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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Otto; Otto Ⅲ.; Otto Ⅳ.

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Otto Ⅲ. (römisch-deutscher Kaiser) - Otto Ⅳ. (römisch-deutscher Kaiser)

dieser vertrieb Lothar, verheerte die Champagne und drang bis Paris vor. Im Frieden blieb Lothringen bei Deutschland. Kaum war dieser Kampf beendigt und 979 auch Herzog Mesco von Polen zur Unterwerfung gebracht, so eilte O. 980 nach Rom, wo er das Ansehen des durch Crescentius vertriebenen Papstes Benedikt Ⅶ. rasch wiederherstellte. Vorzüglich aber war ganz Italien gefährdet durch das Vordringen der Sarazenen unter dem Fâtimiden Abûl-Kâsim von Sicilien aus. Die Griechen, noch im Besitz von Apulien und Calabrien, aber nicht im stande, diese Provinzen zu schützen, hielten es mit den Sarazenen gegen O. Dieser drang siegreich vor, eroberte Neapel, Bari, Tarent und lieferte bei Colonna in Calabrien den Arabern eine siegreiche Schlacht, in welcher Abûl-Kâsim fiel. Aber nach dem Siege unvorsichtig vorrückend, erlitt er im Juli 982 in der Gegend von Cotrone eine große Niederlage. Er selbst entging mit Mühe der Gefangenschaft. Auf einem Reichstage zu Verona im Juni 983 wurde von deutschen und ital. Fürsten sein dreijähriger Sohn Otto zum Nachfolger gewählt und ein neuer Feldzug beschlossen. Aber schon 7. Dez. 983 starb O. in Rom. – Vgl. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 (5. Aufl., Braunschw. 1881); Die Urkunden O.s Ⅱ. (gesammelt in den «Monumenta Germaniae historica. Diplomata», Bd. 2, Hannov. 1888).

Otto Ⅲ., römisch-deutscher Kaiser (983‒1002), Sohn des vorigen, war 3 J. alt, als er 983 in Verona gewählt, in Aachen gekrönt wurde. Sofort nach Ottos Ⅱ. Tod wurde der entsetzte und gefangene Herzog Heinrich Ⅱ. von Bayern vom Bischof von Utrecht aus seiner Haft entlassen, bemächtigte sich des Knaben und suchte die Krone des Reichs selbst an sich zu reißen. Da er aber nach vorübergehenden Erfolgen bei den meisten Fürsten Widerstand fand, lieferte er 984 den jungen O. wieder aus und erhielt 985 sein Herzogtum zurück. Während nun O. unter des Bischofs Bernward und später unter des berühmten Gerbert (s. Sylvester Ⅱ.) von Reims Hand die sorgsamste Erziehung genoß, aber auch mit phantastischen Idealen erfüllt und seinem Volke entfremdet wurde, leiteten seine Mutter Theophano, seine Großmutter Adelheid und die staatskluge Äbtissin von Quedlinburg, Mathilde, unter dem Beistande des Erzbischofs Willigis von Mainz, mit Einsicht und Glück die Regierung. König Lothar von Frankreich, der einen neuen Versuch zur Eroberung Lothringens plante, wurde durch Gegner im eigenen Lande daran gehindert. Der infolge der Niederlage Ottos Ⅱ. ausgebrochene Wendenaufstand wurde mit großer Anstrengung und Tapferkeit bekämpft, Meißen wiedergewonnen. 996 übernahm O. selbst die Regierung und zog nach Rom, wo Crescentius (s. d.) sich unter dem Namen eines Patricius der Gewalt bemächtigt hatte. Nach dem Tode Johanns ⅩⅤ. ließ O. einen seiner Verwandten zum Papste wählen, der den Namen Gregor Ⅴ. annahm, verzieh dem Crescentius und wurde von dem neuen Papste 21. Mai 996 in Rom zum Kaiser gekrönt. Aber er hatte kaum Italien verlassen, als Crescentius sich aufs neue empörte, den deutschen Papst verjagte, an seine Stelle Johann ⅩⅥ. einsetzte und überhaupt willkürliche Herrschergewalt übte. Da eilte O., der gerade mit den aufrührerischen Wenden kämpfte, 998 zum zweitenmal nach Italien, die Regentschaft in Deutschland der Äbtissin Mathilde überlassend. Johann ⅩⅥ. wurde gestürzt und geblendet, Crescentius enthauptet, Gregor Ⅴ. wieder auf den päpstl. Stuhl zurückgeführt und, als er im nächsten Jahre starb, durch O.s Lehrer Gerbert, der den Namen Sylvester Ⅱ. annahm, ersetzt. Der Kaiser blieb nun in Rom, nahm röm. Sitten und Gebräuche an und löste sich immer mehr von dem nationalen deutschen Boden, indem er seinen phantastischen, durch Gerbert genährten Plänen auf Errichtung eines christl. Weltreichs nachging. Nach Deutschland zurückgekehrt, unternahm er im J. 1000 eine ascetische Wallfahrt zum Grabe des heil. Adalbert nach Gnesen, erhob Gnesen zum Erzbistum und stattete den Polenherzog Boleslaw mit ganz besondern Hoheitsrechten aus, wodurch er ebenso wie 1001 durch Anerkennung des Königreichs Stephans Ⅰ. von Ungarn den Grund zu einer freien polit. Entwicklung der Völker des Ostens legen half. Nach einem Besuche der Gruft Karls d. Gr. in Aachen zog er 1001 aufs neue nach Rom. Aber die Empörungen der Römer brachten sogar sein Leben in Gefahr. O. verließ Rom, um in Ravenna die Ankunft eines deutschen Heers abzuwarten, starb aber schon, unvermählt, 23. Jan. 1002 zu Paterno unweit Viterbo, ein Opfer seiner idealen Begeisterung für Rom, das er zur ersten Stadt des Reichs, zum Sitz des mit dem Papste eng verbundenen Kaisers, zum Mittelpunkt der Welt hatte machen wollen. Ihm folgte in der Regierung Heinrich Ⅱ. – Vgl. Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Kaiser O. Ⅲ., hg. von Wilmans (Berl. 1840); Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 (5. Aufl., Braunschw. 1881); Kehr, Die Urkunden O.s Ⅲ. (Innsbr. 1890).

Otto Ⅳ., römisch-deutscher Kaiser (1198‒1218), geb. 1174, zweiter Sohn Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde, wurde nach der Ächtung seines Vaters 1180 am Hofe seines Oheims, des engl. Königs Richard I. Löwenherz, erzogen, nahm an dessen Kriegen gegen Philipp Ⅱ. August von Frankreich teil und wurde von ihm 1196 zum Herzog von Aquitanien und Grafen von Poitou erhoben. Als nach dem Tode Kaiser Heinrichs Ⅵ. 1197 die Mehrzahl der deutschen Fürsten ohne Rücksicht auf die frühere Erwählung Friedrichs Ⅱ., der erst 3 J. alt war, Philipp von Schwaben zum deutschen König erwählte, stellte die niederrhein.-westfäl. Partei unter Führung des Erzbischofs Adolf I. von Köln 9. Juni 1198 O. als Gegenkönig auf, der auch in Aachen gekrönt wurde. Beide Könige suchten die Anerkennung des Papstes Innocenz Ⅲ. zu erlangen. Dieser verhielt sich eine Zeit lang schwankend. Als aber O., auf dessen Seite die Könige von England und Dänemark standen, ihm die Abtretung der von dem röm. Stuhl in Anspruch genommenen Reichslehn zugesichert hatte, entschied er sich 1201 für den Welfen und führte ihm zugleich den Böhmenkönig Ottokar Ⅰ. als Bundesgenossen zu. Dennoch gewann Philipp durch das Glück der Waffen und verschwenderische Freigebigkeit mit dem Reichsgut und den Kronrechten 1204 die Oberhand, aber nach seiner Ermordung 1208 wurde O. allgemein als König anerkannt. Er sprach über Philipps Mörder die Reichsacht aus, begab sich 1209 nach Italien, bewilligte dem Papste die freie Wahl der Bischöfe durch die Kapitel und die Berufung in allen geistlichen Dingen nach Rom, und wurde darauf 4. Okt. 1209 in Rom zum Kaiser gekrönt. Als indes O. die mit dem päpstl. Gebiet vereinigten Landschaften Ancona und Spoleto sich wieder zueignete und auch das Friedrich Ⅱ. gehörige Apulien angriff, sprach Innocenz, als der Kaiser nach Sici-^[folgende Seite]