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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oxhoft - Oxyde

lords den Platz räumen. Harley besonders führte nun den Kampf gegen die Whigherrschaft, deren Ausschreitungen bald einen neuen Umschwung für die Tories herbeiführten, indem Harleys Verbündete, die Kammerfrau Masham (s. d.), bei der Königin Anna den Einfluß der Herzogin von Marlborough zu untergraben wußte. 1710 berief Anna ein neues Torykabinett, an dessen Spitze Harley, der zum Grafen von O. erhoben war, als Lord-Schatzmeister stand, neben ihm Saint-John als Staatssekretär. Letzterer lenkte sofort die engl. Politik aus der Teilnahme am Spanischen Erbfolgekriege zum Utrechter Frieden (1713). Ein Zerwürfnis der Genossen, zugleich O.s Verfeindung mit der Masham, führte 27. Juli 1714 zu seinem Sturz. Nach Georgs I. Thronbesteigung wurde er von den Whigs des Hochverrats angeklagt und in den Tower geschickt, 1717 aber nach Niederschlagung seines Prozesses freigelassen. Er starb 21. Mai 1724.

Sein Sohn Edward Harley, Graf von O., vermehrte eifrig die reiche väterliche Bibliothek, von der Oldys und Johnson einen Katalog (4 Bde., Lond. 1743) herausgaben. Nach seinem Tode (16. Juni 1741) wurden die Bücher verkauft, die Handschriften aber kamen ins Britische Museum, wo sie die Bibliotheca Herleiana bilden. Das letzte Glied dieser Familie, Alfred, sechster Graf von O., starb 19. Jan. 1853.

Oxhoft (aus dem niederdeutschen Oxhoofd, d. i. Ochsenhaupt; engl. hogshead [d. h. Schweinskopf]; frz. barrique), größeres Maß besonders für Wein und Spirituosen, von verschiedenem Inhalt, der meist zwischen etwa 200 und 240 l schwankt. (Letztern Inhalt hatte das O. in Russisch-Polen.) In Deutschland umfaßte das O. meist 1½ Ohm (s. d.). Das dänische O. enthält 234 Pott oder 226,072 l. Das engl. Hogshead = ½ Pipe oder ¼ Tun ist in neuem Maß (seit 1826) bei Ale und Bier 54 Imperialgallons = 245,346 l, bei andern Flüssigkeiten 63 Imperialgallons = 286,238 l. In altem Maß (gesetzlich noch in einem Teil der engl. Kolonien und in den Vereinigten Staaten) hat das O. für Ale 48 (alte) Ale- und Biergallons = 221,809 l, für Bier 54 solche Gallons - 249,536 l, für andere Flüssigkeiten 63 (alte) Weingallons = 238,475 l.

Oxiae Insulae, alter Name der Echinaden (s. d.).

Oxime, s. Isonitrosoverbindungen.

Oxonia, der lat. Name von Oxford.

Ox-tail soup (engl., spr. tehl supp), Ochsenschwanzsuppe.

Oxus, im Altertum der Amu-darja, s. Amu.

Oxy... (vom grch. oxýs), scharf, sauer, häufig in Zusammensetzungen, besonders bei chem. Verbindungen: sauerstoffhaltig.

Oxyakanthin, C18H19NO3, ein krystallinisches Alkaloid, welches neben Berberin in der Wurzelrinde von Berberis vulgaris L. vorkommt.

Oxyästhesie (grch.), abnorm gesteigerte Empfindung.

Oxyäthylsulfosäure, s. Isäthionsäure.

Oxyazobenzol, eine Verbindung, welche durch Einwirkung von Phenol auf Diazobenzolchlorid entsteht:

C6H5·N:N·Cl + C6H5(OH) =

Diazobenzolchlorid + Phenol

C6H5·N:N·C6H4(OH) + HCl.

= Oxyazobenzol.

Es krystallisiert in ziegelroten Prismen und besitzt die Eigenschaften eines Farbstoffes, ebenso wie das Amidoazobenzol. Es kommt zwar nicht als solcher in den Handel, dagegen werden ähnliche Oxyazoverbindungen und Sulfosäuren derselben mehrfach technisch dargestellt.

Oxyazofarbstoffe, s. Azofarbstoffe.

Oxybenzole, s. Phenole.

Oxychloride, Verbindungen von mehrwertigen Elementen gleichzeitig mit Sauerstoff und Chlor.

Oxycroceumpflaster, Safranpflaster (Emplastrum oxycroceum), ein früher offizinelles, aber schon in der Pharmacopoea Germaniae II nicht mehr enthaltenes Präparat, ein rotbraunes Pflaster, das besonders bei rheumatischen Beschwerden Anwendung findet. Es enthält gelbes Wachs, Kolophonium, Fichtenharz, Ammoniakgummi, Galbanum, Terpentin, Mastix, Myrrhe, Weihrauch und Safran.

Oxyd, s. Oxyde.

Oxydaktylier, s. Froschlurche.

Oxydation, die Verbindung mit Sauerstoff (Oxygenium), demnach die Umwandlung eines einfachen Körpers in ein Oxyd, oder die Überführung eines sauerstoffärmern Oxyds in eine an Sauerstoff reichere Verbindung. Sie erfolgt durch direkte Vereinigung mit freiem Sauerstoff, beim Erhitzen an der Luft, durch Verbrennen oder durch Übertragung von gebundenem Sauerstoff von sauerstoffreichen (sog. Oxydationsmitteln, s. d.) an sauerstofffreie oder sauerstoffarme Körper.

Oxydationsflamme, s. Lötrohr.

Oxydationsmittel, Sauerstoffverbindungen, die ihren Sauerstoffgehalt entweder teilweise oder vollständig an andere Stoffe leicht abgeben. Manche wirken erst bei höherer Temperatur, beim Zusammenschmelzen mit den zu oxydierenden Körpern, wie der Salpeter, andere schon bei niedrigern Temperaturen, wie Salpetersäure, Chlorsäure, unterchlorige Säure u. a. Auch das Chlorwasser (Wasser, das Chlorgas absorbiert hat) ist ein schon bei gewöhnlicher Temperatur stark wirkendes O., da es sich bei Gegenwart von oxydierbaren Körpern unter Salzsäurebildung leicht umsetzt: Cl2 + H2O = 2 HCl + O.

Oxyde, im allgemeinen alle Verbindungen eines Elementes mit Sauerstoff, im engern Sinne aber nur, wenn sie nicht saure Eigenschaften haben. Giebt ein Metall mehrere O., die nicht Säuren sind, so nennt man von diesen das der Verbindung mit Säuren fähige Oxyd, das, welches zu wenig Sauerstoff enthält, um mit einer Säure ein Satz bilden zu können, Suboxyd, diejenige Oxydationsstufe aber, die zu viel Sauerstoff enthält, um mit einer Säure ein Salz zu bilden, Superoxyd oder Hyperoxyd. Sind zwei O. fähig, Salze zu bilden, so heißt das sauerstoffärmere Oxydul, das sauerstoffreichere Oxyd. So z. B. ist Pb2O Bleisuboxyd, PbO Bleioxyd, Pb2O3 Bleisesquioxyd und PbO2 Bleisuperoxyd, ferner MnO Manganoxydul, Mn3O4 Manganoxyduloxyd, Mn2O3 Manganoxyd, MnO2 Manganhyperoxyd. In der ältern chem. Sprache nannte man die Metalloxyde Metallkalke; daher ist denn auch verkalken gleichbedeutend mit oxydieren, d. h. verbinden mit Sauerstoff. (S. Calcination.) Die Franzosen und Engländer und die deutschen Chemiker bezeichnen häufig die O. eines Metalls bloß der Zahl nach als Protoxyde, Deuteroxyde oder Bioxyde, Trioxyde, Tetroxyde, Pentoxyde u. s. w. und wenden diese Nomenklatur auch auf Säuren, namentlich die Anhydride derselben an; so nennt man schweflige Säure Schwefeldioxyd, Kohlensäure Kohlendioxyd, Schwefelsäure Schwefeltrioxyd. Oxyd- und Oxydulsalze nennt man