter O. (meist in der Koseform Ort)
ist ein Sohn Etzels und der Helche. Er und sein
Bruder Scharfe sind nach dem Gedicht von der
Rabenschlacht Dietrich von Bern anvertraut; auf
Dietrichs Zügen gegen Ermenrich werden sie in
Bern (Verona) unter Meister Ilsans Obhut zurück-
gelassen. Bei einem Spazierritt außerhalb der
Stadt verirren sich die jungen Helden auf die Heide
bei Raben (Ravenna) und werden von Wittich ums
Leben gebracht.
Ortygia (vom grch. orl^x, Wachtel), unter
anderm Name eines Haines beiEphesus, der als
Geburtsstätte der Artemis galt; darum wurde die
Göttin selbst oft ortygisch genannt.
vrt^x, s. Baumhühner.
Oertzen, Georg, Baron von, Dichter, geb.
2. Febr. 1829 auf dem Rittergut Brunn in Mecklen-
burg-Strelitz, studierte in Bonn, Göttingcn und
Berlin die Rechte, war 1852-57 preuß. Offizier,
seit 1855 Attachs des Vundestagsgesandten von
Bismarck. Seit 1857 war O. im preuß. Hofdienst
thätig, den er 1864 verlieh, und verweilte 1855-64
viel in Kopenhagen. Er widmete sich dann in Tü-
bingen und später in Heidelberg schriftstellerischen
Arbeiten, nahm an den Kriegen von 1866 und 1870
teil, trat 1879 in den Reichsdienst und war 1881
-88 kaiserl. Konsul in Marseille, dann kaiserl. deut-
scher Generalkonsul in Kristiania. Seit 1892 wohnt
er in Freiburg i. Br. als Kammerherr des Groß-
herzogs und kaiserl. Generalkonsul im einstweiligen
Ruhestand. Außer den " Erlebnissen und Studien
in der Gegenwart" (1875), die 1879 seine Berufung
in den Reichsdienst veranlaßten, veröffentlichte O.
auf lyrischem Gebiete: "Gedichte" (3. Aufl., Berl.
1861), "Liebeslieder aus jungen Tagen" (Heidelb.
1875), "Reime eines Verschollenen" (Lpz. 1877),
"Deutsche Träume, deutsche Siege" (ebd. 1877),
"Eigene Wege" (anonym, Bresl. 1879), "Kaiser
Wilhelm, Kaiser Friedrich" (Berl. 1888), "Sommer-
fahrt eines Iunggebliebenen" (ebd. 1888), "Lieder
im Wiederhall, deutsche und sranz. Originaldich-
tungen" (Hamb. 1890); auf epigrammatischem Ge-
biete: "Aus den Kämpfen des Lebens" (Heidelb.
1868), "Adam contra Eva" (anonym, 2. Aufl.,
Münch. 1878), "Epigramme und Epiloge in Prosa"
(Bresl. 1880), "Aus den Herbergen des Lebens"
(ebd. 1886), "Randstriche und Nesselreime" (anonym,
Lpz. 1888), "Kapitel aus einem bewegten Leben
1855-64" (anonym, ebd. 1894) u. a.
Ortziegel, ein halber Biberschwanz, dient zur
Ergänzung der Flachziegelreihen an den Giebelseiten.
(S. Dachdeckung.)
Oruba, westind. Insel, s. Aruba.
Orüro. 1) Departamento der Republik Bolivia,
zwischen La Paz, Cochabamba, Potost und Chile ge-
legen, hat auf 55000 ^km 111000 E. und umfaßt
Teile der andinen Hochebene und des östl. Abfalls
der Küstencordillere. Große Strecken haben Wasser-
mangel; unter den Seen ist die Laguna de Aullagas
der größte. Der Boden ist vielfach salzig und wenig
fruchtbar. Dagegen ist er reich an Mineralien,
namentlich an Silbererzen, an denen der Minen-
distrikt vonO. nach dem von Potosi der ergiebigste
in Volivia ist. Außerdem finden sich Kupfer, Zinn,
Eisen, Blei, Antimon und Gold. Feldbau und Vied-
zucht sind leidlich entwickelt. - 2) O., vollständig
^an Felipe de Asturia de O., Hauptstadt des
Departamento O., in 3743 in Sechöhe, 12 km öst-
lich vom Desaguadero (s. d.), am Fuße des Cerro
de O. gelegen, 1590 infolge der dort entdeckten Gold-
minen gegründet, in früherer Zeit einereiche Stadt