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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Osmerus - Osmunda
nin, Milchsäure u. s. w., zunl Teil Zersetzungspro-
dukten in geringer Menge.
Oslnsrus, s. Stint.
Osmium <chem. Zeichen 08, Atomgewicht 192),
cins der fünf Metalle, die das Platin begleiten, bil-
det meist in Verbindung mit Iridium (s. d.), als
Osmium-Iridium, die sehr harten schwarzen
Körner, die bei der Behandlung des Platinsandes
mit Königswasser ungelöst zurückbleiben. Es wurde
1803 von Tennant entdeckt und in neuerer Zeit von
Deville und Debray genauer untersucht. Es ist von
schöner blauer Farbe und krystallinisch, härter als
Glas; sein spec. Gewicht ist 21,4. Für sich ist es un-
schmelzbar, löst sich in Königswasser, auch in Sal-
petersäure. Bei Luftausschluh ist es nicht flüchtig,
an der Luft dagegen oxydiert es leicht, und beim
Erhitzen verbrennt es zu flüchtigem, sehr giftigem
Osmiumtetraoxyd, der Osmiumsäure (überos-
miumsäure), ()8 04, die in farblosen glänzenden
Nadeln sublimiert, bei 100° schmilzt und bei wenig
höherer Temperatur siedet. Die Osmiumsäure dient
als Färbemittel bei mikroskopischen Untersuchungen
und zu subkutanen Injektionen bei Epilepsie.
Osmium-Iridium, s. Iridium und Osmium.
Osmiumsäure, s. Osmium. ^Riechstoffen.
Osmolögie (grch.), Lehre vom Geruch und den
Osmose oder Diosmofe, Bezeichnung für den
gegenseitigen Austausch von zwei verschiedenen,
miteinander mischbaren Flüssigkeiten, die durch eine
engporige Wand, wie Tierblase, Kautschukmembran,
Pergamentpapier, Bast, Thonwand u. dgl. m. von-
einander geschieden sind. Nm die O. nachzuweisen,
dient das von Dutrochet (1826)
angegebene, in beistehender Fi-
gur dargestellte Endosmo-
meter. Dasselbe besteht aus
einem Gefäß m, das als Boden
eine gespannte Tierblase besitzt
und mit einer gesättigten Kupfer-
vitriollösung gefüllt ist. Das
Gefäß m ist in ein weites Glas
", das teilweise Wasser enthält,
so eingestellt, daß beide Flüssig-
keiten ursprünglich gleiche Hohe
baden. Nach einiger Zcit steht
im Rohr 0 die Kupfervitriol-
lösung höher als das Wasser
in dem Gefäß n. Es muß folg-
lich das Wasser des Gefäßes n
durch die Blase gedrungen sein. Aber auch die Flüssig-
keit des Gefäßes in ist zum Wasser durch die Blase
übergegangen, denn letzteres ist bläulich gefärbt.
Das Einströmen der Flüssigkeit in das Gefäß m
heißt Endosmose (En osmose), das Ausströmen
aus dem Gefäß m Exosmose. Die gemeinsame
Bezeichnung beider ist O. Endosmose findet auch
statt, wenn die Kupfervitriollösung durch Alkohol
ersetzt wird, im untern Gefäße aber das Wasser bleibt.
Die Exosmose in letzterm wird leicht merklich, wenn
der Alkohol gefärbt wurde. Vertauscht man bei diesem
Versuche die Tierblase mit einer Kautschukmembran,
so zeigt sich im Rohr 0 ein Sinken, im Gefäß aber
ein Steigen der Flüssigkeit, woraus folgt, daß durch
den Kautschuk in derselben Zeit mehr Alkohol zum
Wasser gedrungen ist als Wasser zum Alkohol. Die
materielle Beschaffenheit der Scheidewand hat also
auf die Richtung der O. wesentlichen Einfluß. In
jedem Falle dauert die O. so lange fort, bis sich
beide Flüssigkeiten gleichmäßig gemischt haben. Bei
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. XII.
verschieden konzentrierten Lösungen derselben Art
geht die schwächere in größerm Maße zur stärkcrn
über, so daß die Flüssigkeit auf Seite der letztern
steigt. Auf Grund der Versuche von Liebig erklärt
sich die Endosmose wie folgt. Die poröse Scheide-
wand (Tierblase) nimmt in derselben Zeit ungleiche
Mengen von beiderlei Flüssigkeit in sich auf (z. B.
vom Wasser 268, vom Alkohol 38 Gewichtsteile).
Die von der Mischbarkeit jener Flüssigkeit herrüh-
rende Anziehung bewirkt dann ein Ausstießen der
Flüssigkeiten aus den Poren gegen die ungleichartige
Flüssigkeit hin, und zwar in demselben Verhältnisse,
in dem sie von der kapillaren Scheidewand aufge-
nommen worden sind (also gehen 268 Gewichtsteile
Wasser zum Alkohol und 38 Gewichtsteile Alkohol
zum Wasser). Auf diese Weise kann sogar der dich-
tere Stoff (z. B. Wasser) der endosmotische, d. h.
jener sein, der durch die Kapillarwirkung der Scheide-
wand in die Röhre 0 zum minder dichten (z. B. zum
Alkohol) gehoben wird. Die Poren der Scheide-
wand müssen stets so klein sein, daß sie die Fort-
pflanzung des hydrostatischen Druckes verhindern;
denn sonst würden sich die Flüssigkeiten direkt mischen
und die Spiegel in beiden Gefäßen nach dem Kom-
munikationsgesetze (s. Kommunizierende Röhren) in
gleicher Höhe liegen. Dem Wesen nach ist die O. eine
durch eineScheidewandveränderteDiffusionvonFlüf-
sigkeiten (s. Diffusion). Da die Zellen und Blutgefäße
ringsum von feinporigen Membranen eingeschlossen
sind, so kann durch letztere der Austausch der betreffen-
den Säfte nur mittels der O. geschehen, woraus die
hohe Wichtigkeit der letztern für die Ernährung der
Pflanzen und Tiere folgt. Eine eigentümliche O. be-
wirkt der elektrische Strom. Trennt man die Flüssig-
keit einer Zersetzungszelle (s. Elektrolyse) durch eine
poröse Wand, so erscheint an der Kathode Endosmose
und an der Anode Exosmose, obwohl hier der Ver-
such mit einerlei Flüssigkeit eingeleitet wird. Die
Menge der transportierten Flüssigkeit ist der Strom-
stärke proportional. - Unter 0 sm 0 tischemDruck
versteht man den hydrostatischen Druck, der, auf
der Seite der stärkern Einströmung durch die über-
getretene Flüssigkeit selbst oder durch Einwirkung
von außen ausgeübt, den osmotischen Vorgang zum
Stillstand bringt, also dem Gleichgewicht der O.
entspricht. Er ist für die Theorie der Physik. Che-
mie, für die theoretische Behandlung aller Vor-
gänge, die mit Konzentrationsänderung einer Lö-
sung verbunden sind (Diffusion, Verdampfen, Aus-
krystallisieren u. s. w.) von großer Bedeutung. -
Vgl. Pfeffer, OsmotischeUntersilchungen (Lpz. 1877);
Nernst, Theoretische Chemie Mutig. 1893).
Osmoseapparat, s. Zuckerfabrikation.
Osmoseverfahren, f. Melassenentzuckerung.
Osmotischer Druck, s. Osmose.
Osinuncla. !>., Farngattung aus der Familie der
Osmundaceen (s. d.) mit nur sieben Arten, größten-
teils im wärmern Asien, krautartige Farne, aus
deren Wurzelstock etwa ^2-1 m lange Wedel her-
vorsprossen; bei den unfruchtbaren ist die Blatt-
spreite normal entwickelt, bei den sporenerzeugenden
findet sich dieselbe bis auf die Nerven reduziert, we-
nigstens in den obern Partien, an denen die Sporen-
häufchen sitzen. Die fruchtbaren Wedel erhalten da-
durch ein traubenförmiges Ausfehen. In Europa
kommt nur eine Art, der Königsfarn (0.16F3.Ü3
2^., s. Tafel: Gefäßkryptogamen, Fig. 5), an
sumpfigen, schattigen Orten vor. Der 23urzelstock
sowie die fruchtbaren Wedel waren offizinell.
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